Amt

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Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß das Finanzamt jetzt sowohl rechtlich als auch rechnerisch fast vollständig auf meine Sicht der Dinge eingeschwenkt ist. Auf den Rest habe ich jetzt verzichtet (ging nur noch um ein paar hundert Euro mehr oder weniger Einkommen). Das hätten wir allerdings auch schon früher haben können. Nämlich auf der Grundlage meiner Steuererklärung. Daher und aufgrund der letzten Kontakte und Rechenfehler habe ich mich für „Inkompetenz“ und „Versuch, diese gegenüber Vorgesetzten und Steuerpflichtigem zu vertuschen“ entschieden.

Am Sonntag hatte ich fast noch das Finanzamt als erfreuliche Kleinigkeit genannt. Ein Glück, daß ich es nicht getan habe. Telefonisch war eine gute Lösung angekündigt, mit der ich hätte leben können. In der Theorie ist sie auch akzeptabel. In der Praxis haben Sie sich aber schon wieder verrechnet und zudem einen Posten Ausgaben kommentarlos ganz unter den Tisch fallen lassen. Inkompetenz oder Böswilligkeit?

Warum zucke ich eigentlich bei „Priesterkandidat“ zusammen? Weil ich mich frage, warum das „Amt“ so schlecht angesehen ist, daß es verbal zu streichen ist.

Was bedeutet denn eigentlich das „Amt“? Am geläufigsten ist „Amt“ wohl noch im staatlichen Sinne von Behörde etc. Ein solches Amt hat gewisse Befugnisse und damit auch Macht. Ich kann mir höchstens vorstellen, daß „Amt“ genau deswegen einen schlechten Ruf hat, weil es was mit Macht zu tun hat.

Allerdings fällt dabei ein ganz gewichtiger Aspekt unter den Tisch: Selbst der Amtsvorsteher hat keinerlei Machtkompetenz aus sich selbst heraus, sondern sie wird ihm vom staatlichen Recht, dem er untergeordnet ist und das er anzuwenden hat, verliehen.

Genau das ist, glaube ich, der Grund, warum ich zusammenzucke bei „Priesterkandidat“: Auch wenn es vielleicht nicht so gemeint ist, aber hier wird ein wesentlicher Aspekt des Priestertums, und zwar der Aspekt, der es vom Magier unterscheidet, unterbelichtet: Der Priester hat seine Befugnisse und Macht nicht aus sich selbst heraus, sondern von Christus, dem er untergeordnet und dessen Willen er zu tun hat, bekommen.

Kürzlich habe ich ja quasi-amtlich mitgeteilt bekommen, ich sei zu ehrlich. Was ich in dem Post noch unterschlagen hatte, war der anschließende Satz: Wer ehrlich ist, wird bestraft.

Heute habe ich meinen Steuerbescheid bekommen. Am Anfang fühlte ich mich nur verarscht, weil das Finanzamt nun plötzlich, als meine Einkünfte mal übers ganze Jahr hinweg eine steuerlich relevante Höhe erreicht haben, plötzlich bei mehreren Punkten die meine Steuerschuld zu meinen Ungunsten beeinflussen, anders entschieden hat als in den letzten fünf Jahren. Ganz klarer Eindruck: Damals war’s ja egal, ob die Einkünfte um den einen oder anderen Tausender höher oder niedriger waren, weil ja eh keine Steuern anfielen, also machte man sich keine Mühe, da irgendwas zu beanstanden; heute ist das anders, daher wird um jeden Cent gefeilscht.

Dann fiel mir auf, daß in einer nebenberuflichen Tätigkeit eine horrende Summe stand: Die haben allen Ernstes alle Einnahmen versteuert, nicht nur den Gewinn. Selbst auf den Cent genaue Erstattungen für Bahnfahrkarten wurden als Einkünfte aus freiberuflicher Tätigkeit in die Besteuerungsgrundlagen übernommen. Andere Leute geben solche Kleckereinnahmen übrigens nicht einmal an! Wer ehrlich ist, wird eben bestraft.

Schließlich stolperte ich zunehmend verärgert darüber, daß geltend gemachte Sonderausgaben nach fünf beanstandungsfreien Jahren nun plötzlich als steuerlich irrelevant angesehen wurden, ohne daß mir eine Gesetzesänderung aufgefallen wäre.

Der Impuls, der in einer Ersatzhandlung die Einbettung obigen Videos auslöste, kam aber erst auf, nachdem ich knapp drei Stunden das Internet durchforstet habe, um zu verstehen, was die angegebene Begründung eigentlich bedeuten sollte. Komischerweise landete ich immer auf Seiten, die sich mit Werbungskosten beschäftigten — selbst nachdem ich „-werbungskosten“ in die Suchanfrage eingegeben hatte. Hat es noch nie einen solchen Fall wie meinen gegeben?!

Auf die richtige Spur kam ich erst, als ich auf einer Seite dann die Definition von Sonderausgaben als „private Ausgaben“ definierte. Da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren, oder anders gesagt: Quellenlektüre vor Neuentdeckungen. Mein Finanzamt begründet in einem dialektischen Kunstgriff die Nicht-Anerkennung meiner Sonderausgaben tatsächlich mit einer Vorschrift, die sich ausdrücklich nicht auf Sonderausgaben bezieht.

Sauber!

Vor einem Monat beglückte mich Christ in der Gegemwart mit einem als Umfrage getarnten Werbeschreiben, nun hat die Herder-Korrespondenz nachgezogen. Obwohl es bei CiG um „Kirche wohin?“ ging, bei der Herder-Korrespondenz aber um „Deutschland vor dem Papstbesuch“, unterscheiden sich die Themenfelder der Umfragen nicht sonderlich: beide drehen sich eigentlich um den Dialogprozeß und den Rest des gegenwärtigen kirchenpolitischen Tagesgespräches.

Soweit, so gut, nur zertrümmern mir die Umfragen mein Weltbild. Während ich das Probeabo von CiG wegen regelmäßiger Herzattacken fast nicht überlebt hätte, war die Herder-Korrespondenz zwar nicht immer in voller Länge interessant, aber sie hatte immerhin ein differenzierteres Niveau als CiG und war durchaus wissenschaftlich zitierbar (was zum Teil der Grund für die Langeweile gewesen sein dürfte :-). Wenn ich nun aber die Umfragen vergleiche, dann ist die der CiG aber um Längen differenzierter. Schon alleine die Antwortvorgaben: Während bei CiG Mehrfachauswahl möglich war und verschiedene Aspekte eines Themenfeldes berücksichtigt wurden, gibt es bei der Herder-Korrespondenz immer nur die gleichen Antworten, von denen man sich für eine entscheiden muß: „Ja“ und „Nein“.

Leider kann man bei keiner Frage mit dem Ankreuzen einer dieser Vorgaben die Frage angemessen beantworten, was nicht zuletzt daran liegt, daß die Fragen schonmal gleich gar nicht angemessen gestellt sind. Etwa Frage 3: „Die Bischöfe haben den Ernst der Lage noch nicht erkannt.“ Könnte man ja ankreuzen, könnte man aber auch nein ankreuzen, je nachdem, welche Bischöfe man vor Augen hat und worin man den „‚Ernst der Lage“ sieht (ich vermute, ich sehe den „Ernst der Lage“ in einer anderen Richtung als die Umfrageersteller). Oder Frage 6: „Das kirchliche Leben wird mehrheitlich von Frauen getragen, die katholische Kirche aber von Männern geleitet: Daran muß sich etwas ändern.“ — Ja: die Männer sollten sich mehr ins kirchliche Leben einbringen. Nein: an der Leitung durch Priester kann sich nichts ändern. Ganz zu schweigen von Frage 10: „Der Papstbesuch wird die Stimmungslage im deutschen Katholizismus deutlich verbessern.“ Mal davon abgesehen, daß ich beim Begriff „Katholizismus“ jedesmal zusammenzucke (rein begrifflich: katholisch läßt sich nicht „ismisieren“, denn dann ist es nicht mehr allumfassend; historisch: ganz bestimmte Ausprägung katholischen Lebens, die schon seit dem einen oder anderen Jahrzehnt vorbei ist, auch wenn das ZdK immer noch die Ordnung des frühen 20. Jahrhunderts repräsentiert), ist natürlich die Frage, was man unter „deutschem Katholizismus“ versteht. Die Doppelnamen-Gutmenschenfraktion wird sich jedenfalls nicht vom Papst die schlechte Stimmung verderben lassen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Herder-Korrespondenz hat es mit einem einzigen Werbeschreiben geschafft, mein bisher positives Gesamtbild der Zeitschrift von Grund auf zu zerstören. Herzlichen Glückwunsch, das ist doch mal eine Leistung.

Stanislaus hat auf die Antwort von Kardinal Meisner zur Frage nach einem Pontifikalamt in der forma extraodinaria hingewiesen. Stanislaus nennt das beiläufig eine „negative Antwort“. Bei genauerer Betrachtung ist es aber keine negative Antwort, weil sie überhaupt keine Antwort auf die gestellte Frage beinhaltet.

Die Frage lautete kurz und knapp:

können Sie sich vorstellen, ein Pontifikalamt in der außerordentlichen Form des römischen Ritus zu feiern?

Wenn ja, warum?
Wenn nein, warum nicht?

Es gab bei „direktzu Kardinal Meisner“ mehrere Fragen zur außerordentlichen Form, und ich vermute, daß ich nicht der einzige war, der gerade diese Frage gerade wegen ihrer Formulierung unterstützt hat. Sie bot die Möglichkeit, mal ernsthafte Argumente zu bringen (sei es für oder wider). Und dann sagt er nicht einmal, ob er sich das vorstellen könnte, wenn es denn mal einen Anlaß gäbe, sondern nur, daß er zur Zeit keinen Anlaß sieht:

Zu Ihrer eigentlichen Frage:
Bisher habe ich kein Pontifikalamt in der außerordentlichen Form gefeiert. Obwohl ich 1962 zum Priester geweiht worden bin und die Messzelebration anfangs noch in der außerordentlichen Form praktiziert habe, müsste ich mich heute intensiv darauf vorbereiten. Augenblicklich sehe ich keinen Anlass, selbst ein Pontifikalamt in der außerordentlichen Form zu feiern.

Ok, sich darauf intensiv vorbereiten zu müssen, ist ein valides Argument gegen ein Pontifikalamt in der außerordentlichen Form am, sagen wir mal: kommenden Sonntag. Vermutlich ist die Planung eines Erzbischofs von Köln aber sowieso längerfristiger als bis kommenden Sonntag. Daß er im Augenblick keinen Anlaß sieht, ein solches zu feiern, sagt ja noch nichts darüber aus, was wäre, wenn ein solcher Anlaß gegeben wäre (spinnen wir mal rum: etwa anläßlich der Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft mit der Piusbruderschaft?). So kann man natürlich eine negative Antwort da reinlesen — aber sie steht da nicht. Das ist eine Interpretation, die der Rezipient vornimmt, und der wird immer seine eigenen Erwartungen in so einen Text reinbringen, sei es, daß ein deutscher Bischof eh nie außerordentliche zelebrieren wird (sei es aus Feigheit, sei es aus Überzeugung), sei es, daß Kardinal Meisner ja gerne würde, sich aber bisher eben kein Anlaß ergab, was man ja durch eine Anfrage ändern könnte, oder der Widerstand aus $FEINDBILD-Kreisen zu groß ist.

Toll, die Antwort ist mal wieder herrlich diplomatisch und stößt streng wörtlich genommen weder die einen noch die anderen vor den Kopf (sagt er ja auch: er muß der Einheit dienen), und bei Bedarf kann er die eine oder andere Interpretation vorschieben. Nur daß er auf Dauer damit beide Seiten (die sich überhaupt für die Frage interessieren) vergrätzt, die nämlich beide eine klare Positionierung wünschen. Wie wollen wir eigentlich wieder missionarisch werden, wenn wir auf klare Fragen keine klaren Antworten geben können?!

DISCLAIMER: Dieses Posting ist Ausdruck meiner persönlichen Enttäuschung darüber, daß Kardinal Meisner sich aus einer klar und präzise formulierten Frage einfach „rausgewieselt“ hat. Nicht mehr und nicht weniger.