Buße

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…hat sich in die Blogoezese verliebt, wie mir scheint (via katholon).

Ich finde allerdings nicht nur, daß das langsam langweilig würde. Als jemand, der stark wissenschaftlich geprägt ist, reagiere ich ehrlichgesagt ziemlich allergisch auf sinnentstellende Zitate. Jedenfalls erkenne ich Stanislaus‘ Kommentar in Haverkamps Artikel nicht wieder. Denn Haverkamp erweckt den Eindruck, Stanislaus habe „überwiegend“ die Kritik Kisslers zitiert, was aber schon insofern nicht stimmt, als die beiden Zitate in dem Artikel, das positive und das ansatzweise negative, in etwa gleich lang sind, tatsächlich ist sogar das positive, dem Stanislaus ja auch zustimmt, das längere.

Ganz übel finde ich jedoch, daß Haverkamp beim Zitieren des Zitats den letzten Satz wegläßt: „Wir wissen es nicht, wir ahnen aber: Die Zukunft wird es weisen“, und nicht mit einem Satz darauf hinweist, daß Stanislaus dieses Zitat mit „ohne ihm (gemeint ist Bischof Bode) dabei etwas unterstellen zu wollen“ einführt. Im Grunde handelt es sich doch bei dieser Kritik nur um die berechtigte Feststellung: Dieses Mea Culpa hat nur dann einen Sinn und kann positive Wirkung entfalten, wenn es mehr ist als ein Mediencoup.

Bevor ich als nächstes in der NOZ als verlinkt werde (hm, verlinkt wurde Stanislaus überhaupt nicht — was soll das denn?!): Nein, ich glaube nicht, daß das ein Mediencoup, eine Aktion, die nur der Imagepflege dient, sein sollte. Wer es noch nicht gemerkt hat in den letzten Jahren: Die Fähigkeiten unserer Kirche zu medienwirksamer Imagepflege sind nicht unbedingt das Pfund, mit dem ich wuchern würde. Und das ist, zumindest in dieser Frage, auch gut so. Schuld eignet sich nicht zur Imagepflege. Sie kann und muß aber sehr wohl liturgisch vor Gott zum Ausdruck gebracht werden. Und das ist der grundlegende Punkt, in dem Bischof Bode und der Rest der Blogoezese wohl voll und ganz auf einer Linie liegen dürften.

Schade nur, daß wir uns jetzt mal wieder nur gegenseitig fertig machen.

Unter diesem Titel sollte eigentlich ein Beitrag zu Wikileaks erscheinen, aus gegebenem Anlaß kann ich zu diesem Thema nur verlinken.

Nun also zu einem Thema, zu dem sich m.E. schon andere in die Nesseln gesetzt haben. Es ist auch nicht so ganz einfach, in der emotionalen Erschütterung differenzierte Äußerungen zu Byte zu bringen. Drum beschränke ich mich im Folgenden auf „Ich-Botschaften“.

Ich habe es geahnt, als der erste Link in Elsas Kommentarbereich auftauchte. So viele junge Pfarrer im nördlichen Emsland konnte es ja nicht geben. Ich ahnte, daß nicht das Bloggen der Grund für die Blogschließung gewesen sein konnte. Nach wie vor ist sein Zweitblog zugänglich, dessen Thema angesichts der Vorwürfe tasächlich irritierend ist. Ich hoffte trotzdem.

Aber was hätte das geändert? Nur, daß ich ihn nicht (virtuell) gekannt hätte. Warum wäre das relevant gewesen? Ich hätte mich besser distanzieren können, wäre weniger emotional betroffen gewesen. Aber wäre das besser? Augen zu und durch? Der Wahrheit ins Auge zu blicken, auch wenn sie schmerzt; dorthin zu gehen, wo das Dickicht der Sünde, ja der Tod der Seele wartet; dem Bösen nicht ausweichen, sondern ihm standhalten. Notwendig ist das, wie ich immer wieder erfahren habe. Nur wenn ich weiß, wovon ich erlöst bin, wovor ich bewahrt wurde, kann ich das auch schätzen (und wenn ich „ich“ schreibe, dann meine ich auch „ich“: mich, als ein als Baby Getaufter, der manchmal mit Staunen hört, wie Neophyten oder Revertiten vor ihrer Umkehr das Leben erfahren haben [dieser Song spukt mir schon das ganze Wochenende im Kopf herum]). Und ich weiß: Auch wenn ich nicht in Gefahr stehe (zu stehen glaube), Besuch von der Polizei zu bekommen, stehe ich nur unwesentlich besser vor Gott dar als „Katholik“.

Im Grunde mußte ich damit rechnen. Wenn nicht „Katholik“, dann jemand anders. Wenn nicht Kinderpornographie, dann $BELIEBIGE_TODSÜNDE. Natürlich kommt hier noch dazu, daß er Priester ist, eine besondere Vertrauensperson, ein Geistlicher, mit besonderer Gnade beschenkt. Aber eben auch mit besonderen Versuchungen belastet. Und ein besonders lohnendes Ziel für alle Versucher dieser Welt. Ich glaube, ihm und mir konnte nichts besseres passieren, als daß das ganze öffentlich wird (vorausgesetzt, er hat sich tatsächlich etwas zu schulden kommen lassen, aber nach allem, was man lesen kann, ist diese Frage wohl nur noch juristisch offen). Die Öffentlichkeit bietet Schutz vor der Sünde (wenn die Öffentlichkeit ihn jetzt nicht in die Enge treibt), die Möglichkeit zur Umkehr, zur Reue, zur Besserung — zur Buße. Nichts ist an der Sünde schlimmer als ihre Heimlichkeit. Ist sie erst einmal ausgesprochen, hat sie ihre Macht bereits zu großen Teilen verloren. Die Wahrheit will ans Licht, und die Wahrheit macht frei.

Ich breche das jetzt ab. Mir schwirrt noch viel zu viel im Kopf herum, ungeordnet. Ich bin in Trauer, aber nicht schockiert. Ich bin enttäuscht, aber weiß nicht wovon. Ich bin wütend, aber weiß nicht auf wen. Es wäre so einfachzu einfach. Das Wort der Heuchelei ist bereits gefallen — es ist ein starkes Wort, das mitunter auch auf den zurückfällt, der es verwendet (mich eingeschlossen)… Doch in gewisser Weise ist damit getroffen, was ich empfinde — sowohl musikalisch als auch inhaltlich.

Ich werde die Verlinkung nicht rausnehmen. Damnatio memoriae? Dann könnte ich auch aufhören zu beten.

Hütet euch vor dem Menschem,
denn er ist die Marionette des Teufels.
Als einziges von Gottes Geschöpfen
tötet er aus Spaß, Lust und Gier.

Die heiligen Schriften
enthüllen die Wahrheit…

Laß es sich nicht verbreiten,
denn es wird deine Heimat zur Wüste machen.
Meide es – treib es zurück in seine Brutstätte,
denn es ist ein Vorbote der Hölle.

Meide es – oder du wirst ihm ähnlich.
Meide es – das Tier Mensch.

Nach einer Vorlage von Michael Amott, (P) 1998

Erwache in Schweiß,
klare Sicht kehrt zurück,
viel zu schnell pocht das Herz.

Ich sank so tief,
daß die Hölle erschien
als ob Himmel sie wär.

Gefangen in Verlangen
Herrlichkeit verloren.
Ohne mein Erbteil
zu Boden geworfen.

Versuchung.

Kann den Fall nicht ertragen,
kämpf‘ um mich selbst,
brauche die Heilung,
darf nichts verstecken.

Suche die Kraft,
deine Macht zu brechen,
die Macht, dich zu schlagen,
das Leid zu ertragen!

Greife an
mit Seinem Schwert,
verteidige mich
in himmlischen Licht.

Befreit von dir
zum König berufen,
wohnt Stärke in mir.

Stell‘ mich dem Kampf,
dem Kampf der Verführung:
Bin nicht mehr Opfer
teuflischer Scharen.

Erhöhung.

Kein fremdes Leben,
kein Opfer des Streits.
Dem Herr meines Lebens
völlig ergeben.

Dein Ruf wird schwächer,
Mein Wille gestärkt.
Mein Unglück gewendet,
Zukunft erblickt.

Kein Schmerz mehr zu spüren,
gleich dem Urbild geschaffen,
meine wahre Berufung erkannt.

Ich lebe mein Leben.

Frei.

Nach einer Vorlage von David Proctor, (P) 2006