J.B.O.

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Witze zu erklären ist so ziemlich das Blödeste, was es gibt. Vielleicht hilft es aber in diesem Fall, Metal besser zu verstehen.

Warum funktioniert dieses Stück? – Weil Musik und Inhalt im geradezu kontradiktorischen Widerspruch stehen. Man kann nicht solche Musik machen und dabei von der Schönheit der Schöpfung und der Poesie der Liebe singen. Daß J.B.O es trotzdem tun, zieht den Metal halt ein bißchen durch den Kakao und funktioniert gerade nur als die (nicht erwartete) Ausnahme zur Regel. Überzeichnet wird es noch durch den Mittelteil, der das Grundprinzip des Liedes umdreht: Zu Musik auf knapp über Schlagerniveau werden Death Metal-Texte gesungen.

So sehr das ganze darauf angelegt ist, zu unterhalten und den Metal aus der Innenperspektive auf den Arm zu nehmen, der in seiner ganzen Attitüde immer auch kurz vor der Albernheit steht, so sehr kommt dabei auch eine ernsthafte Gesellschaftskritik zum Tragen.[1] Denn tatsächlich gibt es Popmusik, die musikalisch harmlos, inhaltlich aber gewaltig gefährlich daherkommt. (Das fällt mir immer wieder auf, wenn ich mal in die Verlegenheit komme, Mainstreammusikradio zu hören.) Was am Metal sehr grundlegend kritisiert wird, wird bei anderer Musik nicht einmal bemerkt.

Oder wo genau ist der Unterschied zwischen „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ zu „Wein, Weib und Gesang“ außer vielleicht in der Drastik? Sachlich ist es dasselbe. Diese Heuchelei ist es, die vom Metal angegriffen wird, nämlich das Böse immer nur bei den anderen zu sehen, den Balken im eigenen Auge aber nicht.

Auf anderer Ebene hat dieser Post schonmal dasselbe thematisiert. Im Lounge Music-Stil geht ein Text übers australische Fernsehen, was man im Original nicht mal ins Land lassen will. „The lyrics aren’t the problem, it’s the music.“

[1] Sehr treffend formulierte KingBear: „Verflixte Postmoderne, die es möglich macht, ein und dieselbe Aussage sowohl ironisch als auch ernst zu meinen!“ (hoch)