Immer wieder stoße ich an „Knotenpunkten“ der Theologiegeschichte des 20. Jahrhunderts auf den Hinweis: anthropozentrische Wende, personales Denken. Und je länger ich darüber nachdenke, umso mehr verdichtet sich der Eindruck, daß genau diese beiden Begriffe zugleich die innere Grenze des durch sie bestimmten theologischen Denkens – und das Problem unserer heutigen Kirche beschreiben.
Denn diese Personalität konstituierte sich in der Beziehung – zu anderen Personen, das heißt: vor allem zu anderen Menschen und damit im Dialog auf gleicher Augenhöhe. Die Übertragung dieses Konzepts auf die Gottesbeziehung liegt natürlich nahe, zerstört aber den unendlichen Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf. Auch wenn diese Konsequenz nicht unabwendbar war (also den entsprechenden Theologen keineswegs Böswilligkeit unterstellt werden soll), führte das Zusammenspiel mit anderen theologischen Tendenzen de facto doch zu einer Entgöttlichung Gottes.
Dann ist natürlich das persönliche Lebensziel, ich sag’s mal salopp: in den Himmel zu kommen, als Heilsindividualismus zu verurteilen. Denn Heil, personal gedacht, ereignet sich als vollendetes Mensch-, das heißt: Personsein, und damit nur innerweltlich, zwischenmenschlich und damit gesellschaftlich durch Dialog und Caritas. Folglich ist auch jegliches kontemplatives Leben „heilsindividualistisch“ und abzulehnen.
Schließlich ist Wahrheit dann auch nicht mehr objektiv in der von Gott gegründeten Naturordnung zu finden – die Natur hat ja im Personalismus überhaupt keinen Ort mehr! – sondern eben im zwischenmenschlichen Austausch, dem Dialog, der selbst (und damit auch seine Regeln) plötzlich als das eigentlich Heilige erscheint.
Drastisch ausgedrückt handelt es sich dabei aber um nichts anderes als eine Vergötzung, eine Verabsolutierung von etwas Geschaffenen, einen Tanz um das Goldene Kalb – um Glaubensabfall.
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