9 comments on “Home

  1. Moin,

    ich bin durch Zufall auf Deinen Blog gestoßen und finde ihn interessant. Ich bin 42 und habe im laufe der Jahre immer wieder mal Metaller mit christlichen Hintergrund getroffen. Allerdings fand ich die meistens komisch, vermutlich weil ich Christen ohnehin komisch fand, und dann diese Kombi…. Ich mag diese Musik, und auch wenn sie nicht meine Welt ist, war ich schon oft beeindruckt, von der kühlen, kraftvollen Präzision dieser Musik. Eigentlich dachte ich immer, dass die Ablehnung des katholischen Glaubens sozusagen zum guten Ton in der Metallerszene gehört, aber ich habe offensichtlich keine Ahnung. Werde mich hier mal ein bißchen umschauen…

    • Es gibt einen Unterschied zwischen der „Szene“ (was genau ist eigentlich die Szene?) und der Musik. Die meisten Metaller mögen die Musik und nehmen irgendwelche Ideologien nicht sonderlich ernst (in die Kategorie „Ideologie“ würde allerdings auch der Glaube, insbesondere wenn kirchlich verstanden, fallen). Und wenn dann da ein Katholik aufkreuzt, der absolut nicht den Klischees entspricht, weil er ebenfalls wegen der Musik in der Szene ist und nicht um zu missionieren, dann ist das zwar vielleicht irritierend (was ja durchaus positiv sein kann), aber mehr auch nicht. Ist jedenfalls meine Erfahrung.

  2. Stimmt, was genau ist „die Szene“ eigentlich, ? Wenn ich es richtig verstanden habe, stellen die Metaller keine homogene Gruppe dar, der Minimalkonsens ist vielleicht die Liebe zur Musik, was aber offensichtlich unterschiedlichste Lebensentwürfe und politische Ansichten nicht ausschließt.
    Udo Dirkschneider, der Sänger von Accept, äußerte sich in einem Interview einmal sinngemäß dahingehend, dass Metalfans im allgemeinen recht konservativ sind, was ihre Erwartungen der Musik gegenüber betrifft, ich hatte allerdings gelegentlich auch den Eindruck, dass man das auch auf ihre Wertvorstellungen übertragen kann. Du schreibst, dass Metalfans in der Regel nicht an Ideologien interessiert sind, wie meinst Du das? Das bedeutet doch nicht, dass sie deswegen auch unpolitisch sind – oder? Das hielt ich nämlich immer für eine Klischeevorstellung, ebenso die, dass sich Metal nur um Blut,Satan Tod und Teufel dreht, was ja erwiesenermaßen nicht (nur) der der Fall ist. Metalmusik ist für mich ein Phänomen, dass ich als interessierter Außenstehender nur schwer begreifen kann, denn es scheint eine völlige Abtrennung von Musik und Weltanschauung zu geben, die nicht einfach auf andere Musikstile z.B. Volksmusik übertragen werden kann. Was ist Metal eigentlich, und warum gibt es soviel unterschiedliche Formen, und warum legen die Liebhabe einer bestimmten Metalrichtung oft soviel Wert auf Abgrenzung?

    • Das sind ja gleich eine ganze Menge Fragen auf einmal – die Antworten stehen im großen und ganzen in meiner Diss 🙂

      Zur Szene: Ich habe immer gedacht, Metaller ist man nur, wenn man lauter Metal-Freunde hat. Die bereits vorliegenden Arbeiten zeigten, die Realität ist anders, mitunter haben Metaller keine anderen Metaller in ihrem persönlichen Umfeld. Entsprechend bunt ist die Szene tatsächlich. Das „konservativ“ habe ich als „prüfet alles, behaltet das Gute“ zu übersetzen versucht. Das Neue ist nicht gut, weil es neu ist, sondern weil es etwas bietet, was bisher nicht oder nicht so gut möglich war; auf der anderen Seite hat es auch Nachteile, die zu berücksichtigen sind.

      Unpolitisch – was ist das eigentlich? Auch so eine Frage, die ich versucht habe, zu klären… Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, daß die Metaller in dem Sinne unpolitisch sind, als politische Fragen im Metaldiskurs eher umgehen oder allenfalls knapp-plakativ abgehandelt werdne – weil drei Metaller fünf Meinungen haben. D.h. politische Diskussionen drohen im Metalkontext anstrengend zu werden oder im Eklat zu enden, zugleich ist der Metal aber in dem Sinne „privat“, als er Freizeitvergnügen zur Entspannung ist, man sich den Streß also nicht geben will. Ansonsten sind unter den Metallern genauso politisch hoch Interessierte wie Uninteressierte zu finden. Politik ist einfach nicht metalrelevant. – Was übrigens nicht heißt, daß der Metal als solcher unpolitisch wäre, denn das wäre er nur, wenn er völlig bedeutungslos und ohne jeglichen Einfluß auf die Gesellschaft wäre. Isser aber nicht.

      Ich denke auch nicht, daß es eine völlige Abtrennung von Musik und Weltanschauung gibt. Nur ist die Musik in den vielen Subgenren schonmal ziemlich bunt, so daß es nicht „den Metal und seine Weltanschauung“ gibt. Trotzdem ist Metal immer auch welt-anschaulich, insofern er einen bestimmten Blick auf die Welt transportiert – nur kann der bei demselben Song für verschiedenen Hörer unterschiedlich ausfallen, je nach Vorerfahrungen und Voreinstellungen.

      Das letztlich auch in diesem Sinne Welt-Anschauliche hat m.E. etwas mit der Realität des Bösen zu tun, das im Metal thematisiert wird – wenn auch in sehr unterschiedlicher Weise. Gemeinsam ist (im großen und ganzen) aber, daß es vor allem als Böses dargestellt wird, aber nicht explizit als solches verurteilt wird. Das Urteil obliegt dem Hörer.

      Entsprechend sagt der Metal übrigens selbst von sich, daß er „gefährlich“ und „böse“ sei – und nicht etwa, daß das Böse gut wäre. (Die Metaller [im Unterschied zum Metal] verstehen sich meist jedoch als besser als der Durchschnitt – weil sie sich des Bösen bewußter seien.)

  3. Danke für die Antwort,

    ich habe mir Deine Dissertation besorgt und gerade angefangen sie zu lesen. Da ich vor zwei Wochen in die Schweiz gezogen bin und viel zu tun habe, wird es sicher noch ne ganze Weile dauern, bis ich sie ganz gelesen habe. Ich fürchte allerdings, dass es bei so umfangreichen Arbeiten, mit einmal lesen nicht getan sein wird, immerhin betrete ich hier thematisches Neuland.
    Ich möchte mich bei Dir bedanken, denn Deine Seite hat mir sehr interessante Einblicke in den Metal ermöglicht – einen Zugang, den ich so gar nicht für möglich hielt, als römisch – katholischer Christ. Ich entdecke gerade meine Leidenschaft für diese Musik. In meinem Freundeskreis kenne ich fast niemanden, der meinen Glauben teilt, und niemanden, der Metal mag – umso wichtiger ist hier das Internet für mich, und das die Kombi aus Christlichen Glauben und Metal authentisch sein kann, finde ich klasse.

  4. Hallo, Sebastian!

    Auf Seite 297 zitierst Du Alvin Carl Plantinga, nur schreibst Du sowohl im Text als auch im Quellenverzeichnis den Namen falsch.
    Wie geht das?

    broe

    • Auf die Schnelle sehe ich zwei Möglichkeiten: Da ich bis eben ernsthaft der Meinung war, der Herr heiße Platinga, ist entweder schon in meiner Quelle der Name falsch geschrieben gewesen (eine kurze OPAC-Suche nach Platinga ergab tatsächlich einen Treffer, bei dem verwendeten Sammelband sind die Namen der Einzelautoren aber nicht mit referenziert), oder mir ist beim Exzerpieren ein Abschreibfehler unterlaufen, infolgedessen dann der Name falsch in der Datenbank und mithin im endgültigen Text landete.

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