Seit ich regelmäßig in eine Messe gehe, in der man zum Gabengebet fast geschlossen sitzen bleibt, bin ich (wieder mal) auf der Suche nach einer nachvollziehbaren Begründung für diese Angewohnheit. Die einzige Erklärung, die ich dafür jemals bekommen habe, war: Um das nachfolgende Hochgebet hervorzuheben.
Die Begründung halte ich schlicht für Quatsch. Denn die Körperhaltungen in der Liturgie bringen nicht vornehmlich die Wichtigkeit eines liturgischen Elements zum Ausdruck (sonst dürften wir wohl kaum zu den Lesungen sitzen), sondern die körperliche ist Ausdruck einer inneren Haltung. Sitzen, so habe ich mal gelernt, drücke aufmerksames Zuhören aus. Entsprechend verstehe ich nicht, warum ich bei einem Gebet überhaupt aufmerksam zuhören anstatt mitbeten und speziell beim Gabengebet sitzen soll, wenn ich beim Tages- und Schlußgebet stehe.
Kann mir jemand eine sinnvolle liturgische/theologische Begründung nennen?
(Lange dachte ich, es handle sich um unreflektierte Praxis durch das Weglassen der Einleitung „Lasset uns beten“, die zumindest für mich immer das Signal zum Aufstehen war [hier wird die Begründung, das hieße doch, daß vorher nicht gebetet worden sei, selbst dann nicht besser, wenn ich sie aus dem Mund des deutschen liturgiewissenschaftlichen Oberfuzzis höre]. Im konkreten Fall wird diese Einleitung aber gesprochen, „die“ Leute bleiben trotzdem sitzen.)
Du bist ohnehin am "rtichtigen Dampfer" in der institutio generalios von 2002 steht eindeutig:
43. Fideles stent ab initio cantus ad introitum, vel dum sacerdos accedit ad
altare, usque ad collectam inclusive; ad cantum Allelúia ante Evangelium; dum
ipsum Evangelium proclamatur; dum professio fidei et oratio universalis fiunt;
necnon ab invitatione Oráte fratres ante orationem super oblata usque ad finem
Missæ, præter ea quæ infra dicuntur.
maW. zum Gabengebet wird gestanden.
Quelle:http://www.liturgie.de/liturgie/index.php?bereich=publikationen&datei=pub/oP/dok/InstGenMissRomani2002
Wow, das "necnon" war mir noch nicht bekannt, der Rest schon, seit vor einigen Jahren der Pfarrer im Pfarrbrief seine liturgische Bildung zur Anwendung brachte 🙂
Ich frage mich bloß, ob es irgendeine sinnvolle(!) Begründung gibt. Beim Googlen habe ich auch nur wieder Ausführungen gefunden, die zu beschreiben mir nur Begriffe einfallen, die evtl. als Beleidigung ausgelegt werden könnten (gemeint sind die Kommentare des Pfarrers, nicht die Erläuterungen des Liturgischen Instituts).
imho ist das "Stehen" die genuine Gebetshaltung des Christen in der Liturgie. Setzen kann man sich höchstens, um Lesungen (mit Ausnahme des Evangeliums" und der Homilie zuhört. Danach kommen die Gesten der Inklinationen verschiedenen Grades bis hin zur Prostratio und die Orantenhaltaung zu den großen Orationen.
Und schließlich die Haltung des Kniens.
Bänke, speziell Kniebänke halte ich ohnehin nur für ein Zugeständnis an die allgemeine menschl. Schwäche
Mißverständnis? Ich suche nach einer sinnvollen, nachvollziehbaren Rechtfertigung fürs Sitzenbleiben. Mir scheint es dafür keine zu geben, nicht einmal diejenigen, die es tun, konnten mir bisher ihr Verhalten verständlich machen.
Zu den Bänken: Grundsätzlich volle Zustimmung. Allerdings braucht man die Kniebänke, um feststellen zu können, ob man in einer katholischen oder evangelischen Kirche ist 😛
Bei uns haben wir manchmal die schräge Situation, daß, obwohl die Meßdiener und ein großer Teil der Gläubigen zum Gabengebet aufgestanden sind, die Konzelebranten in aller Gemütsruhe sitzenbleiben. Da frage ich mich dann schon. Vielleicht sollte man, gesetzt den Fall, ich traute mich das, einen von denen interviewen, warum er das macht.
Ich vermute, es ist schiere Bequemlichkeit.
Ich meine, dass das Sitzen während des Gabengebetes ein Relikt aus der "alten" Liturgie ist. Zu Beginn der Opferung kniete man. Nach dem "orate fratres" als Gebetseinleitung, das aber nur von den Messdienern leise beantwortet wurde, kam das Gabengebet als "Secreta", also als "Stillgebet". Das hat natürlich niemand mitbekommen. Das erste was dann wieder laut gesprochen bzw. gesungen wurde war die Präfationseinleitung. Und dazu stand man natürlich auf. Wahrscheinlich ist dann aus dem "vorkonziliaren" Knieen "nachkonziliares" Sitzen geworden. Das "Sursum corda" hat man aber wohl schon immer ganz wörtlich verstanden.
@Braut des Lammes: Ja, die Konzelebranten… Auch eine hybsche Quelle des Sitzens, sei es beim Gabengebet, sei es beim vom Chor gesungenen Gloria… Was das Fragen angeht: Mit dem Gedanken habe ich auch schon gespielt — deshalb fragte ich erstmal hier, womit ich wohl rechnen muß.
@Nepomuk: "nachkonziliares Sitzen" würde jedenfalls erklären, warum auch der eigentlich überhaupt nicht als erzliberal bekannte Pfarrer als Konzelebrant zum Gabengebet sitzen bleibt.
Das mit dem Sitzen hab ich mich auch schon gefragt, hier ist es nämlich quasi in jeder Messe so. Keine Ahnung warum. Ist anscheinend so üblich.
Obwohl ich jetzt auch schon zwei Pfarrer erlebt habe, die explizit dazu aufforderten, zum Gabengebet aufzustehen.
Ähnlich wie Nepomuk sehe ich das auch. Früher kniete man zum Offertorium und erhob sich erst zum "Sursum corda" oder zwischenzeitlich vorher zur Volksinzenz, nach der man sich wieder hinkniete. Da heute kaum noch jemand zum Offertorium kniet und Weihrauch eher selten bis gar nicht verwendet wird, bleiben die meisten eben sitzen (ist auch irgendwie ökumenischer ;-)).
Eine Sitte, die ich übrigens aus dem "Osten" mitgenommen habe, ist die, daß ich so lange stehenbleibe, bis die Gaben auf dem Altar angekommen sind.
Mit der Volksinzenz hört die Parallele zwischen "vorkonziliarem Knien" und "nachkonziliarem Sitzen" aber auf. Hab noch nie erlebt, daß sich irgendjemand nach der Inzenz wieder hinsetzte.
ich glaube das in den Anmerkungen steht, das die Konzelebranten nach dem Gabengebet zum Altar hinzutreten.
Bei mir zuhause wird am Sonntag beim Gabengebet gestanden und Werktags gesessen.
Na, jetzt hab ich was gelernt, danke. Wenn ich beim Dienen herumkurve, sind mir schon kniende Menschen aufgefallen, das wußte ich einzuordnen, aber die Stehenden, die sich auf einmal dann doch hinsetzen, eben nicht.