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All posts by Vincentius Lerinensis

Jetzt komme ich nach längerer Pause mal wieder dazu, einen Blick in Metalzeitschriften zu werfen. Da schlage ich also die Legacy #78 auf (ab morgen ist schon die nächste Ausgabe am Kiosk…). Wenig überraschend geht es in der Kreator-Titelstory mit Religionskritik los. Mille:

Grauenhaft, daß es im Jahr 2012 noch Religion gibt. …wenn gesagt wird: Du hast eine andere Religion, wir müssen jetzt gegeneinander Krieg führen. Ohne Religion wäre nicht alles besser, aber auch politisch auf einer anderen Funktionsebene, man könnte woanders ansetzen. Stattdessen rennt man weiter Hirngespinnsten hinterher, die gute Geschichten für Hollywood abgeben.

So weit, so gut, so mainstreamig. Aber es geht weiter, und für den Außenstehenden wohl durchaus überraschend:

Die Jesus-Geschichte ist großartig und eine wichtige Inspirationsquelle. Ich habe in der Bibel schon viele Textideen gefunden und mag auch die Metaphorik. Aber das Buch für bare Münze zu nehmen, danach zu leben und es als Anstoßr für Krieg, Mord und Totschlag zu nehmen, ist überholt. Der Untergang der Welt bedeutet für mich ein Umdenken: Das Denken, welches die jetzigen Probleme erzeugt, muß weg.

Für den Außenstehenden mag das vielleicht sogar wirr klingen. Einerseits findet er die Bibel total toll, andererseits lehnt er sie als Lebenshilfe völlig ab. Nicht sonderlich nachvollziehbar. Und dann interpretiert er die Apokalyptik auch noch genau so, wie sie die Apokalyptik selbst versteht, sieht darin aber einen Widerspruch zum christlichen Verständnis der biblischen Apokalyptik. Ein Wirrkopf? Ne, ganz im Gegenteil, wirr ist das, was er kritisiert. Und da bin ich ganz auf seiner Seite: Politischer Mißbrauch der Religion, der sie pervertiert. Schönen Gruß von Slayer. Dann hat er offenbar ein Problem mit einem einseitigen Biblizismus, der selbst die metaphernreiche Bildsprache der Apokalyptik als Drehbuch für den Weltuntergang mißversteht. Bin ich ebenfalls voll auf seiner Wellenlänge. Und daß das Denken, das die jetzigen Probleme erzeugt, weg muß, schreibe ich ja schon lange. Nur daß ich die Ursache nicht in der Religion an sich sehe, sondern in ihrer Perversion, während er die Perversion gerade nicht als Perversion, sondern als Normalzustand der Religion ansieht. Und wie sehr sich seine Interpretation von Religion (und Politik) von meiner unterscheidet, wird in der folgenden Passage deutlich, die wieder völlig wirr wirkt, wenn man die unterschiedliche Begriffsverwendung nicht berücksichtigt:

Es geht immer um Angst, auch bei den ganzen Antichristen, die in letzter Zeit von den Regierungen und Medien propagiert wurden. Wie Osama bin Laden. Wenn man ihn gefangen genommen und dazu befragt hätte, wie er den 11. September 2001 geplant hat, hätte man mehr Einblick in die Struktur des Terrorismus als solchen gehabt, als wenn man ihm einen Kopfschuß verpaßt und ihn aus angeblich religiösen Gründen im Meer versenkt. Obwohl es in der muslimischen Kultur meines Wissens nach keine Seebestattung gibt. Man fragt sich: Kannte man den Typen wirklich? Dadurch bin ich auf den Titel [Phantom Antichrist] gekommen, Religion benutzt Angst und Schrecken, um Menschen zu manipulieren, egal, in welche Richtung.

Wie gesagt, wenn man hier streng zwischen Religion an sich und Politik scheiden würde, dann ergäbe die ganze Passage keinen Sinn. Setzt man hingegen voraus, daß Religion nur der Aufrechterhaltung von Machtverhältnissen dient, mithin selbst Politik ist, ergibt die Passage plötzlich Sinn (auch wenn immer noch das „aus angeblich religiösen Gründen“ bleibt und die ganze Interpretation von Religion in Frage stellt, aber für Mille ergibt das so Sinn, und man kann ihn nachvollziehen, auch wenn man ihn nicht teilt.) Auch in weiteren Passagen wird der vorausgesetzte Biblizismus deutlich, etwa wenn da was von „man darf sich als Christ kein Bild von Gott machen“ (Hä? Schonmal ’n Kruzifix gesehen?) „aber die Ängste auf den Antichristen projizieren“ (Angst ist nicht sonderlich christlich) steht. Trotzdem hat Mille „Respekt vor Leuten, die glauben, und es soll jeder für sich damit glücklich werden, was er für richtig empfindet“ – naja, so kann man dann aber auch nicht mehr über richtig und falsch diskutieren. Und dann fängt er wieder übergangslos mit Politik und Machttechniken an:

Wer meint, an Gott oder Allah glauben zu müssen, soll das tun. Für micht ist das überholt, ebenso dieses Formen von Feindbildern. Wie heißt dieser Typ, der jetzt per Internet gejagt wird – Kony? Das war auch so aufgemacht, mit einem Vater, der seinem Sohn ständig Bilder von Kony zeigt. Das ist ein Werkzeug, welches von Christen oft genutzt wird, dieses Einteilen in Gut und Böse. Es gibt nichts dazwischen, alles ist nur schwarz oder weiß.

Also, wenn er das für Christentum hält, dann kann ich die Ablehnung durchaus verstehen. Was er beschreibt, lehne ich auch ab, und ich müßte schon einen sehr abstrusen Ausschnitt der Blogoezese konsumieren, wenn ich damit alleine dastehen sollte. Allerdings ist das Schwarz-Weiß-Denken keineswegs ein besonders auf Christen beschränktes Phänomen. Das können die Atheisten mindestens genauso gut.

Doch dann wird die Differenzierung plötzlich deutlicher, offenbar unterscheidet er zwischen Religion (und ihren Organisationsformen) und dem Glauben des einzelnen:

Da muß man ganz vorsichtig sein, denn der Glaube ist grundsätzlich nicht schlecht. Das Götzentum zerstört ihn. [Boah ey! Was würde ich dafür geben, diesen Satz aus einem Theologenmunde zu hören!] Ich glaube auch an die Kraft der Musik. Wenn man eine positive Grundeinstellung hat, kommt man viel weiter als mit einer negativen. Das würde den christlichen Glauben ausmachen, wenn er denn mal richtig gelbt würde. [Aber hallo! Wie wäre es denn mal mit einer Podiumsdiskussion: Papst und Mille gegen ZdK und Memorandisten?] Gerade der [vom Interviewer] angesprochene Text [„Your Heaven My Hell“] ist eine Fiktion, der eine Mißbrauchsthematuik zugrundeliegt.

Das einzige, was mir wirklich nicht in den Kopf will, steht ein paar Zeilen danach:

Am unglaubwürdigsten ist für mich die Androhung des jüngsten Gerichts. Wenn man dessen Grundlage als Hirngespinnst abtut, kann man diskutieren. Sonst dreht man sich im Kreis, wie seit Jahrhunderten.

Ok, ich verstehe, daß er Religion und Politik zumindest strukturell gleichsetzt und damit die Botschaft vom Jüngsten Gericht eine „Drohbotschaft“ ist, die Furcht und infolgedessen Gehorsam verbreiten soll. Daß er daher damit nicht viel anfangen kann, ok. Warum man aber dessen Grundlage, also den Gottesglauben, den Glauben an die Wiederkunft Christi und damit auch die Hoffnung auf das Jüngste Gericht gerade für die Opfer, gerade für die Mißbrauchten wie eben den Protagonisten von „Your Heaven My Hell“ aufgeben sollen muß, nur um überhaupt mit ihm diskutieren zu können, bleibt mir ein Rätsel. (Update: Ich beginne zu verstehen. Möglicherweise meint er: Solange der Gegenüber noch mit dem Jüngsten Gericht droht, kann er mich jederzeit aus der Diskussion kicken. Ok, könnte ich nachvollziehen. Den Eindruck bekommt man nämlich auch, wenn man sich in nicht nur rein apologetischer Absicht mit Satanismus beschäftigt, denn dann heißt es, man sei wohl schon selbst „okkult belastet“ und ist raus aus der Diskussion…)

Danach geht es zur Abwechslung mal um die Musik, erst am Ende kommt der Artikel auf Politik zurück. Nachdem Mille zu demokratischem Engagement, zu konstruktiver Mitarbeit, um etwas zu ändern, zur Teilnahme an Demonstrationen (Yo, mach ich: 22. September! Berlin!) aufgerufen hat, fragt der Interviewer danach, was er denn von Gaucks „Freiheitsjargon“ halten würde. Und nach nur wenigen Zeilen sind sie wieder bei Religion:

So gesehen müßte Mille der neue Bundespräsident Gauck mit seinem Freiheitsjargon gefallen. „Ich vertraue Politikern nicht unbedingt. Politiker muß es geben, aber ich habe noch keinen Supersympathen gefunden. Ich weiß, daß es Menschen sind und sie Fehler machen, das sind keine Supermenschen. Ihnen den Schlüssel zur Rettung zu übergeben, ist naiv.“ Jülle hat sein erstes Drumkit größtenteils durch sein Konfirmationsgeld finanziert. Milles Kooperation mit dem heutigen „Feind“ war sogar noch intensiver. „Ich war jahrelang Meßdiener, ich kenne den Quatsch. Religionskritik ist immer super einfach und sehr Metal, fast jeder Metaller kann sich damit identifizieren. Ich kenne diese Strukturen und weiß, was in der Kirche passiert. Für mich war es auch ein Lernprozeß, Meßdiener zu sein und zu erfahren, was organisierte Religion eigentlich ist. Das ist Götzentum, wie ein Schauspiel. Der Pfarrer ist der Leadsänger, und die Meßdiener stehen daneben. Der Name sagt alles, man ist Diener. Das zeigt die hierarchische Sturktur der katholischen Kirche. Es gibt einen da oben, den beten alle an. Dann gibt es den Priester als Vermittler, und der Rest sind Diener. Das ist für mich falsch.

So ganz verstanden haben kann er das ja nicht, denn dann wüßte er, daß der Priester auch nur Diener ist, und eigentlich sogar mehr Diener als „das Volk“, nämlich der Diener der Diener Gottes. Aber interessant finde ich ja die Bezeichnung des Priesters als Leadsänger. Setze stattdessen Animateur oder Alleinunterhalter, und willkommen, Mille, bei kath.net.

Das Landgericht Köln hält also die Beschneidung minderjähriger Jungen aus religiösen Gründen für Körperverletzung. Das finde ich schonmal einen ziemlichen Hammer, aber mit dem Recht ist das so eine Sache, und gerade bei der Religionsfreiheit muß die Religion ein bestimmtes Handeln schon zwingend vorschreiben, damit sich der Gläubige bei ihrer Ausführung auf sein Grundrecht berufen kann. Und selbst wenn ein Satanist daherkäme und Menschenopfer als von seiner Religion zwingend vorgeschrieben beweisen würde (was selbst bei den abstrusesten Satanismusformen eigentlich nicht der Fall ist, aber das nur am Rande), hätte wohl keiner ein Problem mit dem Verbot solcher Handlungen durch deutsche Gerichte.

Der eigentliche Hammer ist daher auch nicht das Urteil selbst. Denn soviel ich weiß, ist die Beschneidung im Islam im Gegensatz zum Judentum nicht ausdrücklich und zwingend vorgeschrieben, sondern stellt nur eine alte und wichtige Tradition dar. Ob mein Wissen da zutreffend ist oder nicht, soll bitte jemand entscheiden, der mehr Ahnung vom Islam hat als ich. Der genannte Hammer ist aber: Diese Frage scheint das Landgericht nach den mir vorliegenden Informationen überhaupt nicht umgetrieben zu haben!

Vielmehr hat es verschiedene Grundrechte, nämlich das auf körperliche Unversehrtheit einerseits und die Religionsfreiheit sowie das Erziehungsrecht der Eltern andererseits einfach gegeneinander abgewogen und kam dabei zu dem Ergebnis, Religionsfreiheit und Erziehungsrecht der Eltern hätten hinter das Recht auf körperliche Unversehrtheit des Kindes zurückzutreten.

Je mehr ich von der Argumentation des Gerichtes wahrnehme, umso wirrer kommt sie mir vor. Ok, es liegt mir nicht die Originalbegründung vor, so daß ich auf die in Rechtsfragen nicht selten verdrehte Berichterstattung der Medien angewiesen bin, und ich bin auch kein Jurist, so daß ich juristisch dazu sowieso nichts sagen kann.

Aber ein Minimum an nachvollziehbarer Logik sollten Begründungen doch eigentlich enthalten. Es fängt bereits damit an, daß ich nirgendwo eine Auseinandersetzung mit der Frage, was eigentlich körperliche Unversehrtheit bedeutet, finden kann. Nur den lapidaren Hinweis, daß körperliche Eingriffe bis zur Volljährigkeit ausgewachsen sein müßten, damit sie das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit nicht verletzten. Die körperliche Schädigung durch die Zirkumzision hält sich aber in Grenzen. Der Junge hat zwar keine Vorhaut mehr, aber auch keine bleibenden Schäden, vielmehr wächst sich das in der Regel recht schnell, jedenfalls lange vor der Volljährigkeit aus. Hier liegt auch ein gravierender Unterschied zur Beschneidung von Mädchen, der Entfernung der Klitoris. Diese ist zum einen wesentlich komplikationsreicher und weist eine hohe Todesrate auf. Zum anderen kommt es hier tatsächlich zu einer dauerhaften Schädigung. Beide Beschneidungen auf eine Stufe zu stellen, wie selbst in der FAZ (zumindest suggestiv) geschehen, verharmlost das schwere Unrecht der weiblichen Genitalverstümmelung. Eine Genitalverstümmelung ist die Beschneidung von Jungen nämlich nicht, und worin der bleibende Schaden, der sich bis zur Volljährigkeit nicht auswächst (worauf sich offenbar die Unwirksamkeit der elterlichen Zustimmung ableitet), bestehen soll, bleibt das grundlegende Rätsel dieses Urteils.

Ein weitere gravierende logische Fehlleistung stellt die Argumentation mit der negativen Religionsfreiheit des Jungen dar. Kann sich das Gericht tatsächlich, wie in der FAZ dargestellt, entblödet haben, die Zirkumzision im Kindesalter in der syllogistischen Fehlleistung des unzulässigen Umkehrschlusses (aus a folgt b, aber aus b nicht a: selbst wenn jeder Muslim beschnitten ist, ist nicht jeder Beschnittene ist Muslim) als nicht revidierbarers Faktum einer Religionszugehörigkeit anzusehen? Dann wäre auch die Taufe ein Verstoß gegen die Religionsfreiheit, weil diese in derselben Weise unumkehrbar ist (nach Ansicht der jeweiligen Religion nämlich), und dennoch kennt der Staat den Kirchenaustritt. Natürlich könnte man bei der Taufe nicht mit der körperlichen Unversehrtheit argumentieren, aber es gibt ja tatsächlich die Leute, die meinen, jede religiöse Erziehung sei eine Verletzung der körperlichen (hier: geistigen) Unversehrtheit. Naja, könnte man schulterzuckend abtun, denn wie sich ein Mensch als „tabula rasa“ frei entscheiden können soll, bleibt ebenfalls das Geheimnis derer, die so argumentieren. Sollte man aber nicht tun, vielmehr erscheint mir das Urteil als Menetekel: Bald wird die Religionsfreiheit, zumindest die positive – und die ist der ältere Gehalt dieses Rechts! – nicht mehr das Papier wert sein, auf dem das Grundgesetz steht. Denn in jedem Konfliktfall wird sich schon irgendein Grundrecht finden, das mit ihr kollidiert, und – patsch – ist sie wertlos.

Das alles hätte ich noch hinnehmen können, ist es doch im Grunde nichts Neues. Neu ist hingegen der dem Urteil zustimmende Kommentar in der FAZ. Der lautet in der entscheidenden Grundlage:

Das Credo des Rechtsstaates: Der Staat gewährt die Religionsfreiheit, nicht die Religion begründet die Staatlichkeit.

Weiter muß man eigentlich nicht mehr lesen. Der Satz selbst ist schon, sorry, gequirrlte Scheiße, und zwar aus folgenden Gründen:

  1. Historisch: Nicht der Staat ist Ursprung der Trennung von Kirche und Staat, sondern die Kirche, Stichwort: libertas ecclesiae. Religionen dienten immer (auch) der Stabilisierung der Gesellschaft und des Staates. Erst die christliche Kirche, obwohl sie von Konstantin und seinen Nachfolgern genau in dieser Funktion gesehen wurde, hat sich gegen den Primat des Staates über die Religion gewehrt und ihre Unabhängigkeit und Gleichrangigkeit dem Staat gegenüber behauptet und mal mehr, mal weniger erfolgreich durchgesetzt. Der Staat bekam erst gerechtfertigterweise die Krise, als die Kirche sich dann zum Herrn über den Staat aufschwingen wollte (insbesondere unter Bonifaz VIII., wobei auch hier wieder der staatliche Versuch, sich die Kirche unterzuordnen vorausging, naja, komplizierte Geschichte, die aber ohne das Christentum undenkbar gewesen wäre).
  2. Menschenrechtlich: Der Staat gewährt die Menschenrechte nicht, zu denen die Religionsfreiheit gehört, sondern sie sind ihm vorgegeben. Ja, es handelt sich sogar ursprünglich um Abwehrrechte des einzelnen Menschen gegenüber dem Staat, die nicht an einer Staatsgrenze enden, nicht an einen bestimmten (staatsbürgerlichen) Status des Menschen gebunden sind und auch dann gelten, wenn ein Staat sie mit Füßen tritt (sollte man in Deutschland eigentlich wissen).

Man kann das Urteil drehen und wenden, wie man will. Es ist – und zwar gerade unabhängig vom konkret entschiedenen Fall – ein Menetekel über den Zustand unserer Freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Über kurz oder lang werden wir uns wohl darauf einstellen müssen, daß Religion strafbar wird. Schöne neue Welt.

Blogoezsane Linkrutsche:
b-logos, JoBo I, JoBo II, JoBo III, Kaliopevorleserin

Was den Metal angeht, bin ich ja sowieso ein Spätzünder. Und Meshuggah machen Musik, so wie sie heißen, meschugge halt. Jedes Instrument spielt in einer anderen Taktart, noch dazu solchen, die eher, öhöm, unüblich sind. (Am Anfang meiner Metalkarriere lief mir ein Typ über den Weg, der solche Musik analysierte und ihre Partituren schrieb — bei 20/21-Takten hakte es dann bei mir aus; wenn ich nach seinem Namen google, finde ich einen Komponisten, würde passen :-). Und gelegentlich treffen sie sich alle mal auf einer Eins. Oder halt auch nicht. (Wer’s genauer wissen will, informiere sich über den Begriff „Math Metal“. *g*)

Nunja, was soll ich sagen, das vorletzte Album hat jetzt vier Jahre gebraucht, um zu zünden (der Nachfolger ist seit März draußen und heißt treffend „Koloss“). Aber hallo, dafür zündet’s jetzt so richtig!!! Ist das endgeil!!! Funktioniert zwar am besten als Album, aber das gab’s bei YouTube nicht, und da ich mich nicht zwischen den einzelnen Tracks entscheiden konnte (gibt jetzt die Baßspur auf Parvus den Ausschlag oder das Schlagzeug auf Obzen oder des Intro von Dancers to a Discordant System), folge ich einfach der Auswahl der Plattenfirma (die zudem den, wie mir scheint, zugänglichsten Song ausgesucht hat, da treffen sie sich sogar recht regelmäßig :-)):

Und wenn ich jetzt für jedes Album länger brauche als die Band? Wie soll ich da jemals fertig werden?! Boah, so irgendwie muß die ewige Anbetung im Himmel sein 🙂

Bei der Abschlußrunde war es noch zu früh, um die Gedanken, die ich tatsächlich aus Freiburg mitgenommen habe, in Worte zu fassen, und sie hätten auch zeitlich den Rahmen gesprengt. In der Diskussion über das Bloggerprojekt zum Jahr des Glaubens sind einige Konfliktlinien aufgebrochen, die nicht ausdiskutiert werden konnten, aber zu wichtig sind, um weiter unthematisiert vor sich hin zu schwelen.

Nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, meine ich fünf Punkte benennen zu können, die zumindest für mich den Kern des Konfliktes ausmachen:

  1. Die Behauptung, das Abarbeiten an innerkirchlichen Themen sei nicht missionarisch und interssiere „keine Sau“.
  2. Ein zerstrittener Eindruck sei schädlich für die Außenwirkung (Beispiel Linkspartei, Schlagwort: „Sie waren ein Herz und eine Seele“).
  3. Haben wir das Evangelium/Gott oder entdecken wir es mit dem anderen zusammen?
  4. Schüler hätten viel fundamentalere Fragen als die, die wir in der Blogoezese thematisieren und diskutieren.
  5. Die in der Konzeption des Projekts implizite Vorstellung von Neuevangelisierung als „neue Christen machen“ (genannt: die erreichen, die wir sonst nicht erreichen, indem wir etwa in weltlichen Medien präsent sind).

Ad Primum
Die Zahlen – 30 Blogger in Freiburg, und noch viel mehr Blogger, die nicht da waren, auch zentrale, wichtige -, das Stattfinden des Bloggertreffens an sich, die weit verbreitete Angst vor den Bloggern und kath.net in Diözesanleitungen, unter Hauptamtlichen an sich und vor allem der Kirchenpresse sowie das generelle Erstarken „konservativer“ Gruppen sprechen eine andere Sprache. Die Blogoezese würde nicht so immens wachsen, wenn die behandelten Themen „keine Sau“ interessierten.

Wenn man die 1-9-90-Regel anwendet, daß also nur 1% selbst Inhalte schaffen (hier: bloggen), weitere 9% kommentieren und 90% nur lesen, dann müßte die Blogoezese locker flockig ein Potential von etwa 5.000 bis 10.000 Leser haben. (Ok, das ist nur ein Potential, Alipius berichtet von 1.000 bis 1.500 täglichen Besuchern, bleibt die Frage, ob die Regel hier falsch ist oder ob die Blogoezese noch so „frisch“ ist, daß erst die 1-10% da sind, egal: so oder so interessiert es nicht „keine Sau“). Die Behauptung ist also schonmal empirisch falsch.

Ad Secundum
Es mag ja stimmen, daß zerstrittene Institutionen weniger Anziehungskraft entfalten als geschlossen wirkende. Aber hier stellt sich doch die Frage nach der Wertigkeit des Kriteriums. Hat es der Linkspartei denn geholfen, daß sie den Streit in den vergangenen Jahren – der Konflikt schwelt hier doch mindestens seit der Vereinigung von WASG und PDS, eher länger – unter den Teppich gekehrt hat, keine klaren Positionen entwickelt hat, um nur niemanden zu verprellen? Kurzfristig schon, umso größer aber ist jetzt der Absturz, daß auch eine zwischendurch scheinbar gesamtdeutsch etablierte Linkspartei nun unter die 5%-Hürde abzustürzen droht.

Vor allem ist das Argument aber theologisch fragwürdig. Denn es ist die Wahrheit, die uns frei machen wird. Diese Wahrheit ist Jesus Christus selbst, und Er ist die Möglichkeitsbedingung, daß wir überhaupt erst ein Herz und eine Seele sein können. Wie es empirisch gesehen offenbar keinen langfristigen Nutzen hat, Konflikte schwelen zu lassen statt sie auszutragen, ist es auch theologisch nicht zweckmäßig, Konflikte zu kaschieren. Daß sich mit kath.net und der Bloggerszene eine innerkirchliche Gegenöffentlichkeit gebildet hat, dürfte eher Folge bestehender Konflikte, die in den bisherigen Bahnen nicht ausgetragen werden konnten, als Ursache neuer Konflikte sein.

Ad Tertium
Der Frage, ob wir das Evangelium/Gott „haben“ oder nur mit dem anderen zusammen entdecken können, liegt eine fehlerhafte Gegenüberstellung zugrunde. Beide Teile der Frage schließen sich gar nicht aus, sondern setzen einander voraus:

Wenn wir von Gott nichts Sicheres wissen, können wir ihn auch nicht entdecken, denn dann würden wir Seine Spuren im Gegenüber bzw. in dessen Ansicht gar nicht als Seine Spuren erkennen (wie ja auch bereits die Voraussetzung, wir könnten Gott gar nicht „haben“ bereits ein ziemlich sicheres Wissen über Gott voraussetzt, nämlich daß Er von Seinem Wesen her unsere Erkenntnis übersteigt). Und wenn Er sich nicht entdecken ließe, dann könnten wir auch nichts Sicheres über Ihn wissen.

Oder, weniger erkenntnistheoretisch als vielmehr fundamentaltheologisch formuliert: Gott hat sich selbst offenbart, und zwar in Jesus Christus abschließend. Die Offenbarung ist abgeschlossen, da Gott über sich selbst hinaus nichts von sich offenbaren kann, klar. Was sollten wir also mit „dem anderen“ noch entdecken, was nicht bereits in der Person Jesu Christi offenbar ist. Andererseits zeigt uns gerade diese Selbstoffenbarung, daß Gott unseren Verstand übersteigt, daß wir ihn nicht „in der Tasche“ haben können, daß er uns immer ein Mysterium bleiben wird. Auch wenn wir noch so viel von Ihm verstanden haben, bleibt Er uns immer noch unverständlich. Und insofern können wir unseren Glauben an, unser Wissen über und unsere Beziehung mit Gott immer noch in der Auseinandersetzung mit anderen Glaubenden vertiefen.

Entscheidend ist aber, daß wir dabei nicht immer wieder bei Null anfangen müssen, sei die Null jetzt Adam und Eva oder Hexenverbrennungenkreuzzügeinquisition. Es gibt Dinge, die wir über Gott mit Sicherheit wissen, zumindest im negativen Sinn. Soviel wir immer noch kennenlernen können, so genau können wir sagen, wie Gott nicht ist.

Und genau an einer solchen Frage entzündete sich in der konkreten Diskussion der Widerspruch. Ob es das wert ist, sich an der Frage, ob man Gott als Mutter bezeichnen kann (in einem analogen Sinn natürlich, aber ebenso natürlich nicht in demselben Sinne wie wir von Gott Vater sprechen), aufzuhängen, darüber kann man natürlich streiten, aber berechtigt war die Anfrage ganz sicher: Wie gehen wir damit um, wenn ein Blogger im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts häretisches Zeug verzapft, also Dinge schreibt, von denen wir bei genauerer Betrachtung auch ohne Gutachten der Glaubenskongregation sagen können, daß man das ganz sicher nicht über Gott sagen kann.

(Ok, wenn ich mich recht erinnere, lief es auf: Wir wollen keine Zensur ausüben, also müssen wir dann wohl oder übel in den Kommentaren widersprechen und damit wieder einen zerstrittenen Eindruck vermitteln. In Anbetracht der Wahrscheinlichkeit, daß in dem Gemeinschaftblog im Stundentakt Häresien gepostet werden, ist das wohl eine gute und praktikable Lösung. Angesichts der Emotionen, die in diesem Teil der Diskussion hochkochten, obwohl alle berchtigte Anliegen vertraten, dachte ich, das müssen wir nochmal ausdiskutieren.)

Ad Quartum
Dieses Argument liegt quasi als Bindeglied zwischen dem ersten und dem fünften. Ich habe es vor allem wegen des audiatur et altera pars als eigenes Argument aufgeführt, weil es mich persönlich bewegt und die zugrundeliegende persönliche Erfahrung meine Position zum fünften Argument vielleicht verständlicher macht.

Ich denke, auch meine Religionslehrer wollten sich um die vielen mehr oder weniger ungläubigen Schüler kümmern, die viel fundamentalere Fragen hatten als z.B. das pro multis. Das Dumme war nur: Ich war damals schon gläubig und hatte diese fundamentaleren Fragen eigentlich nicht, weil sie für mich (zumindest implizit) bereits beantwortet waren. Vor lauter Milch im Glauben wäre ich damals fast verhungert, außer in meinem Firmunterricht habe ich kaum feste Nahrung bekommen. Jedenfalls habe ich einige sehr zentrale Basics, etwa daß und warum wir durch das Kreuz erlöst sind, erst im Studium gelernt. Da habe ich mich, gelinde gesagt, etwas verarscht gefühlt, denn nach neun Jahren Religionsunterricht hatte ich nur eins gelernt: Daß ich offenbar schon alles Notwendige über den Glauben gelernt hatte.

Ad Quintum
In der Vorstellungsrunde habe ich gesagt, daß der ursprüngliche Grund, warum ich blogge, darin liegt, daß ich während der Arbeit an meiner Diss auf so viel verschüttete Tiefe und Vielschichtigkeit unseres Glaubens gestoßen bin, die ich letztlich nicht vollständig in die Diss pressen konnte. Das war in gewisser Weise schon eine Meta-Erfahrung zur unter 4. geschilderten schulischen Erfahrung. Wenn ich bedenke, daß ich schon zu Schulzeiten dachte, ich wüßte eigentlich alles über den Glauben, und dann noch nach zehn Jahren intensiver Vertiefung des Wissens im Studium (und auch heute noch) über neue, spannende Zusammenhänge und Vertiefungen stolpere, bei denen ich mich frage, wie ich eigentlich ohne sie leben konnte (ganz davon abgesehen, daß ich zugleich immer deutlicher merke, was mir alles noch fehlt, wieviel mich immer noch von Gott trennt), dann kann ich eigentlich nicht umhin, den Grund für die Glaubenskrise weniger bei den Fernstehenden als vielmehr bei den bereits Glaubenden zu sehen.

Natürlich kann man nie den Glauben eines anderen beurteilen, und dennoch macht es mich traurig, daß ich, wenn ich nicht durch einige Zufälle (oder göttliche Fügung :-)) im Theologiestudium gelandet wäre, jetzt wohl immer noch denken würde, ich wüßte ja alles Notwendige, ohne zu wissen, was ich alles nicht weiß. Und ich kann mir nicht vorstellen (und meine Erfahrungen in den Weiten des Internets, aber auch im RL bestätigen das), daß mein Religionsunterricht die (schlechte) Ausnahme war.

Deswegen halte ich ein Verständnis der Neuevangelisierung als „neue Christen machen“ für einseitig und, vor allem auch unter praktischen Gesichtspunkten, für ineffektiv. Mindestens genauso wichtig wie „nach draußen zu gehen“, wenn nicht sogar wichtiger, ist es „nach innen zu gehen“ (aber: das eine tun, ohne das andere zu lassen!). Auch das ist missionarisch. Es gibt so viele, die eine gewisse Glaubensgrundlage und -praxis haben, deren Glaube aber nicht vertieft und genährt wird. Und das meine ich nicht in einem arroganten „die sind nicht richtig katholisch“-Sinne, sondern es tut mir weh, daß sie so vernachlässigt werden, daß ihnen eine Vertiefung ihrer Gottesbeziehung verwehrt bleibt.

Hier anzusetzen dürfte nicht nur einfacher sein als Ungläubigen oder Fernstehenden eine Glaubensperspektive zu erschließen (wer da andere Begabungen hat als ich, der mag das anders sehen), sondern vor allem auch effektiver. Denn damit schafft man Multiplikatoren, die ihrerseits in ihren Kontexten (Familie, Gemeinde, Beruf) (selbst-)evangelisierend wirksam werden können, anstatt alleine immer wieder neue Gläubige zu werben, sie dann aber sich selbst zu überlassen.

Auf der Bloggertagung kam kurz vor dem Mittagessen via Twitter die Frage nach der Letzbegründung der Moral auf: Geht das ohne Gott oder nicht? Die Frage läßt sich kaum angemessen in 140 Zeichen klären (und auch nicht in einem Blogpost), denn beide Extrempositionen (ja und nein) haben ihre Berechtigung und ihre Begrenzung.

Zunächst einmal beansprucht gerade die kirchliche Tradition des Naturrechts eine Zugänglichkeit ihrer Morallehre ohne explizit christlichen Gottesglauben. Vielmehr sei jeder Mensch guten Willens in der Lage, mit Hilfe seines Gewissens und seiner Vernunft zu denselben Einsichten wie die katholische Morallehre zu kommen (bei der Dogmatik ist das etwas anders, das Wesen Gottes ist nur durch Seine Offenbarung zu erkennen).

Andererseits ist dieser Schluß nicht umkehrbar: Man kann zwar aus reinen Vernunftgründen zu derselben Moralanschauung kommen wie die Katholische Kirche, aber man muß es nicht. Denn auch wenn die Kirche beansprucht, daß ihre Morallehre der Vernunft einsichtig ist, sagt sie nicht, daß dies ohne Gott ginge. Vielmehr besagt sie (in einem für heutige Ohren ziemlich steilen Anspruch), daß der Schöpfer klar aus der Schöpfung heraus auch für den Nicht-Christen erkennbar sei:

Dieselbe heilige Mutter Kirche hält fest an der Lehre: der Mensch kann Gott, den Ursprung und das Endziel aller Dinge, durch das natürliche Licht seiner Vernunft aus den geschaffenen Dingen mit Gewissheit erkennen.
(Dei Filius, 11, bestätigt in Dei Verbum, 6 und Fides et Ratio, 8 u.ö.)

Das Grundproblem der diesen Post auslösenden Frage ist also ihre Voraussetzung: Welche Moral? Jeder naturrechtliche Ansatz wird der katholischen Moral relativ nahe kommen – sofern er Naturrecht nicht in einem empirischen Sinne mißversteht und aus den vorfindlichen Verhaltensweisen unmittelbar auf ihre moralische Richtigkeit, also vom So-Sein auf das So-Sein-Sollen schließt; dat nennen wir einen naturalistischen Fehlschluß. Die Deontologie (Pflichtethik) liegt noch vergleichsweise nahe – kommt aber auch nicht ganz ohne Gott als Letztbegründung aus, bei Kant hängt die gesamte praktische Moralphilosophie an seinem moralischen Gottesbeweis: die Vernunft muß Gott annehmen, sonst ergibt die Moral keinen Sinn (was man natürlich als Zirkelschluß kritisieren könnte, da ja das ganze Projekt „Moral“ nur Sinn ergibt, wenn Gott es ihm gibt, also muß es Gott geben, weil ja sonst die Moral sinnlos wäre; aber warum muß Moral überhaupt sinnvoll sein?).

Die Diskursethik braucht – als reines Verfahrensmodell ohne inhaltliche Festlegung über die Regeln des Diskurses hinaus – Gott natürlich nicht, denn hier muß nichts letztbegründet werden – die Diskursregeln haben allerdings, wenn man es böse formulieren möchte, ersatzgöttliche Qualität, sachlicher gesagt sind es systemnotwendige Axiome. Im Utilitarismus braucht es ebenfalls keinen Gott, weil er den größten Nutzen (in einigen Variationen: den größten Nutzen der größten Zahl) als höchstes Gut annimmt, also axiomatisch setzt.

Es gibt also keine ethische Letztbegründung, die keine weiteren Voraussetzungen macht. Dabei ist der Rekurs auf Gott noch vergleichsweise harmlos: Da Er außerhalb des von der menschlichen Vernunft geschaffenen Denksystems steht, entscheidet sich die Berechtigung des Rückgriffs auf Gott (uarghs, der Theologe in mir kriegt gerade das Kotzen, so kann man eigentlich nicht theologisch über Ihn reden; naja, erklären wir diesen Post mal zu theologischer Ethik – ach Mist, das steckt immer noch Theologie drin) in der Beantwortung der Frage nach seiner Existenz – und diese Antwort ist der Vernunft zugänglich. Die Voraussetzungen der Diskursethik und des Utilitarismus sind hingegen eher emotional zu begründen, haben (in meinen Augen) etwas von Münchhausen, der sich selbst aus dem Sumpf zieht. Natürlich wird das jeder Atheist auch von naturrechtlichen Argumentationen behaupten. Aber selbst wenn die Frage nach der Existenz Gottes unbeantwortet bleibt, stehen die Ansätze ohne Gott argumentativ nicht besser da.

So, jetzt habe ich viel geschrieben und hin- und herüberlegt. Je länger ich aber drüber nachdenke, umso mehr scheint mir: Ich bin am eigentlichen Knackpunkt der Frage vorbeigeschrammt. Beide eingangs genannten Ansichten haben ihre Berechtigung und ihren treffenden Punkt, die eine vor, die andere in der Diskussion mit Andersdenkenden.

Bevor wir uns in die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden begeben, müssen wir für uns klar haben, welche Morallehre wir vertreten und wie wir sie (mit unseren Voraussetzungen) begründen. Und das geht für einen Christen tatsächlich nicht ohne Gott. Denn die Pointe des christlichen Glaubens im Umgang mit gut und böse ist gerade der „hermeneutische Umweg“ (Dalferth) über Gott: Gut und böse bestimmen sich im christlichen Glauben, und damit letztlich auch in der christlichen Morallehre, von Gott her, der das summum bonum, das Höchste Gut ist. Gut handeln wir, wenn wir dabei dem Willen Gottes entsprechen, böses Handeln ist widergöttliches Handeln.

Wenn wir in die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden treten, dann können wir unseren Glauben nicht einfach voraussetzen. Und da es nach katholischer Auffassung nun einmal so ist, daß Glaube und Vernunft sich nicht widersprechen, nicht widersprechen können (siehe Dei Filius, 25), können wir unsere Positionen auch Nicht- oder Anders-Glaubenden unter Absehung von der Offenbarung erklären und begründen. Ob diese aber unsere Vernunftbegründung teilen, hängt dann doch wieder von ihren (meinst unthematisierten) Voraussetzungen ab.

So, isch ‚abe fertig und gebe ab an die Moralphilosophie. JoBo, bitte übernehmen Sie!

Kann denn aus Freiburg etwas Gutes kommen? Es kann. Über die Freiburgbärin bin ich auf das 33tägige Gebet für die Ungeborenen gestoßen — und infolgedessen auf den „Babyrosenkranz„.

An und für sich stehe ich solchen „Umnutzungen“ des Rosenkranzes etwas skeptisch gegenüber, aber das ist vielleicht mein persönliches Problem. In diesem Fall war das anders — nachdem mein Blick auf die Texte gefallen ist. Wer nur ein kleines bißchen apokalyptisches Blut in seinen Adern zu fließen hat, der kann gar nicht anders, als den „Babyrosenkranz“ sofort loszubeten. Die am meisten ins Auge stechende Stelle habe ich bereits in den Titel gepackt. Mt 27,25 ist m.E. eine der unterschätztesten und fälschlich schlecht beleumundesten Stellen des NTs, denn hier steckt eine unglaubliche Tiefe drin, die hier ins Gebet gegossen wird. Aber auch die anderen Stellen haben’s in sich: „Weint nicht über mich, sondern über euch und eure Kinder.“ (Lk 23,28) „Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und vom Lamm.“ (Offb 7,10).

Also: Jeder, der (wie ich) einen kleinen Apokalyptiker in sich beherbergt, schnell mal rüber.