Um das Kriegsthema noch zum ultimativen Ende zu bringen:
Allgemein
Ist das ein Text! Kurz und knackig (21 Verse), genau der Struktur alttestamentlicher Heilsprophetie enstprechend: Die Trennung zwischen ursprünglichen Text und Nachsatz, wie sie die Einführung der Einheitsübersetzung macht, ergibt inhaltlich überhaupt keinen Sinn. Vorausgesetzt natürlich, man betrachtet den Text tatsächlich als prophetisch und nicht nur als rein historisch. Eines ist jedenfalls sicher: Wenn der Text nicht zufälligerweise den heutigen Staat Israel voraussagt (und das ergäbe nicht mal in rein alttestamentlicher Prespektive Sinn, d.h. unter Ausblendung der Menschwerdung), dann enthält er einen massiven Verheißungsüberschuß.
Genauso erweist sich die Textumstellung (V1) in der EÜ als irreführend:
Einheitübersetzung:
„Als ein Bote zu den Völkern gesandt wurde mit dem Ruf: Auf zum Kampf gegen Edom!, da haben wir vom Herrn eine Kunde gehört.
So spricht Gott der Herr zu Edom: […]“
Luther:
„So spricht Gott, der HERR, über Edom: – Wir haben vom HERRN eine Botschaft gehört, ein Bote ist unter die Heiden gesandt: Wohlauf, laßt uns wider Edom streiten! – „
Elberfelder
„So spricht der Herr, HERR, über Edom: – Eine Kunde haben wir vom HERRN gehört, und ein Bote ist unter die Nationen gesandt worden: ‚Macht euch auf, laßt uns gegen Edom aufstehen zum Krieg! – „
Der Unterschied ist: Handelt erst Gott – oder handeln erst die Menschen, die einen Boten zu möglichen Verbündeten schicken, woraufhin dann der Prophet ein Gerichtswort über Edom spricht – das historisch offensichtlich nicht eingetreten ist, was Obadja als Falschpropheten entlavte?
Bei Luther klingt zudem „Wir haben vom HERRN eine Botschaft gehört, ein Bote ist unter die Heiden gesandt“ nach einem Parallelismus membrorum, nicht nach einer Abfolge zweier unabhängiger Ereignisse. Mit anderen Worten: Die EÜ geht quasi apriori von einer historischen Situation aus und schreibt diese – gegen den Wortlaut – in den Bibeltext!
Der Text ist im ganzen apokalyptisch: Er zeigt auf, daß „Edom“ bereits dem Untergang geweiht ist, sein Lebensstil kann nicht von Dauer sein. Wobei hier „Edom“ bereits als „Typus der Feinde Israels“ zu verstehen ist, und in einer christlichen Interpretation steht Israel für die Kirche. In dieser Persprektive ergibt auch der Bote an die Heiden (die Völker) Sinn, gerade als Parallelismus membrorum: Wir (=Israel) haben vom Herrn gehört, die Heiden hören es von einem Boten. (Wobei in der Septuaginta nicht mal was von einem Boten steht, sondern: „Er hat zu den Heiden einen Inhalt ausgesandt“ – was m.E. noch näher an der Menschwerdung als an einer historischen Zeitangabe ist -, der Handelnde ist also Gott selbst!)
Die ganze Prophetie dieses kurzen Buches ist eine Stärkung, in der Zwischenzeit die Drangsale der Not, die Unterdrückung , die Verfolgung und den Spott zu ertragen. Denn wisse: Das alles ist nichtig, bedeutungslos, im Kreuz schon längst gerichtet. Selbst wenn „Edom“ meint, auf dem hohen Berg (Roß?) sicher zu sein (3), es wird herabgestürzt werden (4), all seine Macht ist letztlich nutzlos, gegen die es ausplündernden Diebe und Räuber hat es kein Mittel – ja selbst die Bundesgenossen (7) betrügen und verraten es (ein Reich, das in sich gespalten ist…?); seine ganze Daseinsweise zerstört sich selbst, kann einfach keinen Bestand haben, weil sie auf Ungerechtigkeit und Schandtat gründet. Gerade weil es Jakob, „deinem Bruder“, Gewalt antat – also Christen verfolgte -, „wirst Du ausgerottet für immer“ (10).
Freu dich nicht über das Unglück der Kirche, der Christen (12f.), mach die Fliehenden nicht nieder (14) – denn was du tust, fällt auf dich zurück (15). Egal aus welchem Volk du stammst, wenn du Israel (die Kirche) nicht unterstützt und verteidigst, indem du (siehe V1!) mit ihm gegen „Edom“ ausziehst, wird dich Edoms Schicksal treffen. Am Ende gibt es nur noch Zion und Israel – Gott und die Kirche (egal aus welchem Volk du stammst), Christus und Seinen Leib (22). Der Herr, ihr Gott, wird über ihnen leuchten uns sie werden herrschen in alle Ewigkeit (Offb. 22,5).
(Apropos Offenbarung des Johannes: Die 12 „kleinen“ Propheten klingen zu weiten Teilen so, als seien seien sie geradezu die Vorlage für die Offenbarung gewesen, bzw. umgekehrt: als wäre es Ziel der Offenbarung alle noch nicht erfüllten Prophetien zu sammeln und als noch zu verwirklichende uns vor Augen zu stellen. Siehe oben: Verheißungsüberschuß!)
Vor lauter Papstbesuch ist eine andere Nachricht beinahe an mir vorbeigegangen: Das Erfurter Priesterseminar bekommt einen neuen Regens. Des einen Freud, der anderen Leid: Da muß sich die Braut des Lammes wohl auf einen neuen Geistlichen Akademierektor einstellen.
Wer keine Karte für die Papstmesse in Erfurt bekommt, hat noch eine andere Chance: Es werden noch rund 200 Helfer gesucht (sowie 1.500–2.000 für Etzelsbach). Für Helfer von Auswärts ist sogar eine Übernachtungsmöglichkeit gegeben. Wobei sich ehrlicherweise die Frage stellt: Wenn der Einlaß um 7 Uhr morgens endet, wozu braucht man als Helfer dann eine Übernachtungsmöglichkeit?
Wie auch immer: Wer „volunteeren“ möchte, findet hier den Anmeldebogen. Wer den Papst sehen will, sollte sich aber nicht als „Verkehrsvolunteer“ melden — die stehen zum Teil kilometerweit weg vom Domplatz, auch während der Messe…
Mittlerweile habe ich auch verstanden, wie die unsäglich niedrige Zahl von erlaubten Besuchern auf dem Domplatz zustandekommt: Der Papst blockiert gleich zwei Fluchtrichtungen, nur nach Norden und Osten kann der Platz evakuiert werden. Das ist der Preis dafür, daß doch das einmalige Ensemble auf dem Domberg den Hintergrund der Papstmesse bilden wird… :-/
Eine Gebetsbitte aus der Osternacht möchte ich weitergeben:
Ein Priester hatte am Karfreitag eine schweren Autounfall und liegt jetzt in der Klinik. Unter anderem hat er einen angebrochenen Rückenwirbel.
Apropos Rückenwirbel: Es schadet bestimmt auch nicht, den Verkünder dieser Gebetsbitte, unseren Pfarrer, mit ins Gebet einzuschließen, der sich bei einem Sturz kurz vor Weihnachten gleich mehrere Rückenwirbel angebrochen hatte und in dieser Woche in die Rehabilitation geht.
In ipsa item catholica ecclesia magnopere curandum est, ut id teneamus, quod ubique, quod semper, quod ab omnibus creditum est.
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