Me Myself and I

Unter diesem Titel sollte eigentlich ein Beitrag zu Wikileaks erscheinen, aus gegebenem Anlaß kann ich zu diesem Thema nur verlinken.

Nun also zu einem Thema, zu dem sich m.E. schon andere in die Nesseln gesetzt haben. Es ist auch nicht so ganz einfach, in der emotionalen Erschütterung differenzierte Äußerungen zu Byte zu bringen. Drum beschränke ich mich im Folgenden auf „Ich-Botschaften“.

Ich habe es geahnt, als der erste Link in Elsas Kommentarbereich auftauchte. So viele junge Pfarrer im nördlichen Emsland konnte es ja nicht geben. Ich ahnte, daß nicht das Bloggen der Grund für die Blogschließung gewesen sein konnte. Nach wie vor ist sein Zweitblog zugänglich, dessen Thema angesichts der Vorwürfe tasächlich irritierend ist. Ich hoffte trotzdem.

Aber was hätte das geändert? Nur, daß ich ihn nicht (virtuell) gekannt hätte. Warum wäre das relevant gewesen? Ich hätte mich besser distanzieren können, wäre weniger emotional betroffen gewesen. Aber wäre das besser? Augen zu und durch? Der Wahrheit ins Auge zu blicken, auch wenn sie schmerzt; dorthin zu gehen, wo das Dickicht der Sünde, ja der Tod der Seele wartet; dem Bösen nicht ausweichen, sondern ihm standhalten. Notwendig ist das, wie ich immer wieder erfahren habe. Nur wenn ich weiß, wovon ich erlöst bin, wovor ich bewahrt wurde, kann ich das auch schätzen (und wenn ich „ich“ schreibe, dann meine ich auch „ich“: mich, als ein als Baby Getaufter, der manchmal mit Staunen hört, wie Neophyten oder Revertiten vor ihrer Umkehr das Leben erfahren haben [dieser Song spukt mir schon das ganze Wochenende im Kopf herum]). Und ich weiß: Auch wenn ich nicht in Gefahr stehe (zu stehen glaube), Besuch von der Polizei zu bekommen, stehe ich nur unwesentlich besser vor Gott dar als „Katholik“.

Im Grunde mußte ich damit rechnen. Wenn nicht „Katholik“, dann jemand anders. Wenn nicht Kinderpornographie, dann $BELIEBIGE_TODSÜNDE. Natürlich kommt hier noch dazu, daß er Priester ist, eine besondere Vertrauensperson, ein Geistlicher, mit besonderer Gnade beschenkt. Aber eben auch mit besonderen Versuchungen belastet. Und ein besonders lohnendes Ziel für alle Versucher dieser Welt. Ich glaube, ihm und mir konnte nichts besseres passieren, als daß das ganze öffentlich wird (vorausgesetzt, er hat sich tatsächlich etwas zu schulden kommen lassen, aber nach allem, was man lesen kann, ist diese Frage wohl nur noch juristisch offen). Die Öffentlichkeit bietet Schutz vor der Sünde (wenn die Öffentlichkeit ihn jetzt nicht in die Enge treibt), die Möglichkeit zur Umkehr, zur Reue, zur Besserung — zur Buße. Nichts ist an der Sünde schlimmer als ihre Heimlichkeit. Ist sie erst einmal ausgesprochen, hat sie ihre Macht bereits zu großen Teilen verloren. Die Wahrheit will ans Licht, und die Wahrheit macht frei.

Ich breche das jetzt ab. Mir schwirrt noch viel zu viel im Kopf herum, ungeordnet. Ich bin in Trauer, aber nicht schockiert. Ich bin enttäuscht, aber weiß nicht wovon. Ich bin wütend, aber weiß nicht auf wen. Es wäre so einfachzu einfach. Das Wort der Heuchelei ist bereits gefallen — es ist ein starkes Wort, das mitunter auch auf den zurückfällt, der es verwendet (mich eingeschlossen)… Doch in gewisser Weise ist damit getroffen, was ich empfinde — sowohl musikalisch als auch inhaltlich.

Ich werde die Verlinkung nicht rausnehmen. Damnatio memoriae? Dann könnte ich auch aufhören zu beten.

Die Guilty Pleasure-Geschichte fiel passend zusammen mit einer Queen-von-vorne-bis-hinten-Session. Es scheint also gerade meine Vor-Metal-Phase ihr biographisches Recht zu beanspruchen. Drum noch die eine oder andere vergangene Perle. Warum gibt’s solch mehr oder weniger belangloses Gitarrengeschrammel mit netten Melodien und Feuerzeugatmosphäre heute eigentlich nicht mehr (oder geht da was an mir vorbei?)?

Unser Bischof hat den Papstbesuch zum Schluß des Pontifikalamtes verkündet: Wir haben Elisabeth ein Geschenk gemacht, indem wir in diesen Tagen das Hospiz in Eisenach eröffnet haben, für das wir im Elisabethjahr zu sammeln begonnen haben. Und Elisabeth hat uns ein Geschenk gemacht: Der Papst kommt zu uns nach Thüringen im nächsten September.

Das allgemeine, freudig überraschte Gemurmel zeigte, daß es Erfurter Katholiken gab, die den heutigen Tag hinter sich gebracht hatten, ohne vom Papstbesuch zu erfahren. Und eine Elisabeth unter den Gottesdienstbesuchern rief ein „Cool!“ in die Runde, noch bevor der Bischof seinen Satz beendet hatte. Ganz ehrlich: Recht hat sie!

Was für ein Tag!

Als Stanislaus Anfang des Monats eine Diskussion darüber lostrat, wohin der Papst bei einem möglichen Deutschlandbesuch denn außer nach Berlin noch reisen sollte, war ich schon drauf und dran, das missionarische Zentrum Deutschlands ins Spiel zu bringen, zumal ich darauf schon seit 2007 spekuliere. Nur meine Bescheidenheit (*hüstel*) hat mich damals noch davon abgehalten, meine Studienstadt und Wahlheimat über den grünen Klee zu loben.

Heute früh beglückte mich MDR Info aber zur Abwechslung mal mit einer Nachricht, die mich sofort wach werden ließ (was angesichts meiner Übermüdung nicht ganz einfach war) und die dem heutigen Hochfest zutiefst angemessen war: Offenbar läßt sich der Papst in seiner Reiseplanung tatsächlich durch Briefe von Grundschülerinnen, die ihm auch gleich die elterliche Wohnung als Übernachtungsmöglichkeit anbieten, beeinflussen!

Nach Freiburg käme er dann übrigens auch. Mal sehen, ob beim heutigen Pontifikalamt die Katze aus dem Sack gelassen wird.