Vielleicht sollte man sich keine Gedanken darüber machen, ob man mit seiner Arbeit eigentlich zufrieden ist, während man melancholischen Doom Death hört…
Me Myself and I
Weil mir grad danach ist und ich mich über jemanden gefreut habe, der sich gerade nicht mit der durchschnittlichen Mittelmäßigkeit zufrieden geben will:
…we try to get the message to you.
So, jetzt geht’s mir besser. Und nächste Woche laß‘ ich mir doch noch mein „Fundamentalist“-T-Shirt machen.
…mal wieder einer dieser Tage, an denen man sich schon beim Aufstehen fragt, ob man es nicht besser gelassen hätte. Noch im Halbschlaf vernahm ich das Wort „Papst“ im Radio und war sofort, naja, zumindest dreiviertelwach. Bei genauerer Betrachtung hieß der ganze Satz aber: „Der Papst mag sie immer noch nicht…“ — und es ging, natürlich, um die Pille. Am Ende dieses so herrlich differenzierten und ausgewogenen Beitrags (und dafür zahle ich Rundfunkgebühren!) war mein Blutdruck dann wenigstens hoch genug, um gut aus den Puschen zu kommen. Irgendwo in einem Nebensatz hatten sie zwar die nicht enden wollende Aufzählung der zum Teil massiven Nebenwirkungen untergebracht, die Langzeitfolgen haben sie sich hingegen ganz geschenkt. Ansonsten wurde Margaret Sanger (die ich ohne Johannes gar nicht gekannt hätte) hochgejubelt und die befreiende und gleichberechtigende Wirkung der Pille verkündet, die es den Frauen endlich ermöglicht habe, selbst zu entscheiden, wann sie schwanger werden (was ja nicht stimmt: die Pille hilft ja nur, nicht schwanger zu werden).
Dafür verkündete der Wetterbericht das beste Wetter seit zwei Wochen. Schön, geht der Sohn heute also mit der Schule auf Wandertag. Dachte ich. Pustekuchen: Neee, das ist doch alles noch so naß, wir hoffen mal, daß nächste Woche besseres Wetter ist, verkündete die Lehrerin mit einer Selbstverständlichkeit, die mich an meiner Wetterwahrnehmung zweifeln ließ. Mädl, wovon träumst Du nachts?!
Und das alles noch vor acht. Das kann ja heiter werden.
Gestern abend lief „Saving Private Ryan“ im Fernsehen. Den Film habe ich erst zum zweiten Mal gesehen, trotzdem hatte sich extrem viel zielich tief eingebrannt. 1999 habe ich ihn im Kino gesehen als ich gerade selbst „durch den Schlamm robbte“, also mit den Augen eines Soldaten. Damals dachte ich, das Schlimmste sei an der Front. Hatte man denn als alliierter Soldat am Strand der Normandie überhaupt eine realistische Chance? Eigentlich ist es ein Wunder, daß die Deutschen dort verloren haben (oder genauer: der taktische Fehler einer Fehleinschätzung, wo die Alliierten landen würden, war der Grund, daß die Alliierten eine Chance hatten).
Gestern habe ich ihn wie gesagt nach gut 10 Jahren zum zweiten Mal gesehen — diemals mit den Augen eines Vaters. Vor zehn Jahren dachte ich, nach dem Anfangsteil der Landung in der Normandie, wäre das Schlimmste des Films vorbei, und was das zu Sehende angeht, stimmt das auch. Aber das Grauen wartete nicht an der Front. Das Grauen wartet zu Hause. Sowohl für die Eltern als auch für die Überlebenden. An der Front geht es nur um die Frage leben oder sterben. Auf den Tod kann man sich vorbereiten, auch wenn die Angst bleibt. Zuhause geht es darum, mit den Folgen zu leben. Mit der Auslöschung der gesamen Nachkommenschaft, mit dem Schicksal, möglicherweise als einziger zu überleben und nicht zu wissen, womit man das verdient hat — weil es eben völlig zufällig ist. Wer überlebt, muß mit der Irrationalität des Lebens, des Bösen klarkommen, und rational kann es darauf gar keine Antwort geben. Kann man sich auf das Leben vorbereiten?
Wenn ich auswärts in die Messe gehe, wundere ich mich immer wieder, wie leer Kirchen sein können und wie es Priester schaffen, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit irgendwelche tollen Einfälle einzuflechten und trotzdem die Sonntagsmesse unter einer Stunde fertig zu kriegen. Ein Pfarrer rechtfertigte die Kürze selbst seiner Hochämter mal, wenn er länger machte, kämen die Leute nicht mehr. Komisch, dessen Kirche wurde trotzdem immer leerer, während bei uns die Kirche meist gut gefüllt ist, obwohl man nicht damit rechnen kann, unter 60–70 min. wieder draußen zu sein.
Mir wird’s langsam unheimlich! Da habe ich doch tatsächlich die eine Hälfte der Finalspiele zutreffend vorausgesagt, und sogar die Anzahl deutscher Tore im Argentinienspiel hatte ich, wenn auch nicht ganz so öffentlich, richtig eingeschätzt (leider habe ich’s selbst nicht geglaubt, das wäre eine schöne Wettquote gewesen…). Aber weder Uruguay noch die Niederländer hatte ich ernsthaft auf der Rechnung. Insofern denke ich auch, daß Spanien wohl Weltmeister wird — aber eins ist sicher: Es wird ein Land, das es noch nie zuvor war.
Schade. In den letzten Wochen kamen mir angesichts des vielen Schwarz-Rot-Gold doch ein paar Erinnerungen an vor 20 Jahren. Aber gegen diese Spanier war nun echt nichts zu wollen: Die Seiten waren dicht, es konnten kaum Flanken reinkommen. Na, dann halt in vier Jahren. Das Spiel um Platz 3 gewinnt Deutschland übrigens wieder souverän mit vier Toren.
Wer hätte das gedacht! Da habe ich doch glatt die Hälfte der Halbfinalteilnehmer richtig getippt. Aber weder Uruguay noch die Niederlande hatte ich ernsthaft auf der Rechnung. England und Brasilien waren dafür recht enttäuschend. Ganz im Gegensatz zu Deutschland. Da hatte ich zwar mit dem Spiel gegen Argentinien im Viertelfinale gerechnet, aber ganz klar eine Zitterpartie erwartet. Wenn das so weiter geht, dann würde das ja auch wunderbar zur Reihe passen: 1954 –> 1974 = 20 Jahre, 1990 –> 2010 = 20 Jahre.
Na, schauen wir mal. Die diesjährige Mannschaft kann besser spielen als die vor zwei Jahren. Es kann also gegen Spanien reichen, zumal die sich ja auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Uruguay kann ich gar nicht einschätzen, bisher habe ich in jedem Spiel gegen sie gesetzt und wurde eines Besseren belehrt. Die Niederlande können guten Fußball spielen, aber das hat ihnen bisher noch nicht allzuviele Titel eingebracht. Es wird also nicht nur ernst, es wird auch noch spannend.
Es war ja schon seit ein paar Tage klar, daß Deutschland und England nicht gleichzeitig im Halbfinale stehen können. Daß England aber dermaßen unter die Räder kommt, hätte ich nicht gedacht. Fast würden sie mir leid tun, aber ganz ehrlich: Sie haben schlecht gespielt (und das nicht erst im Achtelfinale), und ich wage es doch stark zu bezweifeln, daß sie gewonnen hätten, wäre das 2:2 gegeben worden. (Und, liebe Medien, hört doch bitte auf, von Wembley-Rache zu faseln! Als Scherz ist das ja noch ganz nett, allmählich könnte man aber meinen, daß das manche tatsächlich ernst nehmen. Nochmal zum mitmeißeln: Wembley ist bis heute umstritten, das Tor gestern war jedem [außer den Schiedsrichtern] klar.)
Trotdem kommt es jetzt zum von mir erwarteten Viertelfinale Deutschland gegen Argentinien. Wenn ich die Leistungen im Achtelfinale vergleiche, habe ich doch gute Hoffnung, daß Deutschland es tatsächlich unter die letzten vier schafft. Die Mexikaner haben Argentinien ja tatkräftig bei ihrem Sieg unterstützt. Einzig die Formschwankungen der Deutschen von Spiel zu Spiel macht mir etwas Sorgen.
Auch bin ich mir nicht so hunderprozentig sicher, ob es Brasilien bis ins Halbfinale schafft oder nicht doch gegen die Niederlande rausfliegt. Ghana und Uruguay hatte ich beide nicht auf der Rechnung, aber einer von beiden muß es ja ins Halbfinale schaffen. Vielleicht trifft ja Deutschland nochmal auf seinen Gruppengegner… Auf Spanien würde ich trotz allem immer noch sicher als Endspielteilnehmer setzen.
Ein Priester hat mal sehr deutlich zu gewissen Marotten in den Fürbittenformulierungen (vor allem Einleitung und Abschluß) gesagt, man müsse doch den lieben Gott nicht belehren. Daher dachte ich, als kürzlich ein anderer Priester ein Gebet formulierte, das mehr an die anwesenden Gläubigen gerichtet zu sein schien als an Gott, frei nach Clausewitz: „Gebet als Fortsetzung der Katechese mit anderen Mitteln.“
Nun habe ich das mal bei Google eingegeben und bin auf dieses Ergebnis gestoßen. Ehrlichgesagt bin ich bei den Hymnen nie auf die Idee gekommen, die könnten „belehren“. Klar, im Glauben stärken und auch das Staunen über die Heilsgeheimnisse lebendig halten. Aber belehren hieße doch, ich lerne (im rein rationalen Sinne) da was. Mein „Lerneffekt“ ist eher ein emotionaler. Oder habe ich da ein falsches Sprachempfinden?
Vielleicht drückt sich in dem verlinkten Text auch nur ein Unverständnis dafür aus, daß Wissen und Glauben, Lehren und Frömmigkeit doch mehr miteinander zu tun haben könnten, als sich das viele heute vorstellen können…