Als ob es nicht reichte, daß ich mich mit dem Finanzamt rumärgern muß, jetzt versucht mich auch noch mein ISP über den Tisch zu ziehen. Behauptet am Telefon, das neue Angebot sei besser und billiger — in der „Auftragsbestätigung“ hingegen wird’s fünf Euro teurer für Leistungen, die wir gar nicht brauchen und ausdrücklich nicht wollten. Neben meine abendliche Fortbildung in Steuerrecht ist jetzt also auch noch ein Crashkurs in Zivilrecht getreten. Nur falls sich jemand fragt, warum meine Post derzeit spärlicher und inhaltsleerer werden…
Me Myself and I
Und um gleich mal mit gutem Beispiel voranzugehen, hier ein (positiver) Motivationssong:
Auf diesen Song bin ich kurz nach seiner Veröffentlichung gestoßen, so 2002/2003 schätzungsweise, er begleitet mich also bald 10 Jahre. Ich habe ihn von Anfang an auf die kirchliche Situation bezogen, was vor allem deshalb problemlos möglich ist, weil er eigentlich inhaltsleer ist, sich also nicht für eine bestimmte Weltanschauung ausspricht.
Dennoch hat meine Interpretation einen Anhalt am Text, wenn auch eher aus etymologischer denn aus Übersetzerperspektive. Für mich bedeutete „reroute“ immer mehr als nur „umleiten, umsteuern“, sondern „erneuern“, „wiederausrichten“, also Rückkehr zu etwas, was früher schon da war, Umkehr. Entsprechend beziehe ich auch die Zeile „destroy… anything that seperates across the times“ auf alles, was der Tradition widerspricht, also uns über die Zeiten hinweg trennt.
Ok, alles ziemlich subjektiv, aber das ist ja das Schöne an Kunst. Daher ein Verweis auf meine (subjektive) Übersetzung/Interpretation des Textes (dort überhaupt auf den christlichen Glauben bezogen und daher am Ostersonntag gepostet :-).
(Komisch, auf meinem CD-Cover heißt es „Fourteen Songs of Conscious Insanity„, nicht „Madness“.)
Bin ich eigentlich der einzige, der jedesmal zusammenzuckt, wenn von „Priesterkandidaten“ die Rede ist?
Immer wieder fällt mir bei meinen nicht-kirchlichen Aktivitäten auf, wie stark sich andere mit ihren Hobbys identifizieren, wieviel Zeit sie in diese stecken und welche Bedeutung sie für ihre Sozialkontakte haben, sei es Sport, sei es Musik, seien es Rollenspiele, Computer, Internet oder whatever. Ich hätte da nie soviel Zeit reinstecken können, und wunderte mich, wie das überhaupt gehen soll. Als Antwort hatte ich mir zurechtgelegt, daß ich ja stattdessen soviel Zeit in die kirchlichen Aktivitäten steckte.
Mit der Entdeckung der „Mysteria ecclesiae germanicae“ ist diese Deutung allerdings in sich zusammengebrochen: Es gibt parallele Strukturen in der Kirche, in die andere soviel Zeit stecken wie meine Bekannten in ihre nicht-kirchlichen Hobbys, ich jedoch nicht. Da stellte sich mir dann wieder die Frage: Wie machen die das?! Die Antwort ist ebenso banal wie erschreckend: Die haben offenbar keine außerkirchlichen Kontakte.
Umso mehr scheint das sogar für hauptamtliche Mitarbeiter der Kirche (auch die Laien) zu gelten, die nicht einmal beruflich aus dieser Parallelwelt herauskommen. Im Gegenteil, die innere Logik und Dynamik des hauptamtlichen Kirchenbetriebs zieht einen geradezu da rein, wenn man nicht aufpaßt.
Von da aus ist es nicht mehr weit zur Heuchelei: Es geht um das Überleben im System, nicht um das Wachsen im Glauben, um die Verkündigung des Reiches Gottes, um die Mission. Dementsprechend ist es zwar wichtig, fromme Reden im Mund zu führen, aber nicht ihnen zu entsprechen.
Das muß natürlich nicht die Folge sein, und viele würden sich wohl zu Recht gegen den Vorwurf der Heuchelei verwehren. Allerdings sind mir tatsächlich einige Leute über den Weg gelaufen, die großes Heuchelpotential hatten (und es auch nutzten). Sie hatten ihre Ausbildung offenbar gut verinnerlicht — sie wußten, wie man mit Leuten umgehen „muß“, wie man sich ihnen gegenüber verhalten „muß“, und sie haben das erlernte Programm auch ständig umgesetzt. Nur fehlte es ihnen — zwangsläufig — an der nötigen Authentizität. Wenn sich immer wieder Worte und Verhalten im persönlichen Kontakt auf der einen Seite und Entscheidungen und Organisationshandeln auf der anderen Seite widersprechen, dann gilt: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. (Klinge ich eigentlich schon nach Memorandum?!)
Am meisten hat mich allerdings sprachlos gemacht, daß Kritik an entsprechender Inkonsistenz auch noch die Rechtfertigung (und eben keine Verteidigung gegen den Vorwurf!) kam: „So ist die Welt eben.“ Wohlgemerkt von Leuten, die nach eigener Auskunft keinerlei Verankerung in einem Milieu außerhalb der Kirche haben, die also überhaupt nicht wissen, wie es „da draußen“ zugeht. Ganz davon abgesehen, daß es bei uns aber nicht so sein soll…
Letztes Wochenende waren wir ein bißchen im Thüringer Wald wandern. Naja, soweit man 4 km als Wandern bezeichnen kann, aber viel mehr ist mit kleinen Kindern nicht drin. Und das war auch ganz gut so, hatte ich danach doch tagelang Muskelkater.
Erschreckend, wenn ich bedenke, daß ich vor nur 10 Jahren locker flockig am Tag 40 km mit 20 Kilo auf dem Rücken gelaufen bin. (Jetzt habe ich die 20 Kilo eher am Bauch…)
Nach einigem Nachdenken bin ich nun zu dem Ergebnis gekommen: Es liegt an der Ernährung!
Denn anfangs war die Tour gar nicht so richtig locker flockig. Nach den ersten zwei Tagen kam ich morgens schon fast nicht mehr los, nur die Tatsache, in einer unbewirtschafteten Hütte im schottischen Nirgendwo übernachtet zu haben, half mir auf die Beine. An dem Tag kam ich nur mit Mühen in der rund 30 km entfernten nächsten Jugendherberge an.
Nach zwei Ruhetagen bin ich von dort wieder aufgebrochen und hatte keine Schwierigkeiten mehr. Denn in nämlicher Jugendherberge waren Mars-Riegel käuflich zu erwerben, wovon viele Besucher Gebrauch machten, also auch ich. Da von den Dingern praktischerweise gleich fünf Stück ohne Schwierigkeiten mit in meine Phototasche paßten, nahm ich sie als Notration mit auf den Weg, damit mir sowas wie am Morgen des dritten Tages nicht nochmal passierte.
Und siehe: Sie machten sich nicht nur als Notration, sondern auch als primärer Energieträger nützlich. Am nächsten Tag stieg ich in Ermangelung von genug Vorräten im (zumindest damals) einzigen Laden von Wanlockhead auf Snickers um, und dabei blieb es bis zum Schluß.
Und mittlerweile gibt’s Snickers ja auch als lecker Eis!
Kürzlich habe ich ja quasi-amtlich mitgeteilt bekommen, ich sei zu ehrlich. Was ich in dem Post noch unterschlagen hatte, war der anschließende Satz: Wer ehrlich ist, wird bestraft.
Heute habe ich meinen Steuerbescheid bekommen. Am Anfang fühlte ich mich nur verarscht, weil das Finanzamt nun plötzlich, als meine Einkünfte mal übers ganze Jahr hinweg eine steuerlich relevante Höhe erreicht haben, plötzlich bei mehreren Punkten die meine Steuerschuld zu meinen Ungunsten beeinflussen, anders entschieden hat als in den letzten fünf Jahren. Ganz klarer Eindruck: Damals war’s ja egal, ob die Einkünfte um den einen oder anderen Tausender höher oder niedriger waren, weil ja eh keine Steuern anfielen, also machte man sich keine Mühe, da irgendwas zu beanstanden; heute ist das anders, daher wird um jeden Cent gefeilscht.
Dann fiel mir auf, daß in einer nebenberuflichen Tätigkeit eine horrende Summe stand: Die haben allen Ernstes alle Einnahmen versteuert, nicht nur den Gewinn. Selbst auf den Cent genaue Erstattungen für Bahnfahrkarten wurden als Einkünfte aus freiberuflicher Tätigkeit in die Besteuerungsgrundlagen übernommen. Andere Leute geben solche Kleckereinnahmen übrigens nicht einmal an! Wer ehrlich ist, wird eben bestraft.
Schließlich stolperte ich zunehmend verärgert darüber, daß geltend gemachte Sonderausgaben nach fünf beanstandungsfreien Jahren nun plötzlich als steuerlich irrelevant angesehen wurden, ohne daß mir eine Gesetzesänderung aufgefallen wäre.
Der Impuls, der in einer Ersatzhandlung die Einbettung obigen Videos auslöste, kam aber erst auf, nachdem ich knapp drei Stunden das Internet durchforstet habe, um zu verstehen, was die angegebene Begründung eigentlich bedeuten sollte. Komischerweise landete ich immer auf Seiten, die sich mit Werbungskosten beschäftigten — selbst nachdem ich „-werbungskosten“ in die Suchanfrage eingegeben hatte. Hat es noch nie einen solchen Fall wie meinen gegeben?!
Auf die richtige Spur kam ich erst, als ich auf einer Seite dann die Definition von Sonderausgaben als „private Ausgaben“ definierte. Da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren, oder anders gesagt: Quellenlektüre vor Neuentdeckungen. Mein Finanzamt begründet in einem dialektischen Kunstgriff die Nicht-Anerkennung meiner Sonderausgaben tatsächlich mit einer Vorschrift, die sich ausdrücklich nicht auf Sonderausgaben bezieht.
Sauber!
Das ist mir auch noch nicht passiert: Mir wurde tatsächlich vorgeworfen, ich sei zu ehrlich!
Und das aufm Amt!
Eine kleine Rückschau, zu Anspruchsvollerem bin ich heute nicht mehr in der Lage:
Das Wetter hielt sich erstaunlich gut, mein Zelt leider nicht. Fachterminus ist wohl „Wasserbrücke“, nämlich zwischen Innen- und Außenzelt… Und damit bin ich auch schon beim größten Kritikpunkt des neuen Geländes angelangt: Während der Boden in Bad Berka dermaßen weich war, daß er nach ein paar Regengüssen nicht mehr viel brauchte, um davonzuschwimmen, war der Boden in Schlotheim dermaßen hart, daß die Heringe nur mit viel Mühe oder reichlich Glück tiefer als einen halben Zentimeter in den Boden zu kriegen waren. Zumindest an meiner Zeltstelle. Der feste Boden machte sich dann auch beim Schlafen bemerkbar. Wo kriege ich jetzt ’nen neuen Rücken her?
Das Billing war ja leider etwas Black Metal-lastig. Dadurch war der Freitag im großen und ganzen langweilig. Hinzu kamen die Unbillen des Wetters. Am Donnerstag hatte es drei Stunden vor Beginn das Bühnendach (in Form einer Plane) zerlegt, so daß die alte Party.San-Tradition der „Tent Stage“ am Donnerstag wieder auflebte (ein Open Air unterm Zeltdach…). Dafür fiel kein einziger Tropfen Regen. Wäre ein schöner Abend gewesen. Vielleicht hätte ich bei frischer Luft und in liegender Position der eher meditativen Musik von Negura Bunget was abgewinnen und von Decapitated auch was sehen können. Daß ich auch Darkened Nocturn Slaughtercult was abgewinnen konnte, behalte ich lieber für mich, sonst heißt’s wieder: „Wieso unterstüzt Du diesen Satanskram?!“ (In diesem Fall wäre die Antwort noch zu ergänzen um die Erfahrung, daß ich jedes Jahr Anlaß zu religiösen Diskussionen gebe, sogar zu sachlichen 🙂
Pünktlich zur ersten Band am Freitag, die man sich anhören konnte, begann es dann sintflutartig zu schiffen — mit den Folgen a) für mein Zelt (s.o.) und b) daß ich von Desultory nicht viel gehört habe. Puteraeon war irgendwie noch zu früh für mich, Skeletonwhitch zu thrashig, obwohl man mir mit „genialer Stilmix von Black Metal bis NWoBHM“ durchaus Lust auf die Band gemacht hatte. Danach kam dann gaaaanz viel Black Metal. Primordial war nicht annähernd so gut wie auf Platte (und auch nicht wie beim PSOA 2007), den Hype um Melechesh kann ich einfach nicht nachvollziehen (mag ja einzigartig sein, aber nicht alles Einzigartige ist auch gut) und 1349 war zwar lautes und schnelles Geknüppel, aber leider auch nicht mehr. Mit Ensiferum gab’s dann ein wenig Viking Metal-Entspannung, von der mich dann der Regen ins Camp zurücktrieb, von wo ich leicht wehmütig den Klängen von Morbid Angel lauschte, die anscheinend das halbe Altars of Madness-Album runtergespielt haben. Aber auch hier behalte ich lieber für mich, daß die offenbar vom Wiener Aktionismus inspirierten Belphegor für mich den besten Auftritt des Tages hingelegt haben (ganz im Gegensatz zum PSOA 2007, wo ich sie absolut schlecht fand).
Nach einer leidlich trock(n)en(d)en Nacht ging der Samstag dann aber gleich viel besser los, nämlich mit einer ordentlichen Prise, nun, nennen wir es mal unter Absehen vom exakten Genrenamen einfach mal Grindcore zum Wachwerden von Cliteater (fragt nicht…). Obwohl Whitchburner anschließend im großen und ganzen Thrash Metal spielten, konnte ich sie viel besser leiden als viele andere schnell und laut Bands vorher — wie könne man gegen eine Band sein, die den Hexenhammer vertont. (*hüstel*) Der Preis für den schlechtesten Bandnamen ever geht an die dann folgenden Panzerchrist aus Dänemark. Auch der Party-Pagan Metal-Entspannungsauftritt von Heidevolk war dann noch irgendwie zu überstehen, bevor dann der Lacher des Tages eine Änderung der Running Order ankündigte: Exhumed standen in Bad Berka und konnten einfach das Festival nicht finden. Dafür wurde dann Taake vorgezogen, die mir bisher nur durch einen peinlichen und seltendämlichen Aussetzer ihres Frontmanns Høst aufgefallen waren. Wo ich aber schonmal da war (und keine Lust hatte aufzustehen), konnte ich sie mir auch ebensogut anhören — mit dem Ergebnis der absoluten Überraschung des ganzen Festivals: Wo True Norwegian Black Metal draufsteht, kann gute Musik drinstecken, die auch noch Lust auf mehr macht? Eigentlich unmöglich, aber dennoch… Und selbst Høst stellte sich wie im Programmheft beschrieben — in meiner bisherigen Vorstellung von norwegischem Black Metal eigentlich nicht denkbar — als „Rampensau“ heraus. Ein Black Metaller, der auf der Bühne Spaß hat und das dem Publikum auch noch zeigt? Was kommt als nächstes? Wird der Papst evangelisch?
Nachtmystium sollen Black Metal mit 70er Jahre Acid Rock vermischen. Schade nur, daß man davon so wenig gehört hat, der Black Metal-Anteil war akustisch einfach überepräsentiert. Danach aber konnte eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Oder doch? Hail of Bullets haben sich leider unter Wert verkauft (das könnt ihr besser!). Bei Watain habe ich mein Zelt abgebaut (solange es noch Tageslicht gab — was ich vom Camp aus gehört habe, klang aber besser und spaßiger als das, was ich in Erinnerung hatte). Morgoth hatten die dämlichsten Ansagen des ganzen Festivals („Wir sind Morgoth, wer seid ihr?“ *Schweigen* sowie vor und nach jedem Song „Wir sind Morgoth und wir sind zurück; hätten wir jetzt kaum gemerkt), haben sie aber mit der Musik wieder mehr als wettgemacht. Enslaved haben sich leider auf die jüngeren, „progressiven“ Alben konzentriert und Eld völlig außen vor gelassen :-(. Na gut, bei Enslaved muß man wenigstens zugeben, daß sie „progressiv“ nicht nur als Euphemismus für „ideenlos“ verwenden, aber mir ist das zu abgespaced. Mehrminütige Ruhephasen brauche ich nicht, selbst wenn sie sich mit übelsten Ausbrüchen kombinieren. Zu At the Gates waren aus unserem Camp nur noch drei Leute übrig, die anderen sieben waren schon im Bett oder sogar schon auf dem Weg nach hause. Selbst schuld, denn At the Gates waren besser als auf Platte! Dort haben sie mich nicht so richtig mitreißen können, auf der Bühne schon! Ein würdiger Abschluß eines sich zum Ende hin deutlich steigernden Festivals.
Wat dem einen sein Karneval ist dem andern sein Party.San. Drei Tage zelten, leben, schlafen, essen und frieren im Schlamm. Dazu eine Überdosis Death/Black/Thrash Metal sowie Ernährung von Fast Food und Bier. Jährlich am zweiten August-Wochenende. Dieses Jahr möglicherweise sogar mit ein paar Sonnenstrahlen und — dank neuer Location auf einem Flughafen — mit befestigten Wegen im Camp-Area. Hier also Commonitoria in der Party.San-Edition mit ein paar Impressionen vom letzten Jahr, in dem meine Stiefel schon kurz nach der Anreise ihr Leben ausgehaucht hatten:
Danach weiß man dann ein festes Dach über dem Kopf, Seife und eine Dusche wieder viel besser zu schätzen. Die Soundqualität ist übrigens auf dem Party.San in aller Regel spitze. Wenn sie auf den Videos anders wirkt, liegt das an den Handys, die sie aufgenommen haben.