Durch diese GVU-Geschichte bin ich allerdings auf ein Video gestoßen, dem ich voll und ganz zustimmen kann: „Willkommen bei Facebook“. Als ich mich nach langem Widerstand vor ein paar Wochen doch mal bei facebook angemeldet habe, brauchte ich eine halbe Stunde, um die Privatsphäreneinstellungen von „Bist Du wahnsinnig?“ auf „Was willst Du spießiger Kontrollfreak eigentlich hier?“ runterzuschrauben. Manche Häkchen mußte ich dreimal entfernen, bis sie wirklich weg waren. Danach hatte ich keine Lust mehr.
Medien
Es gibt ja Seiten, bei denen man sich fragt, ob das eigentlich Satire ist. Manch einer mag in den letzten Tagen mitbekommen haben, daß die „Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V.“ (GVU) von den Autoren selbst eingestellte Videos auf Vimeo hat löschen lassen (mittlerweile sind die Löschungen rückgängig gemacht und der beauftragte Subunternehmer, nicht aber die GVU, hat Unterlassungserklärungen unterschrieben, siehe hier). Diese Aktion war der Grund, warum ich mir die Seiten mal angeguckt habe. Wären sogar recht witzig gewesen, wenn das tatsächlich Satire sein sollte. Ist leider nur Realsatire, was da etwa im Impressum der GVU steht:
Vertrag zwischen dem Benutzer und der GVU
Diese Website wird Ihnen unter der Bedingung angeboten, dass Sie die hierin enthaltenen Bestimmungen und Hinweise ohne Änderung annehmen. Indem Sie diese Website benutzen, erklären Sie Ihr Einverständnis mit allen solchen Bestimmungen und Hinweisen.Beschränkung auf persönliche und nicht-gewerbliche Nutzung
Diese Website ist für Ihre persönliche und nicht-gewerbliche Nutzung bestimmt. Sie sind nicht berechtigt, irgendwelche Informationen, Software, Produkte oder Dienste, die Sie von dieser Website erhalten, zu ändern, zu kopieren, zu vertreiben, zu übermitteln, anzuzeigen, aufzuführen, zu reproduzieren, zu veröffentlichen, zu lizenzieren, davon abgeleitete Werke herzustellen, zu übertragen oder zu verkaufen.
Ich bin ja kein Anwalt, aber wie ein Vertrag zustandekommen soll, bevor ich dessen Bedingungen kenne (wer geht denn bitteschön überhaupt auf die Impressumseite, die ja nicht gerade die Startseite ist?), ist mir ein Rätsel.
Genau ins Bild paßt, daß in den weiteren Bedingungen jegliche Verantwortung für die Richtigkeit ihrer Inhalte ausschließen und ihre Links offenbar so wahllos setzen, daß man sich als Nutzer selbst aussuchen muß, ob die zustimmend oder nicht gemeint sind. Nicht ganz ins Bild paßt, daß sie den meines Wissens in Deutschland rechtlich reichlich irrelevanten Begriff des „Copyright“ verwenden.
Ach ja: Mit diesem Posting habe ich gegen die Bedingungen verstoßen, ich habe ja eigentlich gar kein Recht, etwas von dieser Seite zu kopieren. Realsatire, ich sag’s ja.
P.S.: Eigentlich stehe ich den in den zwischenzeitlich gelöschten Videos zum Ausdruck gebrachten Ansichten relativ fern. Vielleicht muß ich das nochmal überdenken.
So, jetzt ist der gestern erwähnte Artikel „Im Land der Mutlosen“ auch online frei zugänglich. Alle Mann zum Lesen antreten!
Meiner Erwartung, daß schon irgendjemand den Artikel „Im Land der Mutlosen“ von Hannes Hintermeier in der Samstagsausgabe der FAZ lobend erwähnen würde, hat Dorothea ja schon voll erfüllt. Den Witz, mit dem der Artikel beginnt, muß ich aber trotzdem nochmal zitieren, weil er nicht nur ziemlich böse ist und damit meinen Humor trifft, sondern leider auch ziemlich realitätsnah ist:
Klingelt das Telefon im Kloster. Anruf aus dem Heiligen Land: „Wir haben das Grab von Jesus gefunden, und er lag drin!“ Darauf der Pater: „Den gab’s wirklich?“
Gestern abend lief „Saving Private Ryan“ im Fernsehen. Den Film habe ich erst zum zweiten Mal gesehen, trotzdem hatte sich extrem viel zielich tief eingebrannt. 1999 habe ich ihn im Kino gesehen als ich gerade selbst „durch den Schlamm robbte“, also mit den Augen eines Soldaten. Damals dachte ich, das Schlimmste sei an der Front. Hatte man denn als alliierter Soldat am Strand der Normandie überhaupt eine realistische Chance? Eigentlich ist es ein Wunder, daß die Deutschen dort verloren haben (oder genauer: der taktische Fehler einer Fehleinschätzung, wo die Alliierten landen würden, war der Grund, daß die Alliierten eine Chance hatten).
Gestern habe ich ihn wie gesagt nach gut 10 Jahren zum zweiten Mal gesehen — diemals mit den Augen eines Vaters. Vor zehn Jahren dachte ich, nach dem Anfangsteil der Landung in der Normandie, wäre das Schlimmste des Films vorbei, und was das zu Sehende angeht, stimmt das auch. Aber das Grauen wartete nicht an der Front. Das Grauen wartet zu Hause. Sowohl für die Eltern als auch für die Überlebenden. An der Front geht es nur um die Frage leben oder sterben. Auf den Tod kann man sich vorbereiten, auch wenn die Angst bleibt. Zuhause geht es darum, mit den Folgen zu leben. Mit der Auslöschung der gesamen Nachkommenschaft, mit dem Schicksal, möglicherweise als einziger zu überleben und nicht zu wissen, womit man das verdient hat — weil es eben völlig zufällig ist. Wer überlebt, muß mit der Irrationalität des Lebens, des Bösen klarkommen, und rational kann es darauf gar keine Antwort geben. Kann man sich auf das Leben vorbereiten?
Auf diesen Artikel muß ich als alter Fantasy-Fan einfach hinweisen. Und damit hier ein bißchen mehr steht, auch noch der passende Song (vom Album, das meine Top 3 in den White Metal-Charts darstellt, gerade weil hier das Böse ernsthaft thematisiert wird und nicht „Jesus liebt dich, alles ist toll“):
Wenn nur diese blöden spanischen portugiesischen Untertitel nicht wären…
…um zu beweisen, daß ich kein Konvertit bin:
Anmerkung: Der Beitrag ist eigentlich nicht so abstrus, wie mein Label es behauptet. Er zeigt vielmehr, daß tatsächlich die dem Text angemessene/entsprechende Musik das Problem ist, wenn ein solcher Text als „Lounge Music“ problemlos übers landesweite Fernsehen geht und die Leute sogar noch drüber lachen… Aber es gibt ja keine Heuchelei und Verdrängung des Bösen in der Gesellschaft…
…sei angemerkt, daß es bei Daniel Deckers wieder eingehakt hat. Über die Entscheidung der Kirche von England, Frauen als Bischöfe zuzulassen, schreibt er heute:
„Viele Kirchen des Südens halten das Wohlwollen der Episkopal Church in den Vereinigten Staaten und der Church of England gegenüber Homosexuellen und Frauen im Bischofsamt für eine neue Spielart des weißen Imperialismus. Nicht nur die Schrift und die Tradition haben sie auf ihrer Seite, sondern auch die Demographie. Wenn die Anglikanische Kirche dieses Jahrhundert überlebt, dann nicht als ‚weiße‘ Kirche.“
Wenn das so weitergeht, wird aus meinem Blog noch ein Deckers-Watch-Blog. Diesmal (Samstagsausgabe, S. 8) ist es zwar „nur“ ein auch als solcher gekennzeichneter Kommentar zur Rehabilitierung von Abt und Prior des Klosters Ettal:
„Jetzt haben wir es gewissermaßen amtlich: Was immer in der Benediktinerabtei Ettal vor einigen Jahren zwischen einem Pater und einem Schüler vorgefallen ist, war nie von der Art, daß es dem Mißbrauchsbeauftragten des Erzbistums München hätte zu Ohren kommen müssen. Das kann man glauben, muß es aber auch nicht.“
Die Begründung lautet: Was hätte auch anderes herauskommen sollen, wenn man einen Benediktiner andere Benediktiner überprüfen läßt. Zudem fehle jegliche Begründung für das Urteil.
„Unabhängig voneinander sprechen beide Indizien dafür, daß maßgebliche Kräfte in der katholischen Kirche noch immer nicht begriffen haben, daß ihre Form der ‚Aufklärung‘ jedem auch noch so absurden Zweifel an der Integrität der Institution und der sie repräsentierenden Personen Vorschub leistet.“
Ganz davon abgesehen, daß eine solche „Prophetie“ sich selbst erfüllt, weil sie selbst genau diese absurden Zweifel fördert, zeigt der glücklicherweise nicht von Deckers stammende Artikel auf Seite vier etwas mehr sachliche Substanz. Hier nochmal die Zusammenfassung: Es geht in der Rehabilitierung ausschließlich um die Meldepflicht eines einzigen Falles aus dem Jahr 2005. Der betreffende Pater wurde vorsichtshalber versetzt (sowohl an einen anderen Ort, was bei der benediktinischen stabilitas loci schon ein gewisses Zeichen darstellt, als auch zunächst in den Verwaltungsdienst), obwohl in einem Gutachten bescheinigt wurde, daß das vorgefallene Streicheln keinerlei Anhaltspunkte für sexuellen Mißbrauch oder Pädophilie aufweise, auch wenn es bei einem „bäuchlings auf dem Bett“ liegenden Schüler „unter dem T-Shirt“ erfolgte. Gut, ich war nicht dabei, Daniel Deckers allerdings auch nicht. Da die Patres in einem Internat durchaus die Elternrolle miterfüllen müssen, sehe ich als Vater von vier Kindern hier allerdings auch keinerlei Anhaltspunkte für sexuellen Mißbrauch oder Pädophilie — es sei denn, wir leben bereits unter einer Diktatur der Verdachtshermeneutik, in der jeder noch so absurde Verdacht widerlegt werden müßte. Zum Glück gilt bei uns selbst in solchen Fällen immer noch in dubio pro reo.
Ich frage mich allerdings, woran Deckers hier bewußt oder unbewußt arbeitet. Implizit bedeutet sein Kommentar doch, daß die Kirche nicht selbst Vorfälle untersuchen dürfe. Wäre die Visitation nicht durch Benediktiner sondern durch Franziskaner oder auch Weltpriester erfolgt, hätte Deckers vermutlich sinngemäß geschrieben: Was kann man schon erwarten von einer Vistiation ausgerechnet durch Angehörige einer anderen Odensgemeinschaft bzw. der beschuldigten Kirche. Oder anders gefragt: Gilt für Deckers nicht, daß die Kirche — unbeschadet des jedem Bürger zukommenden Rechtes, die staatlichen Stellen einzuschalten, wenn er von einer mutmaßlichen Straftat erfährt — das Recht hat, ihre inneren Angelegenheiten selbst zu regeln? Denn genau darum geht es doch bei dem hier in Frage stehenden Fall: Wurden die (nur) innerkirchlich geltenden Regeln befolgt oder verletzt?
Das heißt natürlich nicht, daß hier roma locuta, causa finita gelten muß (obwohl Deckers selbst das vor kurzm im Falle Bischof Mixas gefordert hat; aber das gilt vermutlich nur, wenn Rom in seinem Sinn entscheidet). Natürlich kann man beklagen, daß der Visitationsbericht nicht öffentlich zugänglich ist. Allerdings sollte man schon ein paar sachliche Indizien dafür haben, daß hier etwas verschwiegen oder vertuscht wird, und nicht nur die vage Ahnung, daß Benediktiner anderen Benediktinern kein Auge auskratzen würden. Daß Katholiken dazu auch ohne klaren Grund fähig sind, ist jedenfalls offensichtlich. Aber dieser Blogeintrag stammt natürlich auch von jemandem, der vermutlich „noch immer nicht begriffen“ hat, daß seine Vorstellung von Gerechtigkeit „jedem auch noch so absurden Zweifel an der Integrität der Institution und der sie repräsentierenden Personen Vorschub leistet“. Herrliches Totschlagargument!
Daß es bei Daniel Deckers ab und zu einmal aushakt, dessen bin ich mir ja bewußt, und damit lebe ich schon das eine oder andere Jahr. Neu ist allerdings, daß „es“ jetzt nicht mehr wieder einhakt. Heute hat es mir bei der FAZ-Lektüre glatt die Sprache verschlagen, als ich die Vorstellung Bischof Zdarsas durch Daniel Deckers las:
„Daß zwischen der Annahme des Amtsverzichts [Bischof Mixas] Mitte Mai und der Ernennung eines Nachfolgers nicht einmal zwei Monate vergingen, sagt indes mehr über die dramatische Lage in dem von [Bischof] Mixa seit 2005 geleiteten Bistum aus als über die Qualifikation des neuen Bischofs. Bis auf wenige Jahre, die Zdarsa zur Promotion im Fach Kirchenrecht in Rom verbrachte, war er stets in der recht überschaubaren Welt des ostdeutschen Diaspora-Katholizismus beheimatet, ohne darin durch überdurchschnittliche Gaben etwa als Seelsorger oder Intellektueller aufzufallen. Allerdings stellte sich auf der Suche nach einem Nachfolger [Bischof] Mixas bald heraus, daß Zdarsa dser Einzige sei, der dem wichtigsten aller Erfordernisse genügen könne: Verfügbarkeit.“
Aha. Konrad Zdarsa ist also nur Bischof geworden, weil er nichts anderes konnte; wahrscheinlich war schon seine Berufung zum Generalvikar nur dem Schutz des Pastoralviehs geschuldet. Zum Bischof eines schwierigen Bistums wählt Papst Benedikt auch lieber einen unfähigen Nichtstuer aus, der zufälligerweise gerade abkömmlich ist, anstatt einen in schwieriger Situation bewährten Bischof, dem er zutraut, ruhig, aber beharrlich die tiefen Gräben im Bistum zu überwinden. Priester und Bischof in einer Gegend zu sein, wo nur selten mehr als 5% der Bevölkerung katholisch sind, ist nicht mehr als ein Kindergeburtstag. Überhaupt ist ja die „überschaubare Welt“ des katholischen Ostens der Traum eines jeden deutschen Katholiken, weil es sich dort ja so beruhigt unhinterfragt katholisch sein läßt. Deshalb ja auch der westdeutsch-katholisch Exodus ins Stammland der Reformation in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Meine Güte! Ich weiß ja nicht, was Deckers so raucht, aber er sollte es reduzieren. Jedenfalls tut er sich und der FAZ damit keinen Gefallen. Bischof Zdarsa und die Kirche wird es wohl gerade so überstehen.
Leider gibt es den Song, der mir jetzt schon den halben Tag im Kopf rumschwirrt, nicht in der Carnivore’schen Originalversion im Netz (jedenfalls nicht legalerweise). Dafür brauche ich mir halt keinen tollen Postingtitel auszudenken.