Metal und Christentum

Allein in der Dunkelheit
Warte ich auf Befreiung
Einsam und vergessen
sehne mich nach meiner Zukunft
Tod bedeutet mir Leben
Bitte laß mich in Einsamkeit sterben

Haß ist mein einziger Begleiter
Schmerz mein Erzeuger
Folter ist mir Freude
Tod mir Heiligtum

Empfange mein Opfer
den Lebensodem ausgehaucht
Niemals empfing ich Verständnis und Liebe

Hört diese Worte
Spötter und Heuchler
und laßt mich in meiner Einsamkeit sterben

Nach einer Vorlage von Leif Edling, (P) 1986

Spieglein, Spieglein
Wie tief geht der Fall
Scheinbar festes Fundament
Falle dennoch tiefer

Schöne Spieglung
Kannst Du mir Wohnung bereiten
Wohin geht mein Weg
Kannst Du mir Sicherheit geben

Wofür werde ich bestraft
Kann ich es jemals bereuen
Entwirr die Fäden
Verschließ dich mir nicht

Ich bin im freien Fall

Mutter, Mutter
Hab mich geöffnet
Erhoffe deine Führung
Aus deiner Weisheit Nahrung

Vater, Vater
Wenn ich innehalte
Und deine Gegenwart verspüre,
Scheinst Du mir „zu spät“ zu sagen.

Ich scheine nie verstanden zu haben
Meine Zeit, meinen Ort und wer ich bin
Zeige mir den Weg des Lebens
Es scheint, als würde ich Lüge leben

Nach einer Vorlage von Anders Fridén/Helena Lindsjlö, (P) 2002

Krieg, wilkommen im
Krieg, mitten im
Krieg, kannst du ihn riechen, den
Krieg, kannst du ihn schmecken, den
Haß, keine Befreiung von
Haß, geistlicher
Haß, kannst du ihn ertragen, den
Haß

Fleisch, wilkommen im
Fleisch, mitten im
Fleisch, kannst du es riechen, das
Fleisch, kannst du es schmecken, das
Blut, wilkommen im
Blut, mitten im
Blut, kannst du es riechen, das
Blut, kannst du es schmecken, das
Blut

Ich will nicht mehr töten
Ich will nicht mehr töten
Ich will nicht mehr töten
Ich will nicht mehr töten

Ich werde nicht töten
Ich werde nicht töten
Ich werde nicht töten
Ich werde nicht töten

Der Himmel ist rot
von Hundertausender Blut
doch der Herscher will Hunderttausende mehr

Marsch, marsch, auf, nehmt den Hügel
der Befehl lautet zu schlachten und zu töten
Es ist Zeit, die Verluste auszugleichen

Als ich ins feindliche Feuer stürme
Habe ich nur einen Wunsch
Laß mich noch einmal das Morgen sehen

Explosionen überall
verwundet stürze ich zu Boden
Ich kämpfe mich auf die Knie und beginne zu beten

Weiß nicht, ob mein Bruder noch atmet,
kann seine Blutung nicht stillen –

Bin der einzige Sohn meiner Mutter

Qualen, wilkommen in
Qualen, mitten in
Qualen, kannst du sie riechen, die
Qualen, kannst du ihn schmecken, den
Schmerz, keine Befreiung von
Schmerz, geistlicher
Schmerz, kannst du ihn ertragen, den
Schmerz

Siehe, die Zerstörung,
Erblicke die Vernichtung
Das Ende ist nahe.

Was mach ich hier,
warum warte ich noch
auf göttliche Antworten?

Nach einer Vorlage von Jeff Waters, (P) 2001

Draußen warte der Tod, heißt es,
Tatsächlich kommt er von innen,
Lebt von unseren Ängsten,
schleicht sich von hinten an.

Verschlossen die Tür
Die Schlüssel versteckt
Stumme Schreie
ersticken Hoffnung und Träume

Im alten Trott gefangen
Das System hat versagt
Auf Lügen erbaut

Seit ich weiß
Daß ich allein bin
Eingesperrt
In einem Irrenhaus

Habe ich Leben gefunden
Allen Schatten zum Trotz
Lebe
Habe die Schatten verlassen
Obgleich der nächste schon wartet

Kastrierte Geister werden nie
Die andere Seite erreichen.

Nach zwei Vorlagen von Hansi Kürsch, (P) 1995

Ins Leben geworfen
Mit einem tiefen Haßgefühl
Versuchte mich zu ändern,
Aber es blieb mein Schicksal
Supergau für die Welt
Ich werde dir Qualen bereiten!

Geschieden von den Strömen der Erlösung
Tödliche Dosis Mord per Impfung
Unordnung in Auslöschung
Dafür würde ich sterben

Das ist mein Leben
das sind meine Träume
Das meine Versuchung

All diese Sünden,
die ich nicht bereuen würde
Sie sind meine Versuchung

Süchtigmachende Emotionen,
die mich nie enttäuschen,
Sie sind meine Versuchung

Eure schwarzen Seelen
bis in ihren Kern zu erschüttern
Das ist meine Versuchung

Nie hätte ich gedacht,
Der Tag würde kommen
Nie hätte ich gedacht,
Dich sterben zu sehen,
wie du um die Gnade der Erlösung bettelst

Ins Leben geworfen
Mit einem tiefen Haßgefühl
Versuchte mich zu ändern,
Aber es blieb mein Schicksal
Supergau für die Gesellschaft
Ich werde ihr Qualen bereiten!

Brutstätte der Versuchung!
Vergiftet hinein
In die Brutstätte der Versuchung
Wir alle sterben
In der Brutstätte der Versuchung

Nach einer Vorlage von Maurizio Iacono, (P) 2006

Mein Weg, mein Stolz
Fürchte mein Leben
Hab die Grenze erreicht
Durchbrich mein Schweigen

Ein aufs andere Mal
Zweifle ich mir selbst
Meine Seele verdunkelt
Von Ängsten erstickt

Kein Raum zu bewegen
Verurteilt zu sterben
Spüre nichts
Mache mich frei

Nichts in der Welt
Kann diesen Hunger besiegen
Durst, der in mir wächst
Bestimmt meinen Willen

Atme in mir
Beherrsche mich
Atme in mir
Deine Macht befreit

Nach einer Vorlage von Maurizio Iacono, (P) 2008

Alltäglicher Schaden,
jahrhundertelang,
ihr mordet und hurt,
beschwört eure Götzen,
verderbt eure Seelen im Kern.

Ich kann für euch sein,
was immer ihr wollt…
Verschaffe euch Macht,
bin die Waffe der Wahl,
schlage Armeen von Hunderttausenden Mann

Besiege solch Denken –
Blut wird’s gelingen,
Gesundheit zu schaffen,
das Leid zu überwinden.

Keine Zeit zu bedenken,
nähre Haß, zu vernichten,
Zerstör was euch trägt,
rück‘ voran ohne Gnade.

Schickt mich zur Hölle!
Verkünde dort lauter
die Botschaft der Freiheit,
zerstöre die Ketten der Macht.

Nach einer Vorlage von Maurizio Iacono, (P) 2008

Erwache in Schweiß,
klare Sicht kehrt zurück,
viel zu schnell pocht das Herz.

Ich sank so tief,
daß die Hölle erschien
als ob Himmel sie wär.

Gefangen in Verlangen
Herrlichkeit verloren.
Ohne mein Erbteil
zu Boden geworfen.

Versuchung.

Kann den Fall nicht ertragen,
kämpf‘ um mich selbst,
brauche die Heilung,
darf nichts verstecken.

Suche die Kraft,
deine Macht zu brechen,
die Macht, dich zu schlagen,
das Leid zu ertragen!

Greife an
mit Seinem Schwert,
verteidige mich
in himmlischen Licht.

Befreit von dir
zum König berufen,
wohnt Stärke in mir.

Stell‘ mich dem Kampf,
dem Kampf der Verführung:
Bin nicht mehr Opfer
teuflischer Scharen.

Erhöhung.

Kein fremdes Leben,
kein Opfer des Streits.
Dem Herr meines Lebens
völlig ergeben.

Dein Ruf wird schwächer,
Mein Wille gestärkt.
Mein Unglück gewendet,
Zukunft erblickt.

Kein Schmerz mehr zu spüren,
gleich dem Urbild geschaffen,
meine wahre Berufung erkannt.

Ich lebe mein Leben.

Frei.

Nach einer Vorlage von David Proctor, (P) 2006

Wir sollen durch das Gute und Schöne Gott erkennen, wird es in einem Fastenhirtenbrief heißen. Das liegt ja auch auf der platonisch geprägten theologischen Linie unseres Papstes. Aber ich weiß nicht… Irgendwie bin ich da aristotelischer drauf (wie passend, am Fest des hl. Thomas von Aquin 🙂

Natürlich kann ich Gutes und Schönes in der Welt entdecken, und, ja, das ist für mich auch auf den Schöpfer hin durchsichtig (meistens, mehr oder weniger). Aber meine Erfahrung (Aristoteles läßt grüßen 🙂 erschöpft sich nicht im Guten und Schönen. Sie ist zu einem nicht geringen Teil von Negativem geprägt, das gerade im Kontrast zum Schönen und Guten den Schöpfer in Frage zu stellen scheint.

Nun hat der Glaube darauf ja durchaus Antworten, die heute leider nicht mehr in ihrer Tiefe verstanden zu werden scheinen, geschweigedenn herausgekehrt werden. Dabei habe ich schon den Eindruck, daß genau darauf viele Menschen unbewußt warten.

In nämlichem Fastenhirtenbrief wird das Ausgießen von Häßlichem und Obszönem in der Kunst beklagt, die es nicht einfacher machten, das Gute und Schöne zu entdecken und dadurch den Schöpfer. Vielleicht ist das nicht ganz falsch. Vielleicht verhindert das Häßliche und Obszöne tatsächlich die Gotteserkenntnis.

Aber das ist doch die Erfahrung von der ich ausgehen muß! Wenn ich das nur beklage (der Fastenhirtenbrief wird an späterer Stelle darüber hinaus- und durchaus auf Leid und Kreuz eingehen), dann wirkt das doch, als ob ich mich der Wirklichkeit verweigerte. Insofern bin ich doch mal bei der „Politischen Theologie“ (deren Konsequenzen ich nicht wirklich teile). Auch wenn „Theologie nach Auschwitz“ inzwischen reichlich ausgelutscht ist, ohne ein verwertbares Ergebnis hervorgebracht zu haben (wollte sie, wenn ich sie richtig verstanden habe, auch gar nicht, sondern nur alle vorschnellen Antworten destruieren), hat sie in dem Punkt recht, daß wir das Häßliche und Obszöne nicht einfach als „ideologisch unpassend“ beiseiteschieben können (denn wenn wir das machen, wird aus unserem Glauben tatsächlich eine Ideologie).

Das Häßliche und Obszöne in der Kunst: Ist es nicht gerade auch Ausdruck der Wirklichkeitserfahrung, die eben den Schöpfer radikal in Frage zu stellen scheint? Ist die Klage darüber nicht vielleicht das Einschlagen auf den Boten, der die unangenehme Botschaft überbringt? Gerade weil man sich seiner Antwort gar nicht so sicher ist? Gerade weil man spürt, daß hier vom Schöpfer als dem Richter die Rede sein müßte, man das aber nicht sagen will (ein wenig zu viel Balthasar scheint mir im weiteren des besagten Hirtenbriefes auch durch)?

Das Häßliche und Obszöne in der Kunst spricht mich tw. durchaus an. Vor allem gibt es dort eine mitunter verstörende Schönheit zu entdecken, die viel tiefere, weil erhabene Schönheit ist, und so wiederum eine erstaunliche Nähe zu gewissen Ästhetiken kirchlichen Ursprungs aufweist.

Wenn ich mir was zum heutigen Fest wünschen darf: Daß die christliche Kunst die Erhabenheit wiederentdecke!