Theologie

Warum zucke ich eigentlich bei „Priesterkandidat“ zusammen? Weil ich mich frage, warum das „Amt“ so schlecht angesehen ist, daß es verbal zu streichen ist.

Was bedeutet denn eigentlich das „Amt“? Am geläufigsten ist „Amt“ wohl noch im staatlichen Sinne von Behörde etc. Ein solches Amt hat gewisse Befugnisse und damit auch Macht. Ich kann mir höchstens vorstellen, daß „Amt“ genau deswegen einen schlechten Ruf hat, weil es was mit Macht zu tun hat.

Allerdings fällt dabei ein ganz gewichtiger Aspekt unter den Tisch: Selbst der Amtsvorsteher hat keinerlei Machtkompetenz aus sich selbst heraus, sondern sie wird ihm vom staatlichen Recht, dem er untergeordnet ist und das er anzuwenden hat, verliehen.

Genau das ist, glaube ich, der Grund, warum ich zusammenzucke bei „Priesterkandidat“: Auch wenn es vielleicht nicht so gemeint ist, aber hier wird ein wesentlicher Aspekt des Priestertums, und zwar der Aspekt, der es vom Magier unterscheidet, unterbelichtet: Der Priester hat seine Befugnisse und Macht nicht aus sich selbst heraus, sondern von Christus, dem er untergeordnet und dessen Willen er zu tun hat, bekommen.

James Bond profitiert häufig davon, daß seine Gegner untereinder uneinig sind und teilweise Opfer ihrer eigenen Intriegen und Verhaltensweisen werden. Die Filme durchzieht — jedenfalls auf der Seite des Bösen — ein klarer Tun-Ergehen-Zusammenhang, und das nicht erst dadurch, daß die Bösewichter immer von James Bond zur Strecke gebracht werden (oder zumindest ihre aktuellen Pläne vereitelt werden).

Einen kleinen Schönheitsfehler hat die Sache aber, die Scaramanga (Der Mann mit dem goldenen Colt) auf den Punkt bringt: James Bond und er seien sich gar nicht so unähnlich. Im Grunde täten sie die gleiche Arbeit, nur daß Scaramanga freischaffend, Bond im Dienste Ihrer Majestät steht. Tatsächlich, und das ist ja nun nicht allzu schwierig zu erkennen, pflegt Bond einen mehr oder weniger unbekümmerten, nihilistischen Lebensstil, der im wesentlichen von Gewalt, Alkohol und Sex bestimmt wird.

Bond ist jedoch von dem Tun-Ergehen-Zusammenhang, der die Bösewichter regelmäßig dahinrafft, nicht auch selbst betroffen. Aus der Grundlogik des James Bond-Universums — Bond kämpft gegen Bösewichter, die die Weltherrschaft übernehmen wollen — läßt sich das auch leicht erklären: James Bond steht ja auf der Seite des Guten, so daß auch das Böse, das er tut, letztlich dem Guten dient — ob er jetzt einen Bösewicht erschießt oder dessen Freundin ins Bett kriegt.

Mit anderen Worten: James Bonds Existenz ist parasitär: Er (über)lebt aufgrund von Voraussetzungen, die er in seinem eigenen Lebensstil ständig negiert.

OMG!

Da krame ich doch nochmal das hier raus. Ich möchte nicht wissen, wie die „Noch-Ehefrau“ reagiert, wenn sie dereinst die „Ex“-Ehefrau ist und ihr „Ex“-Ehemann dann auch noch mit offizieller kirchlicher Zustimmung zur Kommunion geht. Die Diskussion bleibt meines Erachtens immer noch unterkomplex. Zumindest das, was in der Öffentlichkeit geäußert wird.

Sie haben es also getan. Sie haben sich nach 18 Jahren beteuerter Unschuld schuldig bekannt, um gleich darauf freigelassen zu werden. Geht es eigentlich noch absurder?

Sie, das sind Damien Echols, Jessie Misskelley, Jr. und Jason Baldwin, besser bekannt als die „West Memphis Three“ (ausführlicher und mit vielen Verweisen, aber auch konfuser auf englisch). 1993 sollen sie, selbst erst zwischen 16 und 18 Jahren alt, drei Kinder ermordet haben.

An ihrer Schuld gibt es jedoch von Anfang an Zweifel, von gravierenden Ermittlungsfehlern der Polizei, die Spuren und möglichen Verdächtigen nicht nachging sowie wegen Unerfahrenheit möglicherweise Spuren zerstörte, über in der öffentlichen Diskussion eine maßgebliche Rolle spielende, in Bezug auf die später Verurteilten nicht völlig unbegründete, aber kaum mit dem Verbrechen zusammenzubringende und ziemlich krude Geschichten über Metal, Satanismus und Wicca bis hin zu DNA-Spuren, die auf einen anderen Täter aus dem familiären Umfeld eines der Opfer hinzudeuten scheinen. Verurteilt wurden die drei auch nicht wegen schlagender Beweise, sondern vor allem aufgrund von Indizien und eines später widerrufenen Geständnisses von Jessie Misskelley in Polizeiverhören. Angeblich gab Jessie Misskelley in diesen Verhören auch Täterwissen preis.

Nun hatten sie die Wahl, sich in einem Deal mit der Staatsanwaltschaft schuldig zu bekennen und freigelassen zu werden, oder einem Wiederaufnahmeverfahren entgegenzusehen, das wohl ab Dezember hätte anlaufen können. Sie haben sich nun für den Deal entschieden, aufgrund ihrer Erfahrungen mit dem Rechtssystem wohl nur sehr nachvollziehbar.

Ich habe mit diesem Deal so meine Probleme, denn es geht dabei nicht um die Wahrheit. Nicht nur werden sie Zeit ihres Lebens für die einen als Mörder, für die anderen als Opfer eines Justizskandals gelten, mit Mitte 30 ohne ernsthafte berufliche Perspektive und vorbestraft auf der Straße stehen und selbst bei später erwiesener Unschuld keine Möglichkeit haben, den Staat wegen ihrer Zeit in Haft zu verklagen (sie haben sich ja schuldig bekannt!). Sondern die Wahrheit wird auch nie ans Licht kommen, das Verbrechen wird de facto ungeklärt bleiben, obwohl es juristisch abgeschlossen scheint. Im schlimmsten Fall wird der wahre Täter ungestraft davonkommen. Zumindest in dieser Welt.

„Was da vorgeschlagen wird, ist der falsche Weg. Wir hätten mehr Bedarf an Müttern und Vätern, die ihren Kindern die Hände zum Gebet falten. Das Defizit an Glauben wird durch mehr Prediger nicht behoben. Es wäre wichtiger, dass Getaufte und Gefirmte in ihrem Umfeld die Botschaft verkündigen. Dort, wo ein Priester nicht hinkommt. Da gibt es kein Predigtverbot, sondern sogar einen Auftrag. Entscheidend ist doch nicht, ob Pfarrer heiraten oder ob Frau Navratil Priester wird. Es geht um die Fähigkeit des modernen Menschen zu glauben.“

Gregor Henckel Donnersmarck OCist.(via Giovanni) trifft den Nagel auf den Kopf. Der Kontext, nämlich die Forderungen der „Pfarrer-Initiative“, zeigt darüber hinaus einmal mehr: Der Fisch stinkt vom Kopf her.

Tatsächlich kenne ich ein paar Leute, die genau das zu befördern versuchen. Die davon, die nicht im kirchlichen Dienst stehen, kommen sogar recht weit, nur stehen sie dann immer wieder vor dem Problem: Wohin können wir die Neu-Gewonnenen bloß schicken? (Manch einer schickt sie lieber zu Freikirchen statt zu einem katholischen Pfarrer…)

Die im kirchlichen Dienst hingegen kriegen von ihren Vorgesetzten sogar noch einen drüber, weil es ihnen an geistigem (i.S.v. theologischem) Niveau fehle. Daß es aber genau das bräuchte: Einfachste Wahrheiten zur Erstverkündigung — für viele Getaufte genauso wie für Ungetaufte –, das scheint in vielen Verwaltungsstübchen noch nicht durchgedrungen zu sein.

Ich mußte mir einmal von einem promovierten Theologen anhören, die ganzen Werktagsmessen sollte man doch radikal abschaffen, da säßen eh überall nur zwei alte Damen drin, die Priester hätten eigentlich besseres zu tun und das ganze erwecke nur den Eindruck, als müßten heidnisch-magische Opfer für die Erhaltung der Welt dargebracht werden, was aber keinerlei realen Einfluß auf die Welt habe.

An diese Situation mußte ich heute früh denken, als ich mal wieder nicht ganz so leicht einen freien unter den knapp 30 Sitzplätzen fand.

Überflüssig zu erwähnen, daß nämlicher Theologe zu einem späteren Zeitpunkt offensiv bekannte, sonntags auch selbst ab und zu mal „was besseres“ zu tun zu haben. Hab leider vergessen was. War wohl nicht so wichtig.

Die Verse, die uns die Vesper unterschlägt:

9 Deine Hand wird all deine Feinde finden; wer dich haßt, den trifft deine Rechte.
10 Du läßt sie glühen wie einen feurigen Ofen, sobald du erscheinst. Der Herr verschlingt sie im Zorn, das Feuer verzehrt sie.
11 Du wirst ihre Brut von der Erde vertilgen; ihr Geschlecht (verschwindet) aus der Mitte der Menschen.
12 Schmieden sie auch böse und listige Pläne, richten sie doch nichts aus gegen dich.
13 Du schlägst sie alle in die Flucht, wenn du mit deinem Bogen auf sie zielst.

Kürzlich hatte ich an zwei Tagen nacheinander das totale Kontrastprogramm liturgischer Art. Am ersten Tag nahm ich an einer Liturgie teil, die komplett „regulär“ nach Rubriken gefeiert war, am zweiten war (wenn auch vergleichsweise harmloser) „Freestyle“ angesagt: Unter anderem waren Sanctus und Agnus Dei durch einen unspezifischen Gesang ersetzt und das sich von Statio über Predigt und Fürbitten bis zur „dritten Predigt“ nach dem Schlußgebet durchziehende „Thema“ der Messe war „Urlaub/Ferien/Durchbrechung des Alltags“ .

Entgegen aller Erwartung hatte aber die Freestyle-Messe die größere Tiefe. Denn im ersten Fall wurde ein „Programm“ abgearbeitet, formal völlig korrekt, aber eben nur formal (um nicht auf einen -ismus zurückzugreifen), selbst Verehrungsgesten liefen quasi mechanisch, ohne erkennbare Anteilnahme des Zelebranten ab.

In der Messe am zweiten Tag — und obwohl der Wortgottesdienst nur wenig mehr als belangloses Blabla erwarten lies — änderte sich das ganze Verhalten des Zelebranten mit der Gabenbereitung. Jede Geste bis hin zur Körperhaltung drückte aus: Hier bedenkt einer was er tut, hier ahmt einer nach, was er vollzieht.

Ok, bleibt die Frage, wie die Liedauswahl zustande kam (Liturgieausschuß?) und warum das Thema so flach blieb bzw. warum es es überhaupt gab, aber darauf kann man doch aufbauen!