Da ist es mir doch tatsächlich passiert, in eine Messe zu geraten, in der der Priester glatt die Statio „vergessen“ hat. Ob er sie jetzt wirklich vergessen oder bewußt weggelassen hat, sei mal dahingestellt, ich tendiere eher zu tatsächlich vergessen, da er anfangs etwas verwirrt wirkte.
Rummmmmms! Wer (wie ich) bis dahin noch nicht ganz angekommen war (bin erst kurz vor knapp gekommen), bekam gleich die volle Breitseite ab. In der Erwartung einer irgendwie frommen, mehr oder weniger geistreichen tagesaktuellen Einlullung fühlte sich das echt an wie eine gut gezielte Rechte. Paff! Erst zur Lesung hatte ich mich wieder halbwegs gefangen.
So ist mir schmerzhaft bewußt geworden, wie wichtig es ist, rechtzeitig vor der Messe dazusein und anzukommen, erst die alltäglichen Sorgen und Belastungen loszuwerden, bevor die Messe beginnt. Die forma ordinaria kennt halt keinen Psalm „Judica“.
Allerdings weiß ich gar nicht mehr so richtig, ob ich mir den jetzt noch wirklich wiederhaben will. Sicher, die Kombination aus „Schaffe mir Recht…“ und „Ich bekenne…“, dieser Ausdruck der doppelten Erfahrung des Bösen, nämlich als Opfer und als Täter, hat was, und die einseitige Betonung nur des Täterseins, die man auch so schnell wie möglich hinter sich bringen will (es gibt Liturgiewissenschaftler, die den Bußakt viel zu lang und unpassend finden, ihn am liebsten ganz streichen würden), habe ich immer für etwas scheinheilig gehalten. Ohne Statio aber hat das Confiteor (bzw. schon die Aufforderung dazu) eine unheimlich Eindringlichkeit.
Wenn ich dadurch eins gelernt habe: Bloß nicht kurz vor knapp kommen.
Zum Glück kenne ich einen Zelebranten, der sich die "Einlullung" zum Glück immer spart. Zugegeben: Am Anfang war das, aber durchaus im besten Sinn, eine ungewöhnliche Erfahrung.
Hatte mich daher auch in meiner Erfurter Zeit immer standhaft geweigert, die Glocken bis zum Einzug zu läuten, weil dann die Leute noch später kommen.