Bisher hatte ich nichts gegen die Einheitsübersetzung. Klar, an manchen Stellen triumphiert auch mal die „gehobene Alltagssprache“ über die schwere Verständlichkeit des griechischen Originals, aber im großen und ganzen hatte ich nichts gegen sie einzuwenden. Insbesondere bei den Synoptikern finde ich sie doch ganz ordentlich gelungen.
Beim Jakobusbrief gingen mir allerdings die Augen über. Das ist schon mehr als nur die Interpretation, die ja jede Übersetzung notwendig darstellt. Offenbar wollte man den Lesern nicht allzu viel antikes Denken zumuten, so daß man kurzerhand eine moralisierende Vereinfachung vorgenommen hat. (Ob das überhaupt bewußt passierte, sei einmal dahingestellt.)
Leider geht so auch der ganze Charakter des Briefes verloren. Der Brief ist eine einzige „Höllenpredigt“, was man natürlich auch in der EÜ am Inhalt, nicht mehr aber am Stil bemerkt. Stellenweise hat man im Griechischen den Eindruck, Jakobus müsse den Brief diktiert und sich dabei gelegentlich verhaspelt, jedenfalls vergessen haben, wie er den Satz begonnen hat. Ganz deutlich spürt man auch die Rage, in der der Verfasser gewesen sein muß. Der deutsche Text der EÜ ist dagegen viel zu glatt!
Schade ist auch, daß die Unterscheidung in Hörer und Täter des Wortes nur in den Verben „hören“ und „tun“ aufgegriffen wird. So geht die ganze Gegenüberstellung ein wenig unter, zumindest bleiben die beiden gegenübergestellten Begriffe nicht im Ohr.