Apropos Endlosschleife: Das letzte Woche vorgestellte Stück von Nile war nicht das erste, in das ich mich erst reinhören mußte. Zuvor hatte ich quasi „von Berufs wegen“ ein erhebliches Problem zu lösen, nämlich keinerlei Zugang zum norwegischen Black Metal zu finden. Und irgendwie dachte ich, es wäre keine gute Idee, eine Diss über Metal zu schreiben, wenn man mit einem nicht ganz unwesentlichen Teil des Gegenstands nicht klarkommt. Noch dazu mit dem, der am deutlichsten mit dem Christentum in Konflikt geraten ist.
Es war auch ziemlich egal, welchen norwegischen Krach ich auflegte, es blieb einfach nur Krach. Ok, Mayhems „De mysteriis dom sathanas“ klang völlig anders als der Rest, aber gut, war es halt anderer Krach – nicht ganz so hoch und tinitusverursachender Krach, aber trotzdem Krach.
Was tun, sprach Zeus? Blieb nur die Möglichkeit, es zu erzwingen: Dauerschleife. Hatte ja unfreiwilligerweise mit Cher damals beim Bund auch geklappt. (Man glaubt ja gar nicht, wie oft man so ein Lied innerhalb eins 24h GvD-Dienstes im Radio hören kann… Ob ich das wohl als Wehrbeschädigung hätte geltend machen können?!)
Daß es ausgerechnet Immortal wurde, lag an einem fast schon zum Running Gag gewordenen Promoten von „Pure Holocaust“ durch einen Regulars in d.a.m.m. Kein anderer Teilnehmer der Newsgroup schien dessen Vorliebe für das Album zu teilen, doch es tat seinem Enthusiasmus keinen Abbruch. Also, wenn eh alles gleich klingt, warum dann nicht eben bei „Pure Holocaust“ anfangen?
Ob das so geschickt war, weiß ich nicht. Es hat mehrere Tage Dauerschleife auf Kopfhörer gebraucht, die ich auch nur mit Flucht in den Eskapismus namens „Die Siedler III“ überstand, bis ich ein erstes Riff wahrnahm! (Es hat sicherlich geholfen, das Hören schon länger nicht mehr krampfhaft versucht zu haben.) Am Ende von „As the Eternity Opens“ hörte ich plötzlich aus dem Grundrauschen einen Ton heraus, der sich schnell als Teil eines Riffs identifizieren ließ (im Video bei ca. 28:00)! Glücklicherweise handelte es sich um eines der Grundriffs des Stücks, so daß ich nach der einen oder anderen Stunde Dauerschleife des Songs, der mit fünfeinhalb Minuten auch noch der längste auf dem nur knapp über eine halbe Stunde langen Album ist, Songstrukturen erkennen konnte. Der Krach war also nicht nur reproduzierbar, sondern enthielt sogar ein gewisses Maß an Melodik. Boah ey, Alda!
Was ich damit aber sagen will: Beurteile Metalmusik niemals nach dem ersten Eindruck. Metal braucht Zeit, man muß sich reinhören. In den Sound, in den Stil, in die Riffs. Als ich diesen Post vorbereitet habe, mußte ich das Album mehrfach durchhören, um das Riff wiederzufinden, denn tatsächlich ist es keineswegs das am deutlichsten zu hörende Riff. Zumindest, wenn man grundsätzlich weiß, worauf man hören muß. Aber das ist eigentlich in der „Klassik“ nicht anders, die ist nur meist ohr-gefälliger, tut also anfangs wenigstens nicht weh 🙂
Letzten Endes hat die ganze Aktion nicht übrigens nicht dazu geführt, daß ich im ganzen dem Black Metal musikalisch gewogener wurde. Ja, ich kann ihn jetzt hören und als Musik identifizieren, aber während früher Black Metal immerhin noch durch die hochtönende Abmischung ein gewisses Alleinstellungsmerkmal hatte, wurde Black Metal in der weiteren Entwicklung ein umbrella term für alles Mögliche, was sich z.T. nur noch durch den Gesang vom Power Metal unterscheidet. Will heißen: da gibt’s zuviel mediokren Mist.
Disclaimer: Ja, auch im Death Metal gibt es mediokren Mist. Aber der klingt wenigstens nicht nach Nightwish.
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