Es ist Kardonnerstag. Ja, ich weiß, daß überall[tm] Gründonnerstag steht. Stimmt aber nicht (ganz).
Denn der Gründonnerstag gehört (liturgisch) bereits zum Karfreitag und bezeichnet seinen Vorabend. War mir lange auch nicht klar, und infolgedessen verstand ich nicht, warum das Sacrum triduum aus vier Tagen besteht. Tut es aber nicht, da der Gründonnerstag kein eigenständiger Tag, sondern „nur“ der Vorabend von Karfreitag ist.
Klar wurde mir das erst durch das Stundenbuch. Das trennt nämlich zwischen der Non des Donnerstags der Karwoche und der Vesper von Gründonnerstag. Und diese Trennung besteht vor allem in der Überschrift „Die drei österlichen Tage vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn“:
- Leiden: Karfreitag
- Tod: Karsamstag
- Auferstehung: Ostersonntag
Direkt nach dieser Überschrift folgt die Unterüberschrift „Gründonnerstag oder Hoher Donnerstag“, der ausschließlich aus der Vesper besteht, die zudem nur von den armen Schweinen wie mir gebetet wird, die wegen kleiner Kinder (oder aus anderen Gründen) nicht an der Messe vom Letzten Abendmahl teilnehmen können. Ok, und der Komplet.
Die Verwirrung kommt wahrscheinlich daher, daß es mal (zwischendurch) zwei Triduen gab, nämlich das Leidenstriduum (Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag) und das Auferstehungstriduum (Ostersonntag, Ostermontag, Osterdienstag). Letzteres ergibt aber einfach keinen Sinn, denn von Ostersonntag bis zum Weißen Sonntag ist schon Osteroktav.
Wozu ein Triduum in der Oktav? Wahrscheinlich weil das mit dem Triduum von Gründonnerstag bis Ostersonntag nicht mehr klar war, also genau aufgrund der Frage, warum das Triduum vier Tage umfasse. Tat es aber gar nicht, sondern der Karfreitag beginnt (wie jedes Hochfest) mit dem Vorabend. Seit der Wiederherstellung des klassischen Triduums durch Papst Pius XII. 1951 (siehe auch hier) droht hingegen der Karsamstag als wesentlicher Bestandteil des Triduums unter den Tisch zu fallen (drei Tage? Also Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag! – NEEEEEEIIIIIIN!!!11111einself).
Um den Karsamstag angemessen aufzuwerten, kann ich nur die Karmette empfehlen (z.B. bei uns in Eisenach am Karsamstag und 8.30 Uhr). Seit ich die kennengelernt habe, möchte ich sie nicht mehr missen, denn von ihr her kriegt der Karsamstag als fast, aber eben nicht ganz a-liturgischer Tag sein eigenes Gepräge, das ihn als vollen und bedeutsamen Tag des Triduums heraushebt.
P.S.: Eigentlich reicht bereits der Schott. Denn die Missa Chrismatis steht auch dort unter Donnerstag der Karwoche. Da die aber meistens schon am Kardienstag gefeiert wird, rutscht das leicht durch.
>>Letzteres ergibt aber einfach keinen Sinn, denn von Ostersonntag bis zum Weißen Sonntag ist schon Osteroktav.
Entschuldige den Nachtrag, aber die Osteroktav ist gerade der *Grund* für das Auferstehungstriduum, nämlich auf Grund der Gepflogenheit, die ersten drei Tage (und den Schlußtag) der Oktav noch feierlicher zu feiern als die übrigen. Deswegen ist ja auch der Ostermontag Feiertag. (In einer ähnlichen Überlegung hat man sich gedacht, daß der Ostermontag eben *noch* feierlicher ist als der Osterdienstag und daher, wenn man den Leuten schon nicht so viel arbeitsfrei geben will, man an letzterem wieder arbeitet.)
Und wenn es so ein Auferstehungstriduum gibt, ist es nicht unnaheliegend, auch ein Leidenstriduum zu feiern, zumal ja das Leiden und die Auferstehung durchaus als voneinander unterschieden betrachtet werden *können* – auch wenn sie im eigentlichen Ostertriduum zusammenhängen.
Nicht alles, was sekundär ist, ist deshalb schon gleich falsch.
„Falsch“ war jetzt Deine Interpretation. Sinn ergibt es trotzdem nicht. Oktav bedeutet, acht Tage in Folge dasselbe Fest auf dieselbe Weise zu feiern, mit leichter Hervorhebung des ersten und des achten Tages als Anfang und Ende des Festes (lies nach bereits bei Levitikus). Die „Gepflogenheit“ einzelne Tage dazwischen gegenüber den anderen Tagen hervorzuheben, ist bereits eine Deformation. Historisch ist auch das Auferstehungstriduum aus dem Leidenstriduum — das ja ein Fundament in der Sache hat — entstanden und nicht andersrum.
Levitikus ist erstens altes Zeremonialgesetz, also nur Vorbild, nicht Vorschrift für unsere Feste, und zweitens selbst wenn es das wäre, verböte es nicht, dazwischen auch noch andere Tage hervorzuheben. was nebenbei bemerkt zumindest heute die Juden außerhalb Israels regelmäßig für den zweiten Oktavtag auch tun (diese Praxis müßte schon mit der babylonischen Gefangenschaft angefangen haben, diesbezüglich bin ich aber unsicher).
(Daß das Leidenstriduum eher da war, wußte ich nicht.)
Genau als das Vorbild habe ich Levitikus auch angeführt, denn ich behaupte nicht, daß das doppelte Triduum falsch (=verboten) ist, sondern daß es keinen Sinn ergibt. Kann man so machen, muß man aber auch nicht – und sollte man m.E. auch nicht.
Wenn Oktav, dann richtig: Also acht Tage durchfeiern, inkl. arbeitsfrei, oder aber den ersten und den letzten Tag herausheben, die Tage dazwischen trotz notwendiger Arbeit feierlicher begehen (wie wir das ja an genug Hochfesten tun). Alles andere zerstört letzten Endes das Gespür für die Oktav, insofern eine unbegründete (und insofern keinen Sinn ergebende) Abstufung zwischen Montag, Dienstag und Mittwoch bis Samstag eingeführt wird. Was sich auch ganz gut daran zeigen läßt, daß der Dienstag als dritter Tag des Triduums schon früher weggefallen ist.
Dass zwischen Oktav und zweitem Feiertag schon kein Zusammenhang mehr gesehen wird, zeigt sich auch sehr schön am Pfingstmontag. Die Pfingstoktav ist abgeschafft, der Pfingstmontag ist (in den deutschen Diözesen) aber gebotener Feiertag.
Um nochmal auf das Anliegen des ursprünglichen Posts zurückzukommen:
So ergibt das alles Sinn. Wenn ich anders rangehe, ergibt irgendwannn die Osternacht am Karsamstag früh Sinn. Heißt nicht, daß das alles bei schwerer Sünde verboten ist, obwohl es die Kirche zeitweise so anordnete, heißt aber, daß das sehr wohl den inneren Sinn verdunkelt.
>>Wenn ich anders rangehe, ergibt irgendwann die Osternacht am Karsamstag früh Sinn.
Die die Kirche ja immerhin mindestens fünf Jahrhunderte lang genau so gefeiert hat, übrigens in seltener Einigkeit mit den ganz anderen Liturgien des Ostens, katholisch oder nicht; und während der der emeritierte Papst Benedikt getauft wurde, dem später zu dieser „vorgezogenen Vigil“ eine ganz faszinierende Bedeutung einfiel…
Damit möchte ich übrigens nichts gegen die liturgische Bewegung sagen; nur gegen die Auffassung, ihre Reformen wären *deshalb* nötig gewesen, weil das vorherige *wirklich völlig verkehrt* und ein jahrhunderte lang währender Mißbrauch gewesen wäre.
Aber sehr verspätet:
>>ich behaupte nicht, daß das doppelte Triduum falsch (=verboten) ist[…]. Kann man so machen
mehr wollte ich hier gar nicht sagen.
[Zumal ich hauptsächlich an das „was ist heut für ein Tag, was feiern wir denn da so“ gedacht habe, wo es selbstverständlich völlig problemlos möglich ist, neben dem eigentlichen Triduum, und das ist *selbstverständlich* das von Gründonnerstagabend bis Ostersonntag, auch noch nebenher an ein Leidens-Triduum und ein Auferstehungs-Triduum zu denken.]