Cannibal Corpse müssen noch etwas warten, ich will erst noch was anderes aufgreifen. Seitdem ich mit Maria ins Reine gekommen bin, reagiere ich etwas allergisch auf das, was vorher auch meine Sorgen waren – obwohl rein sachlich betrachtet die Sorgen ja nicht völlig falsch waren (nur halt eher vorgeschoben). Wie das halt so ist: Nach einer Bekehrung fällt der Bekehrte mitunter ins gegenteilige Extrem. Drum diesen Post bitte cum grano salis genießen.
Zwei Dinge sind mir in den letzten Jahren in der Blogoezese dermaßen aufgestoßen, daß ich auch über meine „Schweigenszeit“ hinweg sie nicht vergessen habe. Heute will ich erstmal auf das Fatima-Gebet eingehen, d.h. den Einschub ins Rosenkranzgebet.
Dazu habe ich auf verschiedenen Blogs Aussagen gelesen wie: „wurde zum Glück in meiner Gemeinde nicht gebetet“ oder „finde ich schrecklich“.
Eins vorweg: Wenn damit einfach nur eine persönliche Abneigung ausgedrückt werden soll – kein Ding! Das wäre eine reine Frage der persönlichen Frömmigkeit. Mir schien es aber das eine oder andere Mal mehr zu sein. Nämlich eine grundsätzliche Ablehnung dieses Gebetes, so im Sinne von „wie kann man nur“.
Damit hätte ich tatsächlich ein Problem, und zwar, weil dieses Gebet, nüchtern betrachtet ja jetzt nicht so sonderlich problematisch ist (also selbst mein „Häresiefinder“ nicht angeschlagen hätte):
O mein Jesus, | liebevolle Anrede |
verzeih uns unsere Sünden! | beten wir in jedem Vater unser |
Bewahre uns vor dem Feuer der Hölle! | Bitte, nicht verloren zu gehen |
Führe alle Seelen in den Himmel, | einzige mögliche Gefahr: Allversöhnung (ganz schön weit hergeholt, oder?) |
besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen. | Fürbitte, für die, die sie am nötigsten haben, also geradezu Ausdruck von Feindesliebe |
Ok, persönliche Vorbehalte von wegen „Feuer“, „Sünden“ und „Hölle“ – geschenkt. Hab vollstes Verständnis für jeden, der sich damit schwer tut, z.B. weil er dadurch Angst vor dem Scheitern bekommt (der Mensch ist leider nicht immer rational). Aber: Ich gehe in solcher Sprache geradezu auf (guckst Du Metal: Heaven and Hell, Fire in the Sky, Disciples of the Lie, „trapped in purgatory“ – um nur meine unmittelbarsten Assoziationen zu nennen), und ich hätte ein Problem damit, wenn mir das jemand verbieten wollen würde.
Wie gesagt: Das Gebet muß nicht jeder mögen und schon gar nicht zum Teil seiner persönlichen Frömmigkeit machen. Ich räume auch ein, daß manch einem dadurch der Rosenkranz sogar unzugänglich werden könnte. Aber ich denke – und das zuzugeben, da sollte keinem ein Zacken aus der Krone brechen -, das Problem ist eher subjektiv als objektiv begründet.
Leben und leben lassen – und nicht unnötigerweise ein Schibboleth draus machen.
Ich habe generell „Probleme“ damit, wenn der Rosenkranz durch zusätzliche Gebete „aufgeblasen“ wird. Ich bete ihm am liebsten auch ohne die in Deutschland üblichen Einschübe ins Ave-Maria – also so, wie er auch in vielen anderen Ländern gebetet wird. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß wir in Deutschland beim Beten zum Plappern neigen und meinen „viel hilf viel“.
Meistens bete ich ihn auf Latein. Nicht weil es schneller geht 😉 , sondern weil mir der Rhythmus da irgendwie mehr liegt und es mir persönlich meditativer vorkommt.
Das ist genau das, worauf ich hinaus will: Jeder soll den Rosenkranz doch bitte beten können, wie er will.
Natürlich gibt es für verschiedene Formen auch immer gute Gründe. Aber die sind nun einmal persönlich. Wenn jemand sagt „ich hatte das Glück, daß ich da und da den Rosenkranz in der und der Form kennengelernt habe, denn mit der und der Form kann ich nichts anfangen“ und womöglich noch anfügt, warum das so ist, finde ich das spannend. Nur wenn daraus eine enges „und alle müssen das so sehen wie ich“ wird, dann stört mich, daß jemand Vorschriften machen will, wie der Rosenkranz „richtig“ ist und wie nicht. Wir reden hier ja immerhin von einem privaten Gebet.
Der Rosenkranz ist nicht zwingend ein „privates Gebet“.
Es gibt vielerorts Rosenkranzandachten, besonders im Mai und Oktober, und teilweise wird auch der Rosenkranz das ganze Jahr über vor Messbeginn gebetet, so daß mich sich dem nur durch Zuspätkommen entziehen könnte.
Sorry, Mißverständnis. Gemeint war „privates Gebet“ im Gegensatz zu „Gebet der Kirche“, nicht zu „öffentliches Gebet“. Sollte heißen: Es gibt keine liturgischen Vorschriften dazu und somit besteht die Freiheit, auch eine Rosenkranzandacht so zu gestalten, wie man lustig ist. Und das ist auch gut so – sonst käme nachher noch jemand auf die Idee, mir meine lauretanische Litanei zu verbieten… 😉
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