Rückwärtsbotschaften, dem apologetischen Vorwurf gemäß meist satani(sti)schen Inhalts, lassen sich auf zwei Arten herstellen, kompositorisch und technisch. Wie in der Dissertation (S. 122f.) geschildert ist die Wirkungstheorie der Rückwärtsbotschaften unsäglich dünn und wissenschaftlich nicht nur nicht anschlußfähig. Sie wurde bereits 1985 in psychologischen Test eindeutig widerlegt (J. R. Vokey / J. D. Read, Subliminal Messages. Between the Devil and the Media, in: American Psychologist 40 (1985) 1231–1239, hier 1236).
Kompositorische Rückwärtsbotschaften
Hier muß so komponiert werden, daß die Gesangslinie auch rückwärts einen Sinn ergibt. Eine solche Rückwärtsbotschaft wäre bei normalem Abspielen nicht zu bemerken. Solche Rückwärtsbotschaften sind nicht nachweisbar. Vielmehr dürften die vermuteten Botschaften, deren genauer Wortlaut von Autor zu Autor durchaus variiert, reiner Zufall sein. Denn das menschliche Gehirn versucht, nicht verstandenen Wortfetzen und damit auch sprachähnlichem Gebrabbel noch einen Sinn zu geben, der aber gar nicht da sein muß.
Dazu sei das Experiment empfohlen, beim ersten Abspielen des unten stehenden Beispiels nicht auf den (in suggestiver Absicht) dem Video unterlegten Text achten (Augen zu! Konzentrieren Sie sich auf das Gehörte!). Schreiben Sie sich auf, was Sie ungefähr verstanden zu haben meinen. Wiederholen sie das Abspielen, wobei sie diesmal den Text im Video berücksichtigen. Sie werden feststellen, daß Sie plötzlich klar und deutlich exakt das hören, was der Text Ihne suggeriert. Vergleichen Sie diesen Text mit Ihren Notizen. Dann hören Sie sich die „Rückwärtsbotschaften“ noch mehrmals an und prüfen Sie, ob Sie den suggerierten Text wirklich hören, wenn Sie sich auf das Gehörte konzentrieren. Sie hören sicherlich etwas, das ähnlich klingt. Aber fehlen da nicht halbe Silben? Ist die vermeintliche Rückwärtsbotschaft nicht so undeutlich, daß sie eigentlich alles mögliche bedeuten könnte? Oder eben auch gar nichts?
Hörbeispiel:
Led Zeppelin: Stairway to Heaven
Queen: Anotherone Bites the Dust
Technische Rückwärtsbotschaften
Bei der Endabmischung der einzeln aufgenommenen Instrumente wird eine rückwärts abgespielte Spur mit Textinhalt hinzugefügt. Beispiele für Rückwärtsbotschaften dieses Typs gibt es viele. Auch wenn man nicht jedes Wort gleich gut versteht, versteht man in der Umkehrung doch eindeutig den Sinn, auch wenn man sich keinen Text dazu vorgeben läßt. Vor allem aber erkennt man sie bereits vor der Umkehrung an eben jenem sprachähnlichem Gebrabbel, dem man bei den kompositorischen Rückwärtsbotschaften einen Sinn unterlegt. (Es wäre eigentlich mal interessant zu hören, was Leute in diese Rückwärtsbotschaften in der Vorwärtsfassung ohne Kenntnis, daß es rückwärts ist, hineininterpretieren würden…)
Hörbeispiele:
Als Beispiele gibt es ersteinmal ein paar richtige satanistische Botschaften, die allerdings hinter den viel häufiger vorwärts gesungenen satanistischen Botschaften derselben Alben ein wenig verblassen:
Venom: In League with Satan (Intro)
Slayer: Hell Awaits (Intro)
Daneben erwähnte ich in der Diss einige Beispiele für Rückwärtsbotschaften, die die ganze Diskussion aufs Korn nehmen oder zumindest als Kommentar zu dieser zu verstehen sind:
Iron Maiden: Still Life (Intro)
Das ist mein Lieblingsbeispiel, weil es vorwärts ungefähr genausogut zu verstehen ist wie rückwärts.
Petra: Judas‘ Kiss
Auch dieses Beispiel ist sehr schön, weil hier eine christliche Hard Rock-Band fragt, warum sich der Rückwärtsbotschaftensucher eigentlich soviel für den Teufel interessiere. Man beachte auch den Songtitel.
Pink Floyd: Empty Spaces
Diese Rückwärtsbotschaft ist im Kontext der Bandgeschichte zu betrachten. Sie findet sich auf dem 11. Album (The Wall). Dem Song „Sheep“ des Vorgängeralbums („Animals“) wurde wegen der mit einem Vocoder verfremdeten Rezitation von Psalm 23 – der sicherlich nicht zum Gotteslob auf diesem Album war – der Vorwurf des Backward Maskings gemacht, auch wenn es sich nicht um einer Rückwärtsbotschaft handelte.
ELO: Fire on High
Mit diesem Beispiel verlassen wird endgültig die musikalische Ausrichtung dieser Website. Die Botschaft selbst aber ist es wert: Backward Masking = Zeitverschwendung.
Ich hatte dazu mal folgenden Artikel geschrieben: http://dymphnaswelt.blogspot.de/2006/01/zum-thema-backward-masking_12.html.
Punkt ist, daß der Mensch in Dinge gern das reinhört, was er reinhören will. Leider finde ich gerade einen anderen Link nicht, in dem angebliche „Geisterbotschaften“ im Weißen Rauschen und ähnlichen zu hören sind. Langer Rede, kurzer Sinn: Es gibt so einiges, daß, wenn man einen Text darunter schreibt, sich total wie eine Sprache anhört. Oder nach ganz anderen Texten, Marke „Fishmaster – the misheard lyrics“ oder „Gopher Tuna“. Der Interessierte möge auf youtube suchen.
Hi,
massenhafte Texte, die sich vorwärts- und rückwärts zu 100 % gleich anhören.:
a-palindrom.npage.de
… ohne Backward Maskings