Wenn das so weitergeht, wird aus meinem Blog noch ein Deckers-Watch-Blog. Diesmal (Samstagsausgabe, S. 8) ist es zwar „nur“ ein auch als solcher gekennzeichneter Kommentar zur Rehabilitierung von Abt und Prior des Klosters Ettal:

„Jetzt haben wir es gewissermaßen amtlich: Was immer in der Benediktinerabtei Ettal vor einigen Jahren zwischen einem Pater und einem Schüler vorgefallen ist, war nie von der Art, daß es dem Mißbrauchsbeauftragten des Erzbistums München hätte zu Ohren kommen müssen. Das kann man glauben, muß es aber auch nicht.“

Die Begründung lautet: Was hätte auch anderes herauskommen sollen, wenn man einen Benediktiner andere Benediktiner überprüfen läßt. Zudem fehle jegliche Begründung für das Urteil.

„Unabhängig voneinander sprechen beide Indizien dafür, daß maßgebliche Kräfte in der katholischen Kirche noch immer nicht begriffen haben, daß ihre Form der ‚Aufklärung‘ jedem auch noch so absurden Zweifel an der Integrität der Institution und der sie repräsentierenden Personen Vorschub leistet.“

Ganz davon abgesehen, daß eine solche „Prophetie“ sich selbst erfüllt, weil sie selbst genau diese absurden Zweifel fördert, zeigt der glücklicherweise nicht von Deckers stammende Artikel auf Seite vier etwas mehr sachliche Substanz. Hier nochmal die Zusammenfassung: Es geht in der Rehabilitierung ausschließlich um die Meldepflicht eines einzigen Falles aus dem Jahr 2005. Der betreffende Pater wurde vorsichtshalber versetzt (sowohl an einen anderen Ort, was bei der benediktinischen stabilitas loci schon ein gewisses Zeichen darstellt, als auch zunächst in den Verwaltungsdienst), obwohl in einem Gutachten bescheinigt wurde, daß das vorgefallene Streicheln keinerlei Anhaltspunkte für sexuellen Mißbrauch oder Pädophilie aufweise, auch wenn es bei einem „bäuchlings auf dem Bett“ liegenden Schüler „unter dem T-Shirt“ erfolgte. Gut, ich war nicht dabei, Daniel Deckers allerdings auch nicht. Da die Patres in einem Internat durchaus die Elternrolle miterfüllen müssen, sehe ich als Vater von vier Kindern hier allerdings auch keinerlei Anhaltspunkte für sexuellen Mißbrauch oder Pädophilie — es sei denn, wir leben bereits unter einer Diktatur der Verdachtshermeneutik, in der jeder noch so absurde Verdacht widerlegt werden müßte. Zum Glück gilt bei uns selbst in solchen Fällen immer noch in dubio pro reo.

Ich frage mich allerdings, woran Deckers hier bewußt oder unbewußt arbeitet. Implizit bedeutet sein Kommentar doch, daß die Kirche nicht selbst Vorfälle untersuchen dürfe. Wäre die Visitation nicht durch Benediktiner sondern durch Franziskaner oder auch Weltpriester erfolgt, hätte Deckers vermutlich sinngemäß geschrieben: Was kann man schon erwarten von einer Vistiation ausgerechnet durch Angehörige einer anderen Odensgemeinschaft bzw. der beschuldigten Kirche. Oder anders gefragt: Gilt für Deckers nicht, daß die Kirche — unbeschadet des jedem Bürger zukommenden Rechtes, die staatlichen Stellen einzuschalten, wenn er von einer mutmaßlichen Straftat erfährt — das Recht hat, ihre inneren Angelegenheiten selbst zu regeln? Denn genau darum geht es doch bei dem hier in Frage stehenden Fall: Wurden die (nur) innerkirchlich geltenden Regeln befolgt oder verletzt?

Das heißt natürlich nicht, daß hier roma locuta, causa finita gelten muß (obwohl Deckers selbst das vor kurzm im Falle Bischof Mixas gefordert hat; aber das gilt vermutlich nur, wenn Rom in seinem Sinn entscheidet). Natürlich kann man beklagen, daß der Visitationsbericht nicht öffentlich zugänglich ist. Allerdings sollte man schon ein paar sachliche Indizien dafür haben, daß hier etwas verschwiegen oder vertuscht wird, und nicht nur die vage Ahnung, daß Benediktiner anderen Benediktinern kein Auge auskratzen würden. Daß Katholiken dazu auch ohne klaren Grund fähig sind, ist jedenfalls offensichtlich. Aber dieser Blogeintrag stammt natürlich auch von jemandem, der vermutlich „noch immer nicht begriffen“ hat, daß seine Vorstellung von Gerechtigkeit „jedem auch noch so absurden Zweifel an der Integrität der Institution und der sie repräsentierenden Personen Vorschub leistet“. Herrliches Totschlagargument!

Daß es bei Daniel Deckers ab und zu einmal aushakt, dessen bin ich mir ja bewußt, und damit lebe ich schon das eine oder andere Jahr. Neu ist allerdings, daß „es“ jetzt nicht mehr wieder einhakt. Heute hat es mir bei der FAZ-Lektüre glatt die Sprache verschlagen, als ich die Vorstellung Bischof Zdarsas durch Daniel Deckers las:

„Daß zwischen der Annahme des Amtsverzichts [Bischof Mixas] Mitte Mai und der Ernennung eines Nachfolgers nicht einmal zwei Monate vergingen, sagt indes mehr über die dramatische Lage in dem von [Bischof] Mixa seit 2005 geleiteten Bistum aus als über die Qualifikation des neuen Bischofs. Bis auf wenige Jahre, die Zdarsa zur Promotion im Fach Kirchenrecht in Rom verbrachte, war er stets in der recht überschaubaren Welt des ostdeutschen Diaspora-Katholizismus beheimatet, ohne darin durch überdurchschnittliche Gaben etwa als Seelsorger oder Intellektueller aufzufallen. Allerdings stellte sich auf der Suche nach einem Nachfolger [Bischof] Mixas bald heraus, daß Zdarsa dser Einzige sei, der dem wichtigsten aller Erfordernisse genügen könne: Verfügbarkeit.“

Aha. Konrad Zdarsa ist also nur Bischof geworden, weil er nichts anderes konnte; wahrscheinlich war schon seine Berufung zum Generalvikar nur dem Schutz des Pastoralviehs geschuldet. Zum Bischof eines schwierigen Bistums wählt Papst Benedikt auch lieber einen unfähigen Nichtstuer aus, der zufälligerweise gerade abkömmlich ist, anstatt einen in schwieriger Situation bewährten Bischof, dem er zutraut, ruhig, aber beharrlich die tiefen Gräben im Bistum zu überwinden. Priester und Bischof in einer Gegend zu sein, wo nur selten mehr als 5% der Bevölkerung katholisch sind, ist nicht mehr als ein Kindergeburtstag. Überhaupt ist ja die „überschaubare Welt“ des katholischen Ostens der Traum eines jeden deutschen Katholiken, weil es sich dort ja so beruhigt unhinterfragt katholisch sein läßt. Deshalb ja auch der westdeutsch-katholisch Exodus ins Stammland der Reformation in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Meine Güte! Ich weiß ja nicht, was Deckers so raucht, aber er sollte es reduzieren. Jedenfalls tut er sich und der FAZ damit keinen Gefallen. Bischof Zdarsa und die Kirche wird es wohl gerade so überstehen.

Leider gibt es den Song, der mir jetzt schon den halben Tag im Kopf rumschwirrt, nicht in der Carnivore’schen Originalversion im Netz (jedenfalls nicht legalerweise). Dafür brauche ich mir halt keinen tollen Postingtitel auszudenken.

Mir wird’s langsam unheimlich! Da habe ich doch tatsächlich die eine Hälfte der Finalspiele zutreffend vorausgesagt, und sogar die Anzahl deutscher Tore im Argentinienspiel hatte ich, wenn auch nicht ganz so öffentlich, richtig eingeschätzt (leider habe ich’s selbst nicht geglaubt, das wäre eine schöne Wettquote gewesen…). Aber weder Uruguay noch die Niederländer hatte ich ernsthaft auf der Rechnung. Insofern denke ich auch, daß Spanien wohl Weltmeister wird — aber eins ist sicher: Es wird ein Land, das es noch nie zuvor war.

Schade. In den letzten Wochen kamen mir angesichts des vielen Schwarz-Rot-Gold doch ein paar Erinnerungen an vor 20 Jahren. Aber gegen diese Spanier war nun echt nichts zu wollen: Die Seiten waren dicht, es konnten kaum Flanken reinkommen. Na, dann halt in vier Jahren. Das Spiel um Platz 3 gewinnt Deutschland übrigens wieder souverän mit vier Toren.

Wer hätte das gedacht! Da habe ich doch glatt die Hälfte der Halbfinalteilnehmer richtig getippt. Aber weder Uruguay noch die Niederlande hatte ich ernsthaft auf der Rechnung. England und Brasilien waren dafür recht enttäuschend. Ganz im Gegensatz zu Deutschland. Da hatte ich zwar mit dem Spiel gegen Argentinien im Viertelfinale gerechnet, aber ganz klar eine Zitterpartie erwartet. Wenn das so weiter geht, dann würde das ja auch wunderbar zur Reihe passen: 1954 –> 1974 = 20 Jahre, 1990 –> 2010 = 20 Jahre.

Na, schauen wir mal. Die diesjährige Mannschaft kann besser spielen als die vor zwei Jahren. Es kann also gegen Spanien reichen, zumal die sich ja auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Uruguay kann ich gar nicht einschätzen, bisher habe ich in jedem Spiel gegen sie gesetzt und wurde eines Besseren belehrt. Die Niederlande können guten Fußball spielen, aber das hat ihnen bisher noch nicht allzuviele Titel eingebracht. Es wird also nicht nur ernst, es wird auch noch spannend.

Ich kann’s nicht mehr hören! Aller Orten (exemplarisch hier und hier) wird über die Wahl von Wulff lamentiert. Vorausgesetzt, da stecken tatsächlich ernsthafte Argumente hinter und nicht nur die wohlfeile Pflege der eigenen allgemeinen Politikverdrossenheit, sei an ein ganz gewichtiges Faktum erinnert: 1999 hat Gauck selbst seine Nominierung durch die CSU abgelehnt. Wahrscheinlich wegen mangelnder Wahlaussichten. Stattdessen hat er sich jetzt von rot-grün zum Affen machen lassen. Hätte rot-grün eine ernsthafte Chance gesehen, einen eigenen Kandidaten zum Bundespräsidenten zu wählen, hätten sie ganz sicher nicht Gauck aufgestellt. Oder anders formuliert: Diese Wahl ist nicht mehr und nicht weniger (tages-)politisch bestimmt gewesen als alle anderen vorher. Das Amt mag einen überparteilichen Anspruch haben, die Wahl in dieses Amt war es nie.

Ob Wulff der beste möglich Kandidat war, sei einmal dahingestellt, mir fällt jedenfalls kaum ein politisch durchsetzbarer besserer ein. Worin ist denn Gauck bitte besser? Weil er jahrelang eine nach ihm benannte Behörde geleitet hat? Weil ihn „das Volk“ sympathischer findet? Weil Gauck kantiger daherkommt als Wulff? Also ich habe genug von Ersatzvaterfiguren in der Politik…

Es mag ja in mehr oder weniger bürgerlichen Kreisen populärer sein, sich gegen die DDR-Vergessenheit zu stellen, Wulff hingegen ist einer der wirklich wenigen Politiker, die sich mit aktuell geltendem politisch gewolltem Unrecht auseinandersetzen, nämlich der willkürlichen Nicht-Revision der Enteignungen in der SBZ vor Gründung der DDR im Zuge der Wiedervereinigung. Im Gegensatz zur Erinnerung an DDR-Unrecht würde das, wenn breit diskutiert, viel mehr Politikern, noch dazu im eigenen „Lager“, weh tun. Nein, Wulff mag zwar als der liebste aller möglichen stromlinienförmigen Schwiegersöhne erscheinen, dahinter steckt aber ein mindestens ebenso kantiger Politiker wie Gauck sich öffentlich präsentiert.

Ich will ja keineswegs bestreiten, daß es die Möglichkeit gibt, eine Notsituation mit einer dauerhaften Lösung zu beenden. Aber das behauptet Bischof Fürst gar nicht, wenn ich das richtig verstehe. Vielmehr besteht die „pastorale Notsituation“ auch beim Einsatz von Wortgottesdienstleitern weiter. Irgendetwas kann da also nicht stimmen.

Eigentlich ist es doch offensichtlich: So wohlfeil und berechtigt die Forderung ist, Wortgottesdienste in das liturgische Leben der Gemeinden zu integrieren, so wenig ist ein Wortgottesdienst doch Ersatz für die Heilige Messe. Gesetzt den Fall, für Bischof Fürst ist ein Wortgottesdienst doch einer Heiligen Messe gleichwertig, was ist dann die „pastorale Notsituation“ und in welcher Beziehung steht die Beauftragung von Laien zu Wortgottesdienstleitern zu ihr? Sorry, irgendwas ist dadran dermaßen schief, daß ich einfach nicht verstehe, war Bischof Fürst sich da eigentlich denkt.

Es war ja schon seit ein paar Tage klar, daß Deutschland und England nicht gleichzeitig im Halbfinale stehen können. Daß England aber dermaßen unter die Räder kommt, hätte ich nicht gedacht. Fast würden sie mir leid tun, aber ganz ehrlich: Sie haben schlecht gespielt (und das nicht erst im Achtelfinale), und ich wage es doch stark zu bezweifeln, daß sie gewonnen hätten, wäre das 2:2 gegeben worden. (Und, liebe Medien, hört doch bitte auf, von Wembley-Rache zu faseln! Als Scherz ist das ja noch ganz nett, allmählich könnte man aber meinen, daß das manche tatsächlich ernst nehmen. Nochmal zum mitmeißeln: Wembley ist bis heute umstritten, das Tor gestern war jedem [außer den Schiedsrichtern] klar.)

Trotdem kommt es jetzt zum von mir erwarteten Viertelfinale Deutschland gegen Argentinien. Wenn ich die Leistungen im Achtelfinale vergleiche, habe ich doch gute Hoffnung, daß Deutschland es tatsächlich unter die letzten vier schafft. Die Mexikaner haben Argentinien ja tatkräftig bei ihrem Sieg unterstützt. Einzig die Formschwankungen der Deutschen von Spiel zu Spiel macht mir etwas Sorgen.

Auch bin ich mir nicht so hunderprozentig sicher, ob es Brasilien bis ins Halbfinale schafft oder nicht doch gegen die Niederlande rausfliegt. Ghana und Uruguay hatte ich beide nicht auf der Rechnung, aber einer von beiden muß es ja ins Halbfinale schaffen. Vielleicht trifft ja Deutschland nochmal auf seinen Gruppengegner… Auf Spanien würde ich trotz allem immer noch sicher als Endspielteilnehmer setzen.