Da ist es mir doch tatsächlich passiert, in eine Messe zu geraten, in der der Priester glatt die Statio „vergessen“ hat. Ob er sie jetzt wirklich vergessen oder bewußt weggelassen hat, sei mal dahingestellt, ich tendiere eher zu tatsächlich vergessen, da er anfangs etwas verwirrt wirkte.

„Der Herr sei mit euch.“
„Und mit deinem Geiste.“
„Laßt uns bekennen, daß wir gesündigt haben.“

Rummmmmms! Wer (wie ich) bis dahin noch nicht ganz angekommen war (bin erst kurz vor knapp gekommen), bekam gleich die volle Breitseite ab. In der Erwartung einer irgendwie frommen, mehr oder weniger geistreichen tagesaktuellen Einlullung fühlte sich das echt an wie eine gut gezielte Rechte. Paff! Erst zur Lesung hatte ich mich wieder halbwegs gefangen.

So ist mir schmerzhaft bewußt geworden, wie wichtig es ist, rechtzeitig vor der Messe dazusein und anzukommen, erst die alltäglichen Sorgen und Belastungen loszuwerden, bevor die Messe beginnt. Die forma ordinaria kennt halt keinen Psalm „Judica“.

Allerdings weiß ich gar nicht mehr so richtig, ob ich mir den jetzt noch wirklich wiederhaben will. Sicher, die Kombination aus „Schaffe mir Recht…“ und „Ich bekenne…“, dieser Ausdruck der doppelten Erfahrung des Bösen, nämlich als Opfer und als Täter, hat was, und die einseitige Betonung nur des Täterseins, die man auch so schnell wie möglich hinter sich bringen will (es gibt Liturgiewissenschaftler, die den Bußakt viel zu lang und unpassend finden, ihn am liebsten ganz streichen würden), habe ich immer für etwas scheinheilig gehalten. Ohne Statio aber hat das Confiteor (bzw. schon die Aufforderung dazu) eine unheimlich Eindringlichkeit.

Wenn ich dadurch eins gelernt habe: Bloß nicht kurz vor knapp kommen.

Nachtrag zur Lebenswende:

Kernargument dafür, daß in der Lebenswendefeier recht wenig von christlichen Kernwahrheiten die Rede ist, war ja, daß der Zielgruppe überhaupt erstmal die Grundlagen für diese Wahrheiten, nämlich die Denkmöglichkeit von Transzendenz, nähergebracht werden muß. Jetzt bin ich über ein Interview mit Weihbischof Dr. Hauke in der Herder-Korrespondenz 12/2009 (610-615) gestolpert, das das indirekt aus seinem Munde bestätigt:

Wie soll man draußen erzählen, was einem selbst wichtig ist? Man weiß das zwar alles schon, rein theoretisch. Dies aber zu formulieren ist äußerst schwierig, erst recht gegenüber Menschen, die keinerlei oder kaum Kenntnis vom christlichen Glauben besitzen. In der öffentlichen Verkündigung müssen wir so immer wieder verinnerlichen, dass wir es mit Menschen zu tun haben können, die keinen religiösen Hintergrund haben. Wir können deshalb nicht ohne weiteres beispielsweise von Gnade, Sühne, Barmherzigkeit reden; das wird im außerkirchlichen Bereich kaum verstanden.

[…]

Vor allem im Umgang mit erwachsenen Taufbewerbern spüre ich immer wieder, wie ich um Worte ringe. In der gemeinsamen Bibellektüre mit den Taufbewerbern versuche ich dann zuerst den Horizont zu weiten auf ein geschichtliches Denken, auf dieses sinn-deutende Denken der Bibel hin.Wir dürfen dabei aber nicht nur die Schwierigkeiten sehen. Durch dieses Herausgefordertsein in einem nichtreligiösen Umfeld klärt sich auch vieles für uns Christen selbst, was den eigenen Glauben angeht.

[…]

Der Religionsunterricht ist eine große Chance, Menschen mit dem Glauben bekannt zu machen, freilich zunächst auf der Informationsebene. Wir müssen erklären, was Christen glauben, was ihr Leben sinnvoll macht. Wir sagen den Schülern zuallererst, dass es sinnvoll ist, sich mit dem Glauben zu beschäftigen, um in einer christlich geprägten Kultur zurechtzukommen. […] Natürlich aber müssen wir auch damit rechnen, dass viele das lediglich zur Kenntnis nehmen, es sie dann aber nicht weiter berührt. Bei manchen aber entsteht daraus die Frage nach dem Sinn des Ganzen.

[…]

Wenn ich diese [missionarischen] Projekte vorstelle, betone ich zunächst immer, dass sich, was in Erfurt beispielsweise möglich ist, nicht überall eins zu eins übersetzen lässt. Entscheidend ist, dass wir lernen, quasi von außen zu schauen, was Kirche tut. Das ist sehr heilsam.Wir müssen uns doch beispielsweise immer wieder fragen, mit welchen Worten wir formulieren, was uns wichtig ist. Oder gucken wir uns doch beispielsweise einmal die Schaukästen unserer Gemeinden an. Was findet dort jemand, der bislang keinen Kontakt zur Kirche hat und wissen möchte, was katholische Kirche eigentlich ist? Wir müssen uns viel öfter noch von außen anschauen und fragen, ob wir wirklich verständlich sind. Schreiben wir doch in Schaukästen und auf die Gemeinde-Homepage, was Fronleichnam oder Pfingsten für uns bedeutet!

Das Interview ist übrigens auch darüber hinaus durchaus lesenswert, da geht’s auch um andere missionarische Projekte (übrigens sogar das Kolumbarium! – deshalb geht es allerdings gerade nicht um die Frage der Feuerbestattung) und deren Hintergründe. Nett war etwa:

In dem „Buch der Anliegen“ im Dom stand jüngst: „Gott ich glaube nicht an Dich, aber pass’ auf meine Oma auf, die jetzt im Himmel bei Dir ist.“ Natürlich lässt sich sagen, dass das widersprüchlich ist: Ich habe die Sehnsucht nach Geborgenheit, aber ich habe auch Angst vor der Konsequenz, dass, wenn ich mich öffne und sage, es gibt einen Gott, ich mich ja auch ein bisschen um diesen Gott kümmern muss. Wir als Kirche sollten uns aber immer fragen, wie hoch unsere Schwellen sind, und ob es uns gelingt, den Menschen zu zeigen, dass sie etwas gewinnen können und nicht nur, dass sie etwas verloren haben.

Und dann gibt’s noch zwei volle Breitseiten:

Ich erlebe derzeit viel zu viel Verlustangst in der Kirche und die Angst, sich auf Neues einzustellen. Es herrscht ein Geist der Besitzstandswahrung. Dabei merkt man, dass es nicht weiter geht wie bisher, Gesellschaft und Kirche verändern sich so schnell. Die Kirche in Deutschland erlebt einen echten Umbruch und vielleicht sind wir in den neuen Ländern in diesem Prozess schon etwas weiter. Wir Christen sind herausgefordert, neu zu denken und das Wertvolle unseres Glaubens neu zu sehen. Es ist keine Katastrophe, man kann auch in der Diaspora als Christ leben. Kirche kann auch in dieser Situation existieren, uns droht nicht der Super-GAU. Das zu akzeptieren und zu verstehen ist entscheidend, damit wir uns nicht lähmen lassen. Die Anfrage eines Menschen von außen, der mich ganz unvorbelastet nach der Kernaussage des Christentums fragt, darf mich nicht in Empörung verstummen lassen. Ich brauche keine Angst zu haben vor den Fragen der Menschen.

[…]

In zehn oder zwölf Jahren werden wir keine Pfarrer mehr an jedem Ort haben, auch dort nicht mehr, wo heute noch welche sind. Wir müssen also die Gemeinden langsam wieder damit konfrontieren, dass der Hirt der Gemeinde Christus selbst ist. Christus leitet die Gemeinde. Ich wage zu sagen: Dass Christus das Zentrum der Gemeinde ist und nicht der Pfarrer, das haben die Gemeinden und auch viele Pfarrer selbst viel zu sehr verdrängt.

Teil I, Teil II

Wie in Teil II angekündigt nun also der Bericht zu den Erfahrungen mit einem meiner Kindermeßbücher aus alten Tagen: Eleonore Beck und Gabriele Miller, Bilder von Irene Schreiber: Heilige Messe. Ein Buch für Kinder; Butzon & Bercker
(Kevelaer), 5. Auflage 1967.

Ich weiß, daß ich als Kind mit diesem Buch auch eher weniger anfangen konnte, und genauso scheint es meinem Sohn gegangen zu sein. Dabei finde ich es bei genauerer Betrachtung sogar ziemlich gut. Es setzt aber offenbar ältere Kinder oder zumindest schon mehr Vorwissen voraus, überfordert einen Sechsjährigen wohl noch. Bilder und Texte dazu sind vom Platzumfang auch etwa gleichgewichtig (halbe/halbe). Hinzu kommt die Besonderheit des Erscheinungsjahres.

Denn 1967 war nun wirklich eine besondere Zeit in der Liturgiegeschichte, und das spiegelt sich in dem Buch wieder. Es ist von der Struktur noch völlig auf die vorreformierte Form ausgerichtet, die Bilder zeigen jedoch schon die Zelebration versus populum – mit der Einmaligkeit, daß der Priester dabei Manipel trägt. Das ging nun wirklich nur eine halbe Dekade lang.

Die Mängel des neueren Buchs aus Teil I hat das hier freilich nicht, erst durch die veränderte nachreformerische Liturgie ergeben sich überhaupt nennenswerte Auslassungen (etwa die Fürbitten). Dafür versuchen die Bilder zum Ausdruck zu bringen, daß die Messe vor allem auch ein geistiges Geschehen ist, sie versuchen vom irdischen Geschehen auf Himmlisches oder zumindest Überzeitliches hin zu überschreiten.

Als katastrophal erwies sich freilich das Hochgebet: Der alte römische Kanon ist in dem Buch in seiner ganzen Schönheit bebildert, so daß mein Sohn natürlich keinen Zusammenhang zwischen den Bildern im Buch und dem vom Priester Gebeteten herstellen konnte. Also war ich ständig am Vor- und Zurückblättern. Und das saugt ja dermaßen…

Zwar weiß ich nicht, ob das auch für meinen Sohn der Grund war, das Buch doof zu finden (was ich schade finde), aber, wie gesagt, kann ich mich erinnern, daß ich als Kind damit auch nichts anfangen konnte. Vielleicht wäre das eher was nur für zu hause, denn da steckt einiges Potential drin.

Und das sage ich jetzt nicht (nur), weil es ausdrücklich eschatologisch endet. 😉

Wir sollen durch das Gute und Schöne Gott erkennen, wird es in einem Fastenhirtenbrief heißen. Das liegt ja auch auf der platonisch geprägten theologischen Linie unseres Papstes. Aber ich weiß nicht… Irgendwie bin ich da aristotelischer drauf (wie passend, am Fest des hl. Thomas von Aquin 🙂

Natürlich kann ich Gutes und Schönes in der Welt entdecken, und, ja, das ist für mich auch auf den Schöpfer hin durchsichtig (meistens, mehr oder weniger). Aber meine Erfahrung (Aristoteles läßt grüßen 🙂 erschöpft sich nicht im Guten und Schönen. Sie ist zu einem nicht geringen Teil von Negativem geprägt, das gerade im Kontrast zum Schönen und Guten den Schöpfer in Frage zu stellen scheint.

Nun hat der Glaube darauf ja durchaus Antworten, die heute leider nicht mehr in ihrer Tiefe verstanden zu werden scheinen, geschweigedenn herausgekehrt werden. Dabei habe ich schon den Eindruck, daß genau darauf viele Menschen unbewußt warten.

In nämlichem Fastenhirtenbrief wird das Ausgießen von Häßlichem und Obszönem in der Kunst beklagt, die es nicht einfacher machten, das Gute und Schöne zu entdecken und dadurch den Schöpfer. Vielleicht ist das nicht ganz falsch. Vielleicht verhindert das Häßliche und Obszöne tatsächlich die Gotteserkenntnis.

Aber das ist doch die Erfahrung von der ich ausgehen muß! Wenn ich das nur beklage (der Fastenhirtenbrief wird an späterer Stelle darüber hinaus- und durchaus auf Leid und Kreuz eingehen), dann wirkt das doch, als ob ich mich der Wirklichkeit verweigerte. Insofern bin ich doch mal bei der „Politischen Theologie“ (deren Konsequenzen ich nicht wirklich teile). Auch wenn „Theologie nach Auschwitz“ inzwischen reichlich ausgelutscht ist, ohne ein verwertbares Ergebnis hervorgebracht zu haben (wollte sie, wenn ich sie richtig verstanden habe, auch gar nicht, sondern nur alle vorschnellen Antworten destruieren), hat sie in dem Punkt recht, daß wir das Häßliche und Obszöne nicht einfach als „ideologisch unpassend“ beiseiteschieben können (denn wenn wir das machen, wird aus unserem Glauben tatsächlich eine Ideologie).

Das Häßliche und Obszöne in der Kunst: Ist es nicht gerade auch Ausdruck der Wirklichkeitserfahrung, die eben den Schöpfer radikal in Frage zu stellen scheint? Ist die Klage darüber nicht vielleicht das Einschlagen auf den Boten, der die unangenehme Botschaft überbringt? Gerade weil man sich seiner Antwort gar nicht so sicher ist? Gerade weil man spürt, daß hier vom Schöpfer als dem Richter die Rede sein müßte, man das aber nicht sagen will (ein wenig zu viel Balthasar scheint mir im weiteren des besagten Hirtenbriefes auch durch)?

Das Häßliche und Obszöne in der Kunst spricht mich tw. durchaus an. Vor allem gibt es dort eine mitunter verstörende Schönheit zu entdecken, die viel tiefere, weil erhabene Schönheit ist, und so wiederum eine erstaunliche Nähe zu gewissen Ästhetiken kirchlichen Ursprungs aufweist.

Wenn ich mir was zum heutigen Fest wünschen darf: Daß die christliche Kunst die Erhabenheit wiederentdecke!

Nach dem gestrigen Post darf ich mich ja eigentlich nicht beschweren, aber diejenigen, über die ich mich beschweren will, dürften den Post gar nicht gelesen haben, also heul ich jetzt doch mal rum.

Ich wurde jetzt schon mehrfach mehr oder weniger direkt gefragt, ob ich Traditionalist bin. Und nein, ich bin kein Traditionalist; zumindest verstehe ich mich selbst nicht als solcher. Was ist denn eigentlich ein Traditionalist?

Wolfgang Beinert hat vor gut 15 Jahren mal folgende Differenzierung vorgeschlagen, der ich mich im wesentlichen anschließen würde. Demnach gebe es zwei Pole, zwischen denen sich die Kirche immer bewegen müsse, nämlich Identität und Relevanz (man könnte auch sagen: Tradition und Gegenwart). Denn nicht alles, was zur (vermeintlichen) Identität gehört (also zu den Traditionen), ist tatsächlich relevant (auch für die Identität!). Als Beispiel wäre etwa der Kirchenstaat zu nennen, dessen drohender Untergang Mitte des 19. Jahrhunderts von einem Großteil der Theologen als unmöglich verleugnet wurde, da der Kirchenstaat dogmatisch notwendig sei. Untergegangen ist der Kirchenstaat trotzdem, ohne daß das Ende der Welt eingetreten wäre. Auf der anderen Seite gehört die Relevanz zur Identität: Der christliche Glaube ist per se relevant, wenn er also nicht mehr als relevant erscheint, muß irgendwo ein Fehler im System sein. So korrigieren sich die Pole Relevanz und Identität, Gegenwart und Tradition gegenseitig.

Entsprechend kann, darf und muß es immer „polarisierte“ Gläubige geben. Die einen betonen mehr die Relevanz, die anderen mehr die Identiät. Erstere bezeichnet Beinert als modern, letztere als traditional (wenn ich mich recht erinnere).

Problematisch werde es jedoch, wenn Gläubige die Berechtigung des anderen Pols leugnen, wenn also um der Relevanz willen die Identität aufgegeben wird oder die Identität so erstarrt, daß sie sich nicht mehr von der Relevanz in Frage stellen läßt. Gläubige, die den ersten Weg gehen, bezeichnet Beinert als Modernisten (vielleicht verwendete er auch einen etwas weniger belasteten Begriff, aber der Sache nach stand das so da), letztere als Traditionalisten.

Folglich müßte ich die Berechtigung des Relevanz-Pols leugnen, um Traditionalist zu sein. Das tue ich aber keineswegs. Vielmehr greife ich gerade deshalb gerne auf die Tradition zurück, weil die übermäßige Relevanzbetonung der letzten Jahrzehnte nicht gerade zu faktischer Relevanz des Glaubens in der Gesellschaft geführt hat. Wer das leugnet muß reichlich blind sein. Es ist also gerade die Relevanz der Identität, um die es mir geht. Wie kann ich dem Atheisten von nebenan klarmachen, daß es durchaus hilfreich ist zu glauben? Das schaffe ich ganz sicher nicht, indem ich als erstes sage, alles was aus Rom kommt, ist eh scheiße.

Nun erwarte ich nicht großes Jubelgeschrei vom durchschnittlichen Theologen, wenn ich diese Position vertrete. Gegen eine sachliche Auseinandersetzung habe ich nichts; sollte der andere gute Argumente haben, bin ich gerne bereit, meine Ansicht zu vertiefen. Aber was mich ernsthaft verletzt, ist die arrogante Überzeugung, man könne gar nicht anders denken als der theologische Mainstream, die in der Frage, ob ich Traditionalist sei, zum Ausdruck kommt.

Diese selbst bei vielen gleichaltrigen Theologen selbstverständliche Annahme, die (ich nenne es mal:) Verkonservatisierung der jüngeren Generation sei einfach nur ihrer Unreife geschuldet, dieser überheblich Hochmut, der darin zum Ausdruck kommt, die praktisch damit verbundene Verunmöglichung, eine abweichende Auffassung zu formulieren – das alles kotzt mich, gelinde gesagt, an.

Exercitio oecumenismi veri pertinet ad unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam; unam in communione episcopi Romae episcoporumque ac papae, pontificis summi et maximi, successoris Petri, servi servorum Dei, vicarii Christi, Benedikti XVI. et collegii episcoporum, successoris collegii apostolorum et universi cleri et cunctorum christifidelium saeculorum locorumque omnium; confessam unam vere catholicam apostolicamque fidem, tenentem quod ad salutem credendum semper et ubique et ab omnibus; celebrantem et adorantem sanctissimam eucharistiam; conatam caritatem Christi in Dei pietate perficere. Aut non erit.

Ja, ich bin böse, aber es ist doch wahr, oder? Dieses wachsweiche „wir sind bunt und für alles offen“ klingt doch eher nach CSD. Und außerdem kann, wer für alles offen ist, doch nicht ganz dicht sein, oder?

Als sich in der Christmette zwei jungen Damen mit „Migrationshintergrund“ etwas verschämt und unsicher in die Kommunionschlange eingereiht hatten, war mir schon klar, daß die kaum katholisch sein können. So zeigte sich auch ganz deutlich, daß sie nicht wußten, was tun sollten, als sie die Kommunion gereicht bekamen. Der freundliche „Anranzer“ an die Mädels förderte dann auch ihr tatsächliches Unwissen zu Tage — und zugleich, daß sie keinerlei Absicht hatten, die Hostien zu verunehren.

Bei der Mutter, die ihrem Kleinkind die Kommunion weiterreichte, dachte ich schon eher an Böswilligkeit (zumal ich schonmal erlebt habe, wie die Kommunion an einen Hund weitergereicht wurde…). Aber siehe da: In dieser Familie war lediglich der Vater katholisch, und der hatte seine Frau in der Bank bereits „rundgemacht“.

Solche Beispiele lassen sich zwar nicht beliebig fortsetzen. Trotzdem habe ich in den letzten Wochen mehrfach erlebt, daß (nicht nur, aber) insbesondere krasses Fehlverhalten häufig auf Unwissenheit zurückzuführen ist. Wie aber geht man damit um, wenn der Zelebrant selbst sich nicht drum schert? Rechnet der nicht damit, daß sich sich Nicht-Christen in unsere Gottesdienste „verirren“?

1. Alles, was bei deiner Geburt bereits existierte, ist normal und gewöhnlich und bestenfalls langweilig.

2. Alles, was entstand, als du zwischen 15 und 35 warst, ist neu und aufregend und revolutionär, und wahrscheinlich konntest du damit Karriere machen.

3. Alles, was nach deinem 35. Geburtstag aufkam, ist vom Bösen.

(zu Teil I)

Warum überhaupt ein Buch über die Messe mit in die Messe nehmen? Was dort geschieht, ist doch sowieso nicht rational begreifbar zu machen. Es scheint mir tatsächlich wichtiger, daß die Kinder wahrnehmen und bemerken, den Eltern ist das wichtig, also muß es auch was Wichtiges sein. Und mit dem Papst würde auch ich alle Eltern ermutigen, mit ihren Kindern in die Messe zu gehen, selbst wenn es sich als „vertane Zeit“ anfühlen sollte. Denn vertane Zeit ist es gerade deshalb nicht, weil viel weniger wichtig ist, was wir in der Messe machen, als vielmehr was Gott an uns tut.

Nun ist aber genau dieser Punkt bei meinen Kindern überschritten. Im großen und ganzen sind sie friedlich und ruhig in der Messe, und daß die Messe uns wichtig ist, haben sie wohl auch schon bemerkt. Ganz offensichtlich wollen sie jetzt aber darüber hinausgehen. Meine Tochter spricht mittlerweile einige Gebete mit, und Lieder singt sie sowieso gerne. Mein ältester Sohn aber hat da einen ganz anderen Zugang zur Realität, nämlich nicht ausprobieren und selber mitmachen, sondern still zurückgezogen zunächst beobachten. Aber auch damit scheint er jetzt an eine Grenze gekommen zu sein: Die Messe erschließt sich eben nicht durch die bloße Beobachtung der Äußerlichkeiten allein, schon gar nicht in ihrem Aufbau und ihrer inneren Logik.

Mir selbst haben die Kindermeßbücher sehr geholfen, auch wenn ich mich nicht erinnern kann, selbst auch dermaßen auf das Beobachten fixiert gewesen zu sein. Allerdings kann ich mich auch nicht erinnern, dermaßen konzentriert Buch und Meßgeschehen miteinander abgeglichen zu haben. Insbesondere nachdem ich lesen konnte und auf das Mitlesen im Gotteslob umgestiegen war, habe ich das eher als Methode, die Langeweile des Hochgebetes zu überbrücken, verstanden – mit dem Nebeneffekt, daß ich das (übliche zweite) Hochgebet bald auswendig konnte (freilich ohne es wirklich zu verstehen).

Insofern halte ich ein Kindermeßbuch für eine gute Möglichkeit, meinem Sohn einen tieferen Zugang zur Messe zu schaffen. Allerdings bleibt das Problem, ein für meinen Sohn passendes Buch zu finden. Es darf noch nicht allzu viel voraussetzen, wie das eine von meinen alten (Bericht folgt bei Gelegenheit), aber auch nicht ganze Teile der Messe – insbesondere eben das Hochgebet, denn hierin steckt ja der Kern der Eucharistie – quasi en passant abhandeln. Quadratur des Kreises?