Apropos Sacrum Triduum: Eigentlich ist das Sacrum Triduum sowas wie ein Festival. Ein cooles Festival, ja das coolste Festival des Jahres:
- Es geht über drei Tage.
- Es beginnt Donnerstag abend und endet am Sonntag.
- Der abendliche/nächtliche Krach (z.B. Glockenläuten) geht den Nachbarn auf die Nerven.
- Es gibt Headliner (Abendmahlsmesse, Karfreitagsliturgie, Osternacht, Osterhochamt).
- Es gibt Vorbands (Karmetten, Ölbergstunde).
- Es gibt ein Vorglühen (Fastenzeit, Palmsonntag, Kartage).
- Es gibt ein Nachglühen (Ostervesper, Ostermontag, Osteroktav, Osterzeit, Pfingsten).
- Es gibt „Show“-Elemente, die man nur hier erleben kann (special presentation: Kreuzverehrung, Verstummen der Orgel, Klappern, Osterfeuer, Exsultet…; wenn man Glück hat, sogar die Improperien.)
- Schlaf ist fakultativ.
- Hinterher braucht der Nicht-Mehr-Jugendliche die eine oder andere Woche Urlaub.
Besonders cool machen es aber die Unterschiede:
- Die Festivallocation ist in angenehmer Entfernung, was das Campen überflüssig macht.
- Es gibt keine Assis, die schon vor dem ersten Gig knülle besoffen in der Ecke liegen oder, noch schlimmer, nur da sind, um cool zu tun, aber nicht wegen der Musik, und nie ihr Camp verlassen.
- Der absolute Festivalheadliner „spielt“ in der Nacht zu Sonntag je nach Tagesform zwei bis zweieinhalb Stunden oder (mit Erwachsenentaufen) auch länger.
- Die Aftershow-Party (oder das Äquivalent zur „Metal-Disco“) dauert nicht nur bis in die frühen Morgenstunden (für die, die wollen: Ganznachtfeier der Mutter aller Vigilien bis zum Sonnenaufgang), sondern geht bis in den spätern Sonntagnachmittag (Ostervesper).
- Emotionale Berg-und-Tal-Fahrt, wie sie keine andere Running Order hinkriegt.
- Tagtägliches intimes Meet & Greet mit dem Festivalorganisator und -chef (für die, die auf dem Schlauch stehen: Kommunion).
- Es ist nicht (nur) Show. Es ist wahr.
re tägliches Meet-and-greet:
Ja, gut. Du hast eine Samstagabends-Osternacht. Ich übrigens z. B. nicht.
Aber wo gibt es denn noch eine Karfreitagsliturgie mit Kommunionfeier?
Naja, im alten Ritus vielleicht, aber da stimmt dann das mit der angenehmen Entfernung nicht mehr so unbedingt.
[Ja, ich weiß, die Kommunionfeier ist im neuen Ritus *vorgesehen* – nur wird sie kaum *durchgeführt*…]
Die Kommunionfeier ist nicht nur vorgesehen, sie ist als einer von drei Teilen integraler Bestandteil der Karfreitagsliturgie. Wäre es eine Messe, würde ich behaupten wollen, sie wäre ohne nicht gültig. Aber diese Kategorie greift hier nicht. Trotzdem ein schwerster liturgischer und pastoraler Fehler. Lassen wir doch nächstes Jahr einfach auch die Kreuzverehrung weg, ist doch eh unzeitgemäß. Oder so.
Ich habe es allerdings noch nie erlebt, daß sie tatsächlich weggelassen wurde. Ich habe es zweimal erlebt, daß es versucht wurde, ist aber beidemale gescheitert, einmal am Kirchenrektor, der den Vertretungspriester zur Kommunionfeier verpflichtet hat, einmal an einem Teil der Gläubigen, die mit „Auswanderung“ drohten.
Und zum täglichen Meet-and-greet: Die Osternacht ist eine Vigil — no sleep until „ita missa est, alleluja, alleluja“ 🙂