Da krame ich doch nochmal das hier raus. Ich möchte nicht wissen, wie die „Noch-Ehefrau“ reagiert, wenn sie dereinst die „Ex“-Ehefrau ist und ihr „Ex“-Ehemann dann auch noch mit offizieller kirchlicher Zustimmung zur Kommunion geht. Die Diskussion bleibt meines Erachtens immer noch unterkomplex. Zumindest das, was in der Öffentlichkeit geäußert wird.
Eucharistie
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Ich mußte mir einmal von einem promovierten Theologen anhören, die ganzen Werktagsmessen sollte man doch radikal abschaffen, da säßen eh überall nur zwei alte Damen drin, die Priester hätten eigentlich besseres zu tun und das ganze erwecke nur den Eindruck, als müßten heidnisch-magische Opfer für die Erhaltung der Welt dargebracht werden, was aber keinerlei realen Einfluß auf die Welt habe.
An diese Situation mußte ich heute früh denken, als ich mal wieder nicht ganz so leicht einen freien unter den knapp 30 Sitzplätzen fand.
Überflüssig zu erwähnen, daß nämlicher Theologe zu einem späteren Zeitpunkt offensiv bekannte, sonntags auch selbst ab und zu mal „was besseres“ zu tun zu haben. Hab leider vergessen was. War wohl nicht so wichtig.
Kürzlich hatte ich an zwei Tagen nacheinander das totale Kontrastprogramm liturgischer Art. Am ersten Tag nahm ich an einer Liturgie teil, die komplett „regulär“ nach Rubriken gefeiert war, am zweiten war (wenn auch vergleichsweise harmloser) „Freestyle“ angesagt: Unter anderem waren Sanctus und Agnus Dei durch einen unspezifischen Gesang ersetzt und das sich von Statio über Predigt und Fürbitten bis zur „dritten Predigt“ nach dem Schlußgebet durchziehende „Thema“ der Messe war „Urlaub/Ferien/Durchbrechung des Alltags“ .
Entgegen aller Erwartung hatte aber die Freestyle-Messe die größere Tiefe. Denn im ersten Fall wurde ein „Programm“ abgearbeitet, formal völlig korrekt, aber eben nur formal (um nicht auf einen -ismus zurückzugreifen), selbst Verehrungsgesten liefen quasi mechanisch, ohne erkennbare Anteilnahme des Zelebranten ab.
In der Messe am zweiten Tag — und obwohl der Wortgottesdienst nur wenig mehr als belangloses Blabla erwarten lies — änderte sich das ganze Verhalten des Zelebranten mit der Gabenbereitung. Jede Geste bis hin zur Körperhaltung drückte aus: Hier bedenkt einer was er tut, hier ahmt einer nach, was er vollzieht.
Ok, bleibt die Frage, wie die Liedauswahl zustande kam (Liturgieausschuß?) und warum das Thema so flach blieb bzw. warum es es überhaupt gab, aber darauf kann man doch aufbauen!
Da sucht man wochen-, fast monatelang die Antwort auf eine Frage, und dann bekommt man sie mal so eben nebenbei — während einer halben Stunde Anbetung und in Form eines knapp fünf Jahre alten Gebets meines Bistums, mit dem ich damals nicht viel anfangen konnte (kam mir zu platt, zu eng, zu betulich vor). Gepaart mit einem sehr guten Gespräch kurz danach, das in einer guten Stunde mehr Sinn erbracht hat als die letzten anderthalb Jahre davor, hat diese halbe Stunde Anbetung viele Folgen des Kampfes/Krampfes überwunden und mich darüber hinaus noch auf ein wunderbares Lied im Erfurter Anhang gestoßen. Wow!
In der Reihe „Kindermeßbuchsuche“ bin ich noch das — ziemlich banale — Ergebnis schuldig. Wir haben das Buch inzwischen gefunden. Wobei es nicht wirklich ein Kindermeßbuch ist, sondern — das Gotteslob.
Die ganze Suche fand also ihr Ende, nachdem unser Ältester lesen gelernt hatte. Seitdem liest er meist zumindest das Hochgebet im Gotteslob mit. Das einzig „Dumme“ ist, daß bei uns eher selten das zweite Hochgebet genommen wird, sondern meist das dritte oder das vierte — da dauert es schonmal einen Moment, bis die richtige Seite gefunden ist 🙂
Mit den Nöten der Wiederverheiratet-Geschiedenen ist das so eine Sache. Gerade letztens klagte eine verlassene Noch-Ehefrau, daß ihr Noch-Ehemann mitsamt neuer Freundin kommentarlos die Kommunion gereicht bekommt. Natürlich, räumte sie ein, dürfe der Priester niemanden bloß stellen. Aber warum sagt er weder vorher noch hinterher was? Jetzt wartet sie auf die nächste Predigt über Mt 19,1-10.
An anderer Stelle gab ich ja schonmal preis, daß die Kartäuser eine gewisse Faszination auf mich ausüben. Nun habe ich über ein paar Umwege mal wieder was von einem früheren Kommilitonen und Bruder im Geiste (oder zumindest in der Haarlänge) gehört. Ich wußte von ihm, daß er schon damals[tm] mal Kontakt zu einem „harten“ Orden aufgenommen hatte, bei dem man, wie es ein anderer Kommilitone ausdrückte, „den ganzen Tag vor dem Allerheiligsten liegt“ (auch eine faszinierende Vorstellung). Damals hat ihn wohl abgeschreckt, daß er sich von seinen Haaren trennen sollte (wiederum eine Schreckensvision, die ich bisher nur mit der Bundeswehr in Verbindung gebracht habe). Jetzt habe ich gehört, daß er tatsächlich eingetreten ist. Wo? Natürlich: Bei den Kartäusern.
Ich habe absolut nichts gegen Kommunionhelfer, auch nicht gegen Kommunionhelferinnen. Wenn in jeder Messe die Massen nach vorne rammeln, ist die Grenze des durch die Geistlichkeit Machbaren schnell erreicht, und vielfach habe ich auch die Erfahrung gemacht, daß Laien ehrfürchtiger bei der Kommunionspendung sind als der Priester (der macht das täglich, vielleicht stumpft das ab, vor allem im Akkordbetrieb).
Natürlich könnte man sich über alle möglichen Mißbräuche aufregen, etwa wenn da mehrere Priester konzelebrieren und trotzdem nur Laien die Kommunion „austeilen“, während sich die holde Geistlichkeit sitzend von der Anstrengung des Hochgebets erholt. Aber selbst über die weit verbreitete Unsitte, daß Kommunionhelfer mit einziehen, sich die ganze Messe über im Altarraum aufhalten, aber als einzige dort keine liturgische Kleidung tragen, will ich mich hier nicht beschweren.
Denn das, was ich darüber hinaus noch erleben durfte, reicht schon voll und ganz. Meines Erachtens haben Laien überhaupt nichts am Tabernakel verloren, schon gar nicht, wenn der Priester in derselben Zeit nur dumm rumsteht. Kommunionhelfer tragen ihren Namen immerhin vom Helfen her, nicht vom Selbermachen (und ich rede hier nicht einmal von echten Akolythen). Die Frau, die ich ertragen mußte (ja, sie war so um die 50 und in zivil; darüber, wie sie ihren Schal trug, sage ich jetzt nichts ;-), stoffelte zum Tabernakel, fuhrwerkte an ihm rum als wäre es ’ne Waschmaschine bis sie ihn endlich aufkriegte, zog mit der Linken das Ciborium heraus, trug es lässig und beschwingt zum Altar und knallte es schwungvoll auf das Corporale. „So Pfarrer, Du darfst auch nochmal eben was sagen, bevor ich weitermache.“
Vielleicht war es ja auch einfach bloß ihr erstes Mal, dann kann das ja alles noch werden. Aber meine Messe war gelaufen…
Mit der alten Messe kenne ich mich ja nicht sonderlich aus: mehr oder weniger willkürlich ausgewählte Literatur und (immerhin) ein einziger Besuch einer Messe in der forma extraordinaria. Ich habe nichts gegen sie, würde mich aber auch nicht sonderlich für sie einsetzen. (Wichtiger als ordentlich oder außerordentlich ist mir „nicht unordentlich“.)
Was ich allerdings kenne, ist das Motu Proprio Summorum Pontificum. Und eigentlich finde ich das ausgesprochen leicht verständlich. Irgendetwas muß ich aber wohl doch falsch verstanden haben. Nirgendwo finde ich eine Zuständigkeit des Bischofs für die Genehmigung einer Messe im außerordentlichen Ritus, außer wenn der zuständige Pfarrer sie verweigert. Was fehlt in dieser Schilderung an wichtigen Informationen, die begründen, warum der Dekan, wenn er doch offenbar wohlwollend ist, nicht einfach sagt: Macht mal? Das Motu proprio sagt doch sogar, daß alle dem Wortlaut desselben entgegenstehenden Regelungen aus sich selbst heraus nichtig sind, so daß doch in diesem Fall sich keiner um den Bischof scheren müßte (und nein, der vom MP erwähnte can. 392 scheint mir hier überhaupt nicht relevant zu sein).
Also: Klärt mich Unwissenden bitte über den real existierenden Katholizismus auf!
Wenn ich auswärts in die Messe gehe, wundere ich mich immer wieder, wie leer Kirchen sein können und wie es Priester schaffen, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit irgendwelche tollen Einfälle einzuflechten und trotzdem die Sonntagsmesse unter einer Stunde fertig zu kriegen. Ein Pfarrer rechtfertigte die Kürze selbst seiner Hochämter mal, wenn er länger machte, kämen die Leute nicht mehr. Komisch, dessen Kirche wurde trotzdem immer leerer, während bei uns die Kirche meist gut gefüllt ist, obwohl man nicht damit rechnen kann, unter 60–70 min. wieder draußen zu sein.