Ich oute mich mal als „pervers“: Mir gefällt Arch Enemy mit Johan Liiva besser als mit Angela oder Alissa. Angela mag die bessere Sängerin sein, Johans Stimme hatte mehr Charakter.
Monday Metal Mix
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Isolation bears hope
There’s something else waiting
A promised destiny
Albumversion und Originalvideo hier
Witze zu erklären ist so ziemlich das Blödeste, was es gibt. Vielleicht hilft es aber in diesem Fall, Metal besser zu verstehen.
Warum funktioniert dieses Stück? – Weil Musik und Inhalt im geradezu kontradiktorischen Widerspruch stehen. Man kann nicht solche Musik machen und dabei von der Schönheit der Schöpfung und der Poesie der Liebe singen. Daß J.B.O es trotzdem tun, zieht den Metal halt ein bißchen durch den Kakao und funktioniert gerade nur als die (nicht erwartete) Ausnahme zur Regel. Überzeichnet wird es noch durch den Mittelteil, der das Grundprinzip des Liedes umdreht: Zu Musik auf knapp über Schlagerniveau werden Death Metal-Texte gesungen.
So sehr das ganze darauf angelegt ist, zu unterhalten und den Metal aus der Innenperspektive auf den Arm zu nehmen, der in seiner ganzen Attitüde immer auch kurz vor der Albernheit steht, so sehr kommt dabei auch eine ernsthafte Gesellschaftskritik zum Tragen.[1] Denn tatsächlich gibt es Popmusik, die musikalisch harmlos, inhaltlich aber gewaltig gefährlich daherkommt. (Das fällt mir immer wieder auf, wenn ich mal in die Verlegenheit komme, Mainstreammusikradio zu hören.) Was am Metal sehr grundlegend kritisiert wird, wird bei anderer Musik nicht einmal bemerkt.
Oder wo genau ist der Unterschied zwischen „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ zu „Wein, Weib und Gesang“ außer vielleicht in der Drastik? Sachlich ist es dasselbe. Diese Heuchelei ist es, die vom Metal angegriffen wird, nämlich das Böse immer nur bei den anderen zu sehen, den Balken im eigenen Auge aber nicht.
Auf anderer Ebene hat dieser Post schonmal dasselbe thematisiert. Im Lounge Music-Stil geht ein Text übers australische Fernsehen, was man im Original nicht mal ins Land lassen will. „The lyrics aren’t the problem, it’s the music.“
[1] Sehr treffend formulierte KingBear: „Verflixte Postmoderne, die es möglich macht, ein und dieselbe Aussage sowohl ironisch als auch ernst zu meinen!“ (hoch)
Mein Erstkontakt mit diesem Stück war ziemlich früh in meiner „Metal-Karriere“, wennauch in dieser Form. Diese rein instrumentale Fassung hat mich, naja, nicht auf Anhieb weggeblasen, setzte sich aber in den Gehirnwendungen fest und entwickelte sich dort immer mehr. Zeigt eigentlich nur, wie stark der Song ist rein musikalisch ist:
Nachdem ich am Samstag beim Marsch für das Leben mal wieder gemerkt habe, daß für mich Langeweile sehr viel anstrengender ist als Aggression ausgesetzt zu sein, kann die Konsequenz in Vorbereitung auf 2016 nur heißen: mehr Doom Metal hören.
Dummerweise tut mir Doom Metal häufig tatsächlich einfach nur weh. Ausnahmen bestätigen die Regel, und eine solche Ausnahme gibt’s heute auf die Ohren, die irgendwie textlich auch was mit dem Marsch für das Leben zu tun hat (aber hier geht’s um die Musik, der Song geht bis 5:36, doch das ganze Album lohnt sich):
BTW: „Candlemass“ bezeichnet keineswegs ein okkultes Ritual, wie manch ein Metalkritiker meinte, sondern (wenn man dem Schreibfehler mit dem Doppel-S keinen besonderen Sinn geben will) korrekt ins Deutsche übertragen „Mariä Lichtmeß“.
Ich komm vom Hölzchen aufs Stöckchen: Es gab da noch ein Album, das ich voller Vorfreude in den CD-Player schob und dann erstmal etwas geschockt rationalisieren mußte, daß ich wohl besser ein bißchen Zeit zum Reinhören einplane. Zur Feier des Tages (Kreuzerhöhung), würde zwar „Invert the Inverted Cross“ am besten passen, aber das hatte ich schonmal vor fünf Jahren (dort auch mehr Infos), also das ganze Album. Und überhaupt: Diese Musik funktioniert eigentlich gar nicht anders als als Album. Man nennt sie übrigens „Unblack Metal“: Musikalisch ist es Black Metal, inhaltlich Anti-Black Metal 🙂
Apropos Endlosschleife: Das letzte Woche vorgestellte Stück von Nile war nicht das erste, in das ich mich erst reinhören mußte. Zuvor hatte ich quasi „von Berufs wegen“ ein erhebliches Problem zu lösen, nämlich keinerlei Zugang zum norwegischen Black Metal zu finden. Und irgendwie dachte ich, es wäre keine gute Idee, eine Diss über Metal zu schreiben, wenn man mit einem nicht ganz unwesentlichen Teil des Gegenstands nicht klarkommt. Noch dazu mit dem, der am deutlichsten mit dem Christentum in Konflikt geraten ist.
Es war auch ziemlich egal, welchen norwegischen Krach ich auflegte, es blieb einfach nur Krach. Ok, Mayhems „De mysteriis dom sathanas“ klang völlig anders als der Rest, aber gut, war es halt anderer Krach – nicht ganz so hoch und tinitusverursachender Krach, aber trotzdem Krach.
Was tun, sprach Zeus? Blieb nur die Möglichkeit, es zu erzwingen: Dauerschleife. Hatte ja unfreiwilligerweise mit Cher damals beim Bund auch geklappt. (Man glaubt ja gar nicht, wie oft man so ein Lied innerhalb eins 24h GvD-Dienstes im Radio hören kann… Ob ich das wohl als Wehrbeschädigung hätte geltend machen können?!)
Daß es ausgerechnet Immortal wurde, lag an einem fast schon zum Running Gag gewordenen Promoten von „Pure Holocaust“ durch einen Regulars in d.a.m.m. Kein anderer Teilnehmer der Newsgroup schien dessen Vorliebe für das Album zu teilen, doch es tat seinem Enthusiasmus keinen Abbruch. Also, wenn eh alles gleich klingt, warum dann nicht eben bei „Pure Holocaust“ anfangen?
Ob das so geschickt war, weiß ich nicht. Es hat mehrere Tage Dauerschleife auf Kopfhörer gebraucht, die ich auch nur mit Flucht in den Eskapismus namens „Die Siedler III“ überstand, bis ich ein erstes Riff wahrnahm! (Es hat sicherlich geholfen, das Hören schon länger nicht mehr krampfhaft versucht zu haben.) Am Ende von „As the Eternity Opens“ hörte ich plötzlich aus dem Grundrauschen einen Ton heraus, der sich schnell als Teil eines Riffs identifizieren ließ (im Video bei ca. 28:00)! Glücklicherweise handelte es sich um eines der Grundriffs des Stücks, so daß ich nach der einen oder anderen Stunde Dauerschleife des Songs, der mit fünfeinhalb Minuten auch noch der längste auf dem nur knapp über eine halbe Stunde langen Album ist, Songstrukturen erkennen konnte. Der Krach war also nicht nur reproduzierbar, sondern enthielt sogar ein gewisses Maß an Melodik. Boah ey, Alda!
Was ich damit aber sagen will: Beurteile Metalmusik niemals nach dem ersten Eindruck. Metal braucht Zeit, man muß sich reinhören. In den Sound, in den Stil, in die Riffs. Als ich diesen Post vorbereitet habe, mußte ich das Album mehrfach durchhören, um das Riff wiederzufinden, denn tatsächlich ist es keineswegs das am deutlichsten zu hörende Riff. Zumindest, wenn man grundsätzlich weiß, worauf man hören muß. Aber das ist eigentlich in der „Klassik“ nicht anders, die ist nur meist ohr-gefälliger, tut also anfangs wenigstens nicht weh 🙂
Letzten Endes hat die ganze Aktion nicht übrigens nicht dazu geführt, daß ich im ganzen dem Black Metal musikalisch gewogener wurde. Ja, ich kann ihn jetzt hören und als Musik identifizieren, aber während früher Black Metal immerhin noch durch die hochtönende Abmischung ein gewisses Alleinstellungsmerkmal hatte, wurde Black Metal in der weiteren Entwicklung ein umbrella term für alles Mögliche, was sich z.T. nur noch durch den Gesang vom Power Metal unterscheidet. Will heißen: da gibt’s zuviel mediokren Mist.
Disclaimer: Ja, auch im Death Metal gibt es mediokren Mist. Aber der klingt wenigstens nicht nach Nightwish.
Bei irgendeiner Bestellung während der Arbeit an meiner Diss lag mal eine Videocompilation bei, auf der das Video des heutigen Songs drauf war. Nachdem das Zeug ’ne Weile rumgelegen hatte und ich eines Nachts dann zur Entspannung ausnahmsweise weder Bock auf Sledge Hammer noch auf Monty Python hatte, dachte ich, ich tue noch was Sinnvolles und gucke mir Zeug an, das ich unter „Arbeit an der Diss“ abheften kann.
Beim Ersten Sehen und Hören dachte ich nur: Was für’n scheiß Krach! Wer tut sich denn sowas an?! Ich, offensichtlich, denn ich guckte es bis zum Ende. Waren ja zum Glück auch nur drei Minuten. Dabei wunderte ich mich, was der Typ da auf der Gitarre „rumhampelt“; so kompliziert kann der Krach doch gar nicht sein. Trotzdem erstmal Kopf geschüttelt und die DVD zu Ende geguckt. Aber das Video kriegte ich nicht aus den Gedanken raus: tremendum et fascinosum.
Und so verbrachte ich dann einen längeren Teil der Nacht damit, dieses Video in Endlosschleife zu gucken, bis ich schließlich die Töne hörte, deren Erzeugung ich da sah. Und ob ihr’s glaubt oder nicht: Das Lied ist tatsächlich melodisch!
Diamond Head sind quasi die Vorbilder für Metallica. Entsprechend dürfte jeder Metallica-Fan auch „Am I Evil?“ kennen. Das krasse an dem Song ist eigentlich sein Alter: Er ist auf „Lightning to the Nations“, das auch als „White Album“ bekannt ist, erschienen, und zwar am 3. Oktober 1980 (!). Geschrieben und aufgenommen wurde er bereits im Jahr zuvor, also im Geburtsjahr der New Wave of British Heavy Metal.
Auch wenn man noch Einflüsse des Hard Rocks der 70er hört, ist gerade „Am I Evil?“ durch und durch ein Metalsong, der auch heute noch (fast) jeder Metalband gut zu Gesichte stünde:
- Der Sound ist bereits hart, überhaupt nicht verspielt und vergleichweise aggressiv, so daß er auch heute noch als Metalsound durchginge.
- Die Musik steht massiv im Vordergrund, der Gesang ist eher Begleitung oder ein weiteres Instrument.
- Aufbau auf unverändert wiederholten Riffs.
- Die Musik drückt Kontrolle, nicht Ekstase und Auflösung der Grenzen aus, und zwar komplett, selbst die Soli sind bereits auskomponiert und werden live zumindest identisch zu reproduzieren versucht.
- Komplexe Songstruktur, es dauert anderthalb Minuten, bis der Hauptteil des Songs beginnt, es wird keinerlei Anpassung der Songlänge an die „Radiotauglichkeit“ von rund dreieinhalb Minuten versucht (der Song ist doppelt so lang).
- Musikalische Anleihen in der E-Musik (hier bei Holst: Mars, eigentlich ist das Intro sogar dreist bei Holst geklaut…).
- Eine gewisse musikalische Filigranität/Virtualität, technisch gesehen: Tapping.
- Inhaltlich Auseinandersetzung mit den bösen Seiten des Lebens: „Bin ich böse? Ja, ich bin’s! – Bin ich böse? Ich bin Mensch, ja, ich bin’s!“ (im wesentlichen handelt der Song von Rache).
- …und vieles andere mehr:
Um das Kriegsthema noch zum ultimativen Ende zu bringen: