Thaumazein

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…und wenn es einer wagt, böse Dinge bei ihrem eigenen Namen zu nennen, indem er das sie genau bezeichnende Wort gebraucht, dann kommen die verwanzten Kultur- und Zeitkritiker oder jene Schmierenkomödianten religiösen Schrifttums, diese brünstig gewordenen Allelujasänger, und versuchen dem verdutzten Publikum einzureden, man hätte sich ‚im Ausdruck vergriffen‘, bloß weil man diese Wölfe im Schlafpelz[sic!] begriffen hatte und als das, was sie sind, bezeichnet hat.
François Petit OP in: Ders./Diether Wendland: Das Böse, das Übel und die Sünde; Aschaffenburg: Pattloch 1959, 70.

Ich hatte heute eine Mail von meiner Frau in meiner Mehlbox.[1] Drin war ein Link (via Seraphic).

Ich muß ja sagen, das hat ohne Frage Stil! Obwohl die Übernahme dieser Regeln gravierende Änderungen an meinem Äußeren nach sich zögen, hatte ich schonmal angefangen zusammenzurechnen, welchen Preis ich dafür zu zahlen hätte (vor allem die Trennung von einem guten halben Meter Haar…). Aber dann gab es doch gravierende Rückschläge. Weder wollte mich meine Frau zu meinem Geburtstag mit passenden Kleidungsstücken beglücken, noch war sie in Punkt 2 des Manifests verhandlungsbereit. Wenn ich anfange zu rauchen, fliege ich raus.

Na gut, dann bleibt’s wohl vorläufig doch bei Jeans und Turnschuhen. Wobei, ein Kamelhaarumhang mit Ledergürtel…

[1] Ja, wir schreiben uns vom Wohnzimmer in die Küche[2] Mails.
[2] Küche steht hier übrigens für meine Wenigkeit. Seit ich mein Arbeitszimmer zugunsten der sich mehrenden Kinderschar aufgegeben habe, habe ich den Küchentisch als Arbeitsplatz okkupiert[3].
[3] Occupy Kitchen! Yeah!

Man merkt, daß der Vorweihnachtsstreß schon voll zugeschlagen hat. Als ich heute zwei Minuten vor Beginn der Messe in die Kirche kam, war ich der erste Gottesdienstteilnehmer ohne liturgischen Dienst (kurz nach Beginn der Messe kam immerhin noch ein weiterer). Das ist nicht nur eher unüblich für hiesige Verhältnisse, sondern auch sehr schade, da die Predigt (ja, Predigt an einem Werktag!) sehr hörenswert und sehr angemessen zwei Tage vor Weihnachten war:

Gott ist nicht so, wie wir ihn uns wünschen und vorstellen. Zacharias habe sich nicht vorstellen können, daß Gott tatsächlich das tut (tun kann), was Er ihm verkündigen ließ. Dabei hatte Gott noch viel Größeres vor, als was Er Zacharias bekannt gab. Was Zacharias gesagt hätte, wenn er die ganze Ungeheuerlichkeit der Menschwerdung mitgeteilt bekommen hätte? Womöglich noch mit dem Ziel der Erlösung — durch das Kreuz? Da versagt das menschliche Denken. Und die gleiche Ungeheuerlichkeit passiert in der Eucharistie. Der Schöpfer aller Ding, der alles in der Hand hält und ständig erhält — wir würden spurlos aufhören zu existieren, wenn er seine Hand zurückzöge! (kann mich nicht erinnern, jemals zuvor in irgendeiner Predigt was von creatio continua gehört zu haben, schon gar nicht als Selbstverständlichkeit mal so eben nebenbei in einem Nebensatz) –, Er kommt zu uns unter den unscheinbaren Gestalten von Brot und Wein. Das können wir uns nicht adäquat vorstellen — und doch ist es so! Gott ist anders als wir Ihn uns vorstellen können, nämlich größer, und die wahre Gottesfurcht besteht darin, gerade auch dann, wenn Gott anders handelt, als wir uns das wünschen oder vorstellen (können), Ihm zu glauben, auf Ihn zu vertrauen.

Ich bin baff und wünsche mir dieselbe Tiefe, denselben Rundumschlag von der Predigt in der Christmette vor 400 statt vor vier Gläubigen 🙂

Am Sonntag hatte ich fast noch das Finanzamt als erfreuliche Kleinigkeit genannt. Ein Glück, daß ich es nicht getan habe. Telefonisch war eine gute Lösung angekündigt, mit der ich hätte leben können. In der Theorie ist sie auch akzeptabel. In der Praxis haben Sie sich aber schon wieder verrechnet und zudem einen Posten Ausgaben kommentarlos ganz unter den Tisch fallen lassen. Inkompetenz oder Böswilligkeit?

Was ist eigentlich los in den Blogspot-Karteileichen den Blogoezese? Ständig kriege ich in letzter Zeit neue „Test“-Posts aus ehemals aktiven Blogs, nur daß die deutsch- oder lateinischsprachig benamsten Blogs plötzlich englischsprachige Blogger zu haben behaupten. Werden da tote Blogs gekapert? Wurden die Blogs, spontan fallen mir Gespräche am Jakobsbrunnen, Lux aeternitatis und Zwischen den Kirchen ein, aufgegeben und komplett gelöscht, so daß die Namen wieder frei waren? Ich frage nur, weil ich ansonsten Blogs kenne, die schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr aktiv sind (etwa Commonitorium, grummelbrummel) und noch völlig intakt sind…

Und zugleich sind meine Zugriffszahlen vorgeblich ins Unermeßliche gestiegen. Sagt zumindest die Blogger-Statistik, Google Analytics hat davon allerdings nichts mitbekommen, und die Zugriffe kommen auch von lauter Kurzlink-Adressen — die, wenn man ihnen folgt, meist auf andere Blogspot-Blogs verweisen. Also sowas wie Spamming, nur anders. Versucht da jemand durch Ausnutzen einer Lücke in der Blogger-Statistik kurzfristig leichtes Geld zu verdienen (mir wird jetzt auch schon vorgeschlagen, ich sollte ob der Popularität meines Blogs mal dran denken, Geld von Blogger/Ad Sense zu bekommen)?

Aber wieso können zwei Statistik-Tools derselben Firma nicht auf die gleiche Weise Scheinzugriffe eliminieren?

Da ich mich ja nicht mehr aufregen will, muß ich mir andere Themen zum Bloggen suchen. Zugleich fehlt mir aber (noch?) die Zeit, das ursprünglich hinter der Namenswahl des Blogs stehende Anliegen wieder auszugraben. Daher ziehe ich mich erstmal auf bereits Durchdachtes zurück, das ich mehr oder weniger aus dem Ärmel schütteln kann. In der nächsten Zeit wird es, soweit ich dazu komme, also eine kleine Serie über meine Metal-Leidenschaft geben.

Den Auftakt macht, zwangsläufig, mein persönlicher Zugang, denn das ist die Brille, durch die all das Folgende (vor allem auch kritisch!) zu lesen sein wird. Natürlich gibt es Abstoßendes, Blasphemisches, Satanistisches im Metal, das auch zuerst ins Auge springt. Aber wer beim ersten Blick stehen bleibt, sich nicht darüber hinausgehend mit der Musik und der sie deutenden sozialen Praxis auseinandersetzt und auf dieser Grundlage den Metal als bestenfalls belanglos, vielleicht sogar gefährlich abtut, bleibt auf der bewußt provozierenden und irritierenden Oberfläche stehen und wird dem Metal nicht gerecht. Ist natürlich jedermans gutes Recht, auch wenn man das als selbstverschuldete Unmündigkeit kritisieren könnte und eventuell daraus resultierende Äußerungen über den Metal aller Wahrscheinlichkeit nur die Vorurteile unter Metallern bestätigen, Christen seien oberflächlich und dumm, weil sie autoritätshörig anderen für sich das Denken überlassen. (Allerdings vertrete ich die Auffassung, daß der Metal solche Leute braucht, um „gefährlich“ zu wirken. Das Schlimmste wäre, wenn ihn alle gut und toll fänden, denn dann wäre er tatsächlich belanglos, aber das nur am Rande.)

Wie auch immer, ich bin nicht neutral gegenüber dem Metal eingestellt, ganz im Gegenteil, denn er hat nicht nur wesentliche Bedeutung für meinen Lebens-, sondern auch und vor allem für meinen Glaubensweg erlangt. Ein Bekannter äußerte letztens, in unserem Alter gäbe es doch keine Gläubigen, die keine grundstürzende Bekehrung hinter sich hätten, oder kennte ich denn einen, der durch die normale Pastoral gläubig geworden sei? Nunja, im ersten Moment mußte ich widersprechen, da ich selbst eigentlich kein besonderes Bekehrungserlebnis zum Glauben hatte, es war ein langer Prozeß, der zumindest nach außen hin doch recht geradlinig wirken dürfte; jedenfalls blieb er ohne einen echten Bruch.

Bei genauerer Betrachtung war aber mein Erstkontakt mit dem Metal eine Art Bekehrung. Vorher habe ich alle Vorurteile über den Metal, die man sich nur vorstellen kann, geteilt. Satanistischer Krach ohne jeden musikalischen Anspruch. Tja, die schärfsten Kritiker der Elche waren eben früher selber welche. Dummerweise spukten (vor allem Schlagzeug-) Riffs in meinem Kopf umher, die ich noch nirgendwo in der (Mainstream-) Musik wiedergefunden hatte. Insofern war ich also auf der Suche. Ich kann mich noch erinnern, wie während einer Messe, in der ich ministrierte, ausgerechnet während der Wandlung plötzlich ein solches Riff mein Hirn durchzuckte. Was ich damals mit schlechtem Gewissen als Unaufmerksamkeit deutete, erscheint mir heute eher als göttliche Eingebung in Vorbereitung späterer Ereignisse.

Jedenfalls stieß ich dann (noch dazu ausgerechnet im schulischen Musikunterricht 🙂 völlig unvorbereitet auf Metal ohne zu wissen, daß es sich um selbigen handelte, namentlich auf „Enter Sandman“ von Metallica. Und war völlig weggeblasen. Damals kannte ich zwar den Begriff noch nicht, aber das war ein Kairos. Das war die Musik, die mir schon immer im Kopf rumspukte, ohne daß ich sie jemals (bewußt) gehört hätte (keine Ahnung, ob da meine älteren Geschwister unbewußte Grundlagen gelegt haben; ist nicht auszuschließen, und es kam mir noch Jahre später so vor, als ob ich manche Musik nicht zum ersten Mal hörte, obwohl ich sie mir gerade erst gekauft hatte). Die Schöhnheit und Erhabenheit dieser Musik war so endg**l, daß das Verlangen nach ihr stärker war als die Vorbehalte. Selbige zerstreuten sich auch zunehmend, denn wer bei Metallica oder Blind Guardian (die ich als zweites ins Herz schloß) antichristliche oder blasphemische Texte findet, sage mir bitte Bescheid. (Ok, und dann unterhalten wir uns über James Hetfields Hintergrund, nämlich daß seine Eltern Christian Scientists waren, die durch ihre Ablehnung medizinischer Behandlung qualvolle Tode starben und entsprechende Eindrücke bei Hetfield hinterließen, deren Verarbeitung Songtexte wie „The God that Failed“ hervorbrachten. Und ja, Blind Guardian hießen mal Lucifer’s Heritage, aber das war’s auch schon. Keinerlei Einfluß auf das weitere Wirken, und — kleiner Vorgriff — einen solchen Bandnamen kann man ja auch so oder so verstehen… Jedenfalls sind sich Metaller der conditio humana in der Regel sehr bewußt.)

Aber ich schweife ab. Ohne dieses „Bekehrungserlebnis“ stünde ich heute nicht dort, wo ich stehe. Was ich nun definitiv vom Metal gelernt habe, ist für die eigenen Ansichten auch einzustehen, selbst wenn sie noch so unpopulär sind. Ich habe zwar nie die Anliegen des Kirchenvolksbegehrens geteilt, war aber von entsprechender Denke zumindest so weit infiziert, als ich lieber die Klappe gehalten oder gar mit den Wölfen geheult habe, als anzuecken. Zudem ging mein immer tieferer Einstieg in den Metal mit einem ziemlichen Wachstum im Glauben einher (und das nicht nur wegen des parallelen Theologiestudiums). Metal und Glaube warfen Fragen auf, die eine Lösung brauchten, sich gegenseitig verstärken und so zu einem tieferen Eindringen in beides führten. Auch weiß ich nicht, wie ich den Kontakt mit Hardcore-Freikirchlern verkraftet hätte, die ganz offen den Papst für den Antichristen hielten, Katholiken für Teufelsanbeter usw. Dort für eine klare Position einzustehen, war jedenfalls von Vorteil.

Schließlich kamen noch eine erkleckliche Anzahl Priesteramtskandidaten hinzu, die ebenfalls Metal hörten. Und das waren nicht gerade die liberalsten. Einer davon ist inzwischen Kartäuser. Lange Rede, kurzer Sinn: Bei all den bleibenden Schwierigkeiten mit gewissen Erscheinungsformen, insbesondere in den extremeren Subgenres, verdichtete sich in mir der Eindruck, daß es ein verbindendes Band zwischen Metal und Christentum gibt, und zwar gerade mit dem eher konservativen, aus dem die größten Kritiker des Metals stammen.

Dieser Frage nachzugehen ergab sich dann die Möglichkeit nach meinem Diplom in Form einer Doktorarbeit (die, so Gott will, nächstes Jahr auch endlich gedruckt vorliegt). Die weiteren Beiträge werden im wesentlichen auf selbiger beruhen und infolgedessen auch etwas objektiver daherkommen. Ein kleiner Vorgriff (weil ich mich erstmal der Musik widmen will und nicht weiß, wie weit ich komme): Die Verbindung liegt in der Frage nach dem Bösen, genauer in der Frage nach dem praktischen Umgang mit Erfahrungen des Bösen, sowohl aus Täter als auch aus Opfersicht. Und die Antwort(tendenz) des Metals geht nicht gerade in Richtung „wir müssen uns nur einfach alle lieb haben, und Gott leidet ja mit uns“…

Als ob es nicht reichte, daß ich mich mit dem Finanzamt rumärgern muß, jetzt versucht mich auch noch mein ISP über den Tisch zu ziehen. Behauptet am Telefon, das neue Angebot sei besser und billiger — in der „Auftragsbestätigung“ hingegen wird’s fünf Euro teurer für Leistungen, die wir gar nicht brauchen und ausdrücklich nicht wollten. Neben meine abendliche Fortbildung in Steuerrecht ist jetzt also auch noch ein Crashkurs in Zivilrecht getreten. Nur falls sich jemand fragt, warum meine Post derzeit spärlicher und inhaltsleerer werden…

Kürzlich habe ich ja quasi-amtlich mitgeteilt bekommen, ich sei zu ehrlich. Was ich in dem Post noch unterschlagen hatte, war der anschließende Satz: Wer ehrlich ist, wird bestraft.

Heute habe ich meinen Steuerbescheid bekommen. Am Anfang fühlte ich mich nur verarscht, weil das Finanzamt nun plötzlich, als meine Einkünfte mal übers ganze Jahr hinweg eine steuerlich relevante Höhe erreicht haben, plötzlich bei mehreren Punkten die meine Steuerschuld zu meinen Ungunsten beeinflussen, anders entschieden hat als in den letzten fünf Jahren. Ganz klarer Eindruck: Damals war’s ja egal, ob die Einkünfte um den einen oder anderen Tausender höher oder niedriger waren, weil ja eh keine Steuern anfielen, also machte man sich keine Mühe, da irgendwas zu beanstanden; heute ist das anders, daher wird um jeden Cent gefeilscht.

Dann fiel mir auf, daß in einer nebenberuflichen Tätigkeit eine horrende Summe stand: Die haben allen Ernstes alle Einnahmen versteuert, nicht nur den Gewinn. Selbst auf den Cent genaue Erstattungen für Bahnfahrkarten wurden als Einkünfte aus freiberuflicher Tätigkeit in die Besteuerungsgrundlagen übernommen. Andere Leute geben solche Kleckereinnahmen übrigens nicht einmal an! Wer ehrlich ist, wird eben bestraft.

Schließlich stolperte ich zunehmend verärgert darüber, daß geltend gemachte Sonderausgaben nach fünf beanstandungsfreien Jahren nun plötzlich als steuerlich irrelevant angesehen wurden, ohne daß mir eine Gesetzesänderung aufgefallen wäre.

Der Impuls, der in einer Ersatzhandlung die Einbettung obigen Videos auslöste, kam aber erst auf, nachdem ich knapp drei Stunden das Internet durchforstet habe, um zu verstehen, was die angegebene Begründung eigentlich bedeuten sollte. Komischerweise landete ich immer auf Seiten, die sich mit Werbungskosten beschäftigten — selbst nachdem ich „-werbungskosten“ in die Suchanfrage eingegeben hatte. Hat es noch nie einen solchen Fall wie meinen gegeben?!

Auf die richtige Spur kam ich erst, als ich auf einer Seite dann die Definition von Sonderausgaben als „private Ausgaben“ definierte. Da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren, oder anders gesagt: Quellenlektüre vor Neuentdeckungen. Mein Finanzamt begründet in einem dialektischen Kunstgriff die Nicht-Anerkennung meiner Sonderausgaben tatsächlich mit einer Vorschrift, die sich ausdrücklich nicht auf Sonderausgaben bezieht.

Sauber!

Kann mir mal jemand die Preispolitik von Amazon erklären?! Die meisten (Metal-) CDs verticken die für Preise zwischen 30 und 40 Euro (wer bezahlt denn sowas?!), aber sobald nur noch ein bis zwei auf Lager sind, kosten die plötzlich unter 10 Euro. Ok, damit ist Amazon immer wieder für ein Schnäppchen gut, und ich kann’s ja auch nachvollziehen, daß sie zur Lagerräumung die Preise massiv runtersetzen. Aber warum versuchen sie die Scheiben (obwohl auf Lager) zu Preisen zu verkaufen, die um ein vielfaches über denen der Marketplace-Anbieter liegen (von den meisten Metal-Mailordern mal ganz abgesehen)?