Oder ist es wirklich beliebig, wie wir mit fundamentalen Gegebenheiten des menschlichen Lebens umgehen? Die Ehe etwa als Verbindung zwischen Mann und Frau, als Kernzelle der Familie, ist nicht etwas Beliebiges, an dem man nach Gutdünken herumoperieren kann. Ehe sollte Ehe bleiben und nicht als Begriff auf alle möglichen Verbindungen von Menschen angewendet werden. Und ich füge ausdrücklich angesichts der gewachsenen biotechnischen Möglichkeiten hinzu: Der unbedingte Schutz des menschlichen Lebens an seinem Anfang und an seinem Ende ist ebenfalls nichts Beliebiges, das man anderen Interessen unterordnen kann. Meine Unterstützung gilt allen, die sich dafür, auch öffentlich, einsetzen. Das menschliche Leben muss eine Gabe bleiben, über die der Geber verfügt, nicht wir. (Bischof Wanke in der Predigt bei der Bistumswallfahrt am 16. September 2012)
Mit diesem unterstützenden Aufruf, den wir ganz persönlich auf uns beziehen konnten, im Rücken fuhren wir am Samstag zum Marsch für das Leben. Nach 21 Mitfahrern im letzten Jahr waren wir diesmal bereits 35. (Also: Nächstes Jahr rechtzeitig anmelden, sonst ist der Bus schon voll. 🙂 Termin ist der 21.09.2013.)
Und dann: Da haben wir uns im wahrsten Sinne des Wortes seelisch und moralisch (mit Eph 6, „Des Königs Banner“ und „Heilges Kreuz sei hoch verehret“[1] – sowie einem eigens eingerichteten Gebetsdienst in der Heimat) auf einen geistlichen Kampf eingestellt, und dann ging der Marsch in aller Stille los. Bis zum Reichstag waren wir schon gekommen, bevor die ersten Trillerpfeifen zu hören waren, und erst am Brandenburger Tor ging’s mit dummen Sprüchen los. Und überhaupt waren es immer dieselben paar Hanseln, die da „gegendemonstrierten“. Ok, wer das erste Mal mit dabei war und noch nie Linksextremisten im richtigen Leben gesehen hatte, war immer noch einigermaßen schockiert, aber da hätte wahrscheinlich ein einziger Gegendemonstrant, der sich mit Trillerpfeife unter die Teilnehmer mischt, gereicht.
Die Sprüche… Die sind wirklich sowas von strunzdumm. Ich würde mich ja gerne angegriffen fühlen, aber ich verstehe nicht, wieso die Leute da de facto Selbstverfluchungen brüllen. Das macht mich allenfalls ein wenig betroffen. „Hätt Maria abgetrieben…“ – da denke ich immer an Paulus: „Nun aber hat Maria nicht abgetrieben…“ Oder „Kondom, Spirale, Linksradikale“: Kommentierte ein Teilnehmer mit: „Was lernen wir daraus? Linksradikalismus ist unfruchtbar.“ Ach ja, irgendeiner der Sprüche endete auf „…die Dummen sterben aus“.
Tja, mein Busmitorganisator war auch nach dieser Erfahrung und gerade im Hinblick auf unsere geistliche Vorbereitung nicht um eine deutende Bibelstelle verlegen:
Wir leben zwar in dieser Welt, kämpfen aber nicht mit den Waffen dieser Welt. Die Waffen, die wir bei unserem Feldzug einsetzen, sind nicht irdisch, aber sie haben durch Gott die Macht, Festungen zu schleifen; mit ihnen reißen wir alle hohen Gedankengebäude nieder, die sich gegen die Erkenntnis Gottes auftürmen.(1 Kor 10,3-5)
Also: Die Zeit ist reif, der Marsch ist endgültig sicher. Jetzt kann sich auch der eine oder andere Diözesanbischof vorwagen und mitlaufen. Nos sumus testes!
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[1] Unglaublich! Ich kann im Netz keine vollständige Wiedergabe des Textes finden. Maximal vier Strophen sind zu finden, und selbst dann noch meist schrecklich umgedichtet. Hier darf ich wenigstens noch „im Kampfe“ (statt so allgemein blabla „im Leben“) auf das Kreuz schauen, um mein Ziel glücklich zu erreichen, und ich darf das Kreuz auch noch als „hartes Ruhbett meines Herrn“ verehren. Dafür fehlen die Strophen, in denen uns das Kreuz mahnt, „treu zu sein bis in den Tod“ und in der wir „stets gedenken seiner Pein“ (die für mich auch und gerade emotional bedeutendsten Stellen – wo sonst darf ich mich in der Kirche mal wirklich als Mann fühlen?!). Man wird den Eindruck nicht los, daß Kampf etwas ist, was es im Christentum eigentlich nicht geben dürfte. Zum Glück war die Erfahrung im Bereich der BBK eine andere, in deren Anhang ist der Kampf deutlich drin. – Es gibt doch in der Blogoezese so’n paar Spezialisten, die GL-Fassungen und Originalfassungen vergleichen. Gibt’s den Vergleich für „Heilges Kreuz sei hoch verehret“ schon? (nach oben)
Update: Nachdem ich explizit Ausschnitte aus allen Strophen und in dem von mir gewünschten Wortlaut als Suchanfrage gestellt habe, konnte ich auch die von mir geliebte Fassung im Netz finden. Und wenn ich die Frakturschrift am Ende als Zeichen für die Ursprünglichkeit dieser Variante deuten darf, dann hat sich im BBK-Anhang tatsächlich der ursprüngliche Text erhalten – allerdings um eine mir bisher unbekannte sechste Strophe verkürzt.
Die Gegendemonstranten waren auch dermaßen unwillig und unfähig, zu argumentieren. Die wollten uns nicht mal belehren, die wollten nur Ramba Zamba. Und auch wenn ich nicht behaupte, daß früher alles besser war – Ramba Zamba konnte man in meiner Jugend echt besser!
Vierstimmig! Ich werd‘ das schöne Lied gleich mal an unseren Kirchenchor weiterleiten 😉
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