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All posts by Vincentius Lerinensis

Ein weiterer Grund für Nicknames resultiert aus der spezifischen Funktion eines Blogs. Bekanntlich handelt es sich um die Abkürzung von „Weblog“, also frei übersetzt: Internet-Tagebuch. In ein Tagebuch schreibt man jedoch andere Gedanken als etwa in einen Leserbrief, schon alleine deshalb, weil man eine ganz andere Zielgruppe und Zielrichtung hat. Hinzu kommt, daß Leserbriefe oder andere Veröffentlichungen normalerweise noch mindestens durch eine Lektoratsphase gehen. Ein Leserbrief steht fast immer (wenn er nicht als Kuriosum abgedruckt wird) repräsentativ für eine nennenswerte Anzahl von Einsendungen, auf jeden Fall hat er die Hürde des „Gatekeepers“ Redaktion genommen, und ein (seriöser) Verlag wird nur die Bücher veröffentlichen, hinter denen er (oder ein Herausgeber) auch stehen kann.

Im Gegensatz dazu muß ein Blogposting keinen „Gatekeeper“ überwinden, sondern kann alle — ausgereiften und unausgereiften — Gedanken seines Betreibers enthalten. Zumindest für mich kann ich sagen: Die Blogeinträge sind vergleichsweise unausgereift, selbst die längsten haben nicht einmal annähernd die Zeit gekostet, die ich in andere Veröffentlichungen stecken würde, selbst Leserbriefe müssen durchdachter sein. Für mich erfüllt mein Blog eher eine „Pensieve“-Funktion („Denkarium, für die, die Harry Potter nur auf deutsch kennen): Eine Abladestelle für meine Gedanken, die noch reifen müssen, die ich jederzeit wieder ausbuddeln und weiterführen kann (wobei das Reifen meist schon im Schreibprozess stattfindet und das eine oder andere Posting nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat, zumindest nicht als Blogeintrag), und damit hat ein Blog für seinen Betreiber (zumindest für mich) auch eine psychohygienische Wirkung.

Im Gegensatz zu einem Tagebuch (das ja eine ähnliche Funktion wie ein Pensieve erfüllt) haben Blogpostings aber den Vorteil, Feedback zu bekommen, angenehmerweise meist auch von solchen Leuten, die eine ähnliche Meinung vertreten, also nicht jede Argumentationsschwäche gnadenlos ausnutzen, sondern konstruktiv kritisieren können. (Na gut, ein bißchen stimmt das mit der Lobhudelei ja auch, manchmal könnten die Kommentare schon kritischer sein…) So oder so macht man sich mit dem Betreiben eines Blogs angreifbar, zumindest wenn man ihn als persönliches Blog betreibt und nicht zu journalistischen Zwecken oder zur Öffentlichkeitsarbeit betreibt — wobei auch der persönlichste Blog immer noch nicht die gesamte Persönlichkeit seines Autors wiederspiegelt. Im Gegenteil: Im besten Fall hat er ein klares Profil, und dazu braucht es auch einen klaren Avatar.

(to be continued)

Auch gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen Bloggen einerseits und Leserbriefen oder Face-to-Face-Kontakten im RL andererseits, nämlich eine kommunikative Asymmetrie. Begegne ich jemandem im RL, weiß ich in der Regel genausoviel von ihm wie er von mir, und wenn nicht, dann kann ich ihn sofort fragen, woher er mich kennt, so daß wir auf einen ähnlichen Stand kommen. (Um nochmal die Schreckensvisionen zu Wort kommen zu lassen: Längst ist die Gesichtserkennung via Smartphone möglich, nur ist sie weitgehend nicht freigeschaltet; wäre sie es, wäre diese kommunikative Asymmetrie dank AR auch im RL angekommen…)

So oder so wird er nicht meine gesamte Lebensgeschichte kennen, selbst wenn er sich meinen Namen merkt oder meine Karte bekommt. Dann weiß er, wo und für wen ich was arbeite und wie er mich dort erreichen kann. Davon ausgehend kann er zwar auch eine ganze Reihe von privaten Daten finden und zusammenführen, in der Regel wird er aber den Aufwand scheuen — und ich kann umgekehrt dasselbe mit ihm treiben; Waffengleichheit. So besteht immer eine (zumindest mögliche) kommunikative Symmetrie und ist ein „Dialog auf Augenhöhe“ möglich.

Anders im Internet: Bekanntlich sind etwa 90% der Leser nur Leser, weitere neun Prozent kommentieren hier und dort, doch nur das letzte Prozent macht sich durchs Selbst-Produzieren (also etwa Bloggen) „nackt“ (diese 1-9-90-Regel auf die Blogoezese angewendet bedeutet übrigens, daß wir noch ein sehr, sehr großes Wachstumspotential haben, denn im Augenblick scheint sie mir noch zu 70–80% aus dem einen Prozent der Produzenten zu bestehen, aber das nur am Rande). Von all den stillen Lesern weiß ich nicht viel: ihren Browser, ihr Betriebssystem und teilweise die Addons, mit Hilfe von Google Analytics auch ihren Provider — aber selbst der sagt nicht viel über den Leser aus, wenn er T-Online oder Arcor heißt (und selbst „Bistum Essen“ kann ich nicht mit einer Person verknüpfen, etwas besser noch bei „frankfurter allgemeine zeitung“ [ja, da liest tatsächlich ab und zu jemand meinen Blog :-)]).

Würde ich überall im Netz unter Klarnamen unterwegs sein (ein weiterer Grund gegen einen Facebookaccount), könnte jeder sofort meine halbe Lebensgeschichte aus dem Internet fischen, mit Usenetpostings und Zeitungsleserbriefen, wissenschaftlichen und unwissenschaftlichen Publikationen, Ämtern, Hobbies und Interessen verknüpfen — und mich damit noch vor unserem ersten Kontakt besser kennen, als ich ihn, ja sogar als ich ihn jemals mit denselben Mitteln kennenlernen könnte, etwa bei Herrn „Meier“, der nur mäßige und relativ unspezifische Datenspuren im Internet hinterlassen zu haben scheint.

(to be continued)

Ein weiterer wichtiger Grund für die Verwendung von Pseudonymen im Internet kann jedoch gerade die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber sein. Ein Wirtschaftsunternehmen darf durchaus ein Interesse daran haben, daß bei einer Googlesuche nach seinem Pressesprecher nicht dessen privater Blog über bemooste Feldsteine an erster Stelle steht — was bei der Verwendung des Realnamen aufgrund der Präferenz des Googlealgorithmus für Social Media (wie Blogs) durchaus wahrscheinlich wäre.

Auch dieses Beispiel ist nicht völlig aus der Luft gegegriffen. Mir ist ein Rechtsanwalt bekannt, der im Usenet — der ersten (und letzten) Bastion der Realnameverwendung — ganz bewußt unter Pseudonym schreibt, weil potentielle Mandanten bei Google eben seine Rechtsanwaltskanzlei finden sollen, ohne sich durch Unmengen von Postings quälen zu müssen, in denen es um die technischen Funktionsweisen seiner (Open Source-) Kanzleisoftware geht. In der Zeitschrift des Vereins, der sich dieser Software widmet, schreibt er hingegen unter seinem richtigen Namen und erklärt auch seine Pseudonymverwendung, da der Adressatenkreis hier derart klar umrissen ist, daß es seinen geschäftlichen Interessen sogar zuträglich sein kann, als ein gerade diese Software verwendender Anwalt in der „Szene“ bekannt zu sein. Umgekehrt kann es für freie Journalisten, Wissenschaftler und Künstler von Vorteil sein, unter ihrem Realnamen zu bloggen — gerade um mit ihrem Blog auf der ersten Googletrefferseite aufzutauchen und damit ihren Namen zu promoten.

(to be continued)

Je länger ich über die Frage nach dem Ursprung der Nicknameverwendung im Internet nachgedacht habe, desto deutlicher wurde mir, wieviele verschiedene Aspekte zu dieser Frage gehören, daß es letztlich tatsächlich um die Frage geht, was das Internet eigentlich ist, und daß diejenigen, die hier klare Identität fordern, Pseudonymität als Anonymität verunglimpfen, Blogger für gefährlich halten und durch Enttarnung ruhig zu stellen versuchen, schlicht und ergreifend das Internet nicht verstanden haben. Das soll kein Vorwurf sein, denn wer damit nicht groß geworden ist, hat es mit Sicherheit schwerer, das Neue am Internet als neu zu begreifen. Vielmehr wird er versuchen, das neue Medium in sein bestehendes Wissen der existierenden Medien einzugliedern, so daß er nur das am Internet erkennen kann, was er von bestehenden Medien bereits kennt.

Aber ich will nicht vorgreifen, der Gedankengang setzt nochmal zwei Ebenen und zwei Jahrzehnte früher an, und zwar bei Theorien und Entwicklungen, die tatsächlich problematisch sind. In der Frühzeit des WWW (die nicht identisch ist mit der des Internets, sondern nur mit dem Beginn dessen massenhafter Verbreitung) gab es Vorstellungen, die aus theologischer Perspektive nur als Erlösungslehren verstanden werden können, nämlich als Erlösung vom eigenen Ich, von der eigenen Identität mit all ihren Diskrepanzen, biographischen Brüchen etc. Der Avatar im Internet hatte keine Geschichte und konnte sich daher seine Identität komplett selbst schaffen, der Nutzer sich virtuell neu schaffen. Anstatt sich der eigenen Schwäche zu stellen, war die Hoffnung, durch noch mehr „Selbermachen“ sich von dieser Schwäche zu befreien. Diese Theorien sind aus theologischer Perspektive mit Sicherheit nicht unproblematisch, um es mal vorsichtig auszudrücken. Eine Wiederentdeckung der Buße und die Anerkenntnis der eigenen Schwäche wäre zwar die unangenehmere, aber erfolgversprechendere Variante gewesen.

Nun habe ich mich damals für Metatheorien des Internets noch nicht interessiert, ich habe es einfach genutzt. Insofern ist mein Urteil aus der Rückschau auf das Scheitern dieser Hoffnungen natürlich wohlfeil, dennoch kann ich mich angesichts des ganzen Cyberpunkgenres und der starken Prägung der Hacker-, Nerds- und Geeksszene durch dieses Genre (massenkompatibel in der Matrixtrilogie verarbeitet) nicht des Eindrucks erwehren, daß schon damals diese Hoffnungen nicht von der Masse der Internetnutzer (damals eben noch die Hacker, Geeks und Nerds, der Rest war dünn gesäht) geteilt wurde. Denn Cyberpunk ist (post-)apokalyptisch und fortschrittsskeptisch. Sicherlich besteht auch ein starkes Interesse an den technischen Möglichkeiten, jedoch immer vor dem Hintergrund, daß mißbraucht werden wird, was mißbraucht werden kann. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, daß die gescheiterten Figuren, die als Helden die Cyberpunkromane bevölkern, die Hoffnung auf ein besseres Leben durch das Internet und die Trennung des Menschen von seiner körperlichen „Wetware“ stützen können. Im Gegenteil.

Und damit sind wir bei der anderen, mitunter paranoiden, aber nichtsdestoweniger realitätsrelevanten und meines Erachtens gewichtigeren Quelle für die Nutzung von Nickname-Pseudonymen im Internet, nämlich dem Schutz der Privatsphäre vor dem Datenmißbrauch durch weniger freundlich gesinnte Zeitgenossen. Daß diese Befürchtungen nicht völlig aus der Luft gegriffen sind, zeigen die unzähligen Phishing-Seiten, Keylogger und Trojaner. Heute kennt man sich damit ja leidlich aus, aber immer noch gibt es immer wieder neue Tricks zum (teilweisen) Identitätsdiebstahls. Daß hier die Gefahr vor allem von wirtschaftlichen und weniger staatlichen Interessen ausgeht, ist auf dem Hintergrund des Cyberpunks im Gegensatz zur klassischen (und durchaus immer noch gegebenen) Gefahr durch den Überwachungsstaat durchaus ein spannendes Detail, denn ein wesentliches Element des Cyberpunks ist die Macht der großen Wirtschaftsunternehmen, die letztlich die Weltgeschichte lenken.

In diesem Kontext sollte vielleicht auch bedacht werden, daß im Augenblick im Internet ein Kampf zwischen Facebook und Google tobt, wer die besser verwertbaren Daten seiner Nutzer generieren kann. Wer diesen Kampf gewinnt, ist noch offen, nichtsdestoweniger geht die größte Gefahr für die eigenen privaten Daten und damit die Privatsphäre nicht vom Staat, sondern von den größten Playern in der Internetwirtschaft aus. Ohne bestreiten zu wollen, daß es wie im Fall der „site which should not be named“ auch das gegenteilige Interesse gibt, steht vermutlich in den meisten Fällen nicht die Absicht, sich vor dem eigenen Arbeitgeber, schon gar nicht der Kirche, zu schützen im Vordergrund, sondern der Schutz vor den Datenkraken des Internets.

Wenn ich als Nutzer von Blogger, Google Reader, Google-Suchmaschine, Google Maps, Google Places und Google Analytics bedenke, was Google bereits an Daten von mir hat, dann müssen die beim besten Willen nicht auch noch meinen Klarnamen wissen, der in Null-Komma-Nichts zu Adreßdaten führt, womit Google im Grunde nicht nur ein komplettes Internetnutzungsprofil von mir erstellt hätte, sondern zugleich noch mit meinen personenbezogenen Daten verknüpft hätte. Wunderbare Vorstellung. Absurd? Keineswegs: Habt ihr euch schonmal gefragt, warum Facebook in seinen AGB auf echten Namen besteht und sich vorbehält, Sockenpuppen ohne Ankündigung zu löschen…???

Wer sein Internetleben tagtäglich mit dem Login bei Facebook beginnt, hat genau dieses personenbezogene Profil an Facebook verkauft, und das ist der große Vorteil von Facebook im Kampf gegen Google (ganz davon abgesehen, daß Facebook mit dem Like-Button den genialen Schachzug getan hat, ganz offen fremde Seitenbetreiber zu ihren Erfüllungsgehilfen zu machen — ohne daß Facebook das ganze einen Cent kosten würde!). Also halten wir fest: Privatsphäre ist zumindest meiner Meinung nach der wichtigste Grund für die Nutzung von Pseudonymen und Nicknames als Vorsichtsmaßname im Internet: Wichtiger als jeder Schut gespeicherter Daten ist die Verhinderung, daß Daten überhaupt erst gespeichert werden.

(to be continued)

Als Anfang Dezember Stanislaus „enttarnt“ wurde, fragte ich mich, warum der Herr „Meier“ eigentlich so „geil“ darauf war, den richtigen Namen eines Bloggers herauszufinden. Gleichzeitig hatte ich privat mehrere Diskussionen zu diesem Thema, in der verschiedene Personen mir rieten, ich solle doch auch unter Realnamen posten, sonst enttarne mich Herr „Meier“ auch noch (so fucking what?!), oder zumindest die Ansicht vetraten, „anonyme“ Meinungsäußerung sei doch zumindest schlechter Stil.

Ehrlichgesagt habe ich die ganze Aufregung nicht verstanden, und zwar von vorne bis hinten nicht. Denn abgesehen davon, daß ich quasi von einem Vorgesetzen zwar nicht ausrücklich, aber doch implizit zum „getarnten“ Posten animiert wurde, hätte ich selbst ohne diese Aufforderung nicht unter meinem richtigen Namen gebloggt. Meine erste „Rechtfertigung“ war daher: „Das ist im Internet halt so, da verwendet man nunmal Nicknames, und Pseudonymität ist etwas anders als Anonymität.“ Denn ein Pseudonym verschleiert zwar die Identität ein wenig, aber trennt die mit ihm verbundenen Daten keineswegs von der Person (und was ist eigentlich ein Ordensname, wenn nicht ein Pseudonym — bloggt Alipius also unter seinem Realnamen oder unter einem Pseudonym?), wie es die Anonymisierung tut. Pseudonymisierte Daten sind im Gegensatz zu anonymisierten Daten immer noch personenbezogene Daten, auch wenn der Aufwand, sie einer Person zuzuordnen, erschwert ist. Anonymisierte Daten hingegen sind von der Idee her nicht mehr einer Person zuzuordnen, auch wenn es bei sehr speziellen Daten doch möglich ist — siehe Bradley Manning.

Mir war allerdings schon klar, daß das ein recht schwaches, wenn auch sehr pastorales („das war schon immer so, das haben wir noch nie anders gemacht“) Argument ist. Bestätigt wurde meine Intuition allerdings dadurch, daß eine Mitbloggerin auch nach mehrfacher Aufforderung sich weigerte, meine RL-Identität herauszufinden; die interessiere sie einfach nicht, solange ich nicht xxxx xxxx (jemand, den sie kennt) sei. Genau das konnte ich dann den Vertretern der Realname-Bloggerei vorhalten — mit dem Ergebnis, daß praktisch alle zugeben mußten, sie hätten sich einfach nicht dafür interessiert, wer da bloggt, sonst hätten sie mich wahrscheinlich schon viel früher erkannt (denn allzu schwer dürfte das nicht sein). Und genau das ist es doch: Woher weiß ich eigentlich bei einem scheinbar richtigen Namen wie Peter Müller, daß es sich wirklich um einen Peter Müller handelt, und woher weiß ich, daß das verwendete Foto tatsächlich um den Autor des Blogs handelt? Klar, Vincentius Lerinensis ist heute kein wirklicher häufiger Name und die Kombination mit dem Blogtitel „Commonitoria“ (Commonitorium war leider schon weg) zeigt doch ziemlich deutlich, daß es sich nicht um meinen richtigen Namen handeln kann (sondern um ein bestimmtes Konzept hinter dem Blog; daß ich das nach gut sechs Wochen nicht mehr einhalten konnte, steht auf einem anderen Blatt). Bei „gregoriusbraun“ ist es aber schon weniger leicht zu entscheiden, ob das ein Realname ist.

Mein erster Gedanke war daher: Mit meinem Realnamen hätte ich also möglicherweise sogar meine Leserschaft vergrößern können. Aber genau darum geht es mir nicht. Nicht wer etwas schreibt ist relevant, sondern was geschrieben wird, also die Sache. Da muß man nicht einmal zum Konzept „Tod des Autors“ greifen, sinngemäß steht das schon bei Thomas von Aquin.

Doch das ist nur meine persönliche Einstellung. Teilen das alle anderen? Woher kommt die Verwendung von Nicknames im Internet? Wo liegt der Unterschied zu Leserbriefen in Zeitungen? Warum beschweren sich sogar Journalisten über die Anmeldeprozedur bei der Zeitung des Herrn „Meier“? Worin liegt also der wesentliche Unterschied zwischen dem Internet und den (anderen?) Massenmedien hinsichtlich der Identität/Pseudonymität/Anonymität begründet?

(to be continued)

Michael Hesemann wies kürzlich darauf hin, daß es keinen Zeitpunkt gab, „der günstiger gewesen wäre für das zentrale Ereignis der Geschichte, die Menschwerdung Gottes“ als die Zeitenwende. Wie recht er damit trotz der heute viel einfacheren und schnelleren Kommunikation via Facebook, Twitter und YouTube hat, hat nun der Focus (via Strafrecht online Blog) herausgearbeitet (womit auch gleich noch gezeigt wird, daß unser Glaube eben doch nicht nur von Kommunikation und Dialog lebt, sondern vom Ereignis):

Gott sei Dank, daß Er schon vor 2000 Jahren geboren wurde — und nicht in Deutschland.  o<:-)=<>

Mein Zugang zum Metal war damals[tm] durch diverse Vorurteile blockiert. Alles Satanisten, musikalisch Minderbemittelte und überhaupt saufende und kiffende Chaoten. Das schöne an Vorurteilen ist ja, daß sie Faktenkenntnis ersetzen. Und so kannte ich keinen einzigen echten Metalsong. Erst eine Schulveranstaltung hat mir die Augen geöffnet, indem Metallicas „Enter Sandman“ mir zeigte, daß das die Musik ist, die ich eigentlich schon immer gesucht hatte. Allerdings, das muß ich aus heutiger Perspektive sagen, ist Metallica nicht unbedingt Metal, jedenfalls nichts, was nach dem Schwarzen Album kam. Alles vor „…And Justice for All“ hingegen war mir zu hart, um in „Kill ‚em All“ reinzukommen habe ich Jahre gebraucht.

Nundenn, diese Erkenntnis brach sich erst Bahn, als ich irgendwann dachte, ich brauche noch ein bißchen mehr Musik in diese Richtung, Metallica allein tut’s nicht mehr. Da erinnerte ich mich an T-Shirts eine Mitschülers, auf denen Fantasymotive abgedruckt waren, und als alter Fantasyfan dachte ich mir, kann doch eine Band, die für Fantasy offen ist, kann doch keine schlechte Musik machen. Wie war doch gleich der Name…? Ja, dank des Internets konnte ich ihn rekonstruieren: Blind Guardian. Amazon steuerte noch einen Dreißigsekundenschnipsel bei, und es war um mich geschehen. Nach 15 Sekunden wußte ich, es gibt einen neuen Blind Guardian-Fan. Das Lied war dieses (hier in einer Live-Version von 1991 und damit ein gutes halbes Jahrzehnt, bevor ich die Band entdeckte):

Obwohl mir durchaus klar war, worum es sich beim Intro handelte, kam ich nie auf die Idee, mir den Songtext genauer anzugucken, denn das Booklet enthielt keine Texte. Wiederum ein paar Jahre später befragte ich dann das Google-Orakel — und wieder einmal war ich baff, als ich feststellte was oder vielmehr wer hier mit „Sanctuary“ gemeint ist (ich hätte eher mit einer heidnisch-fantastischen Referenz gerechnet).

In der heutigen Predigt ging es darum, sich immer wieder neue Perspektiven auf Christus und das Heilsgeschehen erschließen zu lassen. Gedacht war dabei natürlich vor allem an die Messe. Aber wenn ich — nicht zuletzt angesichts des heutigen Evangeliums — daran denke, was mir grundlegend und überraschend (thaumazein — für die Eingeweihten 🙂 neue Perspektiven auf den Glauben erschloß, dann spielte dieses Lied eine sehr grundlegende Rolle:

In den letzten Wochen hatte ich ja schon die eine oder andere merkwürdige musikalische Anwandlung. Nun hat mich ein True Metal-Schmachtbolzen sonder gleichen eingeholt:

„Nothing on earth stays forever
But none of your deeds were in vain
Deep in our hearts you will live again
You’re gone to the home of the brave“

Nicholas Sparks für Männer. Aber ehrlich, ich steh‘ dazu, mir gefällts. *schnüff*