Wenn ein Mensch lügt, ermordet er einen Teil der Welt. Das sind die bleichen Tode, die Menschen für ihr Leben halten. All das kann ich nicht länger mit ansehen. Kann nicht das Reich der Erlösung mich heimholen? (Cliff Burton)
Ich habe mich ja schon immer darüber gewundert, mit welcher Begeisterung manche Leute die Einschränkung der freien Religionsausübung und individueller Freiheitsrechte akzeptieren, wenn es „den bösen Nachbarn“, in letzter Zeit vor allem die Moslems, trifft. Als ob nicht klar wäre, daß die Christen die nächsten Opfer wären. Gegen Kirchtürme kann man (noch) nicht vorgehen, da sie schon seit Jahrhunderten üblich sind, gegen Minarette schon. Dabei sind bereits läutende Glocken vielerorts ein Streitpunkt, insbesondere wenn sie wie in meiner Heimatpfarrei nach einem Unfall wegen des folgenden Rechtsstreits mit der Wartungsfirma jahrlang geschwiegen hatten.
Nun hat Patrick Bahners anläßlich geplanter Burkaverbote meinen diffusen Eindruck in der FAZ in prägnanten Worten zum Ausdruck gebracht. Hinter entsprechenden Forderungen stehe nicht nur das Mißverständnis, daß Religionsfreiheit Freiheit von der Religion bedeute, das auch der Aufklärung selbst nicht gerecht werde; die habe nämlich die Trennung von Kirche und Staat angestrebt, ohne mit Atheismus den Glauben zu bekämpfen (wobei das dann die Französische Revolution tat). Dahinter stünde vielmehr ein Fundamentalismus der Aufklärung. Fundamentalismus bestehe nämlich nicht darin, von fundamentalen Werten überzeugt zu sein, sondern könne sich unter anderem in einem Mißverhältnis von angestrebtem Zweck und angewendeten Mitteln ausdrücken. Mit anderen Worten: Die „Aufklärung“ schießt mittlerweile mit Kanonen auf Spatzen, um sich nicht selbst in Frage stellen zu müssen — was die historischen Aufklärer aber immer getan hätten.
Bleibt nur die Frage, ob Bahners recht hat, wenn er meint, eine jährliche unverschleierte Meldepflicht für alle Frauen würde nicht mehr auf die Zustimmung hoffen können, auf die „Strafzettel gegen Falschgekleidete“ treffen. Ich bin da skeptisch…
Was ich zu der ganzen Helene Hegemann-Geschichte noch loswerden muß: Am 12. Februar war in der FAZ ein Interview mit Airen erschienen, aus dessen Blog bzw. daraus hervorgegangenen Roman „Strobo“ Helene Hegemann sich (u.a.) bedient hatte. Das ganze Interview vertrat eine Auffassung von Party und Feiern, die mir zwar aus der Literatur der Kritiker der Rock- und Popmusik (insbesondere auch den Äußerungen unseres jetzigen Papstes) bekannt war, die ich mir aber (insbesondere aus eigener Erfahrung) nur schwer als möglicherweise zutreffend vorstellen konnte.
Denn wer kann sich schon vorstellen, Musik einfach nur zu benutzen? Nungut, daß Techno nicht gerade anspruchsvolle Hörer anzieht, war mir schon immer klar. Aber ich dachte immer, vielleicht finden die, die das hören, dadrin etwas, das ich nicht erkennen kann (denn meine Musik finden ja auch alle[tm] unerträglich). Airen schildert seine Besuche im Club Berghain tatsächlich als allein der Flucht aus der Realität dienend, und ja, dazu benutzte er (wie es in der ganzen Kritikliteratur beklagt wird) tatsächlich Musik, Tanz und Drogen. Ich hätte mir nicht träumen lassen, daß das mal jemand für sich selbst als zutreffend bestätigt, und unvorstellbar ist es mir immer noch (aber es muß ja wohl doch stimmen).
Vermutlich war mein Leben einfach nie scheiße genug. Gott sei Dank!
In den vergangenen Wochen fühlte sich dieses Blog dem Prinzip der „Intertextualität“ a la Helene Hegemann verbunden. Mit anderen Worten: Ich habe mein Blog in der Fastenzeit mit „geklautem“ Material gefüllt. Zu meiner Ehrenrettung möchte ich jedoch anführen, daß ich die Texte immerhin übersetzt und teilweise auch gekürzt, umgestellt, neu kombiniert oder ihnen wenigstens durch den neuen Kontext eine neue Bedeutung gegeben habe. Und als guter Hegemannist habe ich ja meine Quellen mittlerweile offen gelegt (und das, obwohl mir noch kein anderer Blogger was nachgewiesen hat; aber ich habe ja auch nicht aus Blogs abgeschrieben…).
Aber warum habe ich das überhaupt gemacht? — Gute Frage. Nachdem ich ursprünglich solche Texte aufgenommen hatte, weil sie in meinem Kopf umherschwirrten und einfach raus wollten (warum fühle ich mich da bloß ans „Denkarium“ erinnert?), kam mir Anfang Januar die wilde Idee, die ganze Fastenzeit mit diesen Texten zu füllen, und ich fand die Idee spontan toll. Aus der wilden Idee wurde dann eine konkrete, ohne daß ich einen konkreten Hintergedanken gehabt hätte. Erst als mir dann allmählich doch die Texte ausgingen, fragte ich mich langsam, warum ich das eigentlich mache.
Für mich haben die Texte einen Sinnüberschuß, den man ihnen in ihrem Ursprungskontext zumindest nicht auf den ersten Blick zutrauen würde. Und wie kraß die Texte tatsächlich sind, habe ich auch erst gemerkt, als ich mir mal vorgestellt habe, wie sie im Kontext meines Blogs ohne Kenntnis des Ursprungs wirken könnten (und da habe ich mich dann erstmals über sie erschreckt…).
Ein wenig gewundert habe ich mich, daß ich die einzige Reaktion (positiv) auf einen Text bekam, an dem ich mich selbst lange gerieben hatte, da er selbst mir in seinem Ursprungskontext doch reichlich antichristlich vorkam (zumindest war es der antichristlichste Text, den ich während der Fastenzeit verarbeitet habe). Offenbar verliert der Text diese Konnotation im Kontext meines Blogs. Oder hat er sie schon im Original nicht, und ich habe mich nur von Vorurteilen leiten lassen?
Im Laufe meines Studiums bin ich immer wieder auf Michel Foucault und seine Wunschvorstellung vom „Tod des Autors“ gestoßen. Es solle um die Sache gehen, den Text, nicht den Autor, da der für den Inhalt des Textes keine Rolle spiele. Davon fühlte ich mich als jemand, der den Deutschunterricht für die Maxime „Was wollte uns der Autor damit sagen?“ gehaßt hat, weil das verunmöglichte, Texte auf die eigene Situation bezogen lesen zu können, spontan angesprochen.
In meinem Leben habe ich mehrfach die Erfahrung gemacht, daß gute Argumente nicht als Argumente ernst genommen werden, wenn sie von den falschen Personen vertreten werden. Stattdessen wird mit argumenta ad hominem gearbeitet; die Sache bleibt völlig auf der Strecke, und es spielen die Vorurteile gegenüber der Person eine größere Rolle für das Verständnis der Argumente als die Argumente selbst (diese Aussage darf auch gerne auf Institutionen wie die „Titanic“ bezogen werden). Aber je länger ich von der Bedeutung „der Sache“ geträumt habe, desto klarer ist mir geworden, daß das ganze nicht nur von der bei Foucault zugrundeliegenden strukturalistischen Idee der Selbstproduktion der Texte her nicht funktioniert. Der Kontext, in dem eine Aussage getätigt wird, bestimmt notwendigerweise ihre Wahrnehmung, folglich auch die Person und der Hintergrund des Autors.
Es kommt zwar nicht darauf an, was der Autor mit einem Text sagen wollte, aber für dessen Verständnis kommt es sehr wohl darauf an, welche Auffassung der Rezipient vom Autor und dessen Umfeld vertritt. Indirekt verändert also der Kontext die Aussage eines Textes, und das läßt sich überhaupt nicht vermeiden (oder wie es Martin Mosebach sinngemäß formuliert hat: wer 1000 Jahre auf den Knien lag, steht nicht im Bewußtsein auf, das Stehen sei die urchristliche Form der Gottesverehrung).
Warum ich das ganze gemacht habe, weiß ich jetzt immer noch nicht so genau. Vielleicht träume ich ja immer noch vom Tod des Autors und cyberpunkmäßig vom anonymen Internet, in dem man gefahrlos und spielerisch verschiedene Identitäten annehmen kann (und das nicht so bürokratisch wie bei Pen&Paper- oder rein virtuell wie bei Computer-Rollenspielen). Dann sollte ich aber schleunigst damit aufhören, denn persönlicher als in den letzten 6 Wochen geht’s ja kaum noch. Das Web 2.0 ist das absolute Gegenteil des ursprünglichen Traumes von Virtualität geworden. Es zwingt einen geradezu zur eigenen Identität und Authentizität. Aber was, wenn’s der böse Nachbar nicht will?
Sodele, nach sechs Wochen Fastenzeit ist ein Neuanfang fällig. Der geplante Kommentar zu meinem „Fastenzeitprojekt“ zieht sich noch etwas, daher nur kurz die Frage, was mir von der Fastenzeit bleibt:
Der Versuch, den betrieblichen Kaffeevollautomaten zu meiden (zuviel Koffein, zuviel Zucker), der schwachsinnigerweise dazu führte, daß meine Colavorräte erschreckend schnell zu Neige gingen (meine Frau unterstützte mich, indem sie einfach keine neue Cola kaufte :-).
11 Stunden Beichtgelegenheit während der Karwoche in meiner Pfarrei (gut, man muß dazu sagen, es ist eine Kathedralkirche).
Der geistliche Impuls eines Kollegen in der 5. Fastenwoche über die Passionszeit und den deus absconditus anhand des vorkonziliaren Passionssonntagsevangeliums: Manchmal hätten wir doch das Gefühl, Christus sei nicht in unseren Kirchen — haben auch wir Steine aufgehoben und nach Ihm geworfen? Andererseits dauerte das Verborgensein bis Karfreitag. Gehört es also mit zu unserer Erlösung, so daß wir es einfach ertragen müssen? Und sind das überhaupt sich ausschließende Alternativen?
Diese bischöfliche Predigt, mit der ich alter Aristoteliker gut leben kann, obwohl sie reichlich platonisch geprägt ist.
Die Verwunderung darüber, daß wir immer noch über die Mißbrauchsfälle reden. Mittlerweile scheint auch keiner mehr zu wissen, wie das ganze überhaupt losging, sonst könnte man doch gar nicht unwidersprochen behaupten, es müsse alles aus dem „Dunkel“ der Kirche ans „Licht“ der Öffentlichkeit gebracht werden…
Und noch jede Menge anderes Zeugs, das ich in den nächsten Wochen nochmal rauskramen werde.
Es begann als ein Flüstern in der Nacht Wie wollt ihr jetzt das Donnern am hellichten Tag unterdrücken Einheit ist der kraftvollste Weg voranzuschreiten
Wollt ihr das vergeuden Es liegt an euch Wir brauchen diese Revolution
Zerbrecht die eingefahrenen Muster Alles was trennt Durch die Zeiten hindurch Wer wagt es zu folgen
Jahrelang drehten wir uns im Kreis Hielten uns an jedwede Lüge Die uns durchzubringen schien
Ersinnt neue Weiten Findet Wege Seligkeit zu vermitteln Wir sind zu zerbrechlich um vernachlässigt zu werden
Erneuern um zu überdauern
Will niemals in Gier zurückblicken Hört mir aufmerksam zu Es müssen Berge überwunden werden
Für alle Menschen guten Willens Gibt es dort unendliche Schätze Die euch erwarten
Erneuern um zu überdauern
Nach einer Vorlage von Anders Fridén/Helena Lindsjlö, (P) 2002
Erniedrigt bis zum Äußersten Schwach, geschwächt und gebrochen Vernichtete vor aller Augen Ich wies euch an, niemals zu sagen Was ihr bewahren könnt Blutsbrüder ehrenhalber Das gilt auf ewig…
Ich versprach euch diese Treue Wir sind Söldner im Krieg, in Verrat verloren Ich opferte mich für euch Für die Erhebung von Königen und Tyrannen
Darin liegt keine Ehre Keine vertrauensvolle Hand Ich werde euch verteidigen bis zum bitteren Ende Und müßt‘ ich Blut im Himmel vergießen
Geschützfeuer erhellt die Himmel Erbärmlicher Gestank Des Menschen Untergang Letzter in der Reihe vor der Hütte der Sünder Verzweifelte Seelen liegen zwischen Toten
Alles bedeutet nichts Wenn man das verliert, was zählt Zukunftsträume verblassen Im Aufwind des Überlebenskampfes Rufen die Stimme der Vergeltung Väters Töchter, Mütters Söhne
Ich versprach euch diese Treue Wir sind Söldner im Krieg, in Verrat verloren Ich opferte mich für euch Für die Erhebung von Königen und Tyrannen
Darin liegt keine Ehre Keine vertrauensvolle Hand Ich werde euch verteidigen bis zum bitteren Ende Und müßt‘ ich mein Blut im Himmel vergießen
Wirf einen Blick in die Vergangenheit Wirst sicher erkennen Welch entsetzlicher Tod dich erwartet Tausend Geschichten reden vom Leid Unzählige Schreie, gefolterte Glieder Vom Feuer verschlungen, erfroren im Eis Dahingerafft, in Linnen ermordet Ich denke, dir müßte ein Glücksstern leuchten Wenn du einfach nur vergehst und niemals warst
Auf Schwingen des Todes Haßerfüllt und unbarmherzig Kein Leben wird verschont Im Tod sind alle gleich
Städte gehen unter Könige und Priester mit ihnen Gericht ist angebrochen Erwartet den Tod
Tränen halten immer noch nieder Erinnerungen an vergessene Tage Das ertränkte Abbild Edens Bringt die Endsünde hervor
Das Gericht ruft Wie ein Rabe in der Nacht Das Gericht ruft Um den Tag zurückzufordern Das Gericht ruft Wie ein stiller Scharfrichter Das Gericht ruft Die verlorenen Seelen
Im Gegensatz zu euch Könnten wir die Retter unserer Zeit sein Das ist unser gerechter Kreuzzug Die Leidenden zu heilen Hier gibt’s für euch nichts mehr zu holen
Das ist unser Das zweite Leben Wir sind zurückgekommen Um euch aufzuhalten
Wie viele müssen noch sterben Bevor wir erkennen Daß auch Lügner nur Vernunft gebrauchen
Nein! Kein Morden mehr! Trauer um Millionen Verwüstungen Völker im Feuer Vernichtungen Verlorene Kinder
Wenn wir den Haß verbannen Werden wir ewig leben Unsere Leben ewig sein Unsere Herzen in Ewigkeit schlagen Unsere Liebe in Ewigkeit erblühen Und die Zeit wird Ewigkeit sein
Ich bin der Herr Euer Gott, der Einzige Ich werde euren Herzen Freiheit zurückbringen Ihr werdet nicht glauben Daß Blinde sehen Niemand vor mir Kannte den Weg zum Paradies Für eine weitere Bluttat Werde ich zu euch kommen
Ich bin euer Licht in der Dunkelheit
Warum wurde ich geboren Werde ich wieder scheitern Eine weitere Kreuzigung Ein weiterer heiliger Krieg Kann nicht verhindern, was passiert Früher oder später müßt ihr doch begreifen Mein Wort bringt Freiheit Und der Menschheit Rettung Nichts sonst Nennt mich euren Messias
Oh, wie wünschte ich, es gäbe einen anderen Weg Kreuz und Nägel liegen schon bereitet Mißbraucht werde ich erst Wenn ich gekreuzigt bin Ich werde sterben Bevor meine Verkündigung endet
Wartet auf die Dämmerung Um mich zu holen Was, wenn ich scheitere Ein weiteres goldenes Kalb Niemals enden Leid und Todeskampf Geißelt mich, schlagt mich ans Kreuz
11 heilig gewandete Männer Silhouetten vor hellen Horizont Einer trägt ein Kreuz vor sich her Kommen meine Sünden abzuwaschen
Allein stehe ich in Regen und Wind Empfinde wachsende Angst Spüre wie der Wind sich dreht Der Vorbote kommenden Sturms Spüre Sorge, die die Angst noch abhält Einige Zweifel an meinem Glauben Jetzt wo er sich bewähren muß Kann nichts tun als das Kommende erwarten
Warum schützt mich Gott dann immer noch Selbst wenn ich es nicht verdiene Dachte, ich wäre mit innerer Stärke gesegnet Einige würde sie Buße nennen Warum ist mir zugedacht, das allein zu tragen Stell mir die Frage immer wieder Zu Gott zu beten wird mich nicht am Leben halten Fühle, wie Tränen in mir aufsteigen
Sie werden ihre Gebete sprechen, wenn die Zeit gekommen ist Am Tag des Gerichts muß Buße getan werden Und die Schuldigen werden bluten, wenn die Zeit gekommen ist Sie werden kommen, deine Seele mit sich zu nehmen
Sie werden kommen, das ewige Licht zu bringen Sie werden uns allen Unsterblichkeit bringen Die Kommunion spenden, damit die Welt gesegnet sei Mein Schöpfer, mein Gott, wird meiner Seele Ruhe schenken
Das Zeichen des Kreuzes Der Name der Rose Ein Feuer am Himmel Das Zeichen des Kreuzes
Hatte die himmlische Liebe verloren Die weltliche Lust vorgezogen 11 heilig gewandete Männer Kamen meine Sünden abzuwaschen
Ich bin ein leidenschaftlicher Christ, der Jesus Christus und Seine Kirche hingebungsvoll liebt. Ich bin zu Überstunden im Weinberg des Herrn bereit und habe wenig Geduld mit denen, die weniger willens oder fähig sind als ich. Meine Leidenschaften führen mich häufig in Bereiche der Versuchung von Zorn, Wollust und Stolz.