Föllig Abstruser Quatsch

  • Eine Mutter ruft ihren spielenden Kindern zu: „Wir wollen jetzt wieder zum Messegelände rausfahren.“ Die Kinder begeistert: „Oh, toll, Kinderbetreuung!“ Würden meine Kinder so reagieren, ich fragte mich, was ich falsch gemacht habe.
  • Die erste Frage bei der Podiumsdiskussion zu Gemeinschaft im Internet: „Gibt es denn jetzt ein gemeinsames Abendmahl, und wenn ja, wann und wo?“ Zusammenhangslos? Ja, aber nicht zusammenhangslos genug, daß sie übergangen worden wäre: Es gibt wieder eine Hasenhüttl-Veranstaltung, natürlich nicht offiziell. Naja, wenigstens kann sich diesmal keiner mehr einreden, er hätte nichts gewußt.

In den letzten Monaten hat man sich ja an so einiges gewöhnt. Trotzdem geht es offenbar immer noch tiefer. Heute bekam ich eine Hatemail von einem angeblich papsttreuen Katholiken, der ganz genau wußte, daß es an meiner Unzulänglichkeit liegt, daß so viele Katholiken aus der Kirche austreten. Ich schnall echt ab! Aber klar, ich war ja schon immer so wichtig, daß sich die ganze Welt um mich dreht. Wie schizo ist das denn?! *kopfschüttel*

In der heutigen FAZ („Kein Rechtsschutz im App-Imperium“, S. 17, online nur im Archiv) stand ein merkwürdiger Satz zu Apples Zensurwillkür. Aussage sollte wohl sein, daß iPhone, iPad und Konsorten einen zu geringen Marktanteil hätten, als daß Gesetze gegen Wettbewerbsbeschränkungen greifen würden. Aber was bitte ist das denn für ein Blödsinn:

„Solange Mobilfunkgeräte einen kleinen Marktanteil haben, können sie auch rein katholisch sein“, spitzt Christoph Fiedler vom VDZ die Situation zu.

Daß der FAZ mit ihren Altsprachlern vom Dienst sowas durchrutscht, passiert wohl nur im Wirtschaftsteil…

Da stellt sich ein (reformierter) Pfarrer auf die Kanzel und verkündet: Gott gibt es nicht. Darüber würde ich mich ja gar nicht mehr wundern. Bei manch einem katholischen Pfarrer würde mich so eine Predigt auch nicht überraschen, aber der könnte sich dann wenigstens auf die Reaktion seiner Kirchenleitung verlassen – der Reformierte nicht:

Nach Beschwerden aus der Gemeinde fingen die Vorgesetzten allen Ernstes an zu diskutieren und kamen zu dem absurden Urteil, daß diese Predigt die Grundlagen der Kirche nicht in Frage stelle. Vielmehr gehöre diese Auffassung zur theologischen Debatte. Worüber sich besagter Pfarrer nun seinerseits wundert:

Natürlich greife ich mit meiner Meinung und mit meinem Buch die Fundamente der Kirche an und stelle sie in Frage. Wenn ich trotzdem in der Kirche bleiben darf und meine Ansichten toleriert werden, dann taugen die Fundamente dieser Kirche nicht.

Und als ob das nicht schon alles absurd genug wäre, läßt sich die Kirchenleitung auch noch zum unvermeidlichen, aber hier politisch voll kraas korrekten Nazi-Vergleich hinreißen (erfüllt das eigentlich auch Godwin’s Law?): „Der Nationalsozialismus hat die Fundamente der Kirche angetastet. Ein Pfarrer konnte und durfte kein Nazi sein. Das war und ist unvereinbar mit unserem Glauben.“

Daß sich darüber ausgerechnet die linksliberale Frankfuter Rundschau wundert, ist da nur noch eine Fußnote. Sachen gibt’s!

1. Alles, was bei deiner Geburt bereits existierte, ist normal und gewöhnlich und bestenfalls langweilig.

2. Alles, was entstand, als du zwischen 15 und 35 warst, ist neu und aufregend und revolutionär, und wahrscheinlich konntest du damit Karriere machen.

3. Alles, was nach deinem 35. Geburtstag aufkam, ist vom Bösen.

wir sind k

wir sind kaiser
wir sind keine engel
wir sind kirche

Ja, Google weiß tatsächlich alles, und sei es per „Googledichten„. 🙂 Leider erinnert es auch an die unangenehmen Dinge:

kirche

kirchenaustritt
kirchensteuer
kirchenjahr
kirchenlieder
kirchensteuersatz
kirche austreten
kirchenbeitrag
kirchenaustritt formular
kirchenbeitragsrechner
kirchen in der türkei

Es geht also zu 70% ums Geld… Echt überrascht hat mich aber, daß die „Allerweltsfloskel“ „ich glaube“ tatsächlich soviel religiösen Glauben hervorbringt:

ich glaube

ich glaube an gott den vater den allmächtigen
ich glaube an gott
ich glaube nicht tim
ich glaube ja nicht daß sich dieses internet durchsetzt
ich glaube an den vater den schöpfer dieser welt
ich glaube ich bin schwul
ich glaube eher an die unschuld
ich glaube udo jürgens
ich glaube nicht an gott
ich glaube es hakt

Und „ich glaube an gott“ bietet sogar 1,6 Mio[!] Einträge mehr als das Gegenstück! Nur daß so viele an Udo Jürgens glauben, ist eher besorgniserregend. Da mag ich nicht mehr an die Unschuld glauben.

(Aber mal im Ernst: Glaube ja, Kirche nein? Wie aber dann das Glaubensbekenntnis als obersten Vorschlag erklären? Glaube ja, diese Kirche nein? – Bloß nicht weiter drüber nachdenken, sonst müßte ich um diese Uhrzeit nochmal wirklich ernst werden…)

[Hier ein Telepolis-Update.]