In den letzten Wochen hatte ich ja schon die eine oder andere merkwürdige musikalische Anwandlung. Nun hat mich ein True Metal-Schmachtbolzen sonder gleichen eingeholt:

„Nothing on earth stays forever
But none of your deeds were in vain
Deep in our hearts you will live again
You’re gone to the home of the brave“

Nicholas Sparks für Männer. Aber ehrlich, ich steh‘ dazu, mir gefällts. *schnüff*

So lautet das Thema der RKW 2011: „eine RKW zu zentralen Aussagen unseres Glaubens über Tod und Auferstehung“. Im ersten Moment war ich ja etwas irritiert (Raupe im Paradies?!), aber dahinter steht ein total schönes Bild, nämlich das der Raupe, die sich in einen toten Kokon einspinnt und als „wunderschöner Schmetterling“ (da werden Erinnerungen wach 🙂 wieder herauskommt. Das Vorbereitungsteam hofft, daß da nicht nur den Kindern was beigebracht wird, sondern daß auch die Erwachsenen, vor allem die Eltern davon profitieren. Es wird ein eigener thematischer Elternabend empfohlen. Ne, wat find‘ ick dat coool! (Ein paar mehr Informationen habe ich im Netz nur im Hamburger Amtsblatt gefunden, Seiten 15/16 im PDF.)

(Und bevor sich da gleich noch einer aufregt, da sei ja gar nicht von Gericht, Fegefeuer usw. die Rede: Seid lieber froh, daß es überhaupt eine ernstzunehmende Kinderkatechese über die Letzten Dinge gibt. Zu meiner Zeit gab’s das überhaupt nicht. Kommt ja nicht von ungefähr, daß sich das Vorbereitungsteam um das Verhältnis der Erwachsenen zu diesem Thema sorgt.)

…hat sich in die Blogoezese verliebt, wie mir scheint (via katholon).

Ich finde allerdings nicht nur, daß das langsam langweilig würde. Als jemand, der stark wissenschaftlich geprägt ist, reagiere ich ehrlichgesagt ziemlich allergisch auf sinnentstellende Zitate. Jedenfalls erkenne ich Stanislaus‘ Kommentar in Haverkamps Artikel nicht wieder. Denn Haverkamp erweckt den Eindruck, Stanislaus habe „überwiegend“ die Kritik Kisslers zitiert, was aber schon insofern nicht stimmt, als die beiden Zitate in dem Artikel, das positive und das ansatzweise negative, in etwa gleich lang sind, tatsächlich ist sogar das positive, dem Stanislaus ja auch zustimmt, das längere.

Ganz übel finde ich jedoch, daß Haverkamp beim Zitieren des Zitats den letzten Satz wegläßt: „Wir wissen es nicht, wir ahnen aber: Die Zukunft wird es weisen“, und nicht mit einem Satz darauf hinweist, daß Stanislaus dieses Zitat mit „ohne ihm (gemeint ist Bischof Bode) dabei etwas unterstellen zu wollen“ einführt. Im Grunde handelt es sich doch bei dieser Kritik nur um die berechtigte Feststellung: Dieses Mea Culpa hat nur dann einen Sinn und kann positive Wirkung entfalten, wenn es mehr ist als ein Mediencoup.

Bevor ich als nächstes in der NOZ als verlinkt werde (hm, verlinkt wurde Stanislaus überhaupt nicht — was soll das denn?!): Nein, ich glaube nicht, daß das ein Mediencoup, eine Aktion, die nur der Imagepflege dient, sein sollte. Wer es noch nicht gemerkt hat in den letzten Jahren: Die Fähigkeiten unserer Kirche zu medienwirksamer Imagepflege sind nicht unbedingt das Pfund, mit dem ich wuchern würde. Und das ist, zumindest in dieser Frage, auch gut so. Schuld eignet sich nicht zur Imagepflege. Sie kann und muß aber sehr wohl liturgisch vor Gott zum Ausdruck gebracht werden. Und das ist der grundlegende Punkt, in dem Bischof Bode und der Rest der Blogoezese wohl voll und ganz auf einer Linie liegen dürften.

Schade nur, daß wir uns jetzt mal wieder nur gegenseitig fertig machen.

Unter diesem Titel sollte eigentlich ein Beitrag zu Wikileaks erscheinen, aus gegebenem Anlaß kann ich zu diesem Thema nur verlinken.

Nun also zu einem Thema, zu dem sich m.E. schon andere in die Nesseln gesetzt haben. Es ist auch nicht so ganz einfach, in der emotionalen Erschütterung differenzierte Äußerungen zu Byte zu bringen. Drum beschränke ich mich im Folgenden auf „Ich-Botschaften“.

Ich habe es geahnt, als der erste Link in Elsas Kommentarbereich auftauchte. So viele junge Pfarrer im nördlichen Emsland konnte es ja nicht geben. Ich ahnte, daß nicht das Bloggen der Grund für die Blogschließung gewesen sein konnte. Nach wie vor ist sein Zweitblog zugänglich, dessen Thema angesichts der Vorwürfe tasächlich irritierend ist. Ich hoffte trotzdem.

Aber was hätte das geändert? Nur, daß ich ihn nicht (virtuell) gekannt hätte. Warum wäre das relevant gewesen? Ich hätte mich besser distanzieren können, wäre weniger emotional betroffen gewesen. Aber wäre das besser? Augen zu und durch? Der Wahrheit ins Auge zu blicken, auch wenn sie schmerzt; dorthin zu gehen, wo das Dickicht der Sünde, ja der Tod der Seele wartet; dem Bösen nicht ausweichen, sondern ihm standhalten. Notwendig ist das, wie ich immer wieder erfahren habe. Nur wenn ich weiß, wovon ich erlöst bin, wovor ich bewahrt wurde, kann ich das auch schätzen (und wenn ich „ich“ schreibe, dann meine ich auch „ich“: mich, als ein als Baby Getaufter, der manchmal mit Staunen hört, wie Neophyten oder Revertiten vor ihrer Umkehr das Leben erfahren haben [dieser Song spukt mir schon das ganze Wochenende im Kopf herum]). Und ich weiß: Auch wenn ich nicht in Gefahr stehe (zu stehen glaube), Besuch von der Polizei zu bekommen, stehe ich nur unwesentlich besser vor Gott dar als „Katholik“.

Im Grunde mußte ich damit rechnen. Wenn nicht „Katholik“, dann jemand anders. Wenn nicht Kinderpornographie, dann $BELIEBIGE_TODSÜNDE. Natürlich kommt hier noch dazu, daß er Priester ist, eine besondere Vertrauensperson, ein Geistlicher, mit besonderer Gnade beschenkt. Aber eben auch mit besonderen Versuchungen belastet. Und ein besonders lohnendes Ziel für alle Versucher dieser Welt. Ich glaube, ihm und mir konnte nichts besseres passieren, als daß das ganze öffentlich wird (vorausgesetzt, er hat sich tatsächlich etwas zu schulden kommen lassen, aber nach allem, was man lesen kann, ist diese Frage wohl nur noch juristisch offen). Die Öffentlichkeit bietet Schutz vor der Sünde (wenn die Öffentlichkeit ihn jetzt nicht in die Enge treibt), die Möglichkeit zur Umkehr, zur Reue, zur Besserung — zur Buße. Nichts ist an der Sünde schlimmer als ihre Heimlichkeit. Ist sie erst einmal ausgesprochen, hat sie ihre Macht bereits zu großen Teilen verloren. Die Wahrheit will ans Licht, und die Wahrheit macht frei.

Ich breche das jetzt ab. Mir schwirrt noch viel zu viel im Kopf herum, ungeordnet. Ich bin in Trauer, aber nicht schockiert. Ich bin enttäuscht, aber weiß nicht wovon. Ich bin wütend, aber weiß nicht auf wen. Es wäre so einfachzu einfach. Das Wort der Heuchelei ist bereits gefallen — es ist ein starkes Wort, das mitunter auch auf den zurückfällt, der es verwendet (mich eingeschlossen)… Doch in gewisser Weise ist damit getroffen, was ich empfinde — sowohl musikalisch als auch inhaltlich.

Ich werde die Verlinkung nicht rausnehmen. Damnatio memoriae? Dann könnte ich auch aufhören zu beten.

Da habe ich letztens erst über die Obrigkeitsfixiertheit der Deutschen philosophiert, und jetzt macht sich die halbe Blogosphäre (Blogoezese eingeschlossen) ins Hemd, wie „die Politik“ ohne Ahnung vom Internet (und von Kindeserziehung?) einen JMStV beschlossen hat, der sich furchtpahr gefährlich anhört, aber ganz eindeutig völlig wirkungslos bleiben wird.

Damit ihr Euch alle mal ein bißchen entspannt, erstmal hier lesen.

Und Euch dann bitte fragen, in welcher Weise Ihr überhaupt von den Regeln betroffen sein könntet. Richtet ihr Euch hauptsächlich an Kinder? Habt Ihr überwiegend 16+-Content in Euren Blogs? (Wenn ja, habt Ihr schon lange viel größere Probleme als den neune JMStV…)

Wenn Ihr Euch von diesem Staatsvertrag angesprochen fühlt, warum habt Ihr dann nicht alle ein vollständiges Impressum auf Euren Seiten? (Anmerkung: Ihr habt es völlig zu recht nicht, denn Ihr braucht überhaupt keins zu haben.)

Natürlich ist das ganze ein völlig untauglicher Versuch, Jugendschutz im Internet einzuführen, denn er ignoriert die prinzipielle Grenzenlosigkeit der Internets. (Elsa zum Beispiel wird zwar vermutlich überwiegend von Deutschland aus gelesen, aber unterliegt nicht den hiesigen Gesetzen.) Er ist auch deshalb ungeeignet, weil Jugendschutz durch Alterkennzeichnung nicht funktioniert und auch noch nie funktioniert hat — entscheidendes Kriterium ist und bleibt die Verantwortung der Eltern. Nur wenn die Eltern ihre Kinder entsprechend erziehen, das heißt auch: ein Auge darauf haben, womit die sich so beschäftigen, vor allem aber die Auseinandersetzung mit dem Konsumierten fördern, werden Kinder und Jugendliche vor schädlichen Folgen bewahrt, nicht dadurch, daß man von Staatswegen was verbietet. Denn an solche Verbote halten sich nur die Jugendlichen, die von ihren Eltern einigermaßen erzogen wurden. Die „Problemjugendlichen“ hingegen stammen in den seltensten Fällen aus intakten Familien. Den Schluß, was da vermutlich eher die Kausalursache ist, überlasse ich mal dem geneigten Leser.

So, und das nächste Mal erzähle ich Euch was über die Wirkungslosigkeit von pauschalen Disclaimern zur Linkhaftung…

Die Guilty Pleasure-Geschichte fiel passend zusammen mit einer Queen-von-vorne-bis-hinten-Session. Es scheint also gerade meine Vor-Metal-Phase ihr biographisches Recht zu beanspruchen. Drum noch die eine oder andere vergangene Perle. Warum gibt’s solch mehr oder weniger belangloses Gitarrengeschrammel mit netten Melodien und Feuerzeugatmosphäre heute eigentlich nicht mehr (oder geht da was an mir vorbei?)?