Diaspora

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It seems in 2011 and the era of Facebook and Twitter we’ve completely lost any care for open standards. Maybe it’s not just RSS that is dying – it’s the entire premise of open standards that is dying, and I think that’s really sad, and really bad for not just developers, but users in general.

Technisch gesehen ist die Wiege des Web 2.0 eigentlich die leicht Verknüpfbarkeit von Inhalten verschiedener Anbieter. Anders funktioniert ja ein Mashup überhaupt nicht (auch wenn ein Mashup vielleicht nicht gerade das Non-Plus-Ultra kreativer Leistung ist). Gerade Twitter ist mit (verhältnismäßig) offenen Standards groß geworden.

Ja, klar, ’ne API ist kein offener Standard im eigenen Sinne (eher im Gegenteil), und RSS nicht zu unterstützen bedeutet auch nicht zwangsläufig, sich von offenen Standards abzuwenden. Allerdings beschränkt sich das Abschotten bei Twitter ja nicht nur auf RSS-Feeds, sondern grundsätzlich wollen sie die Nutzer wieder auf die eigentliche Twitter-Homepage zwingen (oder warum sonst will Twitter wohl Tweetdeck aufkaufen???). Denn nur auf der eigenen Seite kann man mit Werbung Geld verdienen…

Bleibt natürlich die Frage, wo uns das alles noch hinführt. Im Augenblick habe ich den Eindruck, das Internet hat seine beste Zeit gerade hinter sich. Wir gehen mit großen Schritten zurück in die von abgeschottenten proprietären Systemen geprägten 80er. Klar, damals war auch nicht alles schlecht, und der vergleichsweise offene Standard „IBM-compatible PC“ war von der technischen Zuverlässigkeit eigentlich auch nicht gerade das Gebe vom Ei. Dafür konnte man damit fast alles machen (nur halt nicht so einfach und problemlos wie auf den auf spezifische Anwendungen getrimmten Systemen). Und deshalb hat er sich weitgehend durchgesetzt.

In den 90ern und auch noch den frühen „Nuller-Jahren“ ging die Entwicklung immer weiter in Richtung möglichst hoher Kompatibilität. Unabhängig von Hardware und Betriebssystem sollten Anwendungen funktionieren können. Jedes System sollte mit jedem anderen System halbwegs kommunizieren können. Anders funktioniert die Idee des Internets ja gar nicht.

Daß sich nun ausgerechnet diese Flash-Seuche als dasjenige rausstellte, was dann bei allen irgendwie lief und auch für die Anbieter halbwegs praktikabel war, konnte man anfangs ja noch verschmerzen. Aber mittlerweile erscheint es als der erste Schritt in die falsche Richtung. HTML5 kommt also schätzungsweise 15 Jahre zu spät.

Seit einigen Jahren arbeitet Steve Jobs daran, ein geschlossenes Apple-Internet aufzubauen. Facebook verfolgt das eindeutige Ziel, der eigentliche und möglichst einzige Zugang zum Internet zu werden — für viele Nutzer ist es das schon, und darüber verdient die Firma ihr Geld. Google erscheint dagegen geradezu als Waisenknabe, sind die verschiedenen Dienste auch unabhängig und mit nicht aufeinander abgestimmten Accounts zu nutzen (wobei die Bequemlichkeit ja doch sehr verleitet), vor allem aber kann man das Internet mit entsprechendem Proxy sowie Cookie- und Script-Blocker auch mithilfe von Google benutzen, ohne bis in die Details seines Nutzungsverhaltens ausgespäht zu werden (gut, dafür kann das wiederum der Proxy machen…). Die „Appisierung“ des mobilen Internets erinnert erschreckend an längst vergangen geglaubte Zeiten: Für jedes Smartphone-OS muß die App komplett neu programmiert werden (hier hatte ich immer noch die Hoffnung, das sei nur eine vorübergehende Erscheinung). Nun also macht auch Twitter dicht. (Wobei ich ja glaube, die sind schon zu spät dran. Facebook ist besser aufgestellt, hat das potentere Grundkonzept und ist auch schon weit vorangeschritten; wenn es in fünf Jahren noch Facebook gibt, hat es Twitter entweder aufgekauft oder plattgemacht.)

Allmälich kann ich nur noch hoffen, daß Diaspora was taugt. Aber da gibt’s ja eigentlich auch nicht mehr als vollmundige Absichtserklärungen. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, daß das Internet gerade ganz mächtig den Bach runter geht. Und wenn ich in den letzten 10 Jahren das Netz nicht allzu egoistisch rein nach eigenen Interessen genutzt hätte, hätte es mir eigentlich schon längst auffallen müssen: Kommunikativ war jeder weitere Schritt von schlechterer Qualität als der vorangehende. Was man damals noch für Geburtswehen verstehen konnte, die mit besseren technischen Möglichkeiten gelöst zu werden versprachen, zeigt sich mir heute (nacht) als erster Schritt auf der Vermassung der Internetkommunikation. Immer schneller, immer kürzer, immer nichtssagender — immer egozentrischer.

Nunja, vielleicht liegt’s auch nur an der späten Uhrzeit, daß ich gerade meinen eigenen deprimierten Egotrip ins Netz gieße. Drum geh‘ ich jetzt besser ins Bett, und morgen sieht mein Internet bestimmt schon wieder viel hybscher aus. Trotzdem, ich werde das Gefühl nicht los, daß die Zukunft auch nicht mehr ist, was sie mal war…