Evangelisation

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Bevor ich voraussichtlich für die nächsten vier bis sechs Wochen noch einmal abtauchen muß (um dann wie der Phoenix aus der Asche wiederzuerstehen, versteht sich :-), will ich noch ein paar Dinge loswerden.

Ich habe den guten Kampf gekämpft. Seit Februar. Er ist so gut wie entschieden. Ich weiß nicht, ob ich ihn gewonnen oder verloren habe. Aber ich weiß, das ich Freiheit gewonnen habe. Daß ich seit anderthalb Wochen aus einer geradezu tödlichen (im geistlichen Sinne) Umklammerung befreit bin. Ich hatte ein ganz spezielles Pfingsten, das schon in der Novene losging, dem die Pfingstpredigt die Deutung und den Durchbruch gegeben hat: Der Tunnelblick ist aufgebrochen, das Feuer wieder da, die Sinnlosigkeit des Kampfes offenbart.

Dybart hatte recht, es war, es ist alles noch schlimmer. Wenn das tatsächlich Karneval ist, ist es ein teuflischer. Mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen. Ich verabschiede mich daher in den „Untergrund“, und der ist „hier“. Unter anderem. Und auf den Straßen vor meiner Haustür. Eigentlich überall, wo ich gerade bin, nur nicht dort, wo ich war. Der Geist treibt mich raus. Raus aus dem Korsett der Sicherheit und vielfältigen Absicherung. Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Amen! Komm, Herr Jesus!

Gestern hatten wir eine Einladung zur „Kirchweihe“. Dahinter verbarg sich die Abschlußstunde des Religionsunterrichts der Erst- und Zweitklässler in der Gemeinde. Uns wurde vorgestellt, was die vier Jungs (ja, es sind tatsächlich nur vier, und es sind alles Jungs, was einerseits rein zahlenmäßig betrachtet etwas schade ist, andererseits aber sowas wie ein pädagogischer Glücksfall ist) im letzten halben Jahr dort gemacht haben: Sie haben eine Kirche gebaut — aus Papier und Pappe.

Die Kirche hatte (fast) alles, was eine Kirche braucht — bis hin zur Kreuzform des Gebäudes (Kommentar der Gemeindereferentin: „Ist ja klar, braucht man nicht zu erklären.“ :-). Der Taufstein war am Eingang positioniert — als „Eintritt in die Kirche“. An der Stirnwand gab es einen Klappaltar — ganz außen mit Heiligendarstellungen, unter anderem den vier Namenspatronen der Jungs, in der ersten Stufe dann Darstellungen vom Wirken und Predigen Jesu und in der letzten Stufe dann Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern. Den fehlenden Glockenturm (da fehlte die Zeit für) machten die Haupt- und zwei Nebenorgeln wieder wett. Im großen und ganzen also alles wunderbar.

Nur bei der Anordnung der Sitzbänke im Halb-Oval habe ich erst einen Schreck gekriegt, vor allem als dann auch noch die Frage kam: Warum haben wir das so angeordnet und nicht anders? Sämtliche Horrorszenarien aus dem Liturgievorlesungen/ Kirchenbauseminar kamen da in mein Gehirn geschossen. Die Antwort der Kinder war eine ganz andere: „Die Bänke bilden ein „C“ wie Christus.“ Doch nochmal fragte die Gemeindereferentin nach: „Und warum noch? Was wollen wir sehen?“ Nach der ersten Entspannung also der Schock: Jetzt heißt es gleich, die anderen, die Gemeinde, bla, blu, blups. Nein! Weit gefehlt: „Den Altar!“ Klar, aus Sicht der Kinder ist die übliche Anordnung der Bänke hintereinander natürlich doof: Sie sehen nichts, außer ganz vorne (oder im Chorgestühl :-).

Alles in allem war ich sehr angenehm überrascht. Und fühlte mich bestätigt, meinen Sohn, der schon in der Schule Religionsunterricht hat, auch noch zusätzlich nachmittags in die Gemeinde zu schicken — und mich hier im „Osten“ wohl zu fühlen.

Per Mail kam zu meiner Frage nach „Glaubensinfos for takeaway“ der Hinweis auf die Karl Leisner Jugend. Vielen Dank dafür.

Die hatte grundsätzlich auch schon auf dem Schirm. Das Material beschäftigt sich jedoch immer mit einer konkreten Frage — was sehr gut ist, wenn man bedenkt, dass das entweder unter FAQ und Katechese läuft.

Was ich im konkreten Fall bräuchte, wäre ein Schnelldurchlauf durch den Kern des Glaubens. Und das Problem: Ich selbst komme vom Hölzchen aufs Stöckchen und kann nicht klar sagen, wo ist jetzt eigentlich die Grenze des Kerns?

Im Grunde geht es um Erstverkündigung gegenüber „Gewohnheitsatheisten“ der dritten oder vielleicht schon vierten Generation. Die Frage „Wissen oder Glauben“ könnte ich mir da schon noch vorstellen. Trotzdem erwarte ich eher weniger Vorbehalte, denen man apologetisch begegnen müßte, als vielmehr Interesse: Wofür steht ihr eigentlich? Und die Antwort sollte irgendwas mit Erlösung, Neuschöpfung usw. zu tun haben. Aber wie gesagt, von dort komme ich vom Hölzchen aufs Stöckchen — und wundere mich, daß es solche Kurzzusammenfassungen offenbar nicht gibt. Andererseits dürfte sogar schon das apostolische Glaubensbekenntnis einen erschlagenden Umfang haben…

Bin gerade etwas ratlos… Um es nochmal auf den Punkt zu bringe: Ich suche Material zur „passageren“ Erstverkündigung, also zu einer ersten, kleinen, aber entscheidenden Information über den katholischen Glauben, die man bei kurzfristigen, eher zufälligen und anonymen Treffen (nennen wir es doch einfach mal „Straßenevangelisation“) weitergeben kann. Hm, mir kommt da noch der Gedanke, bei der Citypastoral anzufragen, aber irgendwie habe ich den Verdacht, da nicht unbedingt das zu bekommen, was mir vorschwebt. Hat da jemand Erfahrungen mit?

Wo ich gerade wiedermal meinen Blog geöffnet habe, kann ich auch gleich eine Frage loswerden: Kennt jemand gutes Informationsmaterial über den katholischen Glauben und die Kirche (anlaßbezogen: vor allem auch über den Papst und seine Rolle in der Kirche), das man zu Aufstellern und/oder Flyern verarbeiten kann — oder noch besser: gibt es sowas irgendwo zu beziehen?

Das Wort des Herrn erging an mich: Menschensohn, sprich als Prophet gegen die Hirten Israels, sprich als Prophet und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Weh den Hirten Israels, die nur sich selbst weiden. Müssen die Hirten nicht die Herde weiden? Ihr trinkt die Milch, nehmt die Wolle für eure Kleidung und schlachtet die fetten Tiere; aber die Herde führt ihr nicht auf die Weide. Die schwachen Tiere stärkt ihr nicht, die kranken heilt ihr nicht, die verletzten verbindet ihr nicht, die verscheuchten holt ihr nicht zurück, die verirrten sucht ihr nicht und die starken misshandelt ihr. Und weil sie keinen Hirten hatten, zerstreuten sich meine Schafe und wurden eine Beute der wilden Tiere. Meine Herde irrte auf allen Bergen und Höhen umher und war über das ganze Land verstreut. Doch keiner kümmerte sich um sie; niemand suchte sie. Darum ihr Hirten, hört das Wort des Herrn: So wahr ich lebe – Spruch Gottes, des Herrn: Weil meine Herde geraubt wurde und weil meine Schafe eine Beute der wilden Tiere wurden – denn sie hatten keinen Hirten – und weil meine Hirten nicht nach meiner Herde fragten, sondern nur sich selbst und nicht meine Herde weideten, darum, ihr Hirten, hört das Wort des Herrn: So spricht Gott, der Herr: Nun gehe ich gegen die Hirten vor und fordere meine Schafe von ihnen zurück. Ich setze sie ab, sie sollen nicht mehr die Hirten meiner Herde sein. Die Hirten sollen nicht länger nur sich selbst weiden: Ich reiße meine Schafe aus ihrem Rachen, sie sollen nicht länger ihr Fraß sein. Denn so spricht Gott, der Herr: Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern. Wie ein Hirt sich um die Tiere seiner Herde kümmert an dem Tag, an dem er mitten unter den Schafen ist, die sich verirrt haben, so kümmere ich mich um meine Schafe und hole sie zurück von all den Orten, wohin sie sich am dunklen, düsteren Tag zerstreut haben. Ich führe sie aus den Völkern heraus, ich hole sie aus den Ländern zusammen und bringe sie in ihr Land. Ich führe sie in den Bergen Israels auf die Weide, in den Tälern und an allen bewohnten Orten des Landes. Auf gute Weide will ich sie führen, im Bergland Israels werden ihre Weideplätze sein. Dort sollen sie auf guten Weideplätzen lagern, auf den Bergen Israels sollen sie fette Weide finden. Ich werde meine Schafe auf die Weide führen, ich werde sie ruhen lassen – Spruch Gottes, des Herrn. Die verloren gegangenen Tiere will ich suchen, die vertriebenen zurückbringen, die verletzten verbinden, die schwachen kräftigen, die fetten und starken behüten. Ich will ihr Hirt sein und für sie sorgen, wie es recht ist. Ihr aber, meine Herde – so spricht Gott, der Herr -, ich sorge für Recht zwischen Schafen und Schafen, zwischen Widdern und Böcken. War es euch nicht genug, auf der besten Weide zu weiden? Musstet ihr auch noch euer übriges Weideland mit euren Füßen zertrampeln? War es euch nicht genug, das klare Wasser zu trinken? Musstet ihr den Rest des Wassers mit euren Füßen verschmutzen? Meine Schafe mussten abweiden, was eure Füße zertrampelt hatten, und trinken, was eure Füße verschmutzt hatten. Darum – so spricht Gott, der Herr, zu euch: Ich selbst sorge für Recht zwischen den fetten und den mageren Schafen. Weil ihr mit eurem breiten Körper und eurer Schulter alle schwachen Tiere zur Seite gedrängt und weil ihr sie mit euren Hörnern weggestoßen habt, bis ihr sie weggetrieben hattet, deshalb will ich meinen Schafen zu Hilfe kommen. Sie sollen nicht länger eure Beute sein; denn ich werde für Recht sorgen zwischen Schafen und Schafen. Ich setze für sie einen einzigen Hirten ein, der sie auf die Weide führt, meinen Knecht David. Er wird sie weiden und er wird ihr Hirt sein. Ich selbst, der Herr, werde ihr Gott sein und mein Knecht David wird in ihrer Mitte der Fürst sein. Ich, der Herr, habe gesprochen. Ich schließe mit ihnen einen Friedensbund: Ich rotte die wilden Tiere im Land aus. Dann kann man in der Steppe sicher wohnen und in den Wäldern schlafen. Ich werde sie und die Umgebung meines Berges segnen. Ich schicke Regen zur rechten Zeit und der Regen wird Segen bringen. Die Bäume des Feldes werden ihre Früchte tragen und das Land wird seinen Ertrag geben. Sie werden auf ihrem Grund und Boden sicher sein. Wenn ich die Stangen ihres Jochs zerbreche und sie der Gewalt derer entreiße, von denen sie versklavt wurden, werden sie erkennen, dass ich der Herr bin. Sie werden nicht länger eine Beute der Völker sein, von den wilden Tieren werden sie nicht gefressen. Sie werden in Sicherheit wohnen und niemand wird sie erschrecken. Ich pflanze ihnen einen Garten des Heils. Sie werden in ihrem Land nicht mehr vom Hunger dahingerafft werden und die Schmähungen der Völker müssen sie nicht mehr ertragen. Sie werden erkennen, dass ich, der Herr, ihr Gott, mit ihnen bin und dass sie, das Haus Israel, mein Volk sind – Spruch Gottes, des Herrn. Ihr seid meine Schafe, ihr seid die Herde meiner Weide. Ich bin euer Gott – Spruch Gottes, des Herrn.
Ez 34

So, wo ich jetzt sowieso schon wieder ein Lebenszeichen von mir gegeben habe, kann ich auch gleich erklären, warum es ein solches in den letzten drei, vier Wochen nicht bzw. kaum gab:

Stell Dir vor, es ist Karneval, und keiner geht hin — dann kommt der Karneval zu Dir. Ja, meine letzten Wochen waren teilweise ziemlich karnevalesk, und das, obwohl ich mit Karneval nichts anfangen kann und ihm aus dem Weg gehe, wo immer ich kann. Das Schlimme ist eigentlich nur, daß mit Aschermittwoch nicht alles vorbei war (und auch nicht erst im Februar angefangen hat). Zwar hat sich’s etwas beruhigt, aber das liegt wohl eher an meinem gewandelten Verhältnis zu den fraglichen Dingen (wenn ich eine meiner ältesten Spuren in der Blogoezese nicht längst hätte löschen lassen, müßte ich es jetzt tun, denn ich war idealistisch verblendet). Lange Rede kurzer Sinn: Es ist alles[tm] noch viel schlimmer als ich bisher dachte.

Allerdings kann ich auch nicht so einfach aufhören, an das Gute zu glauben (nicht das Gute im Menschen, aber an das absolute Gut), was es etwas schwer macht, zum Zyniker zu werden (was eine angemessene Reaktion hätte sein können). Bliebe die Möglichkeit, alles hinzuschmeißen und „die“ ihren Dreck alleine machen zu lassen (Wo bitte geht’s zur nächsten Kartause?). Obwohl alles genau darauf hinauslief — Perspektivlosigkeit, Gängelung, Verweigerung von Verantwortungsübernahme –, fehlt mir aber völlig das Gefühl, „da“ jetzt rauszuwollen (was vor und in den letzten drei Wochen schon ziemlich massiv war). Stattdessen macht sich in mir (mal wieder) dieses durchaus angenehme „Fuck You!“-Gefühl breit, es „denen“ zu zeigen und nicht klein beizugeben (was vielleicht genau das ist, was „die“ wollen), die (apokyalyptische) Bereitschaft, gegen eine Übermacht zu kämpfen, das absolute Gegenteil von Verzweiflung. Ja, ich bin Triumphalist, und das ist gut so!

So lautet das Thema der RKW 2011: „eine RKW zu zentralen Aussagen unseres Glaubens über Tod und Auferstehung“. Im ersten Moment war ich ja etwas irritiert (Raupe im Paradies?!), aber dahinter steht ein total schönes Bild, nämlich das der Raupe, die sich in einen toten Kokon einspinnt und als „wunderschöner Schmetterling“ (da werden Erinnerungen wach 🙂 wieder herauskommt. Das Vorbereitungsteam hofft, daß da nicht nur den Kindern was beigebracht wird, sondern daß auch die Erwachsenen, vor allem die Eltern davon profitieren. Es wird ein eigener thematischer Elternabend empfohlen. Ne, wat find‘ ick dat coool! (Ein paar mehr Informationen habe ich im Netz nur im Hamburger Amtsblatt gefunden, Seiten 15/16 im PDF.)

(Und bevor sich da gleich noch einer aufregt, da sei ja gar nicht von Gericht, Fegefeuer usw. die Rede: Seid lieber froh, daß es überhaupt eine ernstzunehmende Kinderkatechese über die Letzten Dinge gibt. Zu meiner Zeit gab’s das überhaupt nicht. Kommt ja nicht von ungefähr, daß sich das Vorbereitungsteam um das Verhältnis der Erwachsenen zu diesem Thema sorgt.)

Unser Bischof hat den Papstbesuch zum Schluß des Pontifikalamtes verkündet: Wir haben Elisabeth ein Geschenk gemacht, indem wir in diesen Tagen das Hospiz in Eisenach eröffnet haben, für das wir im Elisabethjahr zu sammeln begonnen haben. Und Elisabeth hat uns ein Geschenk gemacht: Der Papst kommt zu uns nach Thüringen im nächsten September.

Das allgemeine, freudig überraschte Gemurmel zeigte, daß es Erfurter Katholiken gab, die den heutigen Tag hinter sich gebracht hatten, ohne vom Papstbesuch zu erfahren. Und eine Elisabeth unter den Gottesdienstbesuchern rief ein „Cool!“ in die Runde, noch bevor der Bischof seinen Satz beendet hatte. Ganz ehrlich: Recht hat sie!

Was für ein Tag!