Kinder

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So lautet das Thema der RKW 2011: „eine RKW zu zentralen Aussagen unseres Glaubens über Tod und Auferstehung“. Im ersten Moment war ich ja etwas irritiert (Raupe im Paradies?!), aber dahinter steht ein total schönes Bild, nämlich das der Raupe, die sich in einen toten Kokon einspinnt und als „wunderschöner Schmetterling“ (da werden Erinnerungen wach 🙂 wieder herauskommt. Das Vorbereitungsteam hofft, daß da nicht nur den Kindern was beigebracht wird, sondern daß auch die Erwachsenen, vor allem die Eltern davon profitieren. Es wird ein eigener thematischer Elternabend empfohlen. Ne, wat find‘ ick dat coool! (Ein paar mehr Informationen habe ich im Netz nur im Hamburger Amtsblatt gefunden, Seiten 15/16 im PDF.)

(Und bevor sich da gleich noch einer aufregt, da sei ja gar nicht von Gericht, Fegefeuer usw. die Rede: Seid lieber froh, daß es überhaupt eine ernstzunehmende Kinderkatechese über die Letzten Dinge gibt. Zu meiner Zeit gab’s das überhaupt nicht. Kommt ja nicht von ungefähr, daß sich das Vorbereitungsteam um das Verhältnis der Erwachsenen zu diesem Thema sorgt.)

Da habe ich letztens erst über die Obrigkeitsfixiertheit der Deutschen philosophiert, und jetzt macht sich die halbe Blogosphäre (Blogoezese eingeschlossen) ins Hemd, wie „die Politik“ ohne Ahnung vom Internet (und von Kindeserziehung?) einen JMStV beschlossen hat, der sich furchtpahr gefährlich anhört, aber ganz eindeutig völlig wirkungslos bleiben wird.

Damit ihr Euch alle mal ein bißchen entspannt, erstmal hier lesen.

Und Euch dann bitte fragen, in welcher Weise Ihr überhaupt von den Regeln betroffen sein könntet. Richtet ihr Euch hauptsächlich an Kinder? Habt Ihr überwiegend 16+-Content in Euren Blogs? (Wenn ja, habt Ihr schon lange viel größere Probleme als den neune JMStV…)

Wenn Ihr Euch von diesem Staatsvertrag angesprochen fühlt, warum habt Ihr dann nicht alle ein vollständiges Impressum auf Euren Seiten? (Anmerkung: Ihr habt es völlig zu recht nicht, denn Ihr braucht überhaupt keins zu haben.)

Natürlich ist das ganze ein völlig untauglicher Versuch, Jugendschutz im Internet einzuführen, denn er ignoriert die prinzipielle Grenzenlosigkeit der Internets. (Elsa zum Beispiel wird zwar vermutlich überwiegend von Deutschland aus gelesen, aber unterliegt nicht den hiesigen Gesetzen.) Er ist auch deshalb ungeeignet, weil Jugendschutz durch Alterkennzeichnung nicht funktioniert und auch noch nie funktioniert hat — entscheidendes Kriterium ist und bleibt die Verantwortung der Eltern. Nur wenn die Eltern ihre Kinder entsprechend erziehen, das heißt auch: ein Auge darauf haben, womit die sich so beschäftigen, vor allem aber die Auseinandersetzung mit dem Konsumierten fördern, werden Kinder und Jugendliche vor schädlichen Folgen bewahrt, nicht dadurch, daß man von Staatswegen was verbietet. Denn an solche Verbote halten sich nur die Jugendlichen, die von ihren Eltern einigermaßen erzogen wurden. Die „Problemjugendlichen“ hingegen stammen in den seltensten Fällen aus intakten Familien. Den Schluß, was da vermutlich eher die Kausalursache ist, überlasse ich mal dem geneigten Leser.

So, und das nächste Mal erzähle ich Euch was über die Wirkungslosigkeit von pauschalen Disclaimern zur Linkhaftung…

…mal wieder einer dieser Tage, an denen man sich schon beim Aufstehen fragt, ob man es nicht besser gelassen hätte. Noch im Halbschlaf vernahm ich das Wort „Papst“ im Radio und war sofort, naja, zumindest dreiviertelwach. Bei genauerer Betrachtung hieß der ganze Satz aber: „Der Papst mag sie immer noch nicht…“ — und es ging, natürlich, um die Pille. Am Ende dieses so herrlich differenzierten und ausgewogenen Beitrags (und dafür zahle ich Rundfunkgebühren!) war mein Blutdruck dann wenigstens hoch genug, um gut aus den Puschen zu kommen. Irgendwo in einem Nebensatz hatten sie zwar die nicht enden wollende Aufzählung der zum Teil massiven Nebenwirkungen untergebracht, die Langzeitfolgen haben sie sich hingegen ganz geschenkt. Ansonsten wurde Margaret Sanger (die ich ohne Johannes gar nicht gekannt hätte) hochgejubelt und die befreiende und gleichberechtigende Wirkung der Pille verkündet, die es den Frauen endlich ermöglicht habe, selbst zu entscheiden, wann sie schwanger werden (was ja nicht stimmt: die Pille hilft ja nur, nicht schwanger zu werden).

Dafür verkündete der Wetterbericht das beste Wetter seit zwei Wochen. Schön, geht der Sohn heute also mit der Schule auf Wandertag. Dachte ich. Pustekuchen: Neee, das ist doch alles noch so naß, wir hoffen mal, daß nächste Woche besseres Wetter ist, verkündete die Lehrerin mit einer Selbstverständlichkeit, die mich an meiner Wetterwahrnehmung zweifeln ließ. Mädl, wovon träumst Du nachts?!

Und das alles noch vor acht. Das kann ja heiter werden.

Gestern abend lief „Saving Private Ryan“ im Fernsehen. Den Film habe ich erst zum zweiten Mal gesehen, trotzdem hatte sich extrem viel zielich tief eingebrannt. 1999 habe ich ihn im Kino gesehen als ich gerade selbst „durch den Schlamm robbte“, also mit den Augen eines Soldaten. Damals dachte ich, das Schlimmste sei an der Front. Hatte man denn als alliierter Soldat am Strand der Normandie überhaupt eine realistische Chance? Eigentlich ist es ein Wunder, daß die Deutschen dort verloren haben (oder genauer: der taktische Fehler einer Fehleinschätzung, wo die Alliierten landen würden, war der Grund, daß die Alliierten eine Chance hatten).

Gestern habe ich ihn wie gesagt nach gut 10 Jahren zum zweiten Mal gesehen — diemals mit den Augen eines Vaters. Vor zehn Jahren dachte ich, nach dem Anfangsteil der Landung in der Normandie, wäre das Schlimmste des Films vorbei, und was das zu Sehende angeht, stimmt das auch. Aber das Grauen wartete nicht an der Front. Das Grauen wartet zu Hause. Sowohl für die Eltern als auch für die Überlebenden. An der Front geht es nur um die Frage leben oder sterben. Auf den Tod kann man sich vorbereiten, auch wenn die Angst bleibt. Zuhause geht es darum, mit den Folgen zu leben. Mit der Auslöschung der gesamen Nachkommenschaft, mit dem Schicksal, möglicherweise als einziger zu überleben und nicht zu wissen, womit man das verdient hat — weil es eben völlig zufällig ist. Wer überlebt, muß mit der Irrationalität des Lebens, des Bösen klarkommen, und rational kann es darauf gar keine Antwort geben. Kann man sich auf das Leben vorbereiten?

  • Eine Mutter ruft ihren spielenden Kindern zu: „Wir wollen jetzt wieder zum Messegelände rausfahren.“ Die Kinder begeistert: „Oh, toll, Kinderbetreuung!“ Würden meine Kinder so reagieren, ich fragte mich, was ich falsch gemacht habe.
  • Die erste Frage bei der Podiumsdiskussion zu Gemeinschaft im Internet: „Gibt es denn jetzt ein gemeinsames Abendmahl, und wenn ja, wann und wo?“ Zusammenhangslos? Ja, aber nicht zusammenhangslos genug, daß sie übergangen worden wäre: Es gibt wieder eine Hasenhüttl-Veranstaltung, natürlich nicht offiziell. Naja, wenigstens kann sich diesmal keiner mehr einreden, er hätte nichts gewußt.

Zu diesem Post fiel mir noch eine Story aus der Pastoral-Vorlesung (muß wohl schon anno 2001 gewesen sein):

Ein Pfarrer habe ihm[1] erzählt, wie er von einer aufgebrachten Mutter angerufen wurde. Im von der Gemeindereferentin verantworteten Erstkommunionunterricht habe ihr Sohn aufbekommen, ein ewiglanges Gedicht auswendig zu lernen, und das ginge doch nicht, denn zum Lernen gehe der doch in die Schule. Nachdem der Pfarrer die Mutter halbwegs beruhigt hatte, fragte er dann doch mal nach, wie das Gedicht den heißen würde. „Vater unser.“

[1] Huch, daß der Herr Priester ist, wußte ich bisher gar nicht…

Man soll es nicht für möglich halten, eine Zeitung interessiert sich für die Opfer von Kindesmißbrauch (und ich wollte der Welt fliehen ;-):

Wir hatten damals ein riesiges Kreuz über dem Ehebett hängen, das mein ganzer Halt wurde. Immer und immer wieder habe ich gesagt: Jesus, du verstehst mich wenigstens. Du bist der Einzige, der mich versteht. Dir hat man auch sehr wehgetan, du wurdest auch alleine gelassen. Das war auch das Einzige, was mich hat überleben lassen. Denn wenn einem so etwas passiert, dann fühlt man sich als Kind von allen verlassen. Wir hatten damals einen sehr guten Priester. Er hat es verstanden, die Liebe Gottes zu vermitteln. Die meisten Missbrauchsopfer brechen ja auch mit ihrem Glauben und fragen: Wie kann Gott das zulassen? Aber ich habe instinktiv verstanden: Jeder hat den freien Willen von Gott erhalten, denn sonst wäre es keine Liebe. Sonst wären wir alle Marionetten.

Teil I, Teil II

Wie in Teil II angekündigt nun also der Bericht zu den Erfahrungen mit einem meiner Kindermeßbücher aus alten Tagen: Eleonore Beck und Gabriele Miller, Bilder von Irene Schreiber: Heilige Messe. Ein Buch für Kinder; Butzon & Bercker
(Kevelaer), 5. Auflage 1967.

Ich weiß, daß ich als Kind mit diesem Buch auch eher weniger anfangen konnte, und genauso scheint es meinem Sohn gegangen zu sein. Dabei finde ich es bei genauerer Betrachtung sogar ziemlich gut. Es setzt aber offenbar ältere Kinder oder zumindest schon mehr Vorwissen voraus, überfordert einen Sechsjährigen wohl noch. Bilder und Texte dazu sind vom Platzumfang auch etwa gleichgewichtig (halbe/halbe). Hinzu kommt die Besonderheit des Erscheinungsjahres.

Denn 1967 war nun wirklich eine besondere Zeit in der Liturgiegeschichte, und das spiegelt sich in dem Buch wieder. Es ist von der Struktur noch völlig auf die vorreformierte Form ausgerichtet, die Bilder zeigen jedoch schon die Zelebration versus populum – mit der Einmaligkeit, daß der Priester dabei Manipel trägt. Das ging nun wirklich nur eine halbe Dekade lang.

Die Mängel des neueren Buchs aus Teil I hat das hier freilich nicht, erst durch die veränderte nachreformerische Liturgie ergeben sich überhaupt nennenswerte Auslassungen (etwa die Fürbitten). Dafür versuchen die Bilder zum Ausdruck zu bringen, daß die Messe vor allem auch ein geistiges Geschehen ist, sie versuchen vom irdischen Geschehen auf Himmlisches oder zumindest Überzeitliches hin zu überschreiten.

Als katastrophal erwies sich freilich das Hochgebet: Der alte römische Kanon ist in dem Buch in seiner ganzen Schönheit bebildert, so daß mein Sohn natürlich keinen Zusammenhang zwischen den Bildern im Buch und dem vom Priester Gebeteten herstellen konnte. Also war ich ständig am Vor- und Zurückblättern. Und das saugt ja dermaßen…

Zwar weiß ich nicht, ob das auch für meinen Sohn der Grund war, das Buch doof zu finden (was ich schade finde), aber, wie gesagt, kann ich mich erinnern, daß ich als Kind damit auch nichts anfangen konnte. Vielleicht wäre das eher was nur für zu hause, denn da steckt einiges Potential drin.

Und das sage ich jetzt nicht (nur), weil es ausdrücklich eschatologisch endet. 😉

(zu Teil I)

Warum überhaupt ein Buch über die Messe mit in die Messe nehmen? Was dort geschieht, ist doch sowieso nicht rational begreifbar zu machen. Es scheint mir tatsächlich wichtiger, daß die Kinder wahrnehmen und bemerken, den Eltern ist das wichtig, also muß es auch was Wichtiges sein. Und mit dem Papst würde auch ich alle Eltern ermutigen, mit ihren Kindern in die Messe zu gehen, selbst wenn es sich als „vertane Zeit“ anfühlen sollte. Denn vertane Zeit ist es gerade deshalb nicht, weil viel weniger wichtig ist, was wir in der Messe machen, als vielmehr was Gott an uns tut.

Nun ist aber genau dieser Punkt bei meinen Kindern überschritten. Im großen und ganzen sind sie friedlich und ruhig in der Messe, und daß die Messe uns wichtig ist, haben sie wohl auch schon bemerkt. Ganz offensichtlich wollen sie jetzt aber darüber hinausgehen. Meine Tochter spricht mittlerweile einige Gebete mit, und Lieder singt sie sowieso gerne. Mein ältester Sohn aber hat da einen ganz anderen Zugang zur Realität, nämlich nicht ausprobieren und selber mitmachen, sondern still zurückgezogen zunächst beobachten. Aber auch damit scheint er jetzt an eine Grenze gekommen zu sein: Die Messe erschließt sich eben nicht durch die bloße Beobachtung der Äußerlichkeiten allein, schon gar nicht in ihrem Aufbau und ihrer inneren Logik.

Mir selbst haben die Kindermeßbücher sehr geholfen, auch wenn ich mich nicht erinnern kann, selbst auch dermaßen auf das Beobachten fixiert gewesen zu sein. Allerdings kann ich mich auch nicht erinnern, dermaßen konzentriert Buch und Meßgeschehen miteinander abgeglichen zu haben. Insbesondere nachdem ich lesen konnte und auf das Mitlesen im Gotteslob umgestiegen war, habe ich das eher als Methode, die Langeweile des Hochgebetes zu überbrücken, verstanden – mit dem Nebeneffekt, daß ich das (übliche zweite) Hochgebet bald auswendig konnte (freilich ohne es wirklich zu verstehen).

Insofern halte ich ein Kindermeßbuch für eine gute Möglichkeit, meinem Sohn einen tieferen Zugang zur Messe zu schaffen. Allerdings bleibt das Problem, ein für meinen Sohn passendes Buch zu finden. Es darf noch nicht allzu viel voraussetzen, wie das eine von meinen alten (Bericht folgt bei Gelegenheit), aber auch nicht ganze Teile der Messe – insbesondere eben das Hochgebet, denn hierin steckt ja der Kern der Eucharistie – quasi en passant abhandeln. Quadratur des Kreises?