Postmoderne

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Ein weiterer wichtiger Grund für die Verwendung von Pseudonymen im Internet kann jedoch gerade die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber sein. Ein Wirtschaftsunternehmen darf durchaus ein Interesse daran haben, daß bei einer Googlesuche nach seinem Pressesprecher nicht dessen privater Blog über bemooste Feldsteine an erster Stelle steht — was bei der Verwendung des Realnamen aufgrund der Präferenz des Googlealgorithmus für Social Media (wie Blogs) durchaus wahrscheinlich wäre.

Auch dieses Beispiel ist nicht völlig aus der Luft gegegriffen. Mir ist ein Rechtsanwalt bekannt, der im Usenet — der ersten (und letzten) Bastion der Realnameverwendung — ganz bewußt unter Pseudonym schreibt, weil potentielle Mandanten bei Google eben seine Rechtsanwaltskanzlei finden sollen, ohne sich durch Unmengen von Postings quälen zu müssen, in denen es um die technischen Funktionsweisen seiner (Open Source-) Kanzleisoftware geht. In der Zeitschrift des Vereins, der sich dieser Software widmet, schreibt er hingegen unter seinem richtigen Namen und erklärt auch seine Pseudonymverwendung, da der Adressatenkreis hier derart klar umrissen ist, daß es seinen geschäftlichen Interessen sogar zuträglich sein kann, als ein gerade diese Software verwendender Anwalt in der „Szene“ bekannt zu sein. Umgekehrt kann es für freie Journalisten, Wissenschaftler und Künstler von Vorteil sein, unter ihrem Realnamen zu bloggen — gerade um mit ihrem Blog auf der ersten Googletrefferseite aufzutauchen und damit ihren Namen zu promoten.

(to be continued)

Je länger ich über die Frage nach dem Ursprung der Nicknameverwendung im Internet nachgedacht habe, desto deutlicher wurde mir, wieviele verschiedene Aspekte zu dieser Frage gehören, daß es letztlich tatsächlich um die Frage geht, was das Internet eigentlich ist, und daß diejenigen, die hier klare Identität fordern, Pseudonymität als Anonymität verunglimpfen, Blogger für gefährlich halten und durch Enttarnung ruhig zu stellen versuchen, schlicht und ergreifend das Internet nicht verstanden haben. Das soll kein Vorwurf sein, denn wer damit nicht groß geworden ist, hat es mit Sicherheit schwerer, das Neue am Internet als neu zu begreifen. Vielmehr wird er versuchen, das neue Medium in sein bestehendes Wissen der existierenden Medien einzugliedern, so daß er nur das am Internet erkennen kann, was er von bestehenden Medien bereits kennt.

Aber ich will nicht vorgreifen, der Gedankengang setzt nochmal zwei Ebenen und zwei Jahrzehnte früher an, und zwar bei Theorien und Entwicklungen, die tatsächlich problematisch sind. In der Frühzeit des WWW (die nicht identisch ist mit der des Internets, sondern nur mit dem Beginn dessen massenhafter Verbreitung) gab es Vorstellungen, die aus theologischer Perspektive nur als Erlösungslehren verstanden werden können, nämlich als Erlösung vom eigenen Ich, von der eigenen Identität mit all ihren Diskrepanzen, biographischen Brüchen etc. Der Avatar im Internet hatte keine Geschichte und konnte sich daher seine Identität komplett selbst schaffen, der Nutzer sich virtuell neu schaffen. Anstatt sich der eigenen Schwäche zu stellen, war die Hoffnung, durch noch mehr „Selbermachen“ sich von dieser Schwäche zu befreien. Diese Theorien sind aus theologischer Perspektive mit Sicherheit nicht unproblematisch, um es mal vorsichtig auszudrücken. Eine Wiederentdeckung der Buße und die Anerkenntnis der eigenen Schwäche wäre zwar die unangenehmere, aber erfolgversprechendere Variante gewesen.

Nun habe ich mich damals für Metatheorien des Internets noch nicht interessiert, ich habe es einfach genutzt. Insofern ist mein Urteil aus der Rückschau auf das Scheitern dieser Hoffnungen natürlich wohlfeil, dennoch kann ich mich angesichts des ganzen Cyberpunkgenres und der starken Prägung der Hacker-, Nerds- und Geeksszene durch dieses Genre (massenkompatibel in der Matrixtrilogie verarbeitet) nicht des Eindrucks erwehren, daß schon damals diese Hoffnungen nicht von der Masse der Internetnutzer (damals eben noch die Hacker, Geeks und Nerds, der Rest war dünn gesäht) geteilt wurde. Denn Cyberpunk ist (post-)apokalyptisch und fortschrittsskeptisch. Sicherlich besteht auch ein starkes Interesse an den technischen Möglichkeiten, jedoch immer vor dem Hintergrund, daß mißbraucht werden wird, was mißbraucht werden kann. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, daß die gescheiterten Figuren, die als Helden die Cyberpunkromane bevölkern, die Hoffnung auf ein besseres Leben durch das Internet und die Trennung des Menschen von seiner körperlichen „Wetware“ stützen können. Im Gegenteil.

Und damit sind wir bei der anderen, mitunter paranoiden, aber nichtsdestoweniger realitätsrelevanten und meines Erachtens gewichtigeren Quelle für die Nutzung von Nickname-Pseudonymen im Internet, nämlich dem Schutz der Privatsphäre vor dem Datenmißbrauch durch weniger freundlich gesinnte Zeitgenossen. Daß diese Befürchtungen nicht völlig aus der Luft gegriffen sind, zeigen die unzähligen Phishing-Seiten, Keylogger und Trojaner. Heute kennt man sich damit ja leidlich aus, aber immer noch gibt es immer wieder neue Tricks zum (teilweisen) Identitätsdiebstahls. Daß hier die Gefahr vor allem von wirtschaftlichen und weniger staatlichen Interessen ausgeht, ist auf dem Hintergrund des Cyberpunks im Gegensatz zur klassischen (und durchaus immer noch gegebenen) Gefahr durch den Überwachungsstaat durchaus ein spannendes Detail, denn ein wesentliches Element des Cyberpunks ist die Macht der großen Wirtschaftsunternehmen, die letztlich die Weltgeschichte lenken.

In diesem Kontext sollte vielleicht auch bedacht werden, daß im Augenblick im Internet ein Kampf zwischen Facebook und Google tobt, wer die besser verwertbaren Daten seiner Nutzer generieren kann. Wer diesen Kampf gewinnt, ist noch offen, nichtsdestoweniger geht die größte Gefahr für die eigenen privaten Daten und damit die Privatsphäre nicht vom Staat, sondern von den größten Playern in der Internetwirtschaft aus. Ohne bestreiten zu wollen, daß es wie im Fall der „site which should not be named“ auch das gegenteilige Interesse gibt, steht vermutlich in den meisten Fällen nicht die Absicht, sich vor dem eigenen Arbeitgeber, schon gar nicht der Kirche, zu schützen im Vordergrund, sondern der Schutz vor den Datenkraken des Internets.

Wenn ich als Nutzer von Blogger, Google Reader, Google-Suchmaschine, Google Maps, Google Places und Google Analytics bedenke, was Google bereits an Daten von mir hat, dann müssen die beim besten Willen nicht auch noch meinen Klarnamen wissen, der in Null-Komma-Nichts zu Adreßdaten führt, womit Google im Grunde nicht nur ein komplettes Internetnutzungsprofil von mir erstellt hätte, sondern zugleich noch mit meinen personenbezogenen Daten verknüpft hätte. Wunderbare Vorstellung. Absurd? Keineswegs: Habt ihr euch schonmal gefragt, warum Facebook in seinen AGB auf echten Namen besteht und sich vorbehält, Sockenpuppen ohne Ankündigung zu löschen…???

Wer sein Internetleben tagtäglich mit dem Login bei Facebook beginnt, hat genau dieses personenbezogene Profil an Facebook verkauft, und das ist der große Vorteil von Facebook im Kampf gegen Google (ganz davon abgesehen, daß Facebook mit dem Like-Button den genialen Schachzug getan hat, ganz offen fremde Seitenbetreiber zu ihren Erfüllungsgehilfen zu machen — ohne daß Facebook das ganze einen Cent kosten würde!). Also halten wir fest: Privatsphäre ist zumindest meiner Meinung nach der wichtigste Grund für die Nutzung von Pseudonymen und Nicknames als Vorsichtsmaßname im Internet: Wichtiger als jeder Schut gespeicherter Daten ist die Verhinderung, daß Daten überhaupt erst gespeichert werden.

(to be continued)

Als Anfang Dezember Stanislaus „enttarnt“ wurde, fragte ich mich, warum der Herr „Meier“ eigentlich so „geil“ darauf war, den richtigen Namen eines Bloggers herauszufinden. Gleichzeitig hatte ich privat mehrere Diskussionen zu diesem Thema, in der verschiedene Personen mir rieten, ich solle doch auch unter Realnamen posten, sonst enttarne mich Herr „Meier“ auch noch (so fucking what?!), oder zumindest die Ansicht vetraten, „anonyme“ Meinungsäußerung sei doch zumindest schlechter Stil.

Ehrlichgesagt habe ich die ganze Aufregung nicht verstanden, und zwar von vorne bis hinten nicht. Denn abgesehen davon, daß ich quasi von einem Vorgesetzen zwar nicht ausrücklich, aber doch implizit zum „getarnten“ Posten animiert wurde, hätte ich selbst ohne diese Aufforderung nicht unter meinem richtigen Namen gebloggt. Meine erste „Rechtfertigung“ war daher: „Das ist im Internet halt so, da verwendet man nunmal Nicknames, und Pseudonymität ist etwas anders als Anonymität.“ Denn ein Pseudonym verschleiert zwar die Identität ein wenig, aber trennt die mit ihm verbundenen Daten keineswegs von der Person (und was ist eigentlich ein Ordensname, wenn nicht ein Pseudonym — bloggt Alipius also unter seinem Realnamen oder unter einem Pseudonym?), wie es die Anonymisierung tut. Pseudonymisierte Daten sind im Gegensatz zu anonymisierten Daten immer noch personenbezogene Daten, auch wenn der Aufwand, sie einer Person zuzuordnen, erschwert ist. Anonymisierte Daten hingegen sind von der Idee her nicht mehr einer Person zuzuordnen, auch wenn es bei sehr speziellen Daten doch möglich ist — siehe Bradley Manning.

Mir war allerdings schon klar, daß das ein recht schwaches, wenn auch sehr pastorales („das war schon immer so, das haben wir noch nie anders gemacht“) Argument ist. Bestätigt wurde meine Intuition allerdings dadurch, daß eine Mitbloggerin auch nach mehrfacher Aufforderung sich weigerte, meine RL-Identität herauszufinden; die interessiere sie einfach nicht, solange ich nicht xxxx xxxx (jemand, den sie kennt) sei. Genau das konnte ich dann den Vertretern der Realname-Bloggerei vorhalten — mit dem Ergebnis, daß praktisch alle zugeben mußten, sie hätten sich einfach nicht dafür interessiert, wer da bloggt, sonst hätten sie mich wahrscheinlich schon viel früher erkannt (denn allzu schwer dürfte das nicht sein). Und genau das ist es doch: Woher weiß ich eigentlich bei einem scheinbar richtigen Namen wie Peter Müller, daß es sich wirklich um einen Peter Müller handelt, und woher weiß ich, daß das verwendete Foto tatsächlich um den Autor des Blogs handelt? Klar, Vincentius Lerinensis ist heute kein wirklicher häufiger Name und die Kombination mit dem Blogtitel „Commonitoria“ (Commonitorium war leider schon weg) zeigt doch ziemlich deutlich, daß es sich nicht um meinen richtigen Namen handeln kann (sondern um ein bestimmtes Konzept hinter dem Blog; daß ich das nach gut sechs Wochen nicht mehr einhalten konnte, steht auf einem anderen Blatt). Bei „gregoriusbraun“ ist es aber schon weniger leicht zu entscheiden, ob das ein Realname ist.

Mein erster Gedanke war daher: Mit meinem Realnamen hätte ich also möglicherweise sogar meine Leserschaft vergrößern können. Aber genau darum geht es mir nicht. Nicht wer etwas schreibt ist relevant, sondern was geschrieben wird, also die Sache. Da muß man nicht einmal zum Konzept „Tod des Autors“ greifen, sinngemäß steht das schon bei Thomas von Aquin.

Doch das ist nur meine persönliche Einstellung. Teilen das alle anderen? Woher kommt die Verwendung von Nicknames im Internet? Wo liegt der Unterschied zu Leserbriefen in Zeitungen? Warum beschweren sich sogar Journalisten über die Anmeldeprozedur bei der Zeitung des Herrn „Meier“? Worin liegt also der wesentliche Unterschied zwischen dem Internet und den (anderen?) Massenmedien hinsichtlich der Identität/Pseudonymität/Anonymität begründet?

(to be continued)

Gestern war mein erster Marsch für das Leben. Meine Gedanken sind irgendwie noch reichlich ungeordnet, aber für unausgereifte Gedanken ist ein Blog ja auch da.

Erfreulicherweise war ich nicht der einzige, der irgendwie potentiell nach Gegendemonstrant aussah. Und auch nicht der einzige, der „spot the abortionist“ spielte. Damit habe ich allerdings aufgehört, nachdem sich eine potentielle Gegendemonstrantin als Trägerin eines Jesus-T-Shirts entpuppte. Meine Güte, selbst in meinem Kopf solche Scheren…

Andererseits war ja tatsächlich schon vor Beginn der Veranstaltung zu erkennen, dass da eine ganze Reihe von Personen vor der Bühne standen, die sicherlich nicht für das Leben marschieren wollten. (Wie blöd ist das eigentlich, eine Demo gegen eine Demo „für das Leben“ zu machen? Macht das nicht automatisch aus der Gegendemo eine Demo gegen das Leben???) Und plötzlich fühlte ich mich sehr unwohl in meiner Haut und ließ mein dem Anlaß entsprechendes T-Shirt wegen der möglichen Mißverständnisse besser unter der Regenjacke versteckt. (Interessanterweise ist das mein einziges Metal-Shirt, das überhaupt — dafür aber regelmäßig — erkennbare Reaktionen hervorruft.) Um ein Kreuz habe ich mich dann gar nicht mehr ernsthaft bemüht, zumal es an der Stelle, an der ich stand, eh aus mir völlig unklaren Gründen nicht vorwärtsging.

Durch die Berichte über die letztjährigen Vorfälle (die neben einer glücklichen Fügung der Grund sind, daß ich mich endlich mal nach Berlin aufmachte) war ich vorgewarnt, was passieren könnte, und ehrlichgesagt: Ich fand die Störer im großen und ganzen harmlos. Nicht nett, nicht demokratisch, aber auf kurze Sicht jedenfalls harmlos. Solange die einzeln und nicht im Pulk auftraten, waren die sogar höflich und man konnte mit ihnen ruhig reden. Dass hier eine der Seiten grundsätzlich ihre Meinung änderte, war ja nicht zu erwarten, aber wer weiß, wofür’s gut ist.

Trotzdem, was da einige an Tönen von sich gaben, kenne ich sonst nur von CD (oder live). Und in diesem musikalischen Rahmen ist das in der Regel Ausdruck von verzweifelter Wut. Mit Betonung auf „verzweifelt“. Vielleicht sollte man sich diesen Leuten tatsächlich mit einer sehr pastoralen Grundhaltung nähern. Diese autoritären Ermahnungen, zu denen sich ein paar ältere Damen und Herren in meiner Umgebung hingezogen fühlten, und erst recht die Verhöhnung, die allerdings nur ein einziger älterer Herr für nötig hielt (Reaktion des Gegendemonstranten: „Was soll das denn? Sie machen doch so denselben Scheiß wie wir!“), sind völlig deplaziert. Die wollen stören, und jede Reaktion, die ihnen zeigt, daß sie stören, bestätigt sie bloß.

Eigentlich wäre also völliges Ignorieren der beste Umgang mit ihnen. Andererseits machen die es einem ja auch so schwer wie möglich, sie zu ignorieren. Wenn deren Sprechchöre direkt neben mir ertönten, kam ich jedenfalls nicht mal fehlerlos durchs Vater Unser. Apropos: Der schmerzreiche Rosenkranz hatte plötzlich irgendwie historisierende Begleitphänomene… In den Nebenstraßen kam plötzlich so etwas wie Ruhe auf, durch die der ganze Zug eine ganz andere, nicht minder erschütternde Atmosphäre bekam. An der Hedwigskathedrale erschien mir der Geräuschpegel dann plötzlich höher als je zuvor.

Ich verstehe zwar nicht, warum der Marsch für das Leben dazu führt, daß da Leute gegen Homophobie, christlichen Fundamentalismus und Patriarchat demonstrieren müssen — aber klar ist: da hat jemand Angst um sein Weltbild. Mit anderen Worten: Die nehmen uns ernst. Im Gegensatz zu den Medien.

Dennoch, in einer Hinsicht sind diese Gegendemonstranten nicht harmlos. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was in den Köpfen der Kinder vorgeht. Mit meinen Kindern bin ich auf dem Bahnhof mal in eine Horde Fußballfans geraten, und meine Kinder haben sich im wahrsten Sinne des Wortes vor Angst in die Hose gemacht. Mit Familie zum Marsch für das Leben… ich weiß nicht, mit meinen Kindern traue ich mich das wohl nicht.

Zum Abschluß noch ein Fundstück: Hier habe ich tatsächlich ein Bild gefunden, auf dem ich zu sehen bin, oder zumindest mein Rucksack mit dem blauen Regenschutz :-):

Nach einer weiteren Erfahrung der abstrusen, unerwarteten Art im innerkatholischen Umgang miteinander habe ich mir einige Gedanken darüber gemacht, warum alles, was rechts von der „Lehmannkirche“ steht, Aversionen bis hin zu faktischen Exkommunikationen (zwar nicht im Sinne von Sakramentenausschluß, aber im Sinne von Ausschluß aus der Gemeinschaft: they, who must not be named) führt.

Neben vielen kleinen mehr oder weniger zureichenden Gründen fällt mir letztlich nur ein einziger wirklich hinreichender Grund ein (und ja, das ist völlig ins Unreine geschrieben, trotzdem): Bekenntnis. Es stößt offenbar vielen Mainstreamkatholiken auf, daß sich da jemand klar zu etwas bekennt, was ihm wichtiger als „wir haben uns alle lieb“ ist. Alles könne man so oder so sehen, aber nicht, daß man alles so oder so sehen kann (siehe die Stanford Nutting-Videos). Es ist die Klarheit, die Deutlichkeit und die damit verbundene Herausforderung, als Gegenüber selbst Position zu beziehen, die (ich sage es mal böswillig:) überfordert. „Man“ vertraut auf alles, was man so Angenehmes über Gott, die Kirche usw. gehört hat, und weil das so angenehm ist, stört jeder, der sich mit dieser Harmonie nicht zufrieden geben will.

Dumm nur, daß sich Gott ganz offensichtlich nicht mit dieser simplen Harmonie zufrieden geben will. Oder was feiern wir doch gleich an Karfreitag?

Mir verschlägt es ehrlichgesagt die Sprache. Vor kurzem ging ja der FAZ-Artikel „Im Land der Mutlosen“ durch die Blogoezese. Inzwischen wurden insgesamt sechs Leserbriefe abgedruckt. Immer zwei in der Woche, wenn ich mich nicht irre, und immer schön am Ende derselben, damit mir die Energie fehlt, selbst einen zu schreiben. Denn die sind — vorsichtig vormuliert — einseitig.

Einer war etwa mit „Achtundsechzigerkirche“ überschrieben. Da dachte ich noch, wow, so deutlich? — Pustekuchen. Da wurde ausdrücklich eine Achtundsechzigerkirche gefordert, in der die Laien sagen was sie denken. Und was sie denken, darin sind sich alle sechs Leserbriefe völlig einig: Zölibat muß weg, Frauenpriestertum her und Kirche demokratisiert werden. Soviel Blödheit auf einem Haufen! Als ob das nicht seit Jahrzehnten dieselbe Leier wäre!

Nur fehlt der gegenteilige Eindruck auf den Leserbriefseiten. Ich weiß ja nicht, ob es wirklich keine anderen Leserbriefe gibt oder ob die FAZ hier zensiert, aber ich weiß, was die Bischöfe denken werden, wenn sie diese völlig übereinstimmenden Leserbriefe lesen…

Diese Einseitigkeit muß sich ändern, und darum knüpfe ich mal an diese Diskussion an und weise hiermit feierlich darauf hin: Schreibt Leserbriefe!