Umfrage

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Bei Pro spe salutis bin ich auf einen Fragebogen aufmerksam geworden, der durchs Netz geistert: Wie 1.0 bist du? Um jetzt nicht wieder rumzunölen, daß die Frage falsch gestellt ist, und da es ja um den Spaß an der Freud geht, werde ich ihn erst mal beantworten.

CDs oder mp3-Player?
CDs! Eindeutig. Mit ordentlichem Booklet, Liner Notes und Artwork. MP3s sind zwar leicht zu transportieren (und dementsprechend viele sind auf meinem Laptop USB-Stick), haben aber keine Seele (bestehen ja nur aus Einsen und Nullen, von DRM ganz zu schweigen). Leider bin ich für Vinyl zu jung 😉

Festnetz oder Mobiltelefonie?
Festnetz. Na gut, ’n Handy habe ich auch. Für genau einen Zweck: Um im Falle einer Verspätung meiner Mitfahrgelegenheit(en) oder meiner selbst nicht völlig aufgeschmissen zu sein. Gelegentlich auch ganz praktisch, um Treffen auf unbekanntem Terrain zu ermöglichen. Wenn man denn des anderen Nummer hat.

Handy oder Smartphone?
Handy. Zum Telefonieren wird’s das auch immer bleiben. Smartphone (d.h.: kleiner, handlicher Mobilcomputer) reizt mich, aber dafür bin ich eigentlich nicht oft genug unterwegs.

Notebook oder Tablet-PC?
Notebook. Tablets sind mir bei vergleichbarer Leistung zu teuer. Außerdem bräuchte ich als Vielschreiber noch ’ne Tastatur.

Buch oder E-Book-Reader?
Buch! Das haptische Erlebnis läßt sich durch nichts ersetzen (siehe CD vs. MP3). Außerdem kann man mit vielen Buchrücken im Regal besser angeben als mit dem Buchverzeichnis auf dem Kindle (oder whatever).

Buch oder Hörbuch?
Hör-Was? Vielleicht, wenn irgendwann die Augen nachlassen.

Brettspiel oder Spiel-Konsole?
Da mit mir ja keiner Axis and Allies (oder meinetwegen auch nur Risiko) spielen will, wird notgedrungen digital gespielt. Allerdings nicht auf Konsole, sondern online mit dem Laptop. (NEIN! Nicht Farmville oder so’n App-Quatsch!)

Tagebuch oder Weblog?
Ist der Papst katholisch, oder was?!

Bargeld oder EC-Karte?
Nach Möglichkeit mit Bargeld, erleichtert die Kontrolle der Kontoauszüge. Außerdem lassen sich Einkäufe mit Bargeld nicht so leicht tracken. (Na gut, ich bekenne mich schuldig: Auch ich habe mindestens drei Kundenkarten inkl. Payback. Alles eine Frage von Kosten und Nutzen. Ich bilde mir ja immer noch ein, daß die Sortimentanpassung zweier Filialen eines Payback-Partners [die eine hatte Produkt x nicht, die andere Produkt y, so daß man immer zu beiden mußte] auch eine Folge von Payback waren. In früheren Jahrhunderten hätte man wohl öfter mal die Mitarbeiter angehauen, aber damals gab’s ja auch noch verantwortliche Inhaber vor Ort.)

Poesiealbum oder Social Network?
Ist das ein Widerspruch? Dient beides demselben Zweck? Würde erklären, warum ich in Social Networks nur einen bedingten Sinn erkennen kann. Das Poesiealbum aus der Grundschule ist ja ab und zu mal ganz nett („ach weißt Du, damals…“), aber braucht man Social Networks als geronnene Erinnerung?!

Kabel-/Satelliten-TV oder IpTV?
Isch ‚abe gar keine Fernseher!

Videothek oder Online-Videothek?
Bitte? Wozu braucht man Videotheken, wenn’s die DVD’s fürn Appel und ’n Ei zu kaufen gibt? Und wenn ich’s mir nicht kaufen will, lohnt es sich nicht, die Zeit damit zu verschwenden (siehe vorige Frage). Wo ist eigentlich die Frage nach dem Kino? Oder ist das zu modern?

Ladengeschäft oder Online-Shop?
Je nach Ware. CDs, DVDs, Bücher usw. in der Regel online (offline nur bei Sonderangeboten), Kleidung (insbesondere Schuhe) in der Regel offline (manche Händler machen trotz eindeutiger rechtlicher Regelungen einen Streß mit dem Umtauschen, ganz davon abgesehen, daß man in der Regel auf seinen Versandkosten sitzen bleibt — und Schuhe grundsätzlich nie passen); Waren des täglichen Bedarfs ausschließlich offline.

Brief oder E-Mail?
E-Mail. Wenn Brief, dann bitte ordentlich mit Briefpapier und handgeschrieben. Es sei denn, es geht an Behörden oder ähnliches, dann scrlltr2 🙂

Urlaubspostkarte oder MMS?
Postkarte. Wenn überhaupt. (Die richtige Web 1.0-Web 2.0-Frage lautete übrigens: MMS oder Foursquare?)

Straßenkarte oder Navigationsgerät?
Zu welchem Zweck? Um mich abends angenehm zu beschäftigen: Straßenkarte. Um tagsüber Langeweile totzuschlagen: Google Maps. Um ans Ziel zu kommen: Guter Orientierungssinn.

Duden oder Online-Duden?
Duden, 18., neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Sonderausgabe, 1985. Falls gerade nicht zur Hand auch mal das Wiktionary oder Google.

Pizza-Zettel mit Anruf oder Online-Pizza-Bestellung?
Online aussuchen, dann anrufen.

Briefmarke oder Online-Frankierung?
Briefmarken frei Haus per Philatelie-Abo. Noch Fragen?

Papierrechnung oder Online-Rechnung?
Papier. Wenn man mich denn läßt.

Und zuletzt: mehr offline oder mehr online?
Offline. Ich für meinen Teil brauche Schlaf, Körperpflege und rede auch ganz gerne mal mit echt physisch anwesenden Personen.

So, nachdem jetzt die Fragen alle durch sind, muß ich doch nochmal rumnölen: Die meisten Fragen haben nichts mit „Web 1.0/2.0“ zu tun, sondern mit „Offliner/Onliner“ bzw. teilweise sogar „analog/digital“, wenn überhaupt (und nach dem Ergebnis wäre ich ja sowas von Internetausdrucker-und-Wiedereinscanner…). Im Übrigen halte ich es nicht für einen Wert an sich, möglichst „Web 2.0“ zu sein. Vielmehr ist doch die Frage, ob die Möglichkeiten des Web 2.0 einen bestimmten Zweck besser erfüllen als andere. Entsprechend auch (um nur ein Beispiel herauszugreifen) die Musik: Benutze ich sie zur Untermalung anderer Tätigkeiten, reicht MP3 locker flockig aus, will ich sie genießen, brauche zumindest ich was in der Hand, mit dem ich mich besser auf die Musik konzentrieren kann.

Vor einem Monat beglückte mich Christ in der Gegemwart mit einem als Umfrage getarnten Werbeschreiben, nun hat die Herder-Korrespondenz nachgezogen. Obwohl es bei CiG um „Kirche wohin?“ ging, bei der Herder-Korrespondenz aber um „Deutschland vor dem Papstbesuch“, unterscheiden sich die Themenfelder der Umfragen nicht sonderlich: beide drehen sich eigentlich um den Dialogprozeß und den Rest des gegenwärtigen kirchenpolitischen Tagesgespräches.

Soweit, so gut, nur zertrümmern mir die Umfragen mein Weltbild. Während ich das Probeabo von CiG wegen regelmäßiger Herzattacken fast nicht überlebt hätte, war die Herder-Korrespondenz zwar nicht immer in voller Länge interessant, aber sie hatte immerhin ein differenzierteres Niveau als CiG und war durchaus wissenschaftlich zitierbar (was zum Teil der Grund für die Langeweile gewesen sein dürfte :-). Wenn ich nun aber die Umfragen vergleiche, dann ist die der CiG aber um Längen differenzierter. Schon alleine die Antwortvorgaben: Während bei CiG Mehrfachauswahl möglich war und verschiedene Aspekte eines Themenfeldes berücksichtigt wurden, gibt es bei der Herder-Korrespondenz immer nur die gleichen Antworten, von denen man sich für eine entscheiden muß: „Ja“ und „Nein“.

Leider kann man bei keiner Frage mit dem Ankreuzen einer dieser Vorgaben die Frage angemessen beantworten, was nicht zuletzt daran liegt, daß die Fragen schonmal gleich gar nicht angemessen gestellt sind. Etwa Frage 3: „Die Bischöfe haben den Ernst der Lage noch nicht erkannt.“ Könnte man ja ankreuzen, könnte man aber auch nein ankreuzen, je nachdem, welche Bischöfe man vor Augen hat und worin man den „‚Ernst der Lage“ sieht (ich vermute, ich sehe den „Ernst der Lage“ in einer anderen Richtung als die Umfrageersteller). Oder Frage 6: „Das kirchliche Leben wird mehrheitlich von Frauen getragen, die katholische Kirche aber von Männern geleitet: Daran muß sich etwas ändern.“ — Ja: die Männer sollten sich mehr ins kirchliche Leben einbringen. Nein: an der Leitung durch Priester kann sich nichts ändern. Ganz zu schweigen von Frage 10: „Der Papstbesuch wird die Stimmungslage im deutschen Katholizismus deutlich verbessern.“ Mal davon abgesehen, daß ich beim Begriff „Katholizismus“ jedesmal zusammenzucke (rein begrifflich: katholisch läßt sich nicht „ismisieren“, denn dann ist es nicht mehr allumfassend; historisch: ganz bestimmte Ausprägung katholischen Lebens, die schon seit dem einen oder anderen Jahrzehnt vorbei ist, auch wenn das ZdK immer noch die Ordnung des frühen 20. Jahrhunderts repräsentiert), ist natürlich die Frage, was man unter „deutschem Katholizismus“ versteht. Die Doppelnamen-Gutmenschenfraktion wird sich jedenfalls nicht vom Papst die schlechte Stimmung verderben lassen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Herder-Korrespondenz hat es mit einem einzigen Werbeschreiben geschafft, mein bisher positives Gesamtbild der Zeitschrift von Grund auf zu zerstören. Herzlichen Glückwunsch, das ist doch mal eine Leistung.

Christ in der Gegenwart macht eine Umfrage zum Dialogprozeß und nennt sie „Umfrage Kirche“. Überraschenderweise gibt es sogar sinnvoll ankreuzbare Antworten unter den vorgegebenen, trotzdem brauchte ich bei fast allen Fragen die Freitexteingabe.

Geradezu frech finde ich allerdings, daß man nicht drumrumkommt, seine kompletten Adreßdaten anzugeben, ohne daß es eine vernünftige Datenschutzerklärung gäbe. Es gibt nur einen „Datenschutzhinweis“: „Die Daten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben.“ Na, das ist ja wohl das mindeste. Aber wozu verwendet Christ in der Gegenwart bzw. der Herderverlag die Daten?

Ich habe da ja eine nicht leicht von der Hand zu weisender Vermutung: Aufmerksam wurde ich auf die Umfrage, weil sie mir gedruckt zugeschickt wurde. Mit demselben Fehler in der Adresse, der mir bei der Bestellung von „Gemeinsam Glauben“ unterlaufen war… Nun denn, demnächst wundert sich vielleicht jemand mit einem gängigen Namen und einer Großstadtadresse über Werbung vom Herderverlag. Oder der Herderverlag über Rückläufer „Empfänger nicht bekannt“. Schwachsinn!