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All posts by Vincentius Lerinensis

Auf diesen Artikel muß ich als alter Fantasy-Fan einfach hinweisen. Und damit hier ein bißchen mehr steht, auch noch der passende Song (vom Album, das meine Top 3 in den White Metal-Charts darstellt, gerade weil hier das Böse ernsthaft thematisiert wird und nicht „Jesus liebt dich, alles ist toll“):

Wenn nur diese blöden spanischen portugiesischen Untertitel nicht wären…

Es soll ja angeblich unheimlich viele Probleme mit ausländischen Priestern geben. Das kann ich mir, nach heutiger erneuter „Begutachtung“, gut vostellen. Da kommen nämlich Priester, die nicht nur tatsächlich glauben, sondern aufgrund ihrer beschränkten Sprachkenntnisse auch einfach auf den Punkt kommen müssen. 5 Minuten knackige Predigt mit der Kernaussage im ersten Satz: So ihr nicht betet, so glaubet ihr nicht! Daß das nicht in allen weichgespülten Pfarreien ankommt, ist nun nicht wirklich verwunderlich.

Na gut, manchmal gibt’s wirklich ernsthafte Probleme. Wir hatten mal einen vietnamesischen Priester zur Vertretung. Bei dessen Aussprache habe ich selbst im Hochgebet nicht immer gewußt, wo er gerade war. Aber die meisten, die ich erlebt habe, von Polen über Afrikaner bis Inder, hatten zwar einen deutlichen Akzent, waren aber  besser verständlich als so mancher Deutscher mit leiser Stimme oder schludriger Aussprache.

Leute, die noch am alten Glauben festhielten, fürchteten die einzigen zu sein, die ihm noch treu blieben, und da sie die Absonderung mehr als den Irrthum fürchteten, so gesellten sie sich zu der Menge, ohne wie diese zu denken. Was nur die Ansicht eines Theiles des Nation noch war, schien auf solche Weise die Meinung Aller zu sein und dünkte eben deßhalb diejenigen unwiderstehlich, die ihr diesen trügerischen Anschein gaben.

Alexis de Tocqueville 1856 über den Niedergang der katholischen Kirche im vorrevolutionären Frankreich.

Allerdings frage ich mich, ob ich da so anders bin. Klar, mein Selbstverständnis ist natürlich, der Wahrheit anzuhängen und gelegen oder ungelegen dieselbe zu verkünden. Aber ist das vielleicht auch bloß Selbstbetrug? Bin ich vielleicht nur der Meinung, der eher konservativen Auslegung des Glaubens gehöre die Zukunft? Dieser Auffassung bin ich ja tatsächlich, auch wenn ich sie eher damit begründe, daß der Wahrheit die Zukunft gehört und die moderne Auslegung des Glaubens in große Irrtümer geführt hat. Diese Irrtümer begründe ich aber als Irrtümer auch „bloß“ damit, daß sie einfach nicht dazu geeignet sind, reale Erfahrungen stimmig zu erklären, während der Katechismus oder noch deutlicher der römische Katechismus aus den 30er und der Grundriß der Theologie von Ott ganz simple, aber plausible Deutungen anbieten, obwohl die genannten Erfahrungen zur Entstehungszeit der Bücher eigentlich noch nicht dieselben gewesen sein dürften.

Oder doch? Bin ich also einfach bloß ein total nonkonformistischer Mitläufer??? Jedenfalls teile ich die Auffassungen, die in meiner privaten Umgebung vertreten werden. Andererseits habe ich mir ja diese Umgebung auch (aus)gesucht, weil dort meine Auffassungen geteilt werden. Was aber wäre, wenn ich nicht auf Leute getroffen wäre, die meine Intuitionen in Worte fassen konnten? Was wäre, wenn ich nicht die Blogoezese entdeckt hätte, die ja doch recht eindeutig in eine Richtung tendiert (zumindest die Bekloppten und Konvertiten)? Was wäre, wenn ich nie aus meiner Heimatpfarrei rausgekommen wäre und mich immer noch gegen eine starke 70er-Jahre-Fraktion behaupten müßte?

Wie dem auch immer sei: Der Wunsch nach Anerkennung durch andere Menschen steckt schon irgendwie tief in mir drin. Und auch, wenn ich in der Lage bin, mich gegen Menschen zu behaupten, die nicht gerade meinen Alltag prägen, so wüßte ich doch nicht, wie ich, vor allem auf Dauer, reagieren würde, wenn meine Frau plötzlich voll von der Alt-68er-Ideologie infiziert wäre…

Der Weg zur Vollkommenheit führt über das Kreuz. Es gibt keine Heiligkeit ohne Entsagung und geistigen Kampf [Vgl. 2 Tim 4]. Der geistliche Fortschritt verlangt Askese und Abtötung, die stufenweise dazu führen, im Frieden und in der Freude der Seligpreisungen zu leben.

„Wer aufsteigt, hört nie auf, durch endlose Anfänge von Anfang zu Anfang zu schreiten. Wer aufsteigt, hört nie auf, zu ersehnen, was er schon kennt“ (Gregor von Nyssa, hom. in Cant. 8).

Katechismus der Katholischen Kirche, 2015

Mit der alten Messe kenne ich mich ja nicht sonderlich aus: mehr oder weniger willkürlich ausgewählte Literatur und (immerhin) ein einziger Besuch einer Messe in der forma extraordinaria. Ich habe nichts gegen sie, würde mich aber auch nicht sonderlich für sie einsetzen. (Wichtiger als ordentlich oder außerordentlich ist mir „nicht unordentlich“.)

Was ich allerdings kenne, ist das Motu Proprio Summorum Pontificum. Und eigentlich finde ich das ausgesprochen leicht verständlich. Irgendetwas muß ich aber wohl doch falsch verstanden haben. Nirgendwo finde ich eine Zuständigkeit des Bischofs für die Genehmigung einer Messe im außerordentlichen Ritus, außer wenn der zuständige Pfarrer sie verweigert. Was fehlt in dieser Schilderung an wichtigen Informationen, die begründen, warum der Dekan, wenn er doch offenbar wohlwollend ist, nicht einfach sagt: Macht mal? Das Motu proprio sagt doch sogar, daß alle dem Wortlaut desselben entgegenstehenden Regelungen aus sich selbst heraus nichtig sind, so daß doch in diesem Fall sich keiner um den Bischof scheren müßte (und nein, der vom MP erwähnte can. 392 scheint mir hier überhaupt nicht relevant zu sein).

Also: Klärt mich Unwissenden bitte über den real existierenden Katholizismus auf!

Vor dem Kommen Christi muß die Kirche eine letzte Prüfung durchmachen, die den Glauben vieler erschüttern wird. Die Verfolgung, die ihre Pilgerschaft auf Erden begleitet, wird das „Mysterium der Bosheit“ enthüllen: Ein religiöser Lügenwahn bringt den Menschen um den Preis ihres Abfalls von der Wahrheit eine Scheinlösung ihrer Probleme. Der schlimmste religiöse Betrug ist der des Antichrist, das heißt eines falschen Messianismus, worin der Mensch sich selbst verherrlicht, statt Gott und seinen im Fleisch gekommenen Messias.

Katechismus der Katholischen Kirche, 675

…um zu beweisen, daß ich kein Konvertit bin:

Anmerkung: Der Beitrag ist eigentlich nicht so abstrus, wie mein Label es behauptet. Er zeigt vielmehr, daß tatsächlich die dem Text angemessene/entsprechende Musik das Problem ist, wenn ein solcher Text als „Lounge Music“ problemlos übers landesweite Fernsehen geht und die Leute sogar noch drüber lachen… Aber es gibt ja keine Heuchelei und Verdrängung des Bösen in der Gesellschaft…

Wenn ich auswärts in die Messe gehe, wundere ich mich immer wieder, wie leer Kirchen sein können und wie es Priester schaffen, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit irgendwelche tollen Einfälle einzuflechten und trotzdem die Sonntagsmesse unter einer Stunde fertig zu kriegen. Ein Pfarrer rechtfertigte die Kürze selbst seiner Hochämter mal, wenn er länger machte, kämen die Leute nicht mehr. Komisch, dessen Kirche wurde trotzdem immer leerer, während bei uns die Kirche meist gut gefüllt ist, obwohl man nicht damit rechnen kann, unter 60–70 min. wieder draußen zu sein.

…sei angemerkt, daß es bei Daniel Deckers wieder eingehakt hat. Über die Entscheidung der Kirche von England, Frauen als Bischöfe zuzulassen, schreibt er heute:

„Viele Kirchen des Südens halten das Wohlwollen der Episkopal Church in den Vereinigten Staaten und der Church of England gegenüber Homosexuellen und Frauen im Bischofsamt für eine neue Spielart des weißen Imperialismus. Nicht nur die Schrift und die Tradition haben sie auf ihrer Seite, sondern auch die Demographie. Wenn die Anglikanische Kirche dieses Jahrhundert überlebt, dann nicht als ‚weiße‘ Kirche.“

Wenn das so weitergeht, wird aus meinem Blog noch ein Deckers-Watch-Blog. Diesmal (Samstagsausgabe, S. 8) ist es zwar „nur“ ein auch als solcher gekennzeichneter Kommentar zur Rehabilitierung von Abt und Prior des Klosters Ettal:

„Jetzt haben wir es gewissermaßen amtlich: Was immer in der Benediktinerabtei Ettal vor einigen Jahren zwischen einem Pater und einem Schüler vorgefallen ist, war nie von der Art, daß es dem Mißbrauchsbeauftragten des Erzbistums München hätte zu Ohren kommen müssen. Das kann man glauben, muß es aber auch nicht.“

Die Begründung lautet: Was hätte auch anderes herauskommen sollen, wenn man einen Benediktiner andere Benediktiner überprüfen läßt. Zudem fehle jegliche Begründung für das Urteil.

„Unabhängig voneinander sprechen beide Indizien dafür, daß maßgebliche Kräfte in der katholischen Kirche noch immer nicht begriffen haben, daß ihre Form der ‚Aufklärung‘ jedem auch noch so absurden Zweifel an der Integrität der Institution und der sie repräsentierenden Personen Vorschub leistet.“

Ganz davon abgesehen, daß eine solche „Prophetie“ sich selbst erfüllt, weil sie selbst genau diese absurden Zweifel fördert, zeigt der glücklicherweise nicht von Deckers stammende Artikel auf Seite vier etwas mehr sachliche Substanz. Hier nochmal die Zusammenfassung: Es geht in der Rehabilitierung ausschließlich um die Meldepflicht eines einzigen Falles aus dem Jahr 2005. Der betreffende Pater wurde vorsichtshalber versetzt (sowohl an einen anderen Ort, was bei der benediktinischen stabilitas loci schon ein gewisses Zeichen darstellt, als auch zunächst in den Verwaltungsdienst), obwohl in einem Gutachten bescheinigt wurde, daß das vorgefallene Streicheln keinerlei Anhaltspunkte für sexuellen Mißbrauch oder Pädophilie aufweise, auch wenn es bei einem „bäuchlings auf dem Bett“ liegenden Schüler „unter dem T-Shirt“ erfolgte. Gut, ich war nicht dabei, Daniel Deckers allerdings auch nicht. Da die Patres in einem Internat durchaus die Elternrolle miterfüllen müssen, sehe ich als Vater von vier Kindern hier allerdings auch keinerlei Anhaltspunkte für sexuellen Mißbrauch oder Pädophilie — es sei denn, wir leben bereits unter einer Diktatur der Verdachtshermeneutik, in der jeder noch so absurde Verdacht widerlegt werden müßte. Zum Glück gilt bei uns selbst in solchen Fällen immer noch in dubio pro reo.

Ich frage mich allerdings, woran Deckers hier bewußt oder unbewußt arbeitet. Implizit bedeutet sein Kommentar doch, daß die Kirche nicht selbst Vorfälle untersuchen dürfe. Wäre die Visitation nicht durch Benediktiner sondern durch Franziskaner oder auch Weltpriester erfolgt, hätte Deckers vermutlich sinngemäß geschrieben: Was kann man schon erwarten von einer Vistiation ausgerechnet durch Angehörige einer anderen Odensgemeinschaft bzw. der beschuldigten Kirche. Oder anders gefragt: Gilt für Deckers nicht, daß die Kirche — unbeschadet des jedem Bürger zukommenden Rechtes, die staatlichen Stellen einzuschalten, wenn er von einer mutmaßlichen Straftat erfährt — das Recht hat, ihre inneren Angelegenheiten selbst zu regeln? Denn genau darum geht es doch bei dem hier in Frage stehenden Fall: Wurden die (nur) innerkirchlich geltenden Regeln befolgt oder verletzt?

Das heißt natürlich nicht, daß hier roma locuta, causa finita gelten muß (obwohl Deckers selbst das vor kurzm im Falle Bischof Mixas gefordert hat; aber das gilt vermutlich nur, wenn Rom in seinem Sinn entscheidet). Natürlich kann man beklagen, daß der Visitationsbericht nicht öffentlich zugänglich ist. Allerdings sollte man schon ein paar sachliche Indizien dafür haben, daß hier etwas verschwiegen oder vertuscht wird, und nicht nur die vage Ahnung, daß Benediktiner anderen Benediktinern kein Auge auskratzen würden. Daß Katholiken dazu auch ohne klaren Grund fähig sind, ist jedenfalls offensichtlich. Aber dieser Blogeintrag stammt natürlich auch von jemandem, der vermutlich „noch immer nicht begriffen“ hat, daß seine Vorstellung von Gerechtigkeit „jedem auch noch so absurden Zweifel an der Integrität der Institution und der sie repräsentierenden Personen Vorschub leistet“. Herrliches Totschlagargument!