Liturgie

Nachtrag zur Lebenswende:

Kernargument dafür, daß in der Lebenswendefeier recht wenig von christlichen Kernwahrheiten die Rede ist, war ja, daß der Zielgruppe überhaupt erstmal die Grundlagen für diese Wahrheiten, nämlich die Denkmöglichkeit von Transzendenz, nähergebracht werden muß. Jetzt bin ich über ein Interview mit Weihbischof Dr. Hauke in der Herder-Korrespondenz 12/2009 (610-615) gestolpert, das das indirekt aus seinem Munde bestätigt:

Wie soll man draußen erzählen, was einem selbst wichtig ist? Man weiß das zwar alles schon, rein theoretisch. Dies aber zu formulieren ist äußerst schwierig, erst recht gegenüber Menschen, die keinerlei oder kaum Kenntnis vom christlichen Glauben besitzen. In der öffentlichen Verkündigung müssen wir so immer wieder verinnerlichen, dass wir es mit Menschen zu tun haben können, die keinen religiösen Hintergrund haben. Wir können deshalb nicht ohne weiteres beispielsweise von Gnade, Sühne, Barmherzigkeit reden; das wird im außerkirchlichen Bereich kaum verstanden.

[…]

Vor allem im Umgang mit erwachsenen Taufbewerbern spüre ich immer wieder, wie ich um Worte ringe. In der gemeinsamen Bibellektüre mit den Taufbewerbern versuche ich dann zuerst den Horizont zu weiten auf ein geschichtliches Denken, auf dieses sinn-deutende Denken der Bibel hin.Wir dürfen dabei aber nicht nur die Schwierigkeiten sehen. Durch dieses Herausgefordertsein in einem nichtreligiösen Umfeld klärt sich auch vieles für uns Christen selbst, was den eigenen Glauben angeht.

[…]

Der Religionsunterricht ist eine große Chance, Menschen mit dem Glauben bekannt zu machen, freilich zunächst auf der Informationsebene. Wir müssen erklären, was Christen glauben, was ihr Leben sinnvoll macht. Wir sagen den Schülern zuallererst, dass es sinnvoll ist, sich mit dem Glauben zu beschäftigen, um in einer christlich geprägten Kultur zurechtzukommen. […] Natürlich aber müssen wir auch damit rechnen, dass viele das lediglich zur Kenntnis nehmen, es sie dann aber nicht weiter berührt. Bei manchen aber entsteht daraus die Frage nach dem Sinn des Ganzen.

[…]

Wenn ich diese [missionarischen] Projekte vorstelle, betone ich zunächst immer, dass sich, was in Erfurt beispielsweise möglich ist, nicht überall eins zu eins übersetzen lässt. Entscheidend ist, dass wir lernen, quasi von außen zu schauen, was Kirche tut. Das ist sehr heilsam.Wir müssen uns doch beispielsweise immer wieder fragen, mit welchen Worten wir formulieren, was uns wichtig ist. Oder gucken wir uns doch beispielsweise einmal die Schaukästen unserer Gemeinden an. Was findet dort jemand, der bislang keinen Kontakt zur Kirche hat und wissen möchte, was katholische Kirche eigentlich ist? Wir müssen uns viel öfter noch von außen anschauen und fragen, ob wir wirklich verständlich sind. Schreiben wir doch in Schaukästen und auf die Gemeinde-Homepage, was Fronleichnam oder Pfingsten für uns bedeutet!

Das Interview ist übrigens auch darüber hinaus durchaus lesenswert, da geht’s auch um andere missionarische Projekte (übrigens sogar das Kolumbarium! – deshalb geht es allerdings gerade nicht um die Frage der Feuerbestattung) und deren Hintergründe. Nett war etwa:

In dem „Buch der Anliegen“ im Dom stand jüngst: „Gott ich glaube nicht an Dich, aber pass’ auf meine Oma auf, die jetzt im Himmel bei Dir ist.“ Natürlich lässt sich sagen, dass das widersprüchlich ist: Ich habe die Sehnsucht nach Geborgenheit, aber ich habe auch Angst vor der Konsequenz, dass, wenn ich mich öffne und sage, es gibt einen Gott, ich mich ja auch ein bisschen um diesen Gott kümmern muss. Wir als Kirche sollten uns aber immer fragen, wie hoch unsere Schwellen sind, und ob es uns gelingt, den Menschen zu zeigen, dass sie etwas gewinnen können und nicht nur, dass sie etwas verloren haben.

Und dann gibt’s noch zwei volle Breitseiten:

Ich erlebe derzeit viel zu viel Verlustangst in der Kirche und die Angst, sich auf Neues einzustellen. Es herrscht ein Geist der Besitzstandswahrung. Dabei merkt man, dass es nicht weiter geht wie bisher, Gesellschaft und Kirche verändern sich so schnell. Die Kirche in Deutschland erlebt einen echten Umbruch und vielleicht sind wir in den neuen Ländern in diesem Prozess schon etwas weiter. Wir Christen sind herausgefordert, neu zu denken und das Wertvolle unseres Glaubens neu zu sehen. Es ist keine Katastrophe, man kann auch in der Diaspora als Christ leben. Kirche kann auch in dieser Situation existieren, uns droht nicht der Super-GAU. Das zu akzeptieren und zu verstehen ist entscheidend, damit wir uns nicht lähmen lassen. Die Anfrage eines Menschen von außen, der mich ganz unvorbelastet nach der Kernaussage des Christentums fragt, darf mich nicht in Empörung verstummen lassen. Ich brauche keine Angst zu haben vor den Fragen der Menschen.

[…]

In zehn oder zwölf Jahren werden wir keine Pfarrer mehr an jedem Ort haben, auch dort nicht mehr, wo heute noch welche sind. Wir müssen also die Gemeinden langsam wieder damit konfrontieren, dass der Hirt der Gemeinde Christus selbst ist. Christus leitet die Gemeinde. Ich wage zu sagen: Dass Christus das Zentrum der Gemeinde ist und nicht der Pfarrer, das haben die Gemeinden und auch viele Pfarrer selbst viel zu sehr verdrängt.

Teil I, Teil II

Wie in Teil II angekündigt nun also der Bericht zu den Erfahrungen mit einem meiner Kindermeßbücher aus alten Tagen: Eleonore Beck und Gabriele Miller, Bilder von Irene Schreiber: Heilige Messe. Ein Buch für Kinder; Butzon & Bercker
(Kevelaer), 5. Auflage 1967.

Ich weiß, daß ich als Kind mit diesem Buch auch eher weniger anfangen konnte, und genauso scheint es meinem Sohn gegangen zu sein. Dabei finde ich es bei genauerer Betrachtung sogar ziemlich gut. Es setzt aber offenbar ältere Kinder oder zumindest schon mehr Vorwissen voraus, überfordert einen Sechsjährigen wohl noch. Bilder und Texte dazu sind vom Platzumfang auch etwa gleichgewichtig (halbe/halbe). Hinzu kommt die Besonderheit des Erscheinungsjahres.

Denn 1967 war nun wirklich eine besondere Zeit in der Liturgiegeschichte, und das spiegelt sich in dem Buch wieder. Es ist von der Struktur noch völlig auf die vorreformierte Form ausgerichtet, die Bilder zeigen jedoch schon die Zelebration versus populum – mit der Einmaligkeit, daß der Priester dabei Manipel trägt. Das ging nun wirklich nur eine halbe Dekade lang.

Die Mängel des neueren Buchs aus Teil I hat das hier freilich nicht, erst durch die veränderte nachreformerische Liturgie ergeben sich überhaupt nennenswerte Auslassungen (etwa die Fürbitten). Dafür versuchen die Bilder zum Ausdruck zu bringen, daß die Messe vor allem auch ein geistiges Geschehen ist, sie versuchen vom irdischen Geschehen auf Himmlisches oder zumindest Überzeitliches hin zu überschreiten.

Als katastrophal erwies sich freilich das Hochgebet: Der alte römische Kanon ist in dem Buch in seiner ganzen Schönheit bebildert, so daß mein Sohn natürlich keinen Zusammenhang zwischen den Bildern im Buch und dem vom Priester Gebeteten herstellen konnte. Also war ich ständig am Vor- und Zurückblättern. Und das saugt ja dermaßen…

Zwar weiß ich nicht, ob das auch für meinen Sohn der Grund war, das Buch doof zu finden (was ich schade finde), aber, wie gesagt, kann ich mich erinnern, daß ich als Kind damit auch nichts anfangen konnte. Vielleicht wäre das eher was nur für zu hause, denn da steckt einiges Potential drin.

Und das sage ich jetzt nicht (nur), weil es ausdrücklich eschatologisch endet. 😉

Als sich in der Christmette zwei jungen Damen mit „Migrationshintergrund“ etwas verschämt und unsicher in die Kommunionschlange eingereiht hatten, war mir schon klar, daß die kaum katholisch sein können. So zeigte sich auch ganz deutlich, daß sie nicht wußten, was tun sollten, als sie die Kommunion gereicht bekamen. Der freundliche „Anranzer“ an die Mädels förderte dann auch ihr tatsächliches Unwissen zu Tage — und zugleich, daß sie keinerlei Absicht hatten, die Hostien zu verunehren.

Bei der Mutter, die ihrem Kleinkind die Kommunion weiterreichte, dachte ich schon eher an Böswilligkeit (zumal ich schonmal erlebt habe, wie die Kommunion an einen Hund weitergereicht wurde…). Aber siehe da: In dieser Familie war lediglich der Vater katholisch, und der hatte seine Frau in der Bank bereits „rundgemacht“.

Solche Beispiele lassen sich zwar nicht beliebig fortsetzen. Trotzdem habe ich in den letzten Wochen mehrfach erlebt, daß (nicht nur, aber) insbesondere krasses Fehlverhalten häufig auf Unwissenheit zurückzuführen ist. Wie aber geht man damit um, wenn der Zelebrant selbst sich nicht drum schert? Rechnet der nicht damit, daß sich sich Nicht-Christen in unsere Gottesdienste „verirren“?

(zu Teil I)

Warum überhaupt ein Buch über die Messe mit in die Messe nehmen? Was dort geschieht, ist doch sowieso nicht rational begreifbar zu machen. Es scheint mir tatsächlich wichtiger, daß die Kinder wahrnehmen und bemerken, den Eltern ist das wichtig, also muß es auch was Wichtiges sein. Und mit dem Papst würde auch ich alle Eltern ermutigen, mit ihren Kindern in die Messe zu gehen, selbst wenn es sich als „vertane Zeit“ anfühlen sollte. Denn vertane Zeit ist es gerade deshalb nicht, weil viel weniger wichtig ist, was wir in der Messe machen, als vielmehr was Gott an uns tut.

Nun ist aber genau dieser Punkt bei meinen Kindern überschritten. Im großen und ganzen sind sie friedlich und ruhig in der Messe, und daß die Messe uns wichtig ist, haben sie wohl auch schon bemerkt. Ganz offensichtlich wollen sie jetzt aber darüber hinausgehen. Meine Tochter spricht mittlerweile einige Gebete mit, und Lieder singt sie sowieso gerne. Mein ältester Sohn aber hat da einen ganz anderen Zugang zur Realität, nämlich nicht ausprobieren und selber mitmachen, sondern still zurückgezogen zunächst beobachten. Aber auch damit scheint er jetzt an eine Grenze gekommen zu sein: Die Messe erschließt sich eben nicht durch die bloße Beobachtung der Äußerlichkeiten allein, schon gar nicht in ihrem Aufbau und ihrer inneren Logik.

Mir selbst haben die Kindermeßbücher sehr geholfen, auch wenn ich mich nicht erinnern kann, selbst auch dermaßen auf das Beobachten fixiert gewesen zu sein. Allerdings kann ich mich auch nicht erinnern, dermaßen konzentriert Buch und Meßgeschehen miteinander abgeglichen zu haben. Insbesondere nachdem ich lesen konnte und auf das Mitlesen im Gotteslob umgestiegen war, habe ich das eher als Methode, die Langeweile des Hochgebetes zu überbrücken, verstanden – mit dem Nebeneffekt, daß ich das (übliche zweite) Hochgebet bald auswendig konnte (freilich ohne es wirklich zu verstehen).

Insofern halte ich ein Kindermeßbuch für eine gute Möglichkeit, meinem Sohn einen tieferen Zugang zur Messe zu schaffen. Allerdings bleibt das Problem, ein für meinen Sohn passendes Buch zu finden. Es darf noch nicht allzu viel voraussetzen, wie das eine von meinen alten (Bericht folgt bei Gelegenheit), aber auch nicht ganze Teile der Messe – insbesondere eben das Hochgebet, denn hierin steckt ja der Kern der Eucharistie – quasi en passant abhandeln. Quadratur des Kreises?

Ein großes Problem mit meinen Kindern in der Messe ist, wie ich ihnen einen Zugang zum Ablauf der Messe schaffen kann. Denn eigentlich habe ich ja besseres zu tun, als die ganze Zeit irgendetwas zu erklären. Gerne greife ich daher auf „Kindermeßbücher“ zurück, die man den Kindern schon zu hause erklären kann, so daß sie dem Meßablauf mit Hilfe der Bücher folgen können.

Mir ist dabei schon klar, daß ein solches „Meßbuch“ nie alle Erwartungen erfüllen kann. Wollte man alle Elemente der Messe mit nur einem Bild berücksichtigen, müßte man den Kindern einen ganz schönen Wälzer zumuten. Auch ist es nicht gerade einfach, das Hochgebet zu bebildern, da die vier regulären Hochgebete (von regional erlaubten oder vom einzelnen Priester improvisierten ganz zu schweigen) in Inhalten und deren Reihenfolge mitunter erheblich abweichen. Auch die Bücher, die ich als Kind hatte, mußten auswählen und kleinere Elemente einfach übergehen.

Das ist bei Irmgard Partmanns und Sigrid Leberers „Heute gehe ich in den Gottesdienst. Mein Messbuch“ (Münster 2005; inzwischen vergriffen, keine Neuauflage geplant) nicht anders. Um so erfreulicher ist, daß der oft so stiefmütterlich behandelte Bußakt eine eigene Seite bekommen hat. Überhaupt ist der Wortgottesdienst relativ gut ausgefallen. Zwar gibt es kein Gloria, nur eine Lesung, keinen Psalm und auch kein Halleluja, obwohl es ganz offensichtlich um eine Sonntagsmesse geht. Doch wenn man berücksichtigt, daß vielerorts etwa der Psalm durch einen „Pausenfüller“ namens „Zwischengesang“ ersetzt wird, ist das durchaus zu verschmerzen.

Ein sehr unangenehmes Manko ist aber, daß die Texte zur Eröffnung/Statio und zum Evangelium einen ganz bestimmten Inhalt (Jesus sagt, daß die Kinder zu ihm kommen sollen) voraussetzen, der nun wahrlich nicht jeden Sonntag vorkommt (das wäre jedenfalls sehr zu hoffen), so daß ich diese Texte meinen Kindern auch zu hause einfach unterschlage. Das Wesen des Evangeliums in der Messe liegt doch gerade darin, daß es jedesmal ein anderes ist. Auch paßt mit diesen Texten nicht so recht zusammen, daß die Predigt den Zweck haben soll, die manchmal schwer verständlichen „Geschichten“ der Bibel zu erklären. (Und daß beim Bild zum Evangelium das Mikrophon prominent die Mitte des Bildes okkupiert, sei als realsatirische Darstellung positiv vermerkt 🙂

Ebenfalls hinter den Möglichkeiten zurück bleibt der Text zu den Fürbitten. Hier hätte es doch nahe gelegen, schon den Kleinsten die üblichen Fürbittintentionen nahezubringen. Stattdessen steht da was von „für alle Kinder, die keine Eltern haben; für alle, die arm sind; für alle, die keine Freunde haben“. Ich glaube nicht, daß Kinder mit einer kindgerechten Umformulierung von „a) für die Anliegen der Kirche, b) für die Regierenden und das Heil der ganzen Welt, c) für alle von verschiedener Not Bedrückten, d) für die Ortsgemeinde“ (AEM 46) überfordert wären. (Geht das eigentlich nur mir so: Wieso fehlen in der AEM die Verstorbenen? Selbst in den merkwürdigst liturgisch verrenkten Messen habe ich meist eine solche Fürbitte vorgefunden. Das ist jedenfalls eine Praxis, die ich auch gegen die AEM für bewahrenswert halte!)

Deutlich schwächer aber fällt die Eucharistiefeier aus. Daß der Altar mit Kerze und Blumengesteck geschmückt sowie notdürftig mit einem schmalen Altartuch bedeckt ist, ist gut beobachtet, und daß auf mehreren Bildern im Hintergrund ein Hochaltar erscheint und der erhöhte Altarraum durch sechs große Leuchter noch zusätzlich vom Kirchenraum deutlich abgetrennt ist, so daß schon fast der Anschein einer Ikonostase entsteht, mag man gar als subtilen Sarkasmus deuten. Aber warum zum Henker wird in diesem Buch ständig und zu jeder Gelegenheit gesessen?! Ausdrücklich steht die Gemeinde nur beim Credo, beim Friedensgruß und zum Segen. Bei der Eröffnung und beim Evangelium, anscheinend auch beim Vater unser und selbst bei der Wandlung sitzt die Gemeinde! Auch wenn ich das schon einmal in der Realität erleben mußte (und peinlicherweise in einer Bischofskirche!), das kann doch jetzt wirklich nicht wahr sein, oder?!

Entsprechend flach fällt bereits das einzige Bild im Buch aus, das den Gottesdienstraum überschreitet, nämlich das zum Sanctus. Statt hier die Vereinigung mit der himmlischen Liturgie im Bild umzusetzen (was an dieser Stelle ja nun wirklich nahe liegt), findet sich eine Weltkugel, auf der lauter händchenhaltende Kinder verschiedener Völker und Nationen stehen, dazu der Text: „Gott hat die Welt erschaffen. Es ist schön, auf der Welt zu sein. Wir loben und preisen Gott: ‚Heilig bist du.'“ Schade!

Das folgende Bild ist der Grund, warum ich das Buch letztlich doch keinem empfehlen kann: Das gesamte Hochgebet ist mit einem einzigen Bild abgehandelt. Dieses Bild zeigt die Wandlung des Brotes, der Text nennt die entsprechenden Wandlungsworte. Aber wo ist der Kelch?! Bildlich fehlt er völlig, im Text taucht er auf, doch steckt hier ein gutes Körnchen Verwässerung katholischen Glaubens (um das böse H-Wort zu vermeiden):

„Dann nimmt der Priester den Kelch mit dem Wein in die Hände und segnet[!] ihn. Mama hat gesagt, dass uns der Kelch mit Wein[!] daran erinnern[!] soll, dass Jesus für uns [immerhin!] am Kreuz gestorben ist.“

Das könnte auch locker flockig ein Reformierter unterschreiben. Von „Blut“ ist nirgendwo die Rede (und der „Leib Christi“ kommt auch nur in der Spendeformel zur Kommunion vor, und im Satz davor ist noch vom Brot die Rede…).

Wenn ich das mit den „Meßbüchern“ meiner Kindheit vergleiche, dann ist hier der größte Unterschied zu erkennen. Selbst das Buch mit den wenigsten Bildern zum Hochgebet zeigt wenigstens Präfation (wobei dafür das Sanctus fehlt), die Herabrufung des Heiligen Geistes sowie einzeln Wandlung von Brot und Wein, also (wenn man das Sanctus schon zum Hochgebet hinzuzählt) doppelt so viel Bilder wie das von Partmann/Leberer. Und wie lang kam mir immer der Teil nach der Wandlung vor! Ich vermute: Weil es lange Zeit (nämlich bis zum Vater unser) nichts zum Umblättern gab, es also „nicht weiter ging“! Genau dieser Effekt zeigte sich jedenfalls bei meinem Sohn, der (von der Predigt einmal abgesehen 🙂 bis dahin ziemlich eifrig und konzentriert Buch und Messe miteinander abgeglichen hatte. Natürlich stellt sich hier das oben angesprochene Problem mit den vier Hochgebeten, aber mal ehrlich: Man riskiert doch nicht wirklich etwas, wenn man vor der Messe sein Vermögen auf das zweite Hochgebet setzt, oder?!

Ab dem Vater unser ist das Buch wieder halbwegs in Ordnung. Es folgen noch Bilder zum Friedensgruß, zum Lamm Gottes, zur Kommunion und zu Schlußgebet/Segen/Entlassung, wobei die Texte auf dem flachen Niveau des Sanctus bleiben und damit meiner Meinung nach Kinder schlicht unterfordern. Daß dabei notwendig der Mahlcharakter überbetont werden muß und der Opfercharakter nur in dem nicht ganz richtigen Text zum Kelch (s.o.) vorkommt, ruft bei mir mittlerweile nur noch Schulterzucken hervor. Was ich meinen Kindern zu den Bildern erzähle, muß ja nun wirklich nicht das sein, was dasteht…

Grundsätzlich wäre noch zu kritisieren, daß alle Menschen, auch die Erwachsenen und selbst der Priester so aufdringlich freundlich, fast kindisch gezeichnet sind, daß keinerlei Ernst oder Ehrfurcht zum Ausdruck kommt; alle haben sich offenbar ganz doll lieb. Und Stanislaus würde wohl auch das große Kotzen kriegen, weil der Priester eine Stola über der Kasel trägt 🙂 Aber wenn das unsere größte Sorge wäre…

Fazit: Man muß ja schon fast froh sein, daß es für solche Bücher überhaupt noch einen Markt gibt, also noch genug Eltern mit ihren Kindern in die Messe gehen, anstatt sie in den „Kindergottesdienst im Gemeindehaus“ abzuschieben. Und auf den ersten Blick machte das Buch ja auch einen ordentlichen Eindruck. Erst im Praxistest stellte sich die Bildauswahl beim Hochgebet als sehr unausgewogen dar. Ebenfalls erst beim näheren Betrachten fiel auf, daß hier viel zu viel gesessen und viel zu wenig Ehrfurcht gezeigt wird. Problematisch ist, daß die Bilder damit ästhetisch zum Ausdruck bringen, was auch im Text ganz offen hervortritt, wenn man darauf achtet: Hier wird ein Erinnerungsmahl dargestellt, keine katholische Messe. Das ist mir ein Ausschlußkriterium. Die Suche fängt also gerade erst an.

Elsa wunderte sich vor einiger Zeit über die „Feier der Lebenswende“, einer Art katholische Alternative zur atheistischen Jugendweihe, und fragte sich

ob es jetzt um die atheistische Jugendweihe geht, oder eine Form der Jugendweihe, die als alternativer christlicher Ersatz – freilich ohne Sakramentenspendung, um selbstverständlich, da sei Gott vor, niemanden über Gebühr zu fordern: Vor allem natürlich nicht den Priester in der Strapaze, christliche Wahrheiten stringent zu vermitteln,- oder letztlich whatever gehen soll? Was wird das denn bitte? Ein achtes Sakrament?

Nachdem jetzt die Weihnachtspause vorbei ist, kann ich endlich was Substantielles beitragen. Eins jedoch noch vorneweg: Elsa war auf die „Lebenswende“ auf den Seiten des Bistums Magdeburg gestoßen, mein „Informant“ hat beim „Original“ in Erfurt als Ehrenamtlicher mitgemacht. Deshalb vorweg: Jeder „Veranstalter“ der „Lebenswende“ ist selbständig und greift nur die Grundidee auf. Es kann also sein, daß die Feier in Magdeburg anders abläuft und andere Hintergründe hat als die in Erfurt.

Die ursprüngliche Initiative ging nicht von kirchlicher Seite, sondern von ungetauften Jugendlichen aus, die die katholische Edith-Stein-Schule besuchten. Dort ist Religionsunterricht für alle Pflichtfach, die „Heidenkinder“ (ich zitiere!) bekommen jedoch in der fünften und sechsten Klasse einen Crash-Kurs „Religion“. Genau dieser Religionsunterricht, unter anderem vom damaligen Erfurter Dompfarrer (und heutigen Weihbischof) Dr. Reinhard Hauke gegeben, und obwohl (oder gerade weil?) er rein informativ und nicht (direkt) missionarisch ist (soll heißen: es geht um Faktenwissen, nicht um Bekehrung), führte dazu, daß einige der Schüler die atheistische Jugendweihe als hohl erkannten und, ohne freilich zur Taufe bereit zu sein, etwas Tieferes suchten. Als nun ihre getauften Mitschüler zur Firmung oder Konfirmation „anstanden“, gingen sie auf Dr. Hauke zu, der als kirchliche Antwort die „Feier der Lebenswende“ entwickelte.

Ziel dieser Lebenswendefeier war nicht, der Jugendweihe Konkurrenz zu machen, die ja ihrerseits als atheistische Konkurrenzveranstaltung zu Firmung/Konfirmation gedacht war, sondern das äußerst zarte Pflänzchen eines beginnenden Umdenkens bei den Schülern nicht zu zerstören. Natürlich konnte es dabei nicht um die „harten“ Glaubensfakten gehen – also „christliche Wahrheiten stringent zu vermitteln“. Dazu waren die Schüler noch lange nicht weit genug! In aller Regel hatten sie vor dem Besuch der Edith-Stein-Schule praktisch überhaupt keinen Kontakt mit Religion welcher Art auch immer, und im besten Fall hatten sie wenigstens keine Vorurteile a la „Mittelalterlichkeit der Kirche“ oder „Unwissenschaftlichkeit jeglicher Religion“. Implizites Ziel der längeren Vorbereitungszeit auf die Lebenswendfeier ist daher „lediglich“, überhaupt erstmal den Horizont zu eröffnen, in dem der christliche Glaube innerlich angenommen werden kann (denn darum muß es ja jetzt über das bloße Faktenwissen hinaus tatsächlich gehen).

Dieser besondere Entstehungshintergrund äußerte sich auch darin, daß für die „Feier der Lebenswende“ in Erfurt keine aktive Werbung betrieben wird (oder zumindest wurde, solange das ganze noch Dr. Hauke als Dompfarrer verantwortete; wie es jetzt ist, wußte mein „Informant“ nicht). Denn es soll ja durch diese „Feier der Lebenswende“ gerade nicht der Jugendweihe das Wasser abgegraben werden, sondern Ungetauften, die tatsächlich auf einem Weg sind, ein kleines bißchen der Weg gewiesen werden – was eben auch nur Sinn hat, wenn das ganze nicht punktuell bleibt, sondern auch eine Rückbindung im Alltag (Besuch einer katholischen Schule, Religionsunterricht etc.) hat.

Insofern ist der „Mundpropaganda“-Erfolg des Projektes über den ursprünglichen Kreis der ungetauften Edith-Stein-Schüler sicherlich nicht unproblematisch, wie sich kürzlich gezeigt hat, als einem katholisch getaufter, aber der Kirche völlig fern stehender Jugendlichen die Teilnahme an der „Lebenswende“ mehr oder weniger demonstrativ verweigert worden sein soll. Allerdings soll sich Weihbischof Dr. Hauke mit dem Gedanken einer „Weg-Feier“ für solche Jugendliche tragen, die aber eben im Gegensatz zur Lebenswendefeier sehr viel konkreter zu Glaube und eben auch Kirche führen, also „christliche Wahrheiten stringent … vermitteln“ sollen würde.

Der springende Punkt der ganzen Idee der „Feier der Lebenswende“ ist also die spezifische Situation der genannten Schüler. Paulus spricht in 1 Kor 3 davon, den „unmündigen Kindern in Christus“ (also getauften Christen!) Milch anstatt wie Geisterfüllten feste Nahrung gegeben zu haben. Dieses Bild träfe eher auf die Idee der „Weg-Feier“ für fernstehende katholische Jugendliche zu als auf die „Feier der Lebenswende“, denn bei der Lebenswende geht es um Menschen, die noch nicht einmal die banalsten Voraussetzungen hatten, die Paulus überall voraussetzen konnte: Daß es überhaupt etwas über das Materielle hinaus gibt. Wenn man das paulinische Bild ein wenig überstrapaziert: Es muß hier überhaupt erstmal der Ei-Follikel heranreifen, damit irgendwann einmal ein Christ gezeugt werden könnte!

Für die anvisierte Zielgruppe scheint mir daher die Lebenswendefeier, zumindest nach dem, was ich aus Erfurt erfahren habe, völlig angemessen zu sein. Sie setzt aber eine ganz bestimmte Situation und eine ganz bestimmte Zielgruppe voraus, die es „bei uns im Westen“ kaum gibt: eine mehrheitlich ganz selbstverständlich ungetaufte Gesellschaft, in der ein ebenso selbstverständlicher praktischer Materialismus vorherrscht, und das schon in der dritten, vierten Generation.

Bleibt natürlich die Frage, wo es heut die feste Nahrung für in Christus Heranwachsende gibt. Aber das ist ein anderes Thema…

[Disclaimer: Was ich geschrieben habe, kann ich nicht selbst beurteilen, sondern habe es nur aus (glaubwürdiger!) zweiter Hand. Mir erscheint es freilich stimmig.]

Eigentlich hatte ich ein schönes Weihnachtsfest (und eigentlich feiern wir ja noch immer, nur daß Karwoche, Oster- und Weihnachtsoktav schon fast meinen halben Jahresurlaub kosten würden :-(). Spätestens seit der ersten Lesung der Christmette kann mir das schon seit Jahren kaum mehr anders gehen:

Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.

Als dann beim Credo zumindest im Altarraum kräftig die Knie gebeugt wurden und ich am Weihnachtstag selbst auch noch das leider eher seltene Glück hatte, den Johannesprolog in seiner ganzen Schönheit zu hören, war ich endgültig versöhnt. Versöhnt? Ja, versöhnt; denn der Anfang des diesjährigen Weihnachten war alles andere als optimal: die Krippenandacht.

Freiwillig kriegen mich da sowieso keine zehn Pferde rein, dafür habe ich schon viel zu viel Merkwürdigkeiten erlebt. Auf der anderen Seite weiß ich, wie wichtig für mich als Kind die Krippenandacht war. Es gehörte einfach dazu, in die Krippenandacht zu gehen, und wenn wir wieder nach hause kamen, war das Christkind dagewesen. Deswegen sind wir mit unseren Kindern auch dieses Jahr in die Krippenandacht gegangen.

Aber, oh Graus, so was Schreckliches habe ich noch nicht erlebt! Die Krippenandacht soll doch eigentlich gerade für Kinder sein! Wie kann man dann ein durch und durch politisiertes und moralisierendes Krippenspiel aufführen?! Ständig drehte es sich um die schweren Zeiten, die arroganten Reichen, die immer reicher werden, und die armen Armen, die immer ärmer werden und mit denen keiner mehr spielen will, und ständig war ganz offensichtlich: Das sollte „Verheutigung“ sein.

Als mir allmählich das Messer in der Tasche aufklappte und ich ganz und gar unweihnachtliche Gefühle entwickelte, faselte die „Maria“ da vorne was von: „Mein Kind soll später bei dieser ganzen Verflucherei nicht mitmachen!“ – Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida…! – „Die Bösen sind doch gar nicht so böse, denen muß man doch nur mal was Gutes tun!“ – Das kommt bei Charles Dickens wenigstens ästhetisch ansprechender rüber, wird dadurch aber nicht richtiger… – „Mein Kind soll mal gut zu allen sein!“ – Als ob Maria mehr als „Sie haben keinen Wein mehr“ dazu zu sagen hatte! Uarghs!

Nach vierzig Minuten Krippenandacht sind wir dann endlich gegangen – Maria und Josef waren übrigens immer noch auf Herbergssuche! Ich frage mich, was so schwer daran ist, die Weihnachtsgeschichte in evangeliumsgemäßer Fassung und kindgerechter Länge zu spielen?! Warum muß da immer so viel reininterpretiert werden, was vielleicht auch irgendwo drinsteckt, aber eben doch reichlich nebensächlich ist? Ist nicht die Inkarnation, die Menschwerdung Gottes bereits in sich und auch für Erwachsene so unverständlich, daß man eigentlich nicht mehr machen kann, als sie in Bildern zum Ausdruck zu bringen? Warum muß es jedes Jahr ein neues Krippenspiel sein? Kinder brauchen gerade die Wiederholung! Meine Kinder haben nicht einmal verstanden, daß das was mit Weihnachten zu tun haben sollte! Ehrlichgesagt: Ich hätte heulen können!

Aber wahrscheinlich ist bereits den Erwachsenen selbst ein so großes Geheimnis unzumutbar. Wenn etwas nicht auf den Punkt gebracht werden kann, dann muß halt um den heißen Brei herumgeredet werden, dann muß halt die Herbergssuche endlos ausgedehnt und ausgebaut werden, die bei Lukas nur einen Halbsatz (Lk 2,7d) ausmacht. So begann also mein Weihnachten ohne Hirten, ohne Krippe – ohne Menschwerdung. Kein Wunder, daß ich in der Christmette noch nach Versöhnung suchte…

Warum praktiziere ist selbst dann eigentlich Mundkommunion? Jedenfalls nicht, weil ich die Handkommunion für unangemessen hielte. Der Grund ist die mittlerweile fast überall praktizierten Form, sich in langen Reihen zur Kommunion anzustellen. Ganz davon abgesehen, daß man so ganz plötzlich vortritt und mehr oder weniger unvorbereitet „dran“ ist, tritt einem häufig der Nächste bereits in die Hacken, wenn man zu lange braucht; zumindest empfinde ich das so.

Erst habe ich mich bewußt nicht „wegdrängeln“ lassen, aber dieses „Bewußtsein“ verträgt sich irgendwie nicht so recht mit einem bewußten Kommunionempfang. Interessanterweise ist mir am Sonntag aufgefallen, daß doch recht viele sich ebenfalls nicht „wegdrängeln“ lassen. Möglicherweise ist das also alles nur mein Problem…

Jedenfalls empfand ich es nicht als Alternative, den Schritt zur Seite zu machen und dann zu kommunizieren. Das widerspricht meinem Empfinden vom Sinn der Kommunion. Natürlich, es geht um Kommunion mit dem Herrn, und den hätte ich ja in der Hand (uh, was für ein Ausdruck!). Aber als Mensch bin ich doch irgendwie mehr auf Äußerlichkeiten angewiesen, und da der Kommunionspender (zumindest, wenn es ein Priester ist) ja in persona Christi handelt, wenn er die Kommunion spendet, drängt mich mein Empfinden zur Kommunion vor dem Priester. Folglich blieb mir nur die Mundkommunion.

Bei Elsas Nach(b)revier gab es letztens einen Post über eine Gruppe von Jugendlichen, die ihrer Meinung nach mit wenig Ehrfurcht (hand-)kommunizierte. Am Sonntag habe ich selbst mal darauf geachtet (da ich im Advent eucharistisch faste und einen wunderbaren Platz hatte, hielt ich das ausnahmsweise mal für o.k.).

Und ich muß sagen: Im großen und ganzen wurde der Herr durchaus würdig empfangen, obwohl in Zweierreihen und fast ausschließlich in Handkommunion. Fast alle kommunizierten entweder unmittelbar vor dem Kommunionspender oder ebenfalls in würdiger Ruhe, nachdem sie einen Schritt zur Seite gemacht hatten. Vermutlich aufgrund des durchgängigen Vorbildes tat das auch der Jugendliche, der mit den Händen in den Taschen nach vorne stoffelte. Nur ganz vereinzelt schob sich einer die Hostie im Weggehen in den Mund.

Ganz offensichtlich liegt es also weniger an der äußeren als an der inneren Weise des Kommunionempfangs bzw. am Vorbild der Mehrheit, ob (äußerlich) ehrfürchtig kommuniziert wird oder nicht…